• Wollte mal wissen ob es bei euch auch welche gibt, denen Weltliteratur so schwer fällt zu lesen wie mir. Ich habe mir schon einige gekauft wie zum Beispiel Stolz und Vorurteil von Austin aber nach den ersten Hundert Seiten muß ich aufgeben weil es mich voll langweilt. Möchte zwar auch wenigsten einmal so ein Buch lesen weil es doch angeblich so gut sein soll aber ich scheitere immer wieder. Wie geht es euch da lest ihr nur was euch interessiert oder probiert ihr auch sowas mal zu lesen?

  • Ich lese nur und auschließlich das, was mich interessiert. Da hat mir keiner/r reinzureden.


    Es ist nur so, daß 'die Literatur' ein sehr, sehr weites Feld ist. Deswegen soll man sich einen offenen Blick bewahren. Immer wieder ausprobieren.
    Fatal ist es, meiner Meinung nach, wenn man etwas gelesen hat, das einer gefällt, und man von Stund an immer wieder etwas Gleichartiges lesen will.


    Ich glaube, ich habe mindestens soviele Bücher angelesen oder halbgelesen weggelegt, wie ich Bücher gelesen habe. Es gibt ja so viele!


    Andererseits habe ich nicht immer gleich völlig aufgegeben. Nicht wenige Bücher habe ich einige Jahre später noch mal in die Hand genommen und dann fand ich sie plötzlich klasse.
    Lesen hat mit Erfahrung zu tun, mit dem Alter, Lebenserfahrung ebenso wie Leseerfahrung.


    Zu Austen: ihre Romane habe ich recht früh kennengelernt und gleich geliebt. Ich habe mich viel damit beschäftigt.
    Und weißt Du, was? Bis auf einen kann ich sie heute nicht mehr lesen. Ich finde sie - langweilig.
    So kann es auch gehen. :grin


    Probier weiter. Wenn Du mit älteren Büchern nicht zurecht kommst, probier neuere.
    Literatur kennenlernen ist eine Schatzsuche. Du kannst nicht davon ausgehen, daß Du gleich zu Anfang die Truhe mit dem Gold findest.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • :write


    Alles Wesentliche hat magali schon gesagt - nur eins noch: manchmal muss ein Buch in der richtigen Stimmung gelesen werden. Es gibt Bücher, die kann ich einfach nicht immer lesen, weil sie mich nerven oder langweilen, wenn ich z.B. viel um die Ohren habe. Dann lege ich sie beiseite und versuche es später noch mal. Und dann gibt es natürlich auch Bücher, die liest man und kapiert einfach nicht, warum alle anderen sooo davon schwärmen. ;-) Oder warum nun etwas "große Literatur" sein soll.


    Maches Stück Weltliteratur gewinnt übrigens ungemein, wenn man es als Hörbuch hört. So bin ich schon durch so manches Buch gekommen, das ich vermutlich nicht zuende gelesen hätte.



    magali
    Ich wollte nicht fragen, aber verflixt, ich bin doch zu neugierig: welcher ist denn nun der eine unter den vielen von Jane Austen? Wenigstens eine Andeutung?

  • Hallo Biene,


    ich denke, der Ansatz, "auch mal so ein Buch lesen" ist schon an sich etwas heikel. Da trennt man das Buch schon von all den anderen Büchern, die man gern und bedenkenlos liest. Wichtig ist, dass Dir das Thema zusagt. Und bei mir ist es außerdem so, dass ich nicht von einer eher leichten Lektüre zu einer anstrengenden wechseln kann, ich muss mich da langsam ranpirschen, das Niveau langsam steigern ;-)


    Versuch mal auch, ein bisschen die Ehrfurcht vor der Weltliteratur loszulassen und da ganz normal ranzugehen, wie Du es bei Deiner "normalen" Lektüre auch machst, ohne große Erwartungen und ohne Druck. Seine "Größe" wird das Buch Dir dann schon offenbaren. Wenn nicht, dann war es eben nichts, aber das heißt nicht, dass es Dir mit allen Büchern dieser Art so gehen wird.


    Grüße, Bell

  • Weltliteratur, bzw. Klassiker sind so ne Sache.
    Letztlich sind es meist beliebte Trivialromane, die sich über die Zeit gehalten haben, weil sie einen bestimmten Nerv getroffen haben. Es gibt unter ihnen tolle, spannende, öde, bekloppte. Sie unterscheiden sich nicht groß von den Romanen heute.


