Godspeed – Die Reise beginnt
Autorin: Beth Revis
ISNB: 3791516760
Verlag: CDV Dressler
Hardcover, 445 Seiten
19,95€
Kurzbeschreibung:
Die Welt von morgen - ein Thriller der Extra-Klasse
Die 17-jährige Amy ist einer der eingefrorenen Passagiere an Bord der "Godspeed". Sie und ihre Eltern sollen am Ende der Reise zu einem neuen Planeten wieder erweckt werden 300 Jahre in der Zukunft. Doch Amys Kühlkasten wird zu früh abgeschaltet. Wollte jemand sie ermorden? Gewaltsam ins Leben zurückgerissen, findet sie sich in einer fremden Welt wieder, in der alle Menschen einem tyrannischen Anführer folgen. Nur einer widersteht: der rebellische Junior, der sich fast magisch angezogen fühlt von Amy. Gemeinsam versuchen die beiden, den schrecklichen Geheimnissen der "Godspeed" auf die Spur zu kommen. Doch kann Amy Junior trauen?
Eine packende Gesellschaftsvision und ein fesselnder Pageturner um eine große Liebe, der Traum von Freiheit und tödliche Gefahren. Erster Band der Trilogie.
Meine Meinung
Sehnlich erwartet habe ich dieses Buch, vermischt es doch die Genre miteinander, die ich am liebsten lese. Doch nach den ersten 100 Seiten wusste ich nicht mehr recht, was ich vom Roman halten sollte.
Da waren zum einen ein paar Widersprüche im Text, die – wenn man aufmerksam liest, um dem Täter auf die Spur zu kommen -, einfach stören. So behauptet Junior auf S. 35, der Älteste (eine Art Anführer des Schiffes) hätte noch nie von einer bestimmten Person gesprochen. 10 Seiten später, im gleichen Gespräch, sagt er plötzlich, der Älteste würde immer nur negativ von dieser Person sprechen. Solche kleinen logischen Unstimmigkeiten gibt es an einigen Stellen. An anderer Stelle bewachen die Protagonisten die „Kühlkammer“, auf der Morde geschehen sind. Es kommt zu einem Zwischenfall (einem Mordversuch), aber danach gehen plötzlich alle anderem nach, keiner denkt mehr an die Bedrohung und bis zum nächsten Tag bleibt alles unbewacht.
Auch hatte ich zunächst enorme Probleme, den Helden mit dem klangvollen Namen „Junior“ ernst zu nehmen. Tut mir leid, aber da denke ich an übergewichtigen Bengel neben Daddy am Würstchengrill. Was der Verlag sich dabei gedacht hat, den Namen der Autorin, der „Elder“ lautet, in Junior zu ändern, wüsste ich wirklich schrecklich gern.
Aber genug „gemeckert“. Denn abgesehen von diesen kleinen Schwächen ist das Buch gut, wirklich gut. Die kurzen Kapitel, abwechselnd in Ich-Form aus Amys und Juniors Perspektive lesen sich weg „wie nichts“.
Beide Hauptfiguren konnten mich von sich überzeugen. Amy, typisches Mädchen aus dem heutigen Amerika, überzeugt durch ihre Schwierigkeiten, sich auf dem Schiff zurechtzufinden, denn die dort lebenden Menschen haben sich verändert, und alles, was sie bisher als normal empfand, gilt plötzlich als verrückt oder gar gefährlich.
Auch Junior gefiel mir gut. Seine Gedanken kreisen mehr um Amy, es ist hier mal nicht das Mädchen, das dem Jungen nachschmachtet; das Verlieben geht hier eindeutig von ihm aus. Besonders gefiel mir an Junior seine Zerrissenheit, die Zweifel, die sich im Laufe der Geschichte entwickeln, bei seiner Frage, was richtig ist und was falsch.
Auch die Nebenfiguren haben mich überwiegend überzeugen können (nur, dass der Älteste manchmal daherredet wie ein Teeny stört ab und an), die Beweggründe der Antagonisten waren tatsächlich so gut gezeichnet, dass ich gemeinsam mit Junior ins Zweifeln geriet.
Der Anteil an SciFi, z.B. die Funktionsweisen des Schiffes, gehen mir persönlich ausreichend in die Tiefe. In einigen Rezensionen wurde bemängelt, dass nicht geklärt wird, wie die Godspeed an Wasser gelangt, bzw. dass das Immer-wieder-Aufbereiten des Wassers unrealistisch sei, vor allem, da die Baupläne nirgendwo Tanks zeigen.
Für mich sind das Punkte, die ich bei einem solchen Roman nicht kritisiere, sondern unter Fiktion verbuche. Schließlich ist es auch nicht möglich, Menschen einzufrieren und wieder zu erwecken (nicht möglich, aber so glaubwürdig beschrieben, dass mir schauderte!)
Die Geschichte nimmt kontinuierlich an Tempo und Spannung auf, und auch wenn es eher weniger Action gibt, ist Aufregung fast garantiert, wenn zum Ende alle Fäden zusammengeführt werden. Auch für Leser, die gut beobachten und einiges vorhersehen, hat der Schluss noch die ein oder andere unerwartete Aufklärung zu bieten.
Die Liebesgeschichte – in der Kurzbeschreibung (nicht aber in der Klappe des Buchs) als „große Liebe“ bezeichnet -, hält sich noch stark zurück, was ich als positiv empfinde. Zwar ist Junior vom ersten Moment an fast besessen von Amy (nachvollziehbar in seiner Situation), aber diese hat schlichtweg besseres zu tun, was verhindert, dass die spannende Handlung von zu viel Schmachten ausgebremst wird.
Das Ende lässt zwar noch viel Potential für weitere Geschichten von der Godspeed (geplant ist eine Trilogie) kann allerdings auch für sich stehen bleiben.
Ein Wort noch zum Cover:
Umschlag und Buch sind in Grün und Schwarz gehalten und zeigen das All. Den Umschlag ziert zudem ein Motiv, das ich zunächst als wirklich schön und stimmig empfand, im Nachhinein bedaure ich allerdings, dass man für den männlichen Part nicht einen jungen Mann nehmen konnte, der Junior etwas ähnlicher ist. Aber vielleicht stellt der Junge auch Jason dar, von dem Amy träumt?
Auf der Umschlaginnenseite findet sich ein Bauplan von der Godspeed (wobei die Maßstäbe etwas irritieren).
Fazit:
Eine spannende und neue Verbindung von Sci-Fi, Fantasy, Thriller und einer