"Chemie der Gefühle" - Marco Rauland
ISBN: 3777610933
Verlag: Hirzel
Erscheinungsjahr: 2001
Seitenzahl: 144
Über den Autor:
Marco Rauland ist promovierter Chemiker und arbeitete im Bereich pharmakologische Forschung. Es folgten Tätigkeiten im Bereich Marketing und Consulting. Rauland hat bereits mehrere Artikel für wissenschaftliche Zeitschriften verfasst, deren hauptsächliches Thema die Entstehung von Gefühlen umfasst.
Über den Inhalt:
Denken und Fühlen bestimmen das menschliche Leben und oft genug sind es die Emotionen, die den Verstand zurücktreten lassen und zu persönlichen Entscheidungen führen. Dass hinter dem Geheimnis des menschlichen Handelns hochkomplexe und doch wissenschaftlich belegbare Vorgänge liegen, möchte Marco Rauland mit seiner "Chemie der Gefühle" erklären.
Meine Meinung:
Sachbücher, die den Versuch wagen, das Persönlichste des menschlichen Individuums - die Gefühle - zu ergründen, sind bereits in unschierbarer Fülle erschienen, wenn auch mit schwankender Qualität.
Der promovierte Chemiker Marco Rauland hat sich als Wissenschaftler dieser Aufgabe gestellt und zeigt, dass biochemische Vorgänge nicht nur für Lernende/Studenten, sondern auch für interessierte Laien verständlich und spannend darzustellen und schafft es mit dem vorliegenden Buch, eine Begeisterung für die Wissenschaft zu wecken.
In zwei großen Abschnitten (plus Nachwort), die sich in zwölf Kapiel untergliedern, geht der Autor zunächst in anschaulicher Weise auf den Aufbau und die Funktion des Gehirns ein, deren Vorstellung durch Zeichnungen erleichtert wird, um im Anschluss Sinneswahrnehmungen und ihre Verarbeitung zu erläutern. Bis zu dieser Stelle des Buches dürfte das Geschilderte weitgehend bekannt sein.
Mit Beginn des zweiten Abschnitts "Die molekulare Sprache der Gefühle" wird der Leser diese kleine Wiederholung jedoch zu schätzen wissen, um den technischen Vorgängen folgen zu können.
In beispielhafter Weise erklärt Rauland, wie die Wahrnehmungen der Sinnesorgane an das Gehirn gesendet und dort verarbeitet werden und welche Reaktionen die chemischen Botenstoffe im Körper auslösen.
Höchstinteressant sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen zu Neurotransmittern und Hormonen, deren wichtigste Vertreter in tabellarischer Form mit ihrer Wirkungsweise vorgestellt werden.
Dass die Wissenschaft das Geheimnis der Gefühle jedoch noch nicht vollständig gelüftet hat, bekennt Rauland erst im Kapitel "Amors chemische Pfeile".
Auch die Forschung vermag bislang nur zu deuten, wie Moleküle körperliche Empfindungen auslösen; auf die Frage was Liebe ist bietet sie jedoch bis heute keine endgültige Antwort.
Ausgehend vom ersten Blick, der eine blitzschnelle Reaktion im Gehirn auslöst, liefert die Lehre bislang nur Erklärungsansätze dafür, warum ein potenzieller Partner als anziehend bzw. abstoßend empfunden wird und welche Reaktionen bei angenehmer Empfindung ausgelöst werden.
Anhand beispielhafter Experimente berichtet Rauland von der Erforschung des Hormons PEA, das für die Glücksgefühle verantwortlich ist, welche Rolle Pupillengröße und Gerüche für die Partnerwahl spielen und welche Bedeutung die Forscher den Sexualhormonen beimessen.
Zweifellos kommt den vorgenannten (neben anderen) Kriterien eine Schlüsselposition zu; doch für die Treue innerhalb einer Partnerschaft ist die Biochemie nicht allein verantwortlich.
So didaktisch wie dieses Sachbuch aufgebaut ist, so zu bemängeln ist das fehlende Glossar, das beim Nachschlagen an der ein oder anderen Stelle hilfreich gewesen wäre.
Vielleicht kann der Verlag bei einer Neuauflage, die durchaus wünschenswert ist, diese Idee berücksichtigen.
Trotz dieses Kritikpunktes hat Marco Rauland mit seiner "Chemie der Gefühle" ein Sachbuch geschrieben, das den Leser in die aufregende Welt der
Neurotransmitter und Hormone entführt, Biochemie begreiflich und Hoffnung darauf macht, dass das schönste aller Gefühle auch in naher Zukunft nicht vollständig aufgeklärt sein wird.
Mein Fazit:
Ein Glücksfall im Bereich Sachbücher!