Das silberne Zeichen - Petra Schier

  • Rororo-Verlag, April 2011
    Taschenbuch 334 Seiten, 8,99 €


    Beschreibung (Klappentext)
    Die Reliquienhändlerin Marysa steht kurz vor der ersehnten Hochzeit. Doch ihre Unruhe ist groß – der Zukünftige kehrt nicht von seiner Reise zurück. Wie lange kann sie geheim halten, dass sie sich in anderen Umständen befindet? Auch endet bald die von der Zunft auferlegte Frist für ihre Neuvermählung, um weiterhin als Meisterin arbeiten zu dürfen.


    Als wäre das nicht Unglück genug, ist plötzlich Marysas guter Ruf in Gefahr: Das Silber, das ihr zur Fertigung von Pilgerzeichen übergeben wurde, entpuppt sich als versilbertes Messing. Marysa steht plötzlich als Betrügerin da …
    Ein spannender historischer Kriminalroman und ein farbiges Gemälde des mittelalterlichen Aachen.


    Zur Autorin (Buch)
    Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit ihrem Mann und einem Schäferhund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur und arbeitet mittlerweile freiberuflich als Lektorin und Schriftstellerin.


    Nach „Die Stadt der Heiligen“ und „Der gläserne Schrein“ folgt hier der dritte Band der Romanreihe um die Reliquienhändlerin Marysa.


    Meine Meinung:
    Dem Zitat auf der Buchrückseite „ein farbiges Gemälde des mittelalterlichen Aachens“ kann ich wirklich zustimmen. Es ist ein buntes, aber durchaus realistisches Bild, dass die Autorin vom Leben in einer mittelalterlichen Stadt zeichnet. Als Laie kann ich mir gut vorstellen: „So könnte es tatsächlich gewesen sein“. Diese Nachvollziehbarkeit ist die große Stärke des Buches. Als heutige Leserin kann man sich ein Leben mit den damaligen Einschränkungen kaum mehr ausmalen, doch wurden sie von der damaligen Bevölkerung natürlich als Normalität empfunden. Heute unvorstellbar, als Frau nur in Begleitung aus dem Haus gehen zu können oder auf (über)lebensnotwendige Akten tage- ja wochenlang warten zu müssen und nur für die glückliche und rasche Rückkehr des hoffentlich vertrauenswürdigen Botens beten zu können.


    Schön finde ich auch, dass sich diese Geschichte (im Gegensatz zu vielen anderen) um eine nicht mehr ganz so junge Frau aus der Handwerkszunft handelt. Das alltägliche Leben einer Bürgerlichen kann man so gut nachempfinden und das Buch gibt einen Einblick in die zahlreichen Regeln und Bräuche der Zünfte.


    Allerdings hat mich bei diesem dritten Band die Handlung „drumherum“ enttäuscht. Es gibt zu viele Parallelen zu den Geschehnissen des 1. Bandes (Band 2 habe ich nicht gelesen, deshalb kann ich dazu nichts sagen), als dass Spannung aufkommen konnte. Von daher plätscherte das erwartete Lesevergnügen eher dahin und das Finale am Ende war etwas zu „modern“ für meinen Geschmack.


    Natürlich traf ich hier wieder auf bekannte Personen, allen voran die Hauptperson Marysa und ihrem mittlerweile Verlobten Christoph. Auch wenn mich ihre persönliche Entwicklung natürlich freut, interessanter zu lesen war es, als sich die beiden noch vorsichtig umkreisten und noch nicht wussten, was sie voneinander zu halten hatten. In diesem Band hat mir der Charme dieses Anbandelns einfach gefehlt. Auch die anderen Personen blieben mit Ausnahme der neu dazugekommenen Magd relativ blass.


    Fazit: Nachdem mir Band 1 gut gefallen hat, habe ich mich sehr auf diesen Nachfolgeband gefreut. Leider fehlt es hier an einer eigenständigen Handlung, auch wenn das Leben im Mittelalter wieder schön und nachvollziehbar aufgezeigt wurde.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • soll gerade ich als blutiger Anfänger den ersten Beitrag schreiben? Werde es mal versuchen...


