Fragen an Susanne Goga

  • Hallo Susanne,
    Du übersetzt auch viele Bücher. Zuletzt ist mir da z.B. der Erfolgsroman "Little Bee" positiv aufgefallen.
    Mich würde interessieren, ob die Arbeit als Übersetzerin und Autorin gut zusammenpasst? Kannst Du in der Zeit, in der Du ein Buch übersetzt, gleichzeitig problemlos schreiben, oder lenkt der Stoff des übersetzten Buches Dich von deinem eigenen ab?
    Ist dass der Grund, warum Du keine historischen Romane übersetzt?

  • Hallo Herr Palomar,


    ich habe als Übersetzerin angefangen und irgendwann gemerkt, dass ich auch gern selbst schreiben möchte.
    Das eine hat mich eigentlich nie vom anderen abgelenkt, seit 2001 mache ich beides immer parallel. Der Morgen ist meist dem Übersetzen vorbehalten, schreiben tue ich nachmittags, abends und auch am Wochenende. Am Wochenende und in den Ferien ist Übersetzen tabu, da schreibe ich nur.
    Beim Übersetzen lerne ich auch von anderen Autoren, schaue mir Dinge ab oder versuche, Sachen zu vermeiden, die mir nicht gefallen. Dass ich kaum historische Romane übersetze, ist Zufall, ich würde gerne mehr davon machen. Bisher habe ich in diesem Bereich den Krimi "Tod im venezianischen Viertel" und den demnächst bei DTV erscheinenden Roman "Der irische Fluch" übersetzt.
    Meine Arbeitsweise ist auch grundverschieden. Bei meinen Übersetzungen arbeite ich seit Jahren mit Spracherkennung. Beim Schreiben funktioniert das Diktieren nicht, das habe ich schon ausprobiert. Die Denkprozesse sind wohl doch sehr unterschiedlich.


    Liebe Grüße,
    Susanne :wave

  • Siehst du dich mehr als Übersetzerin oder mehr als Autorin? Für mich klingt es so, als sei Übersetzerin dein Beruf und das Schreiben deine Berufung. Trifft das zu?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Gute Frage :-): Ich kann mir ein Leben ohne eins von beiden eigentlich nicht vorstellen. Ich freue mich auch nach fast zwanzig Jahren über jeden neuen Übersetzungsauftrag (nicht nur wegen der Kohle ;-), es macht einfach Spaß, sich auf etwas Neues einzulassen). Ich glaube, ich bin eine schreibende Übersetzerin oder eine übersetzende Schriftstellerin.
    Es hat natürlich auch etwas mit Sicherheit zu tun: Wenn ich meine Arbeit gut mache, bekomme ich auch Übersetzungsaufträge, egal wie gut sich die Übersetzung später verkauft. Bei meinen eigenen Romanen ist es immer ein kleines Glücksspiel, ob sich die Hoffnungen der Verlage (und meine eigenen) erfüllen.
    Aber, wie gesagt, ich mache beides sehr, sehr gern. Und das unterschiedliche Arbeiten macht es auch so spannend.


    Liebe Grüße,


    Susanne