    Ich lese gerade auch Stolz und Vorurteil. Finde, es ist ein netter Beziehungs-Hin-und-her-Roman. ChickLit des 19. Jahrhunderts. Mehr? Nicht wirklich.
    Kurz zuvor hab ich "Die drei Musketiere" weggelegt. Nicht, weil das Buch schlecht wäre, sondern weil ich durch das dickel Label "Klassiker" Erwartungen hatte, die nicht erfüllt wurden.
    Es ist halt ein humorvoller, sich nicht ganz ernst nehmender Abenteuerroman. Hätte ich das erwartet, hätte ich ihn bestimmt zu Ende gelesen.


    Bin gespannt, welche Romane von heute zu Klassikern werden. Feuchtgebiete, Tintenherz, sowas in der Art, schätze ich.
    Hey - was für eine Chance: Wir können die Klassiker von morgen schon heute lesen. Der helle!

  • Zitat

    Original von Mulle


    Bin gespannt, welche Romane von heute zu Klassikern werden. Feuchtgebiete, Tintenherz, sowas in der Art, schätze ich


    :yikes


    Da gibt es wirklich Bücher der Überleben wichtiger wäre

  • Ich denke, Bell und Mulle bringen es auf den Punkt.


    Ich lese auch hin und wieder Klassiker - nicht, weil ich es muss, sondern weil mich bei einigen Klassikern einfach interessiert, was an ihnen so besonders ist, dass sie die Jahrhunderte, zumindest aber Jahrzehnte überdauert haben. Warum lesen Menschen noch immer diese Bücher?


    Manchmal lese ich sie auch nur, weil mich der Inhalt interessiert. Zugegeben, oft empfinde ich es als nicht so einfach, überhaupt zu verstehen, worum es in einem Buch geht, das finde ich erst während des Lesens heraus.


    Und manchmal ist es das Bedürfnis, ein Buch zu lesen, nachdem ich den Film dazu gesehen habe. Ich kenne zum Beispiel beide Verfilmungen von "Die Zeitmaschine", nun will ich wissen, inwiefern die Macher an der Buchvorlage geblieben sind, wie die Geschichte wirklich ist.


    Bei mir geht es meist wirklich nur, wenn ich neugierig bin. Dann nehme ich auch Klassiker in die Hand, die mir außer dem Titel nichts sagen.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix: magali Ich wollte nicht fragen, aber verflixt, ich bin doch zu neugierig: welcher ist denn nun der eine unter den vielen von Jane Austen? Wenigstens eine Andeutung?


    Tilia Salix, wenn Du nicht gefragt hättest, dann hätte ich es getan :grin.
    Gegebenenfalls holen wir uns beide einen Korb ab.
    (Ich hätte da auch schon zwei Tipps, für Austen, nicht für den Korb ;-).)


    Hallo Biene,


    lass Dich nicht entmutigen und probier es weiter, wenn Du es möchtest.
    Weltliteratur kann Spaß machen, muss es aber nicht. Weltliteratur kann ebenso hochgeistig wie flach sein und dann doch durch seinen Wortwitz bestechen und deshalb ein Stück Literatur aufwerten.
    Sofern Du nicht Literaturwissenschaften, Komparatistik etc. studierst besteht keinerlei Notwendigkeit, sich einen Literaturkanon aufzwingen zu lassen.
    Und manchmal hilft es, sich ein wenig Abwechslung in der Literatur zu suchen, um dann wieder Lust auf einen - vielleicht nicht leicht konsumierbaren - Klassiker zu bekommen.

  • Ich denke, dass es besser ist, bestimmte Klassiker auch unter Anleitung und in einer Runde zu lesen, in der anschließend eine ausführliche Diskussion möglich ist. Manche (v.a. ältere) Werke kann man auch nur verstehen, wenn man sie "richtig" liest (Berücksichtigung von Kontext, biographische Aspekte, Bedeutungswandel einzelner Wörter etc.). Mir ist es schon oft so gegangen, dass ich mit einem Buch überhaupt nichts anfangen konnte. Erst nachdem ich mir mehrere Gedanken (Interpretationsansätze) dazu gemacht bzw. mich ausführlicher damit beschäftigt hatte und es noch ein weiteres Mal gelesen habe, konnte ich es verstehen (und dann ist es mir auch viel leichter gefallen bzw. hat Spaß gemacht). Aber vllt. geht das ja nur mir so?!


