Michael Chabon: "Die Geheimnisse von Pittsburgh"

  • Arthur „Art“ Bechstein hat seine Highschool-Zeit hinter sich; dieser Sommer wird der letzte sein, den er in völliger Freiheit und Unabhängigkeit genießen kann. Und gleich am Anfang begegnet er einem Namensvetter, dem schönen, weltgewandten Arthur Lecomte, und infolge dessen dem ruppigen, amüsanten Cleveland, der seltsamen, hübschen Phlox und einer ganzen Reihe anderer Figuren.
    Neue Freundschaften und Liebeleien, Abenteuer und Verunsicherungen prägen die Zeit, in der Art bezüglich seiner sexuellen Ausrichtung schwankt, Schwierigkeiten mit seinem Vater hat, der für die Mafia arbeitet, Partys und Wochenenden am See durchlebt. Es wird ganz und gar anders, als Art es erwartet hat; so ist das Leben, in Pittsburgh, wie auch anderswo. Es wird ein Abschied, es wird ein Neuanfang.


    „Die Geheimnisse von Pittsburgh“ war die Abschlußarbeit von Michael Chabon, dessen zweiter Roman „Wonder Boys“ ein Welterfolg und verfilmt wurde. Aber auch dieser Erstling sprang quasi über Nacht in die Bestsellerlisten. Warum, das ist verstehbar, denn das Buch ist ausgesprochen eindringlich, freundlich, melancholisch, fröhlich, direkt. Genaugenommen existiert kein zentraler Handlungsstrang; die Zeit bestimmt den Ablauf, aber es passieren Dinge – Dinge, die mit den im Titel genannten Geheimnissen in Verbindung stehen.


    Ein schönes, dichtes Buch, das ein paar verzeihliche Brüche und logische Probleme enthält, aber ansonsten sehr rund und rundum empfehlenswert ist. Darüberhinaus endet es mit einem der schönsten Schlußsätze, die ich seit langem gelesen habe: "Zweifellos entspringt dies alles nicht wahren Erinnerungen, sondern ist das verderbliche Werk der Nostalgie, die die Vergangenheit verwischt, und zweifellos habe ich wie gewöhnlich alles übertrieben."

  • Es ist schon Urzeiten her, daß ich das Buch las. Ich habe es für 99 Pfennig aus einem Wühltisch gezogen und mich gefreut, daß es so billig war.


    Allerdings fehlten 5 Seiten... aber das war nicht soooo störend, weil das eh bei einem Abschnitt war, der sich ein wenig hingezogen hat.


    Aber alles in allem habe ich es in guter Erinnerung.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Habe heute gelesen, daß dieser tolle Schmöker verfilmt wird! Sienna Miller und Peter Sarsgaard übernehmen die Rollen der exzentrischen Freunde von Art Bechstein. Regie: Rawson Marshall Thurber.


    Da bin ich ja mal gespannt... :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • habs auch vor einer woche oder so zugelegt ,war ein mängelexemplar...aber irgendwie bin ich nich weit gekommen hat mich irgendwie nicht besonders gefesselt..aber ich geb ihm noch ne chance ...vll. später^^

    Am anderen Ende der Stadt steht ein Mädchen auf dem Balkon das Asche über das Geländer schnippt und in den Wolkenlosen Himmel schaut und dabei kaut ohne einen Bissen im Mund.

  • Ein beschaulicher und hitzewabernder Sommer in Pittsburgh der 80er Jahre kündigt sich an. Art Bechstein hat das letzte Semester des College beendet und es gilt das Leben in der heissesten Jahreszeit ein letztes Mal unbeschwert auszukosten. Er erwartet einen flirrenden Sommer voller vertrödelter Mussestunden und spärlich bekleideter Frauen. Aber das Schicksal stellt ihm den schwulen Arthur Lecompte in den Weg. Überrumpelt von der ungewohnten Begegnung hat Art die Wahl, sich linkisch aus der Affäre zu ziehen oder mit ihm ein Bier zu trinken. Er entscheidet sich für den risikoreicheren Weg und stellt die Weichen für die turbulenten nächsten Wochen und Monate. Verunsichert von den eigenen Gefühlen sucht er sexuelle Orientierung zwischen Hetero- und Homosexualität und findet die hübsche Phlox, in die er sich verliebt. Die Zeit mit ihr und den neuen Freunden wird verwirrend und eine doppelbödige Geschichte voller mysteriösen Empfindungen und Entdeckungen nimmt seinen Lauf. Frei von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen, ein jonglieren mit neuen Freundschaften, Sex und Liebe.


    Eine zeitlose Geschichte die in jeder Dekade anderen Einflüssen der flippigen (Pop-) Kultur ausgesetzt ist aber im Kern doch immer die gleiche bleibt. Junge Menschen zwischen jugendlich und erwachsen, unsicher aber von sprudelnden Hormonen getrieben und von Neugierde beseelt. Bekanntschaften werden schnell geschlossen andere verlaufen im Sande. Was einer kleinen Ewigkeit gleichkommt ist doch nur ein Sommer und es bleiben Erfahrungen, die einem helfen, sich im Leben zu orientieren und den nächsten Schritt zu gehen. Zweifellos ein gutes Buch, vor allem wenn man bedenkt das es sich um ein Debüt eines 25-jährigen handelt, aber längst nicht perfekt. Mein erstes Buch dieses vielversprechenden Schriftstellers von dem ich nun mehr lesen möchte. Wertung: 7 Eulenpunkte

  • Ich arbeite mich rückwärts durch Chabons Bücher. Erst sein neuestes (Telegraph Avenue) und nun sein Erstlingswerk. Thematisch nicht ganz so interessant für mich, wenn ums coming of age von jungen Erwachsenen geht (die Phase habe ich gottseidank hinter mir :grin) aber dank Chabons wunderbaren Schreibstil trotzdem lesenswert. Es passt ja auch gerade in die Jahreszeit; bei Chabon ziehen sich die drei Sommermonate einerseits endlos und andererseits dreht man sich kaum einmal um und der Sommer und diese ganz spezielle Zeit sind schon vorbei. Man merkt, dass The Great Gatsby Chabon beeinflusst hat.
    Eine definitive Leseempfehlung. Für die englische Originalausgabe gebe ich 8 Punkte.


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