Herr aller Dinge - Andreas Eschbach

  • Leserezension aus dem Amazon-Vine- Programm, das Buch erscheint am 16.09.2011


    Kurzbeschreibung
    Als Kinder begegnen sie sich zum ersten Mal: Charlotte, die Tochter des französischen Botschafters, und Hiroshi, der Sohn einer Hausangestellten. Von Anfang an steht der soziale Unterschied spürbar zwischen ihnen. Doch Hiroshi hat eine Idee. Eine Idee, wie er den Unterschied zwischen Arm und Reich aus der Welt schaffen könnte. Um Charlottes Liebe zu gewinnen, tritt er an, seine Idee in die Tat umzusetzen und die Welt damit in einem nie gekannten Ausmaß zu verändern. Was mit einer bahnbrechenden Erfindung beginnt, führt ihn allerdings bald auf die Spur eines uralten Geheimnisses und des schrecklichsten aller Verbrechen ...


    Über den Autor
    Andreas Eschbach, geboren 1959, studierte Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Er lebt als freier Schriftsteller mit seiner Frau an der französischen Atlantikküste.



    Meine Meinung:
    Wochen lang habe ich mich auf den neuen Eschbach gefreut und mit vor Freude zitternden Fingern vor wenigen Tagen das Lesen begonnen. Bin ich von Eschbach doch sonst Spannung, fundierte Recherche und intelligent konstruierte Storys gewohnt.
    So startete es auch diesmal und der Klappentext läßt so viel Spielraum, daß ich auf den ersten 300 Seiten zunächst wirklich keine Ahnung hatte, wo mich diese Geschichte hinführen würde. Robotik war ein Thema, Armut und Reichtum und interessante Ideen, wie diese zu bekämpfen wären. Dummerweise wurde es dann nach diesen ersten vielversprechenden 300 Seiten ganze 150 Seiten ziemlich zäh und langweilig und zwar so langweilig, daß ich wirklich mit dem Gedanken gespielt habe, das Buch vorzeitig abzubrechen. Gerade als ich mich dazu durchgerungen hatte und das Buch nach der nächsten Seite unbeendet zuklappen wollte, ging jedoch plötzlich rasant die Post ab. Die Handlung nahm wieder Fahrt auf und bewegte sich in eine Richtung, die ich so kaum vorhergesehen hatte und zack war ich wieder drin und konnte das Buch trotz Frühschicht erst um 01 h nachts, als ich es dann beendet hatte zu klappen, so turbulent und spannend entwickelte sich das, was mich noch wenige Zeit vorher herzhaft zum Gähnen gebracht hatte.
    Hier und da gab es ein paar kleinere Gedankensprünge, weniger wohlwollende Leser würden es wohl Logikfehler nennen und der ein oder andere durchaus intelligente und interessante Gedanke wurde nicht zur Gänze zu meiner Zufriedenheit abgehandelt. Trotzdem war vorallem der letzte Teil des Buches durchaus dazu geeignet mich mit dem etwas faden und langweiligen Mittelstück zu versöhnen.


    Fazit: Ein wirklich deutlich anderes Thema als bei vielen in der letzten Zeit erschienenen Büchern, durchaus spannend, wobei dem Buch einigen Kürzungen sicherlich gut getan hätten. Trotzdem aufgrund der Thematik und der Spannung im Schlußteil wirklich empfehlenswert und gut.

  • Hiroshi und Charlotte kennen sich seit ihrer Kindheit an. Ausführlich erfahren wir, wie sich die Tochter des französischen Botschafters und der Sohn einer japanischen Arbeitskraft in früher Kindheit kennen lernen und wie sich wieder aus den Augen verlieren. Jahre später treffen sich Charlotte und Hiroshi wieder, beide studieren nun in den USA und etwas, was man als Liebe bezeichnen könnte, entwickelt sich. Man verliert sich wieder aus den Augen, nur um sich wiederrum Jahre später erneut wieder zu treffen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitet Hiroshi schon lange besessen an der Verwirklichung seines Kindheitstraums, dass alle Menschen irgendwann reich sein könnten, und zwar mit Hilfe von Robotern, was ihm allerdings nicht gelingen mag. Charlotte ist derweil auf der Suche, wonach weiß sie allerdings selbst nicht so ganz, mit ihrem Leben ist sie jedenfalls nie ganz zufrieden.
    Nach weiteren Jahren treffen sich Charlotte und Hiroshi dann erneut wieder und es kommt zum eigentlichen Thema des Buches, nämlich der Nano-Technologie. Leider kann ich hier nicht weiter auf den Inhalt eingehen, ohne viel zu viel zu verraten, deswegen breche ich an dieser Stelle einfach mal ab. Ein wenig Spannung muss ja doch noch sein.


