Denk an mich - Melissa Hill

  • Originaltitel: Before I forget


    Kurzbeschreibung
    Als Abby sich nach einem Unfall plötzlich an wichtige Ereignisse in ihrem Leben nicht mehr erinnern kann, ist sie mehr als beunruhigt. Warum spielt sie so gut Klavier und was ist mit ihrer Familie los? Und wer ist bloß der charmante Finn, der behauptet, mit ihr einen zauberhaften Tag in New York verbracht zu haben?



    Über den Autor
    Melissa Hill stammt aus dem County Tipperary und lebt mit Mann und Hund in Ashford. Sie hat in verschiedenen Berufen gearbeitet und widmet sich heute voll und ganz dem Familienunternehmen in Wicklow. Bereits mit ihrem ersten Roman landete sie ganz oben auf den irischen Bestsellerlisten und zählt in ihrer Heimat seitdem zu den Top-Autorinnen.



    Meine Meinung
    Bücher von Melissa Hill sind eine Garantie für vergnügliche Lesestunden und so habe ich auch ihr neues Buch sofort besorgt.


    Abby ist wieder Single und sie verkraftet die Trennung von ihrem langjähirgen Freund Kieran nur schwer. Sie geht sogar zu seiner Hochzeit, um mit eigenen Augen zu sehen, dass er eine andere heiratet. Ihre Familie und ihre Freunde versuchen sie aufzumuntern und abzulenken, doch sie stürzt sich in ihre Arbeit. Bis eines Morgens ein Unfall passiert und ihr auf dem Weg zur Arbeit ein Dachziegel auf den Kopf fällt.
    Durch die Kopfverletzung könnte ihr Gedächntis beeinträchtigt werden, vermuten die Ärzte. Doch in den ersten Wochen scheint alles normal zu sein, Abby vergisst höchstens Kleinigkeiten.
    Gleichzeitig schaffen es ihre Freunde und ihre Schwestern, ihr Mut zu machen und so erlebt sie trotz häufiger werdender Erinnerungslücken ein wunderschönes Jahr und verliebt sich sogar wieder.
    Die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin und man fühlt mit Abby mit, wie sie gegen den Gedächtnisverlust ankämpft. So finde ich den englischen Originaltitel auch viel passender!


    Alles in allem: 8 Punkte für unterhaltsame Lesestunden.

  • Stellen Sie sich vor, Sie erinnern sich nicht mehr. Nicht an Personen, an Ereignisse oder an Gefühle. Wildfremde Menschen stehen auf einmal vor Ihnen und behaupten, sie gut zu kennen. Sie können auf einmal Klavier spielen, obwohl sie sicher sind, noch nie die Finger auf die Tasten gelegt zu haben. Wie lebt man weiter mit dem Nichterinnern? Ist ein normales Leben überhaupt noch möglich? Diesen Fragen sieht sich Abby auf einmal gegenübergestellt, ein heruntergefallener Dachziegel hat ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt. Sie hat eine Schädigung am Hippocampus erlitten, der Teil des Gehirns, der für Gefühle und Motivationen zuständig ist. Es gibt Erinnerungen, die angelernt sind, die durch Wiederholungen sich einprägen, die man dann aber abspeichert, als ob jemand anderer sie erzählt hat. Man erinnert sich durch Photos vielleicht wieder an die Ereignisse, aber die Gefühle sind weg, einfach verschwunden. Wie ein Loch in einer Brücke, über die die Gefühle wandern auf dem Weg ins Langzeitgedächtnis. Manche fallen ins Wasser und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Nach dem ersten Schock glaubt Abby allerdings, damit zurechtzukommen, indem sie einfach viel wiederholt, so schlimm kann es mit dem Verlust der Erinnerungen doch nicht werden, wenn man das Gedächtnis permanent trainiert. Ein paar Vorfälle belehren sie dann allerdings eines Besseren, und sie erkennt nach und nach das ganze Ausmaß ihrer Krankheit. Bevor sie nun alles vergisst, speichert sie ihre Erinnerungen mit Photos und Videos auf ihrem Computer, in ihrer digitalen Erinnerungstruhe. So kann sie sich wenigstens wieder ins Gedächtnis rufen, was sie erlebt hat, wenn die Emotionen dabei allerdings verschwunden sind.


