Sterblich - Thomas Enger

  • Originaltitel: Skinndød
    Blanvalet Verlag 2011, 410 S.


    Der 1. Teil der Serie um den Journalisten Henning Juul


    Über den Inhalt:
    Nach zwei Jahren Auszeit kehrt Henning Juul zurück an seinen alten Arbeitsplatz in der Online-Redaktion von 123nyheter. Bei einem Wohnungsbrand hatte er sivh bei dem Versuch, seinen Sohn Jonas aus den Flammen zu retten, schwer verletzt. Die Narben zeichnen ihn bis heute. Doch noch schlimmer ist es für ihn, nicht zu begreifen, wie der Brand überhaupt entstehen konnte.
    Auch wenn Henning selbst bezweifelt, dass er jemals wieder der Alte sein wird – der Reporter mit sicherer Spürnase für das Böse, für den Bodensatz, für die gefährlichsten Stories -, kennen seine Kollegen kein Erbarmen und schicken ihn an seinem ersten Arbeitstag zu einer Pressekonferenz der Osloer Polizei. Auf dem Ekeberg wurde die Leiche einer 23-jährigen Studentin gefunden. Der Körper weist schreckliche Folterspuren auf – oder sind es die Folgen einer Strafe nach den Regeln der Scharia? Polizeiermittler und Journalisten glauben an einen Ehrenmord. Nur Hennings Instinkt sagt etwas anderes. Aber kann er sich darauf noch verlassen?


    Über den Autor:
    Thomas Enger, 1973 in Oslo geboren, wuchs in Jessheim auf. Er studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete nach dem Studium in einer Onlineredaktion. Nebenbei schrieb er seine ersten Romane und war an verschiedenen Musicalproduktionen beteiligt. „Sternblich“ ist sein erster Thriller. Inzwischen lebt er zusammen mit seiner Freundin und zwei Kindern in Oslo.


    Meine Meinung:
    Henning Juul ist ein Mann mit Vergangenheit. Bis zu dem Tag, an dem er seinen Sohn bei einem Wohnungsbrand verlor und selbst schwer verletzt wurde, war er ein erfolgreicher Enthüllungsreporter. Jetzt, fast zwei Jahre nach dem Unglück, kehrt er an seinen Arbeitsplatz zurück, gezeichnet nicht nur äußerlich mit deutlichen Brandnarben, sondern auch innerlich durch die Trauer und ein schweres Trauma, das ihm noch immer Albträume beschert.
    Sein Chef erwartet, dass er da weitermacht, wo er aufgehört hat. Dass seine Exfrau nun die Freundin des Kollegen ist, mit dem er zusammenarbeiten soll, macht den Wiedereinstieg für ihn nicht gerade einfacher.
    Ein bestialisch ausgeführter Mord an einer jungen Frau lässt die Polizei an einen Ehrenmord glauben und lenkt die Ermittlungen schnell auf ihren muslimischen Freund. Doch Hennings Gespür führt ihn in eine andere Richtung. Zufällig wird er Zeuge, wie eine weitere Person ermordet wird und steht plötzlich selbst in der Schusslinie.


    Geschrieben ist das Buch im Präsens, einer zunehmend beliebten Erzählform, mit der ich mich noch nicht gänzlich angefreundet habe. Thomas Enger hat einen klaren Schreibstil und benutzt hauptsächlich kurze Sätze. Der ehemalige Journalist verwendet sein Insider-Wissen, um ein glaubwürdiges und unterhaltsames Bild von Hennings Arbeitsplatz zu malen.


    Henning Juul ist eine interessante Figur, klug und erfahren, verfügt über eine gute Menschenkenntnis, eine großartige Kombination aus offensivem, sarkastischem Journalist und einsamem Wolf in tiefer Trauer um seinen Sohn. Enger hat seine Hauptfigur mit der erforderlichen Dosis von Tollkühnheit und Intuition ausgestattet und mit einer glaubwürdigen Motivation, obwohl Juul seit dem Tod seines Sohnes streng genommen nicht mehr viel zu verlieren hat.


    „Sterblich“ ist ein spannender und gut konstruierter Krimi mit viel Atmosphäre, guten Beschreibungen und Dialogen. Dem Autor gelingt es, die Handlungsstränge um die Morde und Juuls Privatsphäre zu einem Ganzen zu verschmelzen. Enger legt sein Hauptaugenmerk auf die Personen, weniger auf die Beschreibung des Schauplatzes. Sein Protagonist macht eine klare Entwicklung durch und am Ende ist er mir so sympathisch, dass ich gerne die Fortsetzung lesen möchte, die es nach dem Ende einfach geben muss.

    Ein gelungenes Krimidebüt mit interessanten Charakteren und einer überraschenden Enthüllung zum Schluß.


    Ach ja: Enger hat bereits einen Vertrag über fünf weitere Bücher in der Tasche. Die Fortsetzung „Fantomsmerte“ erscheint im August 2011.

  • Mmh wo ich die "Kritiken" auf der Rückseite gelesen habe, musste ich mir ja dieses Buch kaufen. Nur leider wird es in meinen Augen den Vergleichen auf der Rückseite überhaupt nicht gerecht.
    Henning Juul ist zwar teilweise eine interessante Figur aber irgendwie fehlt da etwas, die Art von Harry Hole bietet dann doch mehr. In meinen Augen hätte man das Buch weiter ausbauen können, wobei ich jetzt schon zu kämpfen habe das ich das Ende erreiche. Im groben und ganzen ist es in meinen Augen ein sehr kurzweiliger und wenig spannender Krimi.

