Der Schachautomat, Robert Löhr, gelesen von Burghart Klaußner, Der Audio Verlag, 2006, 5 CDs mit Booklet, 325 min., ISBN 3-89813-554-3
Zum Autor (lt. Klappentext):
Robert Löhr wird am 17.1.1973 in Berlin geboren, wächst in Berlin, Bremen und Santa Barbara (USA) auf. Er absolviert die Deutsche Journalistenschule und studiert anschließend an der FU Berlin u. a. Amerikanistik und Germanistik. Seine Kenntnisse als Drehbuchautor verdankt er Ausbildungen an der Deutschen Film- und Fernsehakademie und der Columbia TriStar Master Class. Seither schreibt der vielseitig begabte Löhr nicht nur für Zeitungen und Radio, sondern auch für Fernsehen („Frauen, die Prosecco trinken“) und Kino („Mitfahrer“), er ist Mitglied und Autor des Theaterensembles „Unter Niewo“ (aktuell: „Die deutsche Geschichte an einem Abend“) und betreibt das nicht jugendfreie Puppentheater „Siropax“.
Zum Sprecher (lt. Klappentext) Burghart Klaußner:
Geboren 1949 in Berlin. Klaußner erhielt seine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin. Er hatte Engagements an diversen deutschsprachigen Bühnen, darunter Schiller Theater Berlin, Maxim Gorki Theater Berlin, Schaubühne am Halleschen Ufer, Schauspielhaus Bochum, Schauspielhaus Zürich und Deutsches Schauspielhaus in Hamburg.
Er wirkte in zahlreichen Fernseh- und Filmproduktionen mit. Einem breiten Publikum wurde Klaußner als Dr. Heimeran in der Serie „Adelheid und ihre Mörder“ bekannt. Im Kino sah man ihn in Filmen wie „Rossini“ (1996, Regie: Helmut Dietl), „Crazy“ (1999: Regie: Hans-Christian Schmid), „Good Bye, Lenin!“ (2002, Regie: Wolfgang Becker) und „Die fetten Jahre sind vorbei“ (2003, Regie: Hans Weingartner). 2005 wurde er mit dem Deutschen Filmpreis als bester Nebendarsteller für seine Rolle in „Die fetten Jahre sind vorbei“ ausgezeichnet. Erneut nominiert wurde er für seine Rolle in „Requiem“ von Hans-Christian Schmid. An den Hamburger Kammerspielen gab er 2006 mit „Die Ziege“ von E. Albee sein Regiedebut.
Meine Meinung:
Robert Löhr hat mich mit seiner in zwei Zeitebenen erzählten Geschichte um Wolfgang von Kempelen und den sogenannten Schachautomaten überrascht und fasziniert. 1769 beginnt der aus Pressburg stammende Wolfgang von Kempelen an einer denkenden Maschine, dem Schachautomaten, zu arbeiten, um die österreichische Kaiserin Maria Theresia zu beeindrucken und seine Position als Hofbeamter auszubauen. Als er den Schachautomaten der begeisterten Öffentlichkeit vorstellt, ahnt zunächst niemand, dass sich im Automat der Zwerg Tibor Scardanelli befindet. Was für Tibor als Befreiung aus dem Gefängnis begann, führt zur Aufgabe seiner persönlichen Freiheit. Viel zu groß ist das Risiko, dass das Geheimnis des Schachtürken entdeckt wird, und so darf Tibor das Haus von Kempelen nicht mehr verlassen und muss sich auch auf den Reisen zur Präsentation des Schachautomaten immer versteckt halten. Den Erfolg Kempelens mit dem Schachautomaten beobachten viele mit Neid und Missgunst, allen voran Hofmechanikus Friedrich Knaus. Bald versuchen die Neider das Geheimnis des Schachautomaten zu entdecken und Kempelen zu entlarven. Für Tibor wird das Netz aus Intrigen, in dem er sich verstricken muss, immer gefährlicher...
Robert Löhr ist mit seinem Roman „Der Schachautomat“ eine spannende Mischung aus Fakten und Fiktion gelungen, die er mit interessanten, vielschichtigen Haupt- und Nebenfiguren bestückt hat. Die vom Autor gezeichneten Bilder sind farbenprächtig und opulent. Burghart Klaußner liest die Geschichte souverän und verleiht den handelnden Personen unterschiedliche Stimmen. Gleichzeitig erscheint seine Interpretation aber auch distanziert und kühl, so dass einige hochdramatische Szenen sicherlich ein wenig von ihrer möglichen Wirkung verlieren. Wer starke Lautstärkeschwankungen nicht mag, wird sich freuen, keine Niveauregulierungen während des Hörens vornehmen zu müssen. Die Atmosphäre des Romans fängt Burghart Klaußner sehr gut ein, auch einige Längen, die trotz gekürzter Lesung gegeben sind, werden dem Hörer durch seinen angenehmen Vortrag leichter.
8 von 10 Punkten