    Aber natürlich hängt das Verständnis eines Buches sehr stark von augenblicklicher Lage des Lesers, Alter usw. ab. :-) Heute lese ich manche Bücher vollkommen anders als noch vor wenigen Jahre. Jaja, man wird doch älter.

    Gruß
    misswalker :lesend



    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Auch ich denke es ist manchmal hilfreich Klassiker mit Begleitung zu lesen. Das kann eine Leserunde sein oder auch mal Begleitmaterialien wie sie fuer Schueler entwickelt werden. Das schoene ist aber, dass man sich das aus den Materialien raussucht, was einen wirklich interessiert und nicht wie in der Schule einfach alles durchkauen muss.


    Ich hab z.B. ein paar Shakespeare Titel oder auch "To Kill a Mockingbird" mit Sparknotes gelesen.


    "Anna Karenina" hab ich gelesen, als Oprah eine Leserunde in ihrer TV Show begann und so einiges an Begleitmaterialien auf ihrer Webseite zu finden war. Dieser Titel ist aber auch einer von denen, die zum richtigen Zeitpunkt im Leben kommen muessen. Haette ich es 20 Jahre frueher gelesen, haette es ganz sicher nicht diesen starken Eindruck auf mich gemacht.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Entschuldigt, war gestern nicht mehr online. War ein langer Tag.


    'Mansfield Park'. Wegen der Stringenz, weil er am besten durchgearbeitet ist. Er hat einen denkerischen Überbau, was die Rollen von Frau und Mann betrifft, der Austens Zeit voraus war bzw. nur in kleinen Intelelktuellen-Zirkeln diskutiert wurde.
    Daß ich J.A. heute langweilig finde, war natürlich provozierend formuliert. Ich verkenne weder noch bestreite ich ihren Platz in der Literatur. Ich stelle aber auch die Frage, was uns eine Geschichte, die 200 Jahre alt ist, noch sagen kann. Der gesellschaftliche Kontext, der zu 'Pride and Prejudice' gehört, ist verschwunden. Wenn wir heute das Buch als die Liebesgeschichte zweier Menschen sehen, die sich aufeinander zu entwickeln, lesen wir de facto eine reduzierte Fassung. Über die Frage der finanziellen Versorgung können wir lächeln. Austen konnte das nicht.


    Die Provokation galt aber auch dem Umstand, daß man Bücher in jedem Alter anders liest. Lesen, gerade Literatur lesen ist eine Entwicklung, finde ich. Wer weiß, vielleicht finde ich ja in zehn Jahren 'Pride and Prejudice' wieder prima. Im Moment teile ich das Urteil der Autorin darüber. 'Too light and bright and sparkling'.


    Ansonsten verrate ich auch gleich, daß ich in der Schule die Klassiker nie gelesen habe. Ich fand sie kotzöde, mit sehr wenigen Ausnahmen. Daß man darüber auch noch Aufsätze schreiben mußte und für dämliches Gesülze, Interpretation genannt, benotet wurde, setzte dem Ganzen die Krone auf.
    Aber als Teenager dachte ich sowieso, ich bin im falschen Film.


    Das hat sich erst nach de Schule geändert. Glücklicherweise hat jede/r die Chance, erwachsen zu werden.
    :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • kommt drauf an was du unter Weltliteratur verstehst.


    Ich lese auch nur was mich interessiert. Momentan am meisten Fantsay.


    Den einzigen Klassiker den ich je gelesen hab ist Arthur Schnitzler - Leutnant Gustl für die Schule. Kann mich aber nicht mehr an die Handlung erinnern. War nicht so doll. Ist einfach nicht so mein Ding.


    Zu einem Klassiker wird bestimmt mal HDR und Harry Potter. (Irgendwann)
    Hab ich beides schon gelesen.


    Kann man Grimms Märchen zu Klassikern zählen? Dann gibt es doch was was ich gelesen hab. Sogar freiwillig, aber nur vorgelesen. Gerade lese ich eine Gesamtausgabe von Grimms Märchen von 1985 die ich bei meiner Oma gefunden hab.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin


    :write


    Da fallen mir wirklich auch andere Romane von heute ein, die sehr viel wichtiger sind, als Feuchtgebiete und Tintenherz ... :wow


    Ja, da kann ich euch nur zustimmen ... aber so ist das eben mit der unterschiedlichen Vorstellung von "Literatur" ... :grin


    Ich lese jedenfalls nur Bücher, die mir inhaltlich zusagen und dabei ist vollkommen irrelevant, ob da nun Klassiker drauf steht oder ähnliches. Wieso sollte man sich auch durch ein Buch quälen, nur um es gelesen zu haben? (Es sei denn aus schulischen Zwängen o.ä. ...)

