Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
S.I. Watson
Scherz Verlag
ISBN-13: 978-3651000087
14,95 Euro
Über den Autor: S.J. Watson wurde in den Midlands geboren, lebt in London und hat viele Jahre für den staatlichen britischen Gesundheitsdienst (NHS) gearbeitet. 2008 wurde S.J. Watson in das Studienprogramm Kreatives Schreiben der Faber Academy aufgenommen. ›Ich. Darf. Nicht. Schlafen.‹ erscheint weltweit in über 30 Sprachen und wird in Hollywood verfilmt.
Kurzbeschreibung: Ohne Erinnerung sind wir nichts. Stell dir vor, du verlierst sie immer wieder, sobald du einschläfst. Dein Name, deine Identität, die Menschen, die du liebst – alles über Nacht ausradiert. Es gibt nur eine Person, der du vertraust. Aber erzählt sie dir die ganze Wahrheit?
Als Christine aufwacht, ist sie verstört: Das Schlafzimmer ist fremd, und neben ihr im Bett liegt ein unbekannter älterer Typ. Sie kann sich an nichts erinnern. Schockiert muss sie feststellen, dass sie nicht Anfang zwanzig ist, wie sie denkt – sondern 47, verheiratet und seit einem Unfall vor vielen Jahren in einer Amnesie gefangen. Jede Nacht vergisst sie alles, was gewesen ist. Sie ist völlig angewiesen auf ihren Mann Ben, der sich immer um sie gekümmert hat. Doch dann findet Christine ein Tagebuch. Es ist in ihrer Handschrift geschrieben – und was darin steht, ist mehr als beunruhigend. Was ist wirklich mit ihr passiert? Wem kann sie trauen, wenn sie sich nicht einmal auf sich selbst verlassen kann?
Meine Meinung: Das Thema Amnesie hat schon viele Autoren angeregt und viele davon haben Thriller geschrieben, in deren Mittelpunkt ein Protagonist steht, der sein Gedächtnis auf die eine oder andere Weise verloren hat. Meist wacht der oder diejenige auf, hat eine Waffe in der Hand und weiß nicht, was mit ihm geschehen ist und wo er ist – zumindest solange, bis irgendein bis dahin vertrauenswürdiger Mensch mit einer bösen Absicht aus seinem näheren Umfeld ihm seine finsteren Taten beichtet, woraufhin er (der Protagonist) urplötzlich von der Amnesie geheilt ist und ihm alles wieder einfällt. So oder so ähnlich waren meine Erwartungen an dieses Buch als ich den Klappentext las. Haben sie sich erfüllt?
Lange Zeit bleibt unklar, was mit Christine geschehen ist. Wann immer sie erwacht ist ihre Erinnerung an den Vortag ausgelöscht und sie beginnt von vorn. Jeden Morgen wacht sie neben einem fremden Mann auf, der ihr dann erklärt, dass er ihr Ehemann ist und jeden Tag redet sie mit ihm über ihr vergangenes Leben, aber alles, an das sie sich erinnert und alles, was sie an diesem Tag an Erkenntnissen gewonnen hat, verschwindet mit dem Schlaf - doch dann beginnt sie ihre Tage und ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Jeden Tag erhält sie einen Anruf von einem Arzt, der ihr rät, in dieses Tagebuch zu schauen, es aber vor ihrem Mann zu verheimlichen…
Die Idee zu diesem Buch geht laut Autor auf die Schicksale einiger Amnesiepatienten zurück und man merkt dem Buch die gute Recherche an. Man kann sich sehr gut in die Gefühlslage seiner Hauptfigur hineinversetzen, die nicht nur ihre Erinnerung verloren hat, sondern auch noch ihre Emotionen jeden Tag neu finden muss und die darauf angewiesen ist, dass sie „wildfremden Menschen“ ihr Vertrauen schenkt.
Schon zu Beginn des Buches wird klar, dass irgendetwas in Christines Umfeld absolut nicht stimmt, und da man sich darauf absolut keinen Reim machen kann, bleibt einem nichts anderes übrig, als gespannt weiter zu lesen und gemeinsam mit Christine zu versuchen, Licht in die Dunkelheit zu bringen. So mag man das Buch nicht aus der Hand legen, bis man die Auflösung erfahren hat.
Der Stil ist schörkellos und zielstrebig und das Ganze liest sich gefällig so mal eben am Stück weg. Wer einen spannenden Thriller sucht, wird hier mit einem gut gemachten Schmöker belohnt, der zwar nichts absolut Neues bringt, aber dennoch gut zu unterhalten weiß. 7 von 10 Punkten.