Yassin Musharbash: Radikal
Klappentext:
Ein Bundestagsabgeordneter im Visier von Fanatikern.
Ein Terrorexperte, der im Untergrund recherchiert.
Eine zu allem entschlossene palästeninsische Studentin.
Ein Staatssekretär, der in mysteriösen Polit-Salons verkehrt.
Und eine Bombe, mitten in Berlin.
Lutfi Latif ist die deutsche Antwort auf Barack Obama: Ein charismatischer Intellektueller mit ägyptischen Wurzeln, einer ebenso klugen wie hübschen Frau und dem Potenzial, die deutsche Islamdebatte komplett aufzurollen. Aber kaum in den Bundestag gewählt, gerät der Vorzeigemuslim ins Fadenkreuz von Radikalen. Mitten im Berliner Regierungsviertel kommt es zu einem Anschlag auf Latif. Al-Qaida bekennt sich zu der Bluttat, die deutsche Politik gerät in Aufruhr, die Stimmung im Land verschärft sich: Die Schergen des Terror-Netzwerks haben in Deutschland zugeschlagen, mit Ansage.
Doch Latifs Assistentin Sumaya al-Shami und der Terrorexperte Samuel Sonntag haben Zweifel. Sie ermitteln auf eigene Faust - und stellen bald fest, dass der Kreis der Verdächtigen größer ist. Ihre Ermittlungen führen sie in die Abgründe des Extremismus, in Kreuzberger Internetcafés und Zehlendorfer Villen, in Sozialwohnungen im Wedding und an Potsdamer Seegrundstücke. Vor allem aber bringen ihre Nachforschungen sie in Gefahr, denn für die Suche nach der Wahrheit müssen sie weit gehen, vielleicht zu weit. Und was ist das überhaupt: die Wahrheit?
Beurteilung:
Gleich vorweg: mit dem Namen "Lutfi Latif" hatte ich das ganze Buch hindurch Schwierigkeiten, ich fand ihn einfach nicht eingängig, wahrscheinlich aufgrund der Ähnlichkeit von Vor- und Zunamen. "Hans Hansen" oder "Peter Petersen" fallen zwar in dasselbe Schema und klingen auch recht unglücklich, sind aber eingängiger.
Es ist eine abenteuerliche Geschichte, in die Samuel Sonntag da verwickelt wird: seit Jahren beschäftigt er sich mit dem Islam, genauer gesagt mit islamischem Extremismus und nimmt begeistert an, als ihm eine Stellung als Sicherheitsberater des neuen Bundestagsabgeordneten Lutfi Latif angeboten wird, der Drohbriefe bekam. Nach einem Anschlag auf Latif jedoch überschlagen sich die Ereignisse und Samuel Sonntag steckt bald zwischen allen Fronten: da sind Al-Quaida auf der einen und Islamhasser auf der anderen Seite und beide scheinen es auf ihn abgesehen zu haben - oder doch nicht?
Der Autor hat viel in dieser Story verpackt: aktuelle Politik und Tagesgeschehen, viele Informationen über den Islam und islamische Extremisten, gesellschaftliche Kritik und eine zarte Liebesgeschichte. Das klingt nach sehr viel und doch gelingt dieser Balanceakt überraschend gut. Die Protagonisten sind gut geschildert, wenn auch leider an manchen Stellen zu überzogen, wie etwa der BKA-Mann Dengelow oder der Staatssekretär von Sinn. Was Samuel Sonntag angeht, kann ich mich nicht entscheiden: ist er einfach viel zu naiv oder hält er sich wirklich für James Bond? Die Verbindung zu den Anschlägen vom 11.September 2001 ist sehr gelungen und insgesamt ist es ein überzeugender Thriller, der viel Gesellschafts- und Politikkritik beinhaltet und dabei keinesweg trocken, sondern durchgängig spannend ist.
Leider kam die Auflösung zu überstürzt - sollte dem Autor etwa doch die Luft ausgegangen sein? Einige Fäden wurden dabei nicht aufgelöst, was ich schade fand.
Fazit: "Radikal" ist ein sehr lesenswertes Buch, spannend und trotz einigen Kritikpunkten nachdenklich machend.
Kategorie: Thriller / Politik / Gesellschaft / Islam
Taschenbuch
Kiepenheuer & Witsch
399 Seiten
ISBN 3462043382 bzw. 9783462043389