    Eigentlich lese ich Andreas Eschbach recht gerne. Die Romane, die ich bisher von ihm las waren wir schön und auf den Punkt gebracht. Bei diesem Roman ist das anders gewesen, oh ja, mit diesem Roman hat sich der Autor doch eine ganze Menge vorgenommen. Allerdings drängte sich mir beim Lesen dann doch irgendwann die Frage auf, ob er überhaupt selbst wusste was er da schreiben wollte. Aber mal der Reihe nach …


    Eschbach lässt sich sehr viel Zeit um seine Charaktere einzuführen. Dies gelingt ihm auch recht gut. Obwohl es so viele Zeitsprünge gibt, konnte ich die Handlungen der Protagonisten doch immer recht gut nachvollziehen und fühlte mich mit diesen auch verbunden. Allerdings wusste ich irgendwie nicht so wirklich wohin das ganze führen sollte. Charlotte hatte zwar ihre merkwürdige, eher phantastische Gabe, aber so wirklich ging es nicht darum. Und Hiroshi war von seinem Kindheitstraum besessen, aber es ging auch nicht nur um die technische Umsetzung. Ein wenig klang auch noch Politik und Wirtschaft an, es gab mal hier einen Handlungsstrang und auch mal dort, aber nichts, was so wirklich ins Gewicht viel.
    Erst nach über der Hälfte des Buches – und das Buch hat beinahe 700 Seiten – wird es ein wenig spannend und ab da dreht sich hauptsächlich alles nur noch um Nano-Technologie. Hier merkt man auch, dass der Autor quasi vom Fach kommt. Eigentlich haben mich die ganzen fachlichen Erklärungen nicht abgeschreckt, aber ich fand es schon störend, dass sie so einen Bruch zum bisherigen Geplänkel darstellten. Nach mehr als 400 Seiten hatte ich einfach nicht mehr damit gerechnet und es drängte sich einfach die Frage auf, ob dem Autor tatsächlich jetzt erst eingefallen war, dass ja so etwas noch kommen sollte.
    Aus Sicht der Geschichte war diese Entwicklung natürlich schon logisch, aber zum Schluß hatte ich dann doch den Eindruck, als müsste jetzt nach einer irre langen Einführung alles schnell, schnell, schnell gehen. Das passte einfach nicht zusammen.


    Wahrscheinlich wird sich diese Rezension jetzt eher so anhören, als hätte mir das Buch nicht besonders gefallen. Tatsächlich habe ich die Lektüre aber sehr genossen, dennoch sind mir die angesprochenen Kritikpunkte dann doch recht sauer aufgestoßen.
    Insgesamt würde ich dem Buch dann drei (von fünf) Punkte geben. Mit einer Empfehlung tue ich mich ein wenig schwer. Wem sollte man ein Buch empfehlen, in dem es um alles und auch wieder nichts geht?

  • Zumindest im Punkt Vorhersehbarkeit kann ich den vorherigen Rezensenten zustimmen.


    Ich für meinen Teil fand Andreas Eschbachs "Der Herr aller Dinge" höchst faszinierend. Einen Roman wie diesen, schreibt man meiner Meinung nach nur ein einziges Mal im Leben. Er unterscheidet sich komplett von allen anderen Geschichten, die ich kenne. Zum ersten Mal seit längerem habe ich mich wieder jeden Tag aufs Weiterlesen gefreut. Ein deutlicher Beweis dafür, dass Andreas Eschbach zurecht zu den besten deutschen Autoren erzählt. Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass "Der Herr aller Dinge" sein bisher bestes Werk überhaupt ist.


    Stellenweise erinnerte mich das Buch an "Forrest Gump". Auch dort geht es um zwei Menschen, die deren Lebensweg sich häufig mehr oder wenig zufällig kreuzt. Genauso ist es auch bei Charlotte und Hiro. Beide leben ihr eigenes Leben und entwickeln sich in völlig verschiedene Richtungen. Trotzdem treffen sie immer wieder aufeinander und sind sowohl in guten wie in schlechten Zeiten füreinander dar.


    Für "Der Herr aller Dinge" kann ich bedenkenlos eine unbedingte Kauf- und Leseempfehlung aussprechen. Ein Buch wie dieses findet man nirgendwo.

  • Ich habe das Buch nicht gelesen.


    Ich habe das Buch in einem Atemzug aufgesaugt.
    Denn es liest sich hervorragend.


    Man merkt, daß Eschbach sich weiterentwickelt. Blieben seine Protagonisten in früheren Werken teilweise etwas unbunt unmitten seiner hervorragenden Ideen und Szenarien, bekommen sie nun deutlich mehr Zeit um sich entfalten zu dürfen.


    Eschbach beschrieb seine Herangehensweise an einer Stelle einmal so, daß er seine Ideen so lange ruhen ließe, bis 2 Ideen zu etwas Neuem, noch nicht dagewesenem fusionierten. Die Unübertrefflichkeit des Themas, das bisher Ungedachte fehlt mir im rückblickenden Vergleich etwas. Abern natürlich wäre Eschbach nicht er selbst, wenn er nicht auch im Vorliegenden Buch keine überdimensioniert zu Ende gedachten Konzepte ins Spiel bringen würde.


    Man möchte fast meinen, daß Eschbach sich im nun etwas reiferen Stadium seines Schaffens bewusst zurücknimmt und nicht die Geschichte erzählt, sondern seine Figuren die Geschichte (er)leben lässt.
    Sein Erstlingswerk - Die Haarteppichknüpfer - bestand noch nicht einmal aus einer stringenten Handlung, hatte keinen Protagonisten. (vielleicht aber gerade deswegen eines meiner Lieblingsbücher)


    Schon der Anfang von ´Herr aller Dinge´ liest sich sehr vielversprechend. 2 Kinder finden einander, finden im Laufe der Erzählung ins Leben. Vieles wird hier schon angedeutet, macht neugierig.
    Vermisst man zunächst den Antagonisten, kommt man im Laufe der Handlung darauf daß das sich Leben mit all seinen Hürden als der große Gegenspieler in dieser Erzählung entpuppt. So scheitern beide Hauptfiguren an den Herausforderungen die sich ihnen entgegenwerfen.


    Den Kontrast hierzu liefern die Maschinen, die das hässliche Zerrbild des Begriffes ´Leben´ darstellen, pervertiert und monströs.


    Erst im letzten Drittel des Buches nimmt die Story Fahrt auf und wird actionlastig.


    Die sporadischen Begegnungen der Hauptfiguren bilden das Rückgrat dieses Buches und halten das hohe Niveau der Erzählweise aufrecht. Wie schon in früheren Werken Eschbachs findet man sich in einem Exkurs komplexer Themen wieder - hervorragend recherchiert. An jeder Kreuzung der Lebenswege seiner Protagonisten nimmt der Autor seinen Leser quasi an der Hand und hält kurz inne um einen genaueren Blick auf die nicht immer einfachen technischen Inhalte zu werfen. Hier macht sich das technische Wissen Eschbachs sehr bezahlt - er stellt komplexe Inhalte bildhaft und leicht verständlich dar.


    Es ergibt sich eine erquickliche Mischung aus lebendigen Figuren, hochinteressanten teschnischen Einblicken und einer hervorragenden Erzählstruktur.


    Also: kaufen und lesen!

  • Der 10 jährige Halbjapaner Hiroshi Kato lebt mit seiner Mutter, die Wäscherin an der Französischen Botschaft ist, in Tokio gleich neben dem Botschaftsgebäude. Von seinem Fenster aus, sieht er die gleichaltrige Charlotte, Tochter des Botschafters, zum ersten mal im Garten stehen.
    Er fühlt sich augenblicklich zur ihr hingezogen und durch einen „Zufall“ lernen die beiden sich kurze Zeit später auch kennen. Der Klassenunterschied der Kinder macht sich jedoch schnell bemerkbar und Charlottes Eltern wollen die Freundschaft der Kinder unterbinden. Die Abberufung des Botschafters kommt da gerade recht.


    Jahre später treffen Hiroshi und Charlotte in Amerika erneut aufeinander, denn beide studieren dort. Aber auch dieses Treffen kann deren Beziehung nicht festigen. Charlotte hat einen reichen Freund und Hiroshi ist mehr der Einzelgänger, der für seine Forschung lebt.
    Seit Kindheitstagen versucht er die Welt für alle gleich zu machen. Den Unterschied zwischen arm und reich aufzuheben.
    Dieses erneute Treffen mit Charlotte erinnert ihn wieder an diesen Kindheitstraum und er ist wild entschlossen diesen endlich umzusetzen.


    „Ich weiß, wie man es anstellen muss, dass alle Menschen reich sind. Ich frage mich nur, warum noch niemand darauf gekommen ist. Es ist nämlich unglaublich einfach.“
    Ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht. Vor allem ist es mit reichlich Problemen und Gefahren verbunden, die Hiroshi im Vorfeld nicht absehen konnte.


    Herr Eschbach hat hier ein äußerst komplexes Werk geschaffen, bei dem man sehr aufmerksam sein sollte, wenn man den Faden nicht verlieren will.
    Ich wüsste nicht, in welches Genre ich dieses Buch einordnen sollte. Es ist meiner Ansicht nach ein Allround-Buch.


    Charlotte mit ihrer besonderen Gabe - sie fasst Dinge an und weiß deren Geschichte zu benennen - führt den Leser zeitweise in vergangene Tage. Gleichzeitig verfällt sie aber auch in die üblichen Klischees der behüteten Tochter, die irgendwie alleine nicht wirklich auf die Beine kommt.
    Hiroshi dagegen geht buchstäblich über Leichen, um seine Ziele zu erreichen.
    Es werden viele technische Details behandelt, die jedoch allesamt sehr gut nachvollziehbar sind, da sie auf subtile Weise mehrfach erklärt werden. Diese Lösung hat mir sehr gut gefallen und mich der Nanotechnologie näher gebracht.
    Einige Science Fiktion Elemente werden gekonnt verknüpft und bringen eine interessante Wendung zutage.
    Zu viel möchte ich aber gar nicht verraten.


    Trotz der relativ hohen Seitenzahl des Buches hatte ich bei einigen Handlungssträngen das Bedürfnis noch etwas mehr zu erfahren. Bei anderen dagegen hätten dafür vielleicht ein paar Seiten gespart werden können.
    Im gesamten gesehen hat mir das Buch aber sehr viel Spaß gemacht. Es gab viele Themen (auch gesellschaftskritische), worüber man auch später noch nachdenken konnte.
    „Der Herr aller Dinge“ ist definitiv kein Buch für nebenbei oder um es einfach mal so zwischendurch zu lesen. Dieses Buch ist es wert, dass man sich ein bisschen intensiver damit beschäftigt.

  • Andreas Eschbachs Schreibstil hat mich von den ersten Seiten an in einen Bann gezogen - die Geschichte um Charlotte und Hiro hat mich von Anfang an gefesselt. Auch wenn ich lange Zeit nicht wusste, in welche Richtung des Buch eigentlich gehen würde. LilStar hat das schon sehr treffend beschrieben...
    Irgendwann wird die Richtung dann klar und das Buch wird actionreicher, aber mir hat der erste Teil weitaus mehr gefallen. Der Schluss war zwar interessant, aber für meinen Geschmack zu science fiction-mäßig.
    Aber alles in allem habe ich das Buch gern gelesen und vergebe 8 Punkte.

  • Ich bin seit Jahren ein großer Eschbach-Fan, allerdings eher seiner nicht Sci-Fi-Bücher.
    Werde dieses Buch im Rahmen einer gemeinsamen Büchereulen-Leserunde ab dem 20.12. starten.


    Bin aufgrund der Rezis hier schon gespannt und zugleihc ein wenig skeptisch ob es mir wirklich gefallen wird.


    Na ja, Ihr könnt es dann ja lesen, denn ich werde dann sicher auch meine Eindrücke hier posten.

    Viele Grüße
    Thomas


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    wyrd bid ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich

  • Zum Inhalt:
    Die Geschichte beginnt im Japan der 90er Jahre, als sich die Tochter des französischen Botschafters und der Sohn einer japanischen Angestellten begegnen. Charlotte und Hiroshi werden trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft Freunde, allerdings halten weder ihre Eltern noch seine Mutter viel davon. Zu groß sei der Unterschied zwischen Reichen und Armen. Diese Äußerungen bringen Hiroshi dazu, darüber nachzudenken, warum es überhaupt reiche und arme Menschen gibt und wie man diesen Unterschied beseitigen kann. Dem 10jährigen Jungen kommt eine Idee, die an und für sich ganz einfach ist. Ob sich diese Idee allerdings in die Praxis umsetzen lässt? Zumindest zieht sie sich durch das ganze Buch, in dem sich Charlotte und Hiroshi immer wieder begegnen werden.


