Die goldene Schlange - Ole Rösholdt (ab ca. 13 J.)

  • Übers. von Hinrich Schmidt-Henkel


    OT: Den gylne ormen 1991


    Olav Sigridsson ist sechzehn und ein Straßendieb. Das ist ein hartes Leben, und das war es auch 1387, dem Jahr, in dem diese Geschichte spielt. Olav ist nicht ungeschickt als Dieb, aber eines Tages wird er erwischt. Zu seiner höchsten Überraschung landet er nicht vor Gericht und am Galgen, sondern in der Burg des westnorwegischen Bergen, wo ihm eine Gruppe von Adligen unter Führung Ritter Erlends erklärt, daß er der außereheliche Sohn des Königs Hakon VI. Magnusson sein. Da sein Halbbruder, der Sohn Hakons mit der dänischen Königin Margarete, soeben gestorben ist, soll Olav nun König von Norwegen werden.


    Vom armen Straßenjungen taumelt Olav kopfüber in die Welt der Adligen, Reichen und Mächtigen. Es dauert aber nicht lange, bis ihm klar wird, daß einige der Ritter und Grafen Norwegens ein eigenes Spiel um die Königsmacht treiben. Es geht um dänische und norwegische Herrschaftsansprüche, um Familienfehden, um alte und neue Loyalitäten. Weder die Unterstützer noch die Gegner der dänischen Königin schrecken vor irgendetwas zurück, um ihre Ansprüche durchzusetzen. Innerhalb kürzester Zeit sind nicht nur Olav, sondern auch sein Freund, der junge Schmied Torfinn und die Bademagd Katrin, in die sich Olav ein wenig verliebt hat, in Lebensgefahr.


    Ole Rösholdt (geb. 1940) hat einen spannenden Jugendroman aus den wenigen Fakten gesponnen, die über die Unruhen nach dem plötzlichen Tod des dänisch-norwegischen Königs Olav IV. bekannt sind, sowie der Geschichte eines nach 1400 im Baltikum auftauchenden angeblichen Thronerben Dänemarks und Norwegens. Es ist eine klassische und nicht unblutige Abenteuergeschichte, voller Intrigen, falscher Freunde und treuer Unterstützer, Flucht und Todesgefahr und ein ganz kleines Bißchen Liebesromantik.
    Leider endet sie mittendrin, tatsächlich handelt es sich um einen Zweiteiler, worauf die deutsche Ausgabe nicht hinweist. Man bleibt am Ende zwar erleichtert, aber doch ein wenig in der Luft hängend zurück. Die Übersetzung liest sich sehr flüssig, nur eins hat mich gestört: was hat man sich im Norwegen am Ende des 14. Jahrhunderts unter einem ‚Pullover’ vorzustellen?


    Das Buch ist ein echtes Fundstück, wegen der Erzählweise, die das Norwegen von 1387 fast greifbar werden läßt, seinen quicklebendigen Figuren und der packenden Handlung. Eine wirkliche Überraschung unter den historischen Jugendromanen.
    Und es macht neugierig auf den zweiten Band, 'Wolfsjagd'.



    Ich verlinke die TB-Ausgabe vom Beltz-Verlag, ich selbst habe die gebundene Ausgabe aus dem Anrich Verlag von 1993 gelesen, aber die ist bei amazon nicht zu sehen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus