Am Tag nach seinem 12. Geburtstag ändert sich alles im Leben des Waisenjungen Libor: Als er von einem Besuch bei seinen reichen Verwandten ins Internat zurückfährt, wird er gekidnappt. Libor gelingt es jedoch, sich selbst zu befreien. Seine abenteuerliche Flucht führt ihn nach vielen Umwegen zu der Familie Panenka. Hier findet er, was er immer gesucht hat, ein liebevolles Zuhause. Doch Libor hat seine wahre Herkunft verschwiegen. Ihm ist klar, dass sein Spiel irgendwann zu Ende sein wird...
Diese Geschichte ist wirklich einmal die etwas andere Geschichte. Die Autorin, in Olmütz geboren, lange Jahre in Deutschland lebend und heute in Prag, ist eine mehrfach ausgezeichnete Jugendbuchautorin, die weiß was sie tut.
Es beginnt einfach. Libor, die Hauptfigur, berichtet, was geschehen ist. Er hat seine Eltern verloren, ist auf die Fürsorge reicher Verwandter angewiesen, die ihn jedoch nur materiell versorgen. Ausgestattet ist er mit allem, was Geld so kaufen kann, von den Designerklamotten bis zu Computerspielen. Die meiste Zeit verbringt er im Internat. So weit, so bekannt. Auf der Rückfahrt zum Internat wird er an einer Autobahnraststätte entführt und in einem abgelegenen Haus eingesperrt, bis das Lösegeld gezahlt worden ist. Ihm gelingt die Flucht. Klar, ist man versucht zu sagen, was denn sonst.
Wäre da nicht die sehr sorgfältige Erzählweise von Anfang an, die zunächst versteckten, dann immer deutlicher werdenden nachdenklichen Betrachtungen des Jungen und die sich immer stärker aufdrängende Frage, wem er denn da seine Geschichte erzählt. So ist man schon aufmerksam, wenn sich die Handlung ab dem Zeitpunkt der Flucht wirklich ungewohnt entwickelt. Libor findet nämlich zunächst nicht nach Hause, sondern Unterschlupf bei einer Familie, die Heimkinder aufnimmt. Dort ereignen sich Dinge, die verhindern, daß er zu seinen Verwandten zurückkehren kann. Zugleich wird die Frage immer dringlicher, ob er überhaupt zurück will. Eine sehr geschickt eingsetzte zusätzliche Verwicklung macht aus dieser Frage darüberhinaus ein moralisches Problem, an dem man auch als erwachsene Leserin und Leser durchaus zu knabbern hat. Auch die Lösung ist nicht so leicht zu schlucken. Das verhindert schließlich, daß die Geschichte in die Idylle versinkt, die sich vordergründig anbietet.
Wie gesagt, Procházková weiß, was sie tut.
Lesen.
Ab 10, durchaus auch für Mädchen. Und in neuer Rechtschreibung
magali