    Meine Meinung:
    Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich mit diesem Buch einlasse. Rezensionen hatte ich vorher nicht gelesen, genauso wenig den Klappentext. Völlig unbefangen bin ich also an die Geschichte herangegangen. Über einen langen Zeitraum begleitet der Leser Hiroshi und Charlotte auf ihren unterschiedlichen Wegen, die sich immer wieder begegnen. Besonders Hiroshi fand ich als Charakter extrem spannend, während Charlotte als verwöhnte Diplomatentochter meine Sympathie nicht wirklich gewinnen konnte. Aber es geht nicht nur um eine schicksalshafte Liebesgeschichte. Bei weitem nicht. Die Charaktere bekommen ausreichend Zeit, sich darzustellen, aber im Hintergrund passiert immer noch viel mehr, denn es geht ja um die Vision, die Hiroshi hat: eine Welt ohne Armut. Erst nach gut 300 Seiten wird die eigentliche Idee erklärt und gezeigt. Ein durchaus spannender Ansatz. Durch Hiroshis Erklärungen für Charlotte konnte auch ich als laienhafter Leser alles wunderbar nachvollziehen. Anschließend gibt es eine Art Bruch in der Geschichte und nach dem ersten Schreck konnte ich das Buch dann eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Handlung, die vorher zwar nie uninteressant war, aber eher gemächlich vor sich hin lief, nimmt auf einmal ein Tempo und eine Richtung auf, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Auch wenn ich an und für sich kein Leser von Science-Fiction bin, war ich total gefesselt bis hin zum unvermeidbaren, aber nicht vorhersehbaren Schluss.
    Ein großartiges Buch, das von mir die Höchstnote bekommt!

  • Titel: Herr aller Dinge
    Autor: Andreas Eschbach
    erschienen: im Gustav Lübbe Verlag

    „Herr aller Dinge“ war mein erstes Buch, das ich von Andreas Eschbach gelesen habe und das auch nur, weil ein Freund mir seit Jahren in den Ohren liegt, ich müsse einfach Eschbach lesen. Als hier eine LR vorgeschlagen wurde, nahm ich das zum Anlass.
    Ich war von Anfang an von dem Roman sehr überrascht. Zu Beginn führt der Autor ausführlich und intensiv die beiden Hauptfiguren Charlotte und Hiroshi ein, so dass ich mich mit ihrer Lebensgeschichte und Lebensträumen identifizieren konnte.


    Hiroshi und Charlotte lernen sich als Kinder kennen. Charlotte ist die Tochter des französischen Botschafters in Tokio, Hiroshi der Sohn der Wäscherin. Größer könnte der Unterschied zwischen den beiden kaum sein. Beide wachsen in vollkommen unterschiedlichen Gesellschaftskreisen auf, Hiroshi ist ein Technik-Freak, Charlotte sprachbegabt. Doch beide verbindet, dass sie ihre Kindheit in ziemlicher Einsamkeit und ohne Freunde verbringen.
    Die beiden freunden sich an und beim Schaukeln hat Hiroshi seine lebensbestimmende Idee: Er möchte für immer die Kluft zwischen Arm und Reich überwinden.
    Gerade als die Freundschaft beginnt, stabil zu werden, wird Charlottes Vater versetzt und die Lebenswege der beiden trennen sich.
    Hiroshi verfolgt seine Idee zielstrebig und immer wieder kreuzen sich die Lebenswege der beiden an entscheidenden Stellen. Was einst als Kinder-Idee begann, entwickelt sich zu einer alle Vorstellungskraft sprengende Lebensform.


    Von Anfang an war ich an dieses Buch gefesselt. Das lag vor allem an den treffenden und spannenden Charakterzeichnungen, die Eschbach seinen Figuren zugedacht hat. Gerade darin sehe ich eine große Stärke des Buches und das hat mich auch am meisten begeistert.
    Irgendwann kippt dann die Erzählung der Lebensgeschichte und es beginnt ein SF-lastiger und technikverliebter Teil. Nun betrat ich vollkommenes Neuland. Und hätte Eschbach die Figur des Hiroshi nicht so hervorragend herausgearbeitet, hätte ich das Buch jetzt bestimmt zur Seite gelegt. Aber durch ethische Fragestellungen und ein ständiges auch kritisches Beleuchten der Technik, war dieser Teil des Romans überhaupt nicht oberflächlich und platt, sondern forderte zum Nachdenken auf. Was wäre wenn…??? Ein lohnendes Gedankenspiel, das der Autor bis in Details durchdacht hat.
    Am Ende überraschte mich der Autor noch einmal vollkommen, so dass ich mitten in der Nacht aufwachte und die letzten 50 Seiten lesen musste. Das Buch ging einfach nicht aus meinem Kopf.
    Mein Fazit: Ein wirklich bemerkenswertes und lesenswertes Buch, das sich in keine Schublade schieben lässt. Und das ist das Wunderbare und Faszinierende daran.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe dieses Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen.


    Wie in seinen anderen Büchern auch, gelingt es Andreas Eschback seine Protagonisten "Leben" einzuhauchen, so dass man so eine Art persönliche Beziehung zu Hiroshi und Charlotte aufbaut.
    Toll finde ich, dass es dem Autor aber auch gelingt die "Nebenfiguren" charakterstark vorzustellen, seien es Rodney, James Benett III oder Adamson.
    Insofern fiebert man von Anfang an mit und fragt sich, wie sich das jeweilige Leben so entwicklen wird.


    Das Buch lebt nicht nur von solch starken Charakterzeichungen sondern auch von einem abwechslungsreichen Erzählstil der die Handlung vorantreibt, aber auch immer sehr geschickt Hintergrundwissen vermittelt und Zusammenhänge herstellt.


    Geschickt gelingt es von einer Jugendfreundschaft zwischen Hiroshi und Charlotte die aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen, die weiteren Entwicklungen der beiden Hauptpersonen immer wieder zusammen zu führen.
    Aus einer "Milieuerzählung" entwickelt sich der Plot entlang der Vision des jungen Hiroshi (Reichtum für alle Menschen) Schritt für Schritt zu einem Abenteuer-Technologie-Wissenschafts-SciFi-Roman.


    Geradlinigkeit (Hiroshi) versus Orientierungslosigkeit (Charlotte) begleitet die Geschichte ebenfalls wie ein roter Faden und findet sich in vielen kleinen Gegebenheiten und Entwicklungen.


    Die beschriebene Technik wird anhand netter und einfacher Beispiele gut erklärt, so dass man auch einen Zugang zu den Gebieten der Robotik und Naotechnologie findet. Gleichzeitig gelingt es die Risiken immer wieder mit in den Vordergrund zu stellen und zeigt auf, wie bestimmte Technologien auch unterschiedlich interprtiert werden können (Militärs sehen ja immer gern überall Gefahren).


    Der Herr aller Dinge ist aus meiner Sicht eine gelungene Symbiose verschiedenster Genre und bietet nicht nur für SciFi-Freunde viel Lesespaß und Abwechselung.


    Für mich 9 von 10 Punkten!

    Viele Grüße
    Thomas


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  • Vorab:
    Ich habe dieses Buch im Rahmen einer Leserunde mit Beteiligung von Andreas Eschbach genossen.


    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover)
    Ich bespreche hier die gebundene Ausgabe, Auflage 1, 688 Seiten, Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3785724292
    ISBN-13: 978-3785724293


    Über den Autor:
    Andreas Eschbach, geboren 1959, studierte Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Er lebt als freier Schriftsteller mit seiner Frau an der französischen Atlantikküste.
    (Quelle: amazon.de)


    Inhalt:
    Als Kinder begegnen sie sich zum ersten Mal: Charlotte, die Tochter des französischen Botschafters, und Hiroshi, der Sohn einer Hausangestellten. Von Anfang an steht der soziale Unterschied spürbar zwischen ihnen. Doch Hiroshi hat eine Idee. Eine Idee, wie er den Unterschied zwischen Arm und Reich aus der Welt schaffen könnte. Um Charlottes Liebe zu gewinnen, tritt er an, seine Idee in die Tat umzusetzen und die Welt damit in einem nie gekannten Ausmaß zu verändern. Was mit einer bahnbrechenden Erfindung beginnt, führt ihn allerdings bald auf die Spur eines uralten Geheimnisses und des schrecklichsten aller Verbrechen ...
    (Quelle: amazon.de)


    Mein Leseerlebnis:
    Gibt es DAS perfekte Buch?
    Nein, denn dafür sind die Geschmäcker und die Erwartungen, die jeder Einzelne an ein Buch stellt, zu individuell und mannigfaltig.
    Aber es gibt Bücher, in denen einfach alles perfekt aufeinander abgestimmt ist, ein Zähnchen ins nächste greift und allmählich eine Maschinerie in Gang setzt, die ich selber gerne als 4-D-Kopfkino bezeichne.
    „Herr aller Dinge“ ist für mich persönlich so ein Buch.
    Es hat mir Tiefe (Personen), Breite (Erzählweise), Gefühle (Spannung und Mitfiebern) und jede Menge Spaß (Miträtseln und Überraschungen) geboten.


    Es gibt Autoren, die können eher schnell erzählen.
    Es gibt Autoren, die können eher ruhig und mit stillem Humor ihre Geschichten vor dem Leser ausbreiten.
    Andreas Eschbach ist ein Meister des ruhigen, ab dafür einen nachhaltigen Eindruck hinterlassenden, Erzählens. So angenehm und tief habe ich lange nicht mehr zwei Protagonisten kennenlernen dürfen. Und anders hätte man diese Geschichte auch nicht erzählen können, da sie sonst ihre Wirkung nicht hätte entfalten können.
    Was zuerst so sinnvoll wie ein geblümtes Sofakissen daherkommt, nämlich die Kindheit und Jugend von Hiroshi und Charlotte, wird mehr und mehr zu einer Aussaat, die Eschbach nach und nach als reiche Ernte einfährt.


    Beginnend wie ein Jugendbuch, den Fokus ganz eng nur auf die zwei Menschen richtend, deren Leben in diesem Buch erzählt wird, erweitert sich das Blickfeld in dieser Geschichte langsam, erweitert sich erst allmählich und führt dabei weitere Leben und Nebenfiguren ein, die weit mehr sind, als nur zweidimensionale Stichwortgeber und bewegliche Hindernisse für die beiden Helden.
    Der rote Faden, der wie ein straff gespanntes Stahlseil alle Einzelstücke und Szenen dieses Buches zusammenhält, ist aus den Gefühlen der beiden Helden, Hiroshi und Charlotte und aus einem Geheimnis gewebt, das sich erst später allmählich lüftet.
    Ein Geheimnis, das dann aber auch von Andreas Eschbach in aller, letztendlich sogar bitteren, Konsequenz ausgebreitet wird.


    Spalten wird dieser Roman vor allem diejenigen Leser, die von einem Buch ihre Erwartungen am liebsten immer und jederzeit erfüllt sähen.
    Die Sci-Fi Fans wollen Science-Fiction, die Leser und Leserinnen von Leibesromanen wollen am liebsten von einer erfüllten Liebe erfahren und die Thrillerfans würden es bevorzugen, vom Kampf eines Einzelnen gegen ein übermächtiges System zu erfahren.
    All das bietet „Herr aller Dinge“ und im Endeffekt eben doch wieder doch nicht.
    Dieses Buch spielt mit Erwartungen und verlangt gleichzeitig, dass man ohne spezielle Erwartung an es herangeht.


    Mein Fazit:
    Ich verzichte in dieser Rezi bewusst auf alle Spoiler oder Hinweise, da sie den Spaß an diesem Buch wirklich trüben könnten.
    Es ist einfach herrlich zu erleben, wie man sich einen Blickwinkel zurechtlegt, nur um einige Zeit später auf unterhaltsame Weise eines besseren belehrt zu werden.
    Es unnötig zu erwähnen, dass auch in diesem Buch von Andreas Eschbach komplexe technische Zusammenhänge auftauchen.
    Ebenso wäre es Eulen nach Athen tragen, wenn ich erwähnen würde, dass er diese komplexen Feinheiten mit leichter Feder und absolut verständlich dem Leser nahebringt.
    Wenn einer das kann, dann er.
    Auch wenn ich mich selber eher zu den gradlinigen Lesern zähle, die mit festen Erwartungen und Wünschen an ein Buch herangehen, muss ich gestehen, dass gerade das Unerwartete, das in diesem Buch fröhliche Urstände feiert, mir den größten Spaß bereitet hat.
    Andreas Eschbach hat nach meiner Lesart nicht ein Wort umsonst oder als Lückenfüller eingefügt.
    Im Gegenteil, alles, was er zeig fügt sich sozusagen auf nanotechnischer Ebene nahezu zwingend logisch zusammen.


    Nach einem etwas enttäuschendem „Ein König für Deutschland“ ist Andreas Eschbach nach meiner persönlichen Meinung mit „Herr aller Dinge“ ein Buch gelungen, dass jeden Cent und jede Minute wert ist, die man in dieses Buch investiert.


    10 von 10 Sternen gibt es dafür von mir.

  • Mir ging es ähnlich wie BJ.
    Das Buch hat toll begonnen, ich habe mit grosser Begeisterung gelesen - ungefähr bis zur College-Zeit. Dann kam für mich ein Einbruch, das Buch verlor an Spannung und ich war nicht mehr so sehr gefesselt.
    Ein weiterer Höhepunkt war dann der Abschnitt, der auf der Insel spielte. Spannung pur.
    Richtig in seinen Bann gezogen hat mich dann erst wieder das Ende.
    Ich weiss nicht genau, woran es lag, dass ich das Buch so zwiegespalten erlebt habe. Zuviel Technik? :gruebel
    Auf jeden Fall aber hat der wirklich sehr gute Schreibstil des Autors dazu beigetragen, dass ich das Buch auch in den weniger fesselnden Abschnitten gerne gelesen habe.


    Jetzt möchte ich gerne noch irgendwann das Hörbuch hören - es muss ja genial gelesen sein.


    Das Buch bekommt von mir 8 von 10 Punkten.

  • Mir hat die Geschichte, dich ich als Hörbuch, gehört habe, sehr-sehr-sehr gut gefallen! Es war ein seltenes, einmaliges Hörerlebnis. Sascha Rotermund hat unauffällig und trotzdem sehr stimmig gelesen. Manche Bücher gewinnen durch den Vortrag eines guten Sprechers, wie Rotermund. Das hatte diese Geschichte nicht notwendig und Rotermund hat sich wohltuend im Hintergrund gehalten.


    Ich fange gar nicht erst an, über "Herr aller Dinge" eine Rezi schreiben zu wollen, denn ich würde der Komplexität der Geschichte nicht gerecht werden. Allerdings sollte man erwähnen, dass diese "Vision" besonders Leuten gefallen wird, die Geduld haben und die sich auch für die technische Seite der Dinge interessieren. Andreas Eschbach baut seine Geschichte sehr breit und sehr fundiert auf und lässt in deren Verlauf zahlose Rädchen ineinander greifen. Herz und Gefühl spielen zwar eine wichtige Rolle, nehmen aber wenig Raum ein.


    Ich vergebe selten 10 Punkte, aber "Herr aller Dinge" hat sie in meinen Augen voll verdient. Danke für diese Erlebnis!

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • So ein Mist, da habe ich doch glatt ganz knapp die Leserunde verpasst. Und dann auch noch mit Autor. :fetch


    Endlich mal wieder ein 'Eschbach' - und ich muss sagen, ich bin wieder einmal restlos begeistert.
    War super und hat wieder richtig Spaß gemacht; ein echter Page-Turner. Konnte es kaum aus der Hand legen.
    Von mir 9 von 10 Punkten. Vielen Dank für diese wunderschöne, spannende Zeit - so muss ein Buch sein. :anbet

    :lesend"Labyrinth - Elixier des Todes: Agent Pendergast 14" von Douglas Preston & Lincoln Child


    "Wenn man liebt, sind Pockennarben so hübsch wie Grübchen."

  • Zum Inhalt dieses Buches möchte ich keine Erläuterungen abgeben, es hat schon seinen Grund, dass schon im Klappentext keine ausführlichen Informationen zu finden sind. Über weite Strecken hat man keinen Schimmer in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln und was letztendlich die Quintessenz sein wird und gerade das macht einen Großteil des Reizes aus. Ist es nun ein Roman über Liebe und Freundschaft, Spannung und Abenteuer, Science Fiction, Gesellschaftskritik, von allem etwas? Ungeheuer vielschichtig und facettenreich mit immer neuen Wendungen böte diese Geschichte ohne weiteres Stoff für mehrere Bücher.


    Die humorvollen und spritzigen Dialoge lockern die ernsteren und/oder spannenderen Passagen auf und machen das Buch zu einem wirklichen Lesevergnügen.

  • Jetzt schiebe ich diese Rezension schon sooo lange vor mich her (auch ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde im Dezember gelesen), weil ich einfach gar nicht so wahnsinnig viel zu diesem Buch sagen kann. Das fängt beim Genre an - romantischer SciFi-Thriller? und endet beim Thema - Freundschaft? Ethik in der Wissenschaft? Roboter? Im Grunde kann man das Buch wohl am besten so beschreiben: eine Geschichte für all die Leser, die es lieben, langsam in eine neue Welt einzutauchen. die Hauptfiguren allmählich kennenzulernen und ein ganzes Stück des Lebens zu begleiten, große und kleine private Tragödien mitzuerleben, und sich dabei urplötzlich in einem packenden Thriller wiederzufinden, in dem jeder Handlungsfaden zusammenläuft. Spannend konstruiert, unterhaltsam erzählt - großartig!


    Fazit: Auf gar keinen Fall den Klappentext lesen, denn dort wird definitiv zuviel verraten. Einfach lesen. Mit Eschbach kann man nicht viel verkehrt machen.