Liebe am Ende der Welt von Anthony McCarten

  • Kurzbeschreibung:
    Drei unschuldige Mädchen, die plötzlich schwanger sind. Von Außerirdischen, versichern sie. Ein spannender Roman über Wunder, Täuschungen und die Geschichten, die wir erfinden, um uns vor der Wahrheit zu schützen. Und eine phantastische Liebesgeschichte.


    Über den Autor:
    Anthony McCarten, geboren 1961 in New Plymouth/Neuseeland. Mit 25 (mit Stephen Sinclair) weltweiter Theatererfolg ›Ladies Night‹, in der unautorisierten Filmadaption (›The Full Monty‹/›Ganz oder gar nicht‹) eine der weltweit erfolgreichsten Filmkomödien. Seine drei ersten Romane bei Diogenes, ›Superhero‹ (2007), ›Englischer Harem‹ (2008) und ›Hand aufs Herz‹ (2009), waren alle große Kritiker- und Publikumserfolge.


    Meine Meinung:
    Das Schöne an den Büchern von McCarten ist, dass er ein ungewöhnliches in diesem Fall sogar ausserirdisches Thema aufgreift und daraus einen überraschenden und intelligenten Plot strickt, der immer eine Mischung aus verschiedenen Genres zu einem ganz neuen verwebt. Eine Mixtur, wie man sie so nicht erwartet hatte und einem Ende, welches nicht effekthaschend sondern glaubwürdig ist.


    So auch in der Geschichte von Delia Chapman die in einer dunklen Nacht in leicht verwirrtem Zustand auf der Landstraße aufgefunden wird und behauptet, von Außerirdischen auf ihr Raumschiff entführt und danach auch verführt worden zu sein. Ihre Erzählungen sind unvollständig aber eindringlich und sie lässt sich auch vom Polizeichef von Opunake nicht beirren, als der ihr vorwirft, sie erzähle hier nur Lügengeschichten um sich wichtig zu machen.


    Die Kleinstadt spaltet sich in die, die Delia für verrückt halten und die, die nach und nach die Möglichkeit in Erwägung ziehen, es könnten hier wirklich große und außerirdische Dinge passiert sein. Als zwei weitere Mädchen von ähnlichen Vorfällen berichten und nach und nach eine jede schwanger wird, erscheint auch die Boulevardpresse auf dem Plan und die Geschichte schliddert von der Komödie langsam in Richtung Gesellschaftssatire mit einem Schuss Liebesgeschichte. Überhaupt ist nichts, wie es scheint in diesem Buch. Da ist Delia, jung und begehrenswert, andererseits gefangen in der herrschsüchtigen Liebe ihres Vaters. Da ist der neue Bibliothekar Phillip, der die alten Buchklassiker abgöttisch liebt, aber trotz seiner lyrischen Vorlieben wegen einer Schlägerei aus der Armee geflogen ist. Und der Polizeichef, der auch als eine ziemlich platt gewalzte Kuh in einem noch platteren Kornfeldkreis auftaucht, hartnäckig erklärt, dass es sich hier um die Hirngespinste einiger Teenager handeln würde. Der aber weder die Presse noch seine Ehefrau und deren Plappermaul im Griff hat.


    Die Frage ist bald nicht mehr, ob es wirklich Außerirdische waren und ob Delia lügt oder die Wahrheit spricht, sondern wie Opunake und seine Bewohner mit den Vorfällen und der Publicity umgehen und wie die Medien die Prioritäten verschieben, um möglichst viel Geld aus der Geschichte herauszuholen. Dabei drohen die Mädchen auf der Strecke zu bleiben.


    Neben diversen komödiantischen Stellen und einem leicht sarkastischen und herzerfrischenden Erzählstil, erfreuen vor allem die vielschichtigen Charaktere und der trotz allem ernsthafte Unterton, der überall zart durchschimmert und verhindert, dass das Buch zur Klamotte wird.


    Sehr empfehlenswertes Buch mit überraschenden Wendungen, und einem Ende welches durchaus zum Nachdenken anregt. Zum Verschenken an liebe Mitmenschen bestens geeignet - oder zum selber Lesen.


    9 von 10 Punkten

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mich hat das Buch nicht so positiv beeindruckt.


    "Liebe am Ende der Welt" war mein erstes Buch des Autors. Zum Inhalt hat hollyhunter ja schon genug gesagt. Mir persönlich war der Autor zu sehr in seine skurrile Idee verliebt. Ich fand das Buch zu aufgebauscht und im Kern nichtssagend. McCarten macht eine große Welle aus seiner Idee, das eine Kleinstadt fest an den Besuch Ausserirdischer glauben will und was dies alles in den Menschen auslöst. Am wirklichen Schicksal seiner Charaktere ist er aber nicht interessiert. Am stärksten ist mir in Erinnerung geblieben, das fast alle Männer im Buch sich stark für 16jährige Mädchen begeistern. Ansonsten habe ich mich ein wenig durch das Buch gequält. Weder Stil noch Inhalt waren leider so wirklich meins. Somit wird es wohl keine weiteren Bücher des Autors für mich geben.