    Meine Meinung:


    Nachdem ich vor einiger Zeit die beiden ersten Teile um die Reliquienhändlerin Maraysa, Stadt der Heiligen und Der gläserne Schrein, mit viel Genuß gelesen hatte, war ich auf den 3. und wahrscheinlich letzten Teil sehr gespannt.


    Ich fand das Buch recht vergnüglich, leicht und flott zu lesen. Dabei blieb die Spannung vom Anfang bis zuletzt keineswegs auf der Strecke. Ich habe mich immer wieder gefragt, wer kann dahinter stecken? Gesprochen wurde über die Vorkommnisse eigentlich nur in Maraysas Haus und bei ihren Eltern. Aber auch das Marienstift mischt fleißig mit, scheinen aber ausnahmsweise mal alles "nette Kirchenleute" zu sein. Der Täter muß also enge Beziehungen zu diesen drei Örtlichkeiten haben oder einen Spitzel besitzen. Hatte man sich einen Täter ausgekuckt – schwupp war er entlastet!
    Wie gesagt, spannend bis zuletzt und am Ende meint man -das kann noch nicht das Ende sein!
    Allerdings kann ich nicht so ganz verstehen, warum Maraysa, wo sie doch eine für ihre Zeit so tatkräftige, kluge und bestimmte Frau war, ihrem Vetter nicht mal so richtig eine handfeste Ohrfeige gegeben hat, zumindest als er zu nachtschlafener Zeit ohne Vorwarnung in ihr Zimmer eindringt und ihr noch das Hemd zerreißt. Familie hin oder her!


    Das Buch ist sehr empfehlenswert und ich werde weiterhin nach Petra Schier Ausschau halten.



    so, nun werde ich meinem ersten "Gemeinsam lesen-Buch" zuwenden.
    lg

  • Zitat

    Original von gealein
    soll gerade ich als blutiger Anfänger den ersten Beitrag schreiben? Werde es mal versuchen...


    Aber klar doch! Jeder hat mal angefangen! Und dein Beitrag gibt doch einen schönen Eindruck von dem Buch.



    Zitat

    Original von gealein
    so, nun werde ich meinem ersten "Gemeinsam lesen-Buch" zuwenden.
    lg


    Viel Spaß :wave

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Im dritten Teil der Aachen-Trilogie ist Marysa endlich mit Christoph Schreinemaker verlobt, die Werkstatt läuft gut und ein lukrativer Auftrag winkt. Doch Christoph ist nach Frankfurt aufgebrochen, um seine Herkunft und seinen Meistertitel durch entsprechende Urkunden nachweisen und jeden Bezug zu Bruder Christophorus ausmerzen zu können. Schon lange ist er unterwegs und Marysa macht sich Sorgen um ihn. Aber nicht nur sie, sondern auch ihre Eltern befürchten, dass sich Christoph aus dem Staub gemacht haben könnte. Auch Marysas Vetter Hartwig ist erstaunt über die lange Abwesenheit von Christoph. Allerdings nutzt er dies zu seinen Gunsten und bedrängt Marysa erneut, Gort oder Leynhard zu heiraten.
    Marysa hält dem Druck durch ihren Vettern stand und konzentiert sich statt dessen auf den neuen Auftrag, der ihr Rochus van Oenne erteilt hat. Aber dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Statt der echte Silberarbeiten wurde in den Holzschnitzereien nur versilbertes Messing verwendet, der Silberschmied wird ermordet und die zweite Silberschmiede gerät in Brand. Marysas guter Ruf steht auf dem Spiel und dabei sollte sie sich in ihrem Zustand doch eigentlich nicht aufregen …



    Der dritte Teil beginnt gleich spannend und mitreißend. Ein Auftrag wird erteilt, Christoph vermisst und dann geschehen nacheinander seltsame Dinge in Bezug auf die Pilgerabzeichen.
    Als Leser steckt man gleich mitten im Geschehen drin und fängt an zu ermitteln. Der Krimiteil in diesem Buch ist stärker vertreten als in den beiden vorangegangenen Bänden und zieht sich mit leicht steigendem Spannungsbogen bis zur letzten Seite hin durch.


    Aachen im 15 Jahrhundert wird durch die Feder der Autorin lebendig, mit zahlreichen ausführlichen Schilderungen und der Karte zu Beginn des Buches, ist es kein Problem, sich Aachen und das Leben dort zu jener Zeit vorzustellen.
    Die Geschichte ist dick gepackt und man bekommt als Leser kaum Zeit zum Luftholen. Dadurch ist man auch schnell mit dem Buch durch.


    Die Autorin hat gründlich zur Thematik und den Örtlichkeiten recherchiert. Dies wird im Lauf der Geschichte deutlich.
    Da man die Protagonisten zum größten Teil schon aus den beiden vorherigen Büchern kannte, waren diese gleich von Anfang an sehr plastisch und man traf auf alte Bekannte.Trotzdem entwickeln sich Marysa und Christoph im Laufe des Buches noch weiter. Marysas Eltern spielten hier eine sehr untergeordnete Nebenrolle, anders als in den beiden Bänden davor.


    Das Ende ist rund und abgeschlossen. Dennoch könnte ich mir eine Fortsetzung vorstellen.
    Sprachlich ist das Buch in der heutigen Sprachgebung geschrieben und daher einfach und leicht lesbar. Die Auflösung des Falls erfolgt ganz am Ende und bietet noch einige Überraschungen. Ein kleiner Ausklang im Epilog rundet die Trilogie ab.


    Im Anhang findet man noch das Rezept für die Fastenkrapfen, die in dem Buch öfter erwähnt werden.
    Vermisst habe ich hier lediglich einen Personenregister.


    Fazit:
    Der krönende Abschluss der Aachen-Trilogie, bei dem nicht nur Krimiliebhaber auf ihre Kosten kommen werden.

  • Die Aachener Witwe und Reliquienhändlerin Marysa wartet sehnsüchtig auf ihren Verlobten Christoph Schreinemaker, der nach Frankfurt gereist ist, um vor der Hochzeit noch einige Angelegenheiten zu regeln. Doch er lässt auf sich warten und langsam wird die Zeit knapp, nicht nur die, in der sie ohne Mann die Werkstatt weiterführen darf, langsam sieht man auch ihre Schwangerschaft. Als sie dann auch noch des Betrugs verdächtigt wird und es in Aachen mehrere Todefälle gibt, einer davon in ihrem Haushalt, ist sie der Verzweiflung nahe.


    Gewohnt gut recherchiert entführt der Roman in das Aachen des Jahres 1414. Man trifft die (mehr oder weniger) liebgewonnenen Charaktere der Vorgängerbände wieder. Diese sind, wie von der Autorin gewohnt, sehr gut gezeichnet, auch die Nebenfiguren werden dem Leser nahegebracht. Am Ende muss man sich verabschieden, gerne hätte ich noch ein bisschen mehr über das weitere Leben des Einen oder Anderen erfahren.


    Die Trilogie um Marysa endet mit einem spannenden Fall, Petra Schier zieht hier wieder alle Register ihres Könnens, lässt die Leserschaft bis zum Schluss im Unklaren und wartet mit einigen Überraschungen auf. Am Ende erhält der Leser eine logische Lösung, für mich immer besonders wichtig.


    Petra Schiers Schreibstil gefällt mir immer wieder sehr gut, er ist sehr bildhaft, die Dialoge wirken nie künstlich, die Figuren sind lebendig und das Ganze lässt sich sehr flüssig lesen, man fliegt nur so durch die Seiten.


    Petra Schier verknüpft ihre Erzählung immer mit tatsächlichen historischen Gegebenheiten, auf die sie im Anhang näher eingeht, so auch hier in den historischen Nachbemerkungen, für mich, die ich aus historischen Romanen immer gern neue Erkenntnisse mitnehme, ist das ein zusätzlicher Pluspunkt. Außerdem findet man im Anhang, wie schon in den anderen Teilen der Trilogie, ein Glossar und das Rezept einer von Marysas Lieblingsspeisen. Weiterhin gibt es auch wieder eine Karte des historischen Aachen.


    Petra Schier ist mit ihren historischen Romanen mittlerweile einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen. Ich kann sie uneingeschränkt empfehlen. Meiner Meinung nach sollte man aber die Trilogie der Reihenfolge nach lesen, der Lesegenuss ist dann einfach größer.