Tod auf Bewährung - Didier Daeninckx

  • Gebundene Ausgabe: 262 Seiten
    Verlag: Liebeskind; Auflage: 1., Aufl. (18. Juli 2011)
    Preis: EURO 18,90


    Autor


    Didier Daeninckx, geboren 1949 in Saint-Denis, gilt als einer der bedeutendsten Krimischriftsteller Frankreichs. Er ist gelernter Drucker, arbeitete aber auch als Journalist, bevor er Anfang der achtziger Jahre seinen ersten Roman veröffentlichte. Seitdem sind von ihm über vierzig Romane und Erzählungsbände erschienen, die in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurden. 1985 erhielt er den renommierten »Grand prix de littérature policière«. In Frankreich haben seine Romane immer wieder politische Debatten ausgelöst, etwa über die Kollaboration oder den Algerienkrieg. Didier Daeninckx lebt in Aubervilliers bei Paris.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Paris, 1920. Privatdetektiv René Griffon ist gut im Geschäft, dafür hat der Krieg gesorgt. Überall im Land sind die Sanatorien voll mit Frontsoldaten, die nicht einmal mehr ihren eigenen Namen wissen, während es in Paris unzählige Frauen gibt, deren Männer als vermisst gelten. Und diese Frauen geben alles dafür, den erstbesten Kriegsversehrten, dem im Schützengraben die Sicherung durchgebrannt ist, als Ehemann zu identifizieren, um sogleich die Scheidung einreichen zu können. Eigentlich eine sichere Einnahmequelle. Doch dann begibt sich Griffon auf vermintes Terrain. Oberst Fantan de Larsaudière, hochdekorierter Kriegsheld der französischen Armee, wird von Unbekannten erpresst. Leider ist Madame de Larsaudière ein gern gesehener Gast in den zwielichtigen Etablissements von Pigalle. Griffon nimmt die Ermittlungen auf und stößt schnell auf eine heiße Spur. Doch dann wird er überraschend von seinem Auftrag entbunden. Was ihn aber nicht davon abhält, auf eigene Faust weiterzuermitteln – auch wenn er dabei sein Leben aufs Spiel setzt.


    Meine Meinung


    Ein Kriminalroman dessen Handlung in den frühen zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts spielt ist eine echte Rarität. Das Cover übt einen ganz speziellen Reiz aus und wer kann da schon widerstehen? Ich nicht, deshalb musste ich dieses Buch unbedingt haben. Gefunden habe ich eine Geschichte wie ich sie erwartet habe, altmodisch mit sehr viel Flair und Kolorit dieser etwas trist anmutenden Zeit. Die ersten Jahre nach dem 1. Weltkrieg waren hart und beschwerlich und genau diese melancholische Stimmung nimmt der Autor auf. In Spitälern, Heimen und auf der Strasse leben die Männer die den Weltkrieg überlebt haben, nur die wenigsten haben diesen körperlich unversehrt überstanden und wer körperlich gesund erscheint ist psychisch angeschlagen. Immer wieder schimmert die Kritik an der Sinnlosigkeit des Krieges und dem Umgang mit Kriegsveteranen durch.


    Privatdetektiv Rene Griffon ist ein absolut rechtschaffener Mensch, eine Art Idealist der den Anspruch hat mit seinem recht speziellen Beruf seinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig anderen zu helfen. Eine erfreuliche Ausnahme in seinem Metier in denen es vor Lumpen nur so wimmelt. Seine Liebe gehört Irene, die er nach dem Krieg kennengelernt hat, und seine Leidenschaft dem Packard Twin-Six Automobil auf das er äusserst stolz ist und das er noch in Raten abbezahlen muss. Nur zu gern nimmt er einen Auftrag vom gut betuchten Oberst Fantan de Laursaudière an. Diese Aufgabe führt ihn unter anderem ins verruchte Vergnügungsviertel von Paris, dem legendären Pigalle. Nach und nach verstrickt sich Rene Griffon immer mehr in den Fall und die Polizei beginnt auch für ihn zu interessieren...


    Dieser Roman zeigt auf wie sich die Welt der Bücher und der Schriftsteller in den letzten drei Jahrzehnten verändert und weiterentwickelt hat. Diese im Jahre 1984 erstmals veröffentlichte Geschichte ist ruhig erzählt und vollkommen unaufgeregt schildert der Autor den Fall und die Ermittlungsarbeit. Dieser altmodische Stil hebt sich wohltuend von den aktuellen Thrillern ab bei denen nervenzerfetzende Spannung, blutige Todesarten und möglichst viele Schockmomente im Vordergrund stehen. Dadurch dass der Roman mit 265 Seiten recht kurz ist kommt nie Langeweile auf und trotzdem hätte meiner Ansicht nach ein bisschen mehr Pep und Spannung die Geschichte aufgewertet. Deshalb auch die zwei Punkte Abzug in meiner Gesamtbewertung von acht Punkten.


    Fazit


    Wer einen eher ruhigen aber authentischen Kriminalroman alter Schule mit glaubwürdigen Figuren und einem unerwarteten Ende sucht der kann zu diesem Buch greifen. Wer hingegen weiss, dass er sich bereits nach 100 Seiten langweilen wird der sollte sich eher nach einem anderen Buch umsehen.

  • Sehr schöne Buchvorstellung. Dafür mal herzlichen Dank. Ich habe mir den Titel mal notiert, scheint wirklich etwas für mich zu sein. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich glaube, ich habe dieses Buch auf einem Eulentreffen erbeutet.
    Ein ungewöhnlicher Krimi, der mich an die "romans noirs" denken lässt. Jedenfalls ist es ein Buch für alle, die sich gerne in eine ganz andere Welt und Zeit versetzen lassen.
    Paris nach dem ersten Weltkrieg war nicht für alle eine Stadt des leichten Lebens und der Sinnenfreuden. Zu groß waren die Verheerungen des Krieges, auch bei den Überlebenden. René Griffon hat den Schrecken der Schützengräben, der Giftgasangriffe zwar überstanden, er ist aber noch lange nicht über seine schrecklichen Erinnerungen hinweg.
    Er hat seine Nische als Privatdetektiv gefunden und nimmt den Auftrag eines reichen Kriegshelden an. Bald merkt er, dass sein Auftraggeber nicht mit offenen Karten spielt.


    Für mich hat bei diesem Buch alles gepasst - jeder tut fast alles, um zu überleben, Skrupel kann oder will sich kaum jemand leisten. Und hinter so mancher Fassade tun sich Abgründe auf. Sicher nichts für Freunde von actionreichen Krimis.
    Aber wem es mehr auf Atmosphäre und glaubwürdige Figuren ankommt, der ist mit diesem klassischen Kriminalroman gut bedient.


    8 Punkte