    Anfangs ist Abby ein schwieriger Charakter. Sie geht so völlig in ihrer Beziehung zu Kieran auf, dass sie sich sogar seine Meinungen aneignet und ihre eigene Persönlichkeit total unterbuttert. Ihre Gedanken und ihre Meinungen sind lediglich ein Spiegelbild Kierans, die wirkliche Abby ist tief verschüttet. Kieran ist leider auch kein sympathischer Charakter, er ist nörglerisch und völlig von sich und seiner Meinung überzeugt. Er schafft es, Abby von ihrer Familie abzuschotten und sie zu einer Nörglerin zu machen. Als er sie wegen einer anderen verlässt, ist sie tief getroffen und vergräbt sich in ihrer Trauer und ihrer Arbeit. Ihr Selbstmitleid ist selbstzerstörerisch, keiner kann zu ihr vordringen und sie aus dem Tränensumpf herausziehen. Man hat aber auch nicht den Eindruck, dass sie es selber möchte. Erst nachdem sie den Dachziegel auf den Kopf bekommt, merkt sie, dass das Leben auch ohne Kieran durchaus noch lebenswert ist.


    Dabei hilft ihr Finn, ein Hundetrainer, mit dem sie in New York einen unvergleichlichen Nachmittag verbringt. Aber war der Nachmittag auch unvergesslich? Da sie Finn erst nach ihrem Unfall kennenlernt, hat sie Schwierigkeiten, sich an ihn zu erinnern. Was ihr wiederum sehr bewusst macht, wie stark ihre Krankheit sie doch beeinträchtigt. Finn ist schon zu bewundern, seine Ruhe und Stärke, mit der er gegen das Vergessen ankämpft ist zu bewundern. Aber ist so ein Leben wirklich erstrebenswert? Kann seine Liebe Abbys Vergesslichkeit überdauern? Wie verkraftet das eigene Ego das Problem, strebt doch jeder nach Nachhaltigkeit. Finn meistert das Meiste mit einer ungeheuren Nonchalance, sein Optimismus bleibt fast immer ungetrübt.


    Bei Melissa Hill weiß man, dass es zum Schluß immer noch überraschende Wendungen gibt. Also liest man mit angehaltenem Atem und wartet auf den großen Clou, der zwar nicht riesig ist, aber dennoch kommt. Diese Überraschungen zeichnen die Bücher der Autorin aus, sie lassen einen innehalten und Atem holen, Informationen müssen erst einmal verarbeitet werden. Abby verhält sich zum Schluß noch einmal ziemlich unsympathisch, es ist aber auch schwer, wenn man einfach nicht mehr weiß, was man schon alles wieder vergessen hat. Die Nebencharaktere bleiben ziemlich blass, der Fokus der Geschichte liegt eindeutig bei Abbys Umgang mit ihrer Vergesslichkeit und ihren Beziehungen zu Finn und Kieran. Das Cover ist wunderschön gestaltet, die Blumen sind sehr geschmackvoll und eine wahre Zierde im Bücherregal. Der übersetzte Originaltitel - Bevor ich vergesse - hätte allerdings noch viel besser gepasst, er trifft die Aussage des Buches genau auf den Punkt.


    Fazit


    Ein Plädoyer für Erinnerungen, Photos und Tagebücher hatten noch nie so einen hohen Stellenwert wie in dieser Geschichte. Melissa Hill führt uns eindringlich und gefühlvoll vor Augen, wie wichtig es ist, Erinnerungen aufzuheben. Es kann nämlich passieren, dass sie nicht mehr fest im Gedächtnis verankert sind und sie nur noch wie ein Erlebnis wirken, was jemand anderer erlebt hat. Ohne die dazugehörigen Gefühle sind Erinnerungen wertlos und bleiben nicht nachhaltig im Gedächtnis.

  • Also ich hab erst 73 Seiten gelesen, aber bisher kann ich eure Begeisterung nicht teilen... In dem Buch kommt einfach keine Stimmung auf, die mich zum Weiterlesen animiert. :help Der Schreibstil gefällt mir einfach überhaupt nicht und auch die Charaktere find ich bisher allesamt nervig und unsympathisch...
    Vielleicht geb ich dem Buch morgen nochmal eine Chance, aber im Moment hab ich definitiv keine Lust mehr zum Weiterlesen...