  • Zitat

    Original von Camulos
    Mmh wo ich die "Kritiken" auf der Rückseite gelesen habe, musste ich mir ja dieses Buch kaufen. Nur leider wird es in meinen Augen den Vergleichen auf der Rückseite überhaupt nicht gerecht.
    Henning Juul ist zwar teilweise eine interessante Figur aber irgendwie fehlt da etwas, die Art von Harry Hole bietet dann doch mehr. In meinen Augen hätte man das Buch weiter ausbauen können, wobei ich jetzt schon zu kämpfen habe das ich das Ende erreiche. Im groben und ganzen ist es in meinen Augen ein sehr kurzweiliger und wenig spannender Krimi.


    Nun, mit seinem ersten Harry Hole-Band konnte Nesbo auch noch nicht voll überzeugen. Dies ist ein Krimidebüt und ich finde Juul ist eine entwicklungsfähige Figur. Ich gebe dem Autor auf jeden Fall eine weitere Chance.

  • Vor knapp zwei Jahren, im September 2007, verlor Henning Juul das wichtigste in seinem Leben. Bei einem Brand in seiner Wohnung starb sein kleiner Sohn Jonas, er selbst erlitt schwere Verbrennungen, die ihn entstellten. Auch sein Gesicht ist durch den Brand gezeichnet worden, er jedoch hat überlebt, im Gegensatz zu seinem Kind. Was jedoch am schwersten wiegt ist die Ungewissheit: Hat er das Feuer, in dem sein Kind zu Tode kam, selbst verursacht?


    Es dauerte lange, bis Henning sich von seinen Verletzungen erholt hat, aber im Juni 2009 ist er soweit wieder hergestellt, dass er seiner Tätigkeit als Journalist wieder nachgehen kann. Sein Arbeitgeber www.123nyheter.no hat trotz seiner langen Auszeit an ihm festgehalten. Ein ruhiger Einstieg ist Henning jedoch nicht gegeben, denn sein Nachrichtenredakteur schickt ihn gleich zu einer Pressekonferenz. Eine junge Frau wurde tot in einem Zelt aufgefunden - allem Anschein nach wurde sie gesteinigt. Handelte es sich hierbei um einen sogenannten "Ehrenmord"?


    Bei dem Opfer handelt es sich um die 23-jährige Studentin Henriette Hagerup und auch wenn alles nach einem Ehrenmord aussieht, glaubt Henning von Anfang an nicht an diese Theorie. Sein Spürsinn sagt ihm definitiv, dass mehr dahinter steckt, als es den Anschein hat. Mit Hilfe einer "Quelle", von der Henning selbst nicht genau weiß, um wen es sich handelt, findet er tatsächlich heraus, dass es ein anderes Motiv geben muss. Aber wer hatte einen Grund, die überaus begabte junge Frau so grausam zu ermorden? Henning ermittelt auf eigene Faust und kommt dem Täter gefährlich nahe ...


    Der 1. Band der Henning-Juul-Reihe! Der Plot wurde abwechslungsreich und spannend erarbeitet. Besonders gut hat mir gefallen, dass es sich bei dem Protagonisten nicht um einen typischen Helder bzw. Ermittler handelt, sondern um einen schwer traumatisierten Journalisten, der mit seinem Verlust nicht abschließen kann bzw. den die Zweifel fast zerfressen, ob er selbst Schuld an dem Unglück war, dass ihm das liebste auf der Welt genommen hat. Die Figuren wurden facettenreich und tiefgründig erarbeitet, wobei mir hier besonders gut gefallen hat, dass einige Figuren sich im Laufe des Buches als ganz anders herausstellen, als sie auf den ersten Blick sind. Diese Wandlungen sind dem Autor sehr gut gelungen. Mein Herz habe ich allerdings an den Journalisten mit dem gebrochenen Herzen verloren, der trotz seiner Zweifel und seines Verlustes, den Dingen auf den Grund geht, obwohl er es nicht vermag, das Rätsel um seinen eigenen Verlust zu lösen. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, auch wenn ich, wie nicht anders zu erwarten, mit den norwegischen Bezeichnungen einiger Orte so meine Liebe Not hatte und ich hätte mir an einigen Stellen doch etwas mehr Thrill gewünscht. Dennoch handelt es sich hierbei um einen sehr gelungenen Auftakt und ich freue mich jetzt schon auf den 2. Band der Reihe "Vergiftet", der sich zum Glück bereits in meinem Besitz befindet.

  • Ich habe das Buch gerade beendet. Zum Inhalt wurde ja bereits alles geschrieben, deshalb nur einige Anmerkungen von mir.


    Henning Juul als Journalisten in den Mittelpunkt zu stellen ist nicht neu. Hier macht es allerdings das Vorleben aus, das ihn geprägt hat. Außerdem fand ich interessant, die schnelllebige Internetzeitung, die viele clicks braucht, um ihre Anzeigen verkaufen zu können (schneller und vielleicht auch provokanter als BILD :chen) als Arbeitgeber zu wählen. Seine Arbeitsweise gefiel mir sehr gut, vor allem auch sein vorsichtiges Taktieren, was kann man zu welchem Zeitpunkt an Infos preisgeben, seine Rückschlüsse etc.


    Alles in allem ein sehr interessanter erster Fall :fingerhoch