Im Zuge meiner Moloch-Literatur-Suche bin ich auf dieses Buch gestoßen:
Klappentext
Dunhuang ist Mitte zwanzig. Getrieben vom Traum, in der Hauptstadt das große Geld zu machen, reist er nach Peking. Er schließt sich einer Bande von Dokumentenfälschern an, mit seinem Freund Baoding arbeitet er als Anwerber und Auslieferer auf der Straße. Das Geschäft läuft gut, bis sie unvorsichtig werden und die Polizei sie einbuchtet. Drei Monate später kommt Dunhuang frei und gerät gleich wieder auf die schiefe Bahn. Er lernt die etwas ältere Xiaorong kennen, sie verkaufen DVD-Raubkopien, sie haben Sex, dann versöhnt sich Xiaorong wieder mit ihrem Exfreund, und Dunhuang muss sich alleine durchschlagen. Er verkauft Pornos und trifft die hübsche Qibao, sie werden ein Paar. Aber Qibao führt ein reichlich exzentrisches Leben...
Im Laufschritt durch Peking ist ein illusionsloses Porträt der chinesischen Gesellschaft als gnadenloses Haifischbecken - temporeich, aufregend und lakonisch direkt.
Hm, Haifischbecken? Ich würde eher sagen: Guppyaquarium.
Denn eigentlich sind alle in diesem Buch ganz schrecklich nett. Duanhuang kommt nach Peking, findet dort gleich einen Kumpel, der dann sogar für ihn in den Knast geht. Als es selbst wieder draußen ist, lernt er gleich eine furchtbar nette Frau, Xiaorong, kennen, die ihn aufnimmt und die ihm nebenbei gleich noch die Grundlage für seine Zukunft liefert: Raubkopien von DVDs. Das ist alles ganz prima, bis Duanhuang für Xiaorongs Ex das Feld räumen und, wie furchtbar, eine Nacht auf der Straße verbringen muss! Aber das renkt sich alles ganz schnell wieder ein, das schlimmste Unglück, dass unserem Helden zustößt: ihm wird doch tatsächlich sein Fahrrad geklaut!
Auch der Held ist ein ganz Feiner: er klaut nicht, hat Ehre im Leib und ist auch zu Frauen immer zuvorkommend. Seine kriminelle Energie erschöpft sich im Verkauf von Pornos und sein Ehrgeiz ist weitestgehend erschöpft, als er es zu einem Handy und einem Giant-Fahrrad gebracht hat.
Auch Peking selbst kommt als ziemlich zahnloser Tiger daher, in diesem Roman verströmt diese Metropole eine Atmosphäre irgendwo zwischen Eigenheimsiedlung und Seniorenresidenz. Wohnungsnot, Verkehrschaos, Kriminalität? Pustekuchen, die schlimmste Unannehmlichkeit in Peking scheinen gelegentliche Sandstürme zu sein, das schlimmste Verbrechen der Verkauf von gefälschten Quittungen.
Vielleicht ist das ja ein kulturelles Missverständnis, aber mir blieb völlig schleierhaft, wie das Personal dieses Romanes eigentlich tickt. Meistens verhalten sie sich unauffällig, ja richtiggehend langweilig, kriegen ab und zu mal einen kleinen Rappel (dessen Ursachen unklar bleiben), um dann wieder nett und freundlich zu sein. Beispiel gefällig?
Der Held und seine Herzensdame haben sich gerade heftig gestritten und sie fahren schweigend im Taxi nach Hause.
Kurz vor dem Silicon-Valley Computermarkt sagte Qibao: „Ich hab Appetit auf einen Joghurt“- „Na gut, dann sag dem Fahrer, er soll direkt zum nächsten Supermarkt fahren.“ Da waren sie wieder versöhnt.
Auch wenn Zechen auf den letzten zwei Seiten noch schnell das eine oder andere Drama unterbringt: selten habe ich ein derart langweiliges Buch gelesen 
