Klappentext
Der wohlhabende Kaufmann und Lebemann Luis Bernardo wird im Jahre 1905 vom portugiesischen König als Gouverneur in die Äquatorprovinzen Sao Tome und Principe entsandt. Wesentlicher Teil dieser Mission ist es, den Vorwurf der Engländer zu entkräften, Portugal dulde auf den dortigen Kakaoplantagen Sklavenarbeit. Sollte dieses Vorhaben misslingen, droht nicht nur der Boykott für porugiesischen Kakao und Kaffee, sondern auch ein folgenschwerer Schaden für die ohnehin schon angeschlagene Monarchie.
Die Ankunft am Äquator ist ein Schock. Luis' Wahrnehmung ist überreizt, sein Körper rebelliert gegen die Hitze. Entschlossen nimmt er die Herausforderung an und beginnt die neue Welt zu erkunden. Die fremde Welt des Regenwaldes fasziniert und ängstigt ihn gleichermaßen. Doch nach und nach läßt er sich von der Schönheit und dem Zauber erobern. Er fühlt eine nie gekannte Sinnlichkeit und sieht gleichzeitig überall um sich herum politische Spannungen und ungehemmten Hass.
Als der englische Konsul David Jameson eintrifft, um die Lage auf den Plantagen zu prüfen, befürchtet Luis das Schlimmste. Aber ganz unerwartet findet er in David einen Freund. Stattdessen ist es die gefährliche Leidenschaft zu Ann, Davids schöner Frau, die seine Existenz erschüttert. Um dieser Obsession willen verrät er den Freund und bringt die letzten Verbündeten gegen sich auf.
Meine Meinung
Nicht nur das Thema dieses Buches ist ein eher nicht häufiges, auch die Sprache des Autors, von dem ich noch nie zuvor etwas gehört hatte, ist so faszinierend, dass ich ihn fast als meine persönliche literarische Entdeckung des Jahres feiern darf. Tavares hat ein interessantes Thema stilistisch perfekt verpackt und seinen Lesern als spannenden Roman vorgelegt.
Die Audienz beim König, das Auflösen aller Verbindlichkeiten in Lissabon, der Abschied von den Freunden, die letzten Treffen mit seiner verheirateten Geliebten, die Ankunft in der unbekannten Welt am Äquator, das alles beschreibt Tavares so intensiv, dass ich kaum mit dem Lesen aufhören konnte. Und diese Ausdruckskraft hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Wunderschön sind die Szenen, in denen er Luis Bernardo die Landschaft schildern läßt, die Geräusche, die Gerüche, das heiße und feuchte Klima, an das er sich nur langsam gewöhnt.
Vor allem aber sind die Verhältnisse, die der Gouverneur vorfindet, alles andere als ermutigend. Die meisten Plantagenbesitzer zeigen sich wenig kooperativ und verweisen auf Verträge, die nur pro forma die Rechte der Arbeiter sichern. Unruhen sind vorhersehbar, und Bernardo erwartet sorgenvoll die Ankunft des englischen Konsuls. Der Umgang mit dem Ehepaar wird ihm jedoch sehr bald eine Quelle des Trostes und bereichert sein einsames Leben. Es beginnt eine Zeit des kultivierten Umgangs und der freundschaftlichen Beziehungen, bis Luis Bernardo den Reizen der schönen Ann erliegt, die ihm von Anfang an Avancen macht, aber nicht nur ihm. Der portugiesische Gouverneur sieht sich in seiner Mission bereits gescheitert, doch letztlich führt seine unbedachte Affaire mit der Ehefrau des Mannes, den er von der Integrität seines Landes überzeugen soll, in die unvermeidbare Katastrophe.
Mein Fazit: Beste Unterhaltung auf hohem Niveau.