  • Titel: Liebe am Ende der Welt
    OT: Spinners
    Autor: Anthony McCarten
    Übersetzt aus dem Englischen von: Manfred Allie
    Verlag: Diogenes
    Erschienen: September 2011
    Seitenzahl: 368
    ISBN-10: 325706764X
    ISBN-13: 978-3257067644
    Preis: 22.90 EUR


    Delia Chapman, 16 Jahre jung, lebt in Opunake, einer kleinen Stadt in Neuseeland. Und Delia ist schwanger. Eigentlich ist eine Schwangerschaft nichts Ungewöhnliches könnte man meinen, wären da nicht aber die merkwürdigen Begleitumstände dieser Schwangerschaft. Delia berichtet, da wären Außerirdische gewesen, die hätten sie mit in ihr Raumschiff genommen und hätten sich eine halbe Stunde etwa mit ihr beschäftigt. Sie trugen silberne Anzüge und Edelstahlstiefel und seien sehr höflich und freundlich gewesen. Und einer dieser Außerirdischen sei nun der Vater ihres Kindes.
    Von dieser Darstellung lässt sich Delia durch nichts und niemanden abbringen. Der Bürgermeister, der Polizist des Ortes und auch der Pfarrer schaffen es nicht, Delia zu irgendwelchen Zugeständnissen zu bewegen im Hinblick auf das Geschehen bezüglich ihrer Schwangerschaft.
    Irgendwann bekommt man auch in den größeren Städten Neuseelands Wind von dieser Sache und schnell ist die Journaille dabei, das Thema presse- und sensationsmässig auszuschlachten.
    Delia erlebt nun Zustimmung und Ablehnung. Fest an ihrer Seite steht Philip, der Neffe des Bürgermeisters, der nach seinem unehrenhaften Ausscheiden aus der Armee des Landes die völlig heruntergekommene Bibliothek des Ortes wieder auf Vordermann bringen soll.
    Auch zwei weitere Mädchen berichten dann, auch sie seien von Außerirdischen entführt worden und auch sie seien nun schwanger.


    Anthony McCarten erzählt die tragisch komische Geschichte dieser seltsamen Schwangerschaften. Opunake steht stellvertretend für die unzähligen Kleinstädte dieser Welt, deren Probleme von außen vielleicht klein erscheinen, die aber oftmals hart um ihre Existenz kämpfen müssen und über die nur dann berichtet wird, wenn etwas „Sensationelles“ in ihren „Stadtmauern“ passiert. So ist die Geschichte der Delia viel interessanter für die Medien als die Modernisierung der Fleischfabrik, des größten Arbeitgebers am Orte, denn durch diese Modernisierung werden die meisten der achthundert Arbeitsplätze wegfallen. Ein vernichtender Schlag für diesen kleinen Ort.


    Anthony McCarten hat eine anrührende Geschichte geschrieben. Seine handelnden Personen scheinen ihm – fast könnte man meinen – ans Herz gewachsen zu sein. Er skizziert typische menschliche Verhaltensweisen ohne zu tadeln oder ohne die Menschen dabei lächerlich zu machen. Nachsichtig und einfühlsam beschreibt er menschliche Schwächen. Mit dieser Geschichte schafft er es, seine Leserschaft wirklich gut zu unterhalten – denn nie hebt er den moralischen Zeigefinger, nie klagt er an und nie versucht er moralisierend und sauertöppisch durch das Buch zu stiefeln. Er erzählt eine Geschichte, eine Geschichte mal lustig, mal ein klein wenig traurig, mal nachdenklich, aber immer wieder durchzogen von einer lebensbejahenden optimistischen Grundhaltung.


    Mit diesem Buch liefert Anthony McCarten gute und anspruchsvolle Unterhaltung. Nach 360 gelesenen Seiten liegt ein wirklich angenehmes Leseerlebnis hinter mir. Und wenn man dann vielleicht doch so etwas wie eine moralische Lehre aus diesem Buch ziehen könnte, dann diese: Toleranz scheint dem Autor sehr wichtig zu sein, Toleranz gegenüber auch den unterschiedlichsten Verhaltensweisen.


    Ein wirklich lesenswertes Buch.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Anthony McCarten hat eine anrührende Geschichte geschrieben. Seine handelnden Personen scheinen ihm – fast könnte man meinen – ans Herz gewachsen zu sein. Er skizziert typische menschliche Verhaltensweisen ohne zu tadeln oder ohne die Menschen dabei lächerlich zu machen. Nachsichtig und einfühlsam beschreibt er menschliche Schwächen. Mit dieser Geschichte schafft er es, seine Leserschaft wirklich gut zu unterhalten – denn nie hebt er den moralischen Zeigefinger, nie klagt er an und nie versucht er moralisierend und sauertöppisch durch das Buch zu stiefeln. Er erzählt eine Geschichte, eine Geschichte mal lustig, mal ein klein wenig traurig, mal nachdenklich, aber immer wieder durchzogen von einer lebensbejahenden optimistischen Grundhaltung.


    Toll hast Du das mal wieder ausgedrückt, Voltaire. Genauso habe ich es auch empfunden. Jetzt steht es unentschieden bei den Meinungen über dieses Büchlein. :-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Jetzt steht es unentschieden bei den Meinungen über dieses Büchlein. :-)


    Aber es ist doch auch immer wieder interessant andere Meinungen zu einem Buch zu lesen. Es ist gerade die Meinungsvielfalt die immer wieder spannend ist. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, Anthony McCarten ist ein Garant für intelligent aufgebaute Plots mit einem Hauch Skurrilität, überraschenden Wendungen und einem eleganten Schreibstil, garniert mit Humor und leisen Zwischentönen. Was mir auch immer wieder bei seinen Büchern auffällt, ist die Tatsache, daß er seine Figuren zu mögen scheint, er nimmt Anteil an ihrem Schicksal, schildert dieses ohne zu (ver)urteilen und behandelt sie pfleglich.
    "Liebe am Ende der Welt" gehört für mich zu den stärkeren seiner Werke, ich habe es sehr gerne gelesen und würde es auch bedenkenlos weiterempfehlen.