"Luther", geschrieben von Neil Cross, ist eine britische Serie über einen englischen Polizisten namens John Luther (Idris Elba). Staffel 1 (siehe unten) hat 6 Folgen, Staffel 2 hat 4 Folgen. Eine dritte ist aktuell nicht geplant.
Staffel 1 meiner Ausgabe enthält ein recht aufschlussreiches Making of, das ich noch nicht komplett gesehen habe (die Gier aufs Weiterschauen war vorerst zu groß, später), aber beim kurzen Reinschauen habe ich schon einige interessante Details erfahren.
Neil Cross, der auch Headwriter für die mir bislang unbekannte, in UK sehr erfolgreiche Serie "Spooks" ist, sollte im Auftrag der BBC einen neuen "iconic" Ermittler erschaffen. Er dachte sich, warum dabei nicht das, was er als die zwei Prototypen sieht, zusammenführen. Er definiert die beiden Prototypen als einerseits den genialen, etwas verschrobenen Detektiv, der Zusammenhänge sieht, die anderen verborgen bleiben und andererseits den etwas angeschlagenen, düsteren, kaputten. Eine Kombination aus beidem ergibt John Luther, DCI in der Londoner Mordkommission.
Doch ist dies keine Polizeiserie. Wir erfahren hier nicht, wie die Londoner Polizei funktioniert (ich hoffe zumindest, dass es nicht so ist, im Interesse der Londoner), wir erfahren, wie John Luther funktioniert. Ich würde nicht soweit gehen zu sagen, dass die Fälle, in denen er ermittelt, belanglos sind. Doch nicht zuletzt weil wir die Täter stets von Anfang an kennen, sind sie in erster Linie da, um uns etwas über Luther, seinen Charakter und seine Methoden zu erzählen. Und das eigentlich gleich in der allerersten Szene. Aber an Spannung fehlt es hier gewiss nicht, ganz im Gegenteil.
Luther ist ein sehr leidenschaftlicher, manchmal gewalttätiger Detective dessen Methoden nicht immer ganz legal oder üblich sind. Sein Problem ist, dass er keine Distanz kennt, er kann sich selbst und seine Gefühle niemals ganz aus den Fällen heraushalten. Dass das nicht hilfreich ist für sein Seelenheil - oder seine Ehe - ist offensichtlich.
Sehr schön ist diese Gabe des Zusammenhänge Erkennens gemacht, wenn er laut darüber nachdenkt, warum er gerade einen ganz bestimmten Gedanken hat. Folgt er seiner Intuition, bekommt er ein neues Puzzleteilchen.
Eine Rolle wie John Luther gibt eine Menge her und Idris Elba holt sich alles heraus und noch ein Stückchen dazu. Auch der Nebencast ist sehr reizvoll, an mir bekannten Darstellern zB Indira Varma als Zoe Luther und Paul McGann als ihr Liebhaber Mark North. Eine wichtige Rolle nimmt auch die von Ruth Wilson gespielte Alice Morgan ein. Zusammen ergeben diese vier eine höchst interessante Konstellation, die man in der Form anfangs auch nicht unbedingt erwartet und die direkt zur großartigen letzten Szene der ersten Staffel führt.
Sehr gut gefällt mir auch Warren Brown als Luthers Sidekick DS Justin Ripley, der als der typische junge, intelligente und ehrgeizige Detective beginnt, den Luthers Vorbild auf eine Weise verändert, die ihn einiges kosten wird. Ich denke, Ripley ist auch eine gute Identifikationsfigur für den Zuseher, an der man sehen kann, wie gefährlich die allzu große Anziehungskraft Luthers werden kann.
Sehr schön sind auch Vor- und Abspann. Der Vorspann wird begleitet vom Lied "Paradise Circus" von Massive Attack, das einem schon bald im Kopf herumspukt. Der Nachspann ist geschickt kombiniert mit der Vorschau auf die nächste Folge, was so viel Lust darauf macht, dass man sich nur schwer beherrschen kann, gleich alles auf einmal zu schauen. Aber, Wiedersehen wird Freude machen.
Kurioses Detail am Rande und Brutalspoiler:
Zu meinem Lieblingshobby beim Schauen englischer Serien, dem Verfolgen des Schauspielerrecylings, da ist mir bisher vor allem Sean Pertwee aufgefallen, den ich sehr mag, ganz abgesehen natürlich von Indira Varma und Paul McGann, den ich speziell als "Hornblowers" Lt. Bush sehr ins Herz geschlossen habe.
Interessant wird das in Staffel 2, in der ich, wie ich gelesen habe, nicht nur Lee Ingleby treffen werde, sondern auch Nikki Amuka-Bird, die in der "Torchwood"-Episode 2.2. eine höchst beeindruckende Leistung als Beth gezeigt hat. Es wird interessant sein, sie hier in einer anderen, größeren Rolle zu sehen.
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