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Ich kann euch allen nur absolut zustimmen! Leider wird man ja heutzutage von Einigen belächelt, wenn man nicht mindestens einen "Klassiker" im Monat liest und sich mit so etwas Simplen wie Fantasyliteratur etc. abgibt. Aber ich sehe es wie Saz, wozu soll ich mich durch ein Buch quälen? Ich lese in meiner Freizeit, aus Spaß, da soll es mir Freude machen und nicht das Lesen vermiesen! Wem Klassiker das bringen, schön für ihn! Wer Klassiker langweilig findet, liest halt etwas Anderes.


    Ich kann auch recht wenig mit den sogenannten "Klassikern" anfangen. Ich glaube, das liegt daran, dass mich Geschichte nicht sonderlich interessiert und ich mich daher auch nur sehr schwer in die vergangenen Zeiten, in denen diese Bücher ja nun mal spielen, hineinversetzen kann. Von daher interessieren mich dann auch die Bücher darüber wenig. Ich habe mal "Sturmhöhe" von Emily Bronté versucht, ewig für dieses Buch gebraucht und mich schrecklich gelangweilt. Seitdem lasse ich lieber die Finger davon und lese Sachen, die mich auch wirklich interessieren.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Weltliteratur, bzw. Klassiker sind so ne Sache.
    Letztlich sind es meist beliebte Trivialromane, die sich über die Zeit gehalten haben, weil sie einen bestimmten Nerv getroffen haben.


    Das mit den Trivialromanen möchte ich aber doch so ein bisschen bezweifeln - zumindest in vielen Fällen.


    Ich lese sehr gerne "Klassiker". Man darf da nur nicht schon mit dem Gedanken rangehen: "ich les das jetzt, weil man das gelesen haben sollte, aber ich weiß, dass ich mich fürchterlich langweilen werde oder dass das Lesen sehr anstrengend wird oder oder".


    Dostojewskijs "Verbrechen und Strafe" ist für mich z.B. der spannendste Psychothriller, den ich je gelesen habe. Und anstrengend zu lesen, fand ich es auch nicht. Allerdings nur in der Neuübersetzung von Swetlana Geier. Von "Der Meister und Margarita" will ich gar nicht erst anfangen, ich denke, so ein geniales Buch werde ich im Leben nie wieder lesen.
    Und auch bei Klassikern sollte man aufs Thema schauen und die nicht einfach nur lesen, weil man meint, man müsste das kennen. Jemand, der gerne Fantasy liest z.B. oder Krimis oder oder, der sollte nicht unbedingt Jane Austen oder Virginia Woolf lesen. Die beiden haben mir auch gar nicht zugesagt, denn auch bei zeitgenössischer Literatur kann ich mit so "Weibergeschichten" wenig anfangen. Aber auch unter Klassikern gibt es viel Spannendes oder Skurriles, Witziges etc.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Weltliteratur, bzw. Klassiker sind so ne Sache.
    Letztlich sind es meist beliebte Trivialromane, die sich über die Zeit gehalten haben, weil sie einen bestimmten Nerv getroffen haben. ...


    Genauso sehe ich das auch. Viele heute sogenannten Klassiker entsprachen zu ihrer Entstehungszeit einfach dem Zeitgeist und waren populär. Wohlgemerkt nicht alle! Es gibt und gab in jeder Zeit wahrscheinlich Ausnahmeromane.
    Von dem Begriff "Klassiker" darf man sich nicht abschrecken lassen!

  • Zitat

    Original von magali
    Ich fand sie kotzöde, mit sehr wenigen Ausnahmen. Daß man darüber auch noch Aufsätze schreiben mußte und für dämliches Gesülze, Interpretation genannt, benotet wurde, setzte dem Ganzen die Krone auf.


    So ging es mir mit zeitgenössischer Literatur (allgemeiner: Literatur des 20. Jahrhunderts). In einem Fall habe ich mich schlicht geweigert, ein Buch fertig zu lesen. In der Deutschnote hat sich das nicht bemerkbar gemacht. (Ich weiß bis heute nicht, ob der Lehrer ein paar Augen zugedrückt oder wirklich nicht gemerkt hat, daß ich keine Ahnung von dem Buch hatte, eben weil nicht gelesen. Ich vermute mal, Letzteres. :grin)



    Zitat

    Original von magali
    Aber als Teenager dachte ich sowieso, ich bin im falschen Film.


    Das denke ich immer noch (also für mich und für heute). :rolleyes :grin




    Zitat

    Original von Frettchen
    Allerdings nur in der Neuübersetzung von Swetlana Geier.


    Das geht mir genau anders. Hätte ich zuerst eine Dostojewskij-Übersetzung von Frau Geier gelesen, hätte ich weder beendet noch je ein weiteres Buch dieses Autors gelesen. Hoch lebe meine E. K. Rashin-Übersetzung der Werkausgabe (vor allem, weil ich die schön gebundene Ausgabe besitze. :-] ) Meine Geier-Ausgaben sind längst alle verkauft.



    Zur Eingangsfrage: ich habe erst kürzlich für mich englische Literatur entdeckt und mit Begeisterung "North And South" sowie die "Lorna Doone" im englischen Original gelesen. Jane Austens "Persuasion" folgt im September in der Leserunde zu "Überredung". Ich werde danach sicherlich weitere Bücher, die als Klassiker gelten, lesen. Allerdings nur solche, die vor etwa 1900 entstanden sind.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was 'Literatur' angeht, herrscht hier ein wenig Durcheinander.
    Dabei geht es nicht nur ums Geschichtenerzählen, sondern eher darum, auf welche Weise sie erzählt werden.


    Zu Klassikern werden solche Texte, weil sie zum Gesamtbereich 'Literatur' etwas Neues hinzugefügt haben. Neu für die Entstehungszeit. Neue Gedanken auf neue Weise präsentiert.


    Bestimmte Einsatzmöglichekeiten von Sprache, die wir heute als Kleinmünze ansehen, etwa Figurenrede/Dialoge), Erzählperspektiven, Verwendung von Zeiten oder Adjektiven, Einsatz von Prolog/Epilog, Kapiteleinteilung. Einteilung in Akte, Vers und Reim und tausend Dinge mehr, mußten doch erst einmal entwickelt werden. Das gilt auch für Handlungsabläufe, Verhaltensweisen von Figuren, Darstellung von Gesamtzusammenhängen u.v.m. Neuschöpfungen von Wörtern gehört auch dazu. Goethe ist nicht nur dessentwegen wichtig, was er geschrieben hat, sondern auch weil er die deutsche Sprache um neue Vokabeln erweitert hat.


    Dazu kommt ein weiterer wichtiger Faktor, der in solchen Gesprächen, wie dem hier, völlg übersehen wird. 'Literatur' ist keine Sache zwischen Autorin/Autor und Publikum, sondern eine Sache unter denen, die sie produzieren. SchriftstellerInen lassen sich von dem, was die KollegInnen tun, anregen. Das ist eine anhaltende Duskussion, eine immerwährende Werkstatt. Man nimmt Anregungen auf, lehnt sie ab
    Literatur ist nicht das, was für KritikerInnen wichtig ist, sondern für die, die sie erzeugen.


    All diese Details müssen zusammenwirken, ehe ein Text zum 'Klassiker' wird. Sog. Klassiker waren in ihre Entstehungszeit nicht in jedem Fall Renner und Bestseller schon gar nicht. Dem zeitgenössischen Publikum entgingen sie oft genug, sie waren nur einem kleinen Zirkel bekannt.


    Des weiteren zu bedenken ist der Umstand, daß es 'Klassiker' nach Genre gibt. Es gibt Klassiker des Liebesromans 'Gone with the Wind', etwa, der zugleich auch ein Klassiker der historischen Unterhaltungsromans ist. Dumas' Musketier-Romane gehören zu den Klassikern der Trivialliteratur, Unterghruppe historischer Roman bzw. Abenteurerroman.


    Austens Romane sind Klassiker des Gesellschaftsromans. Nicht der Liebesgeschichten. Austen hat der englischen Sprache übrigens ein neues Wort geschenkt: independent. Unabhängig. Es taucht zum erstenmal in 'Emma' auf.


    SiCollier


    wenn Du inzwischen Deinen 'Film' gefunden hast, ist das doch okay.
    Ich wage die Voraussage, daß Dir 'Persuasion' gefallen wird.
    Was die Dostojewski-Übersetzungen angeht, sidn wir natürlich nicht einer Meinung. :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus