Commissario Brunettis sechzehnter Fall
Aus dem Englischen von Christa E. Seibicke
Hörbuch, 8 CD, 9 Std. 49 Min
Gelesen von Jochen Striebeck
Kurzbeschreibung:
Was ist geschehen, wenn schwerbewaffnete Carabinieri die Wohnung eines Kinderarztes stürmen und ihm sein 18 Monate altes Baby entreißen? Brunetti gibt keine Ruhe, bis er die Hintergründe kennt. Geldsegen und Vergeltung, Kindersegen und unerfüllter Babywunsch: In ›Lasset die Kinder zu mir kommen‹ wird der Familienmensch Brunetti vor eine harte Zerreißprobe gestellt.
Büchereulen-Rezensionen der Buchausgabe:
Leon, Donna - Lasset die Kinder zu mir kommen
Suffer the little children - Donna Leon
Über die Autorin:
Donna Leon verließ mit 23 Jahren New Jersey, wo sie 1942 geboren wurde, um in Perugia und Siena weiterzustudieren. Seit 1965 lebt sie ständig im Ausland, sie arbeitete als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und Saudi-Arabien. Seit 1981 wohnt und arbeitet Donna Leon in Venedig. Commissario Brunetti machte sie weltberühmt.
Über den Sprecher:
Jochen Striebeck, 1942 in Schneidemühl/Pommern geboren, absolvierte seine Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg. Es folgten Gastspiele und feste Engagements an veschiedenen Theatern. ... Von 1966 bis 1973 war Jochen Striebeck am Bayrischen Schauspiel in München engagiert, seit 1973 gehört er zum Ensemble der Münchner Kammerspiele. Er spielte in vielen Film- und Fernsehspielen, wirkte in zahlreichen Hörspielproduktionen mit und arbeitet auch als Synchronsprecher
Mein Eindruck:
Einen Donna Leon-Roman komplett zu hören, kann schnell zum Geduldspiel werden, da die Autorin es in der Regel gemächlich angehen lässt.
Das gilt besonders für diesen 16.Fall von Cammissario Brunetti, ein Fall ohne große Substanz und mit einigen Längen. Daher ist man als Zuhörer froh über kleine, feine Szenen, die sparsam eingesetzt werden. Dazu gehören zum Beispiel die amüsanten, mildironischen Wortgefechte zwischen Brunetti und seiner Frau Paola, oder die Passage, als Brunetti sich zur Ermittlung zusammen mit Signorina Elettra als Paar ausgibt. Auch der ungebrochene Enthusiasmus von Ispettore Vianello macht Spaß.
Natürlich nimmt sich Donna Leon auch in diesem Buch einem sozialen Thema an, der Missbrauch mit Adoption von Kindern. Diesen sozialkritischen Ansatz kann man Donna Leon jedoch kaum abnehmen, wenn das Thema dann so aufgesetzt, klischeebehaftet und vorgeschoben wirkt. Anscheinend entnimmt sie sich die Inspiration dafür von Stammtischparolen. Zudem sind die Thesen der erzkonservativen Autorin manchmal schwer zu ertragen.
Es ist der Sprecher Jochen Striebeck, der für mein Hörgefühl den Roman trägt. Seine nicht mehr junge, dafür umso markantere Stimme rückt das Hörbuch in die Nähe klassischer Stoffe, wie sie zum Beispiel Gert Westphal oder den sogar an Striebeck erinnernden Will Quadflieg gesprochen haben.
Dabei schafft er es auch gut, dass man als Zuhörer nicht an die Schauspieler, die er synchronisiert (Donald Sutherland, Philiippe Noiret, zuletzt sogar Clint Eastwood) denkt sondern tatsächliche Brunetti und den anderen Leon-Figuren gerecht wird.
Striebecks Lesung ist so gut, weil er das genau richtige Tempo findet und auch nicht an Ironie spart und somit zwischen den Längen des Buches und der Aufmerksamkeit der Hörer vermittelt. Er ist auch gut bei den Dialogen. Während er meistens auf ein Stimmeverstellen verzichtet, gibt es bei Ausnahmen dann doch originelle Einlagen, so fängt er bei einer älteren, männlichen Nebenfigur fast schon zu brummen an.
Kein Wunder, dass er inzwischen schon mehrere Hörbücher von Donna Leon in ungekürzter Form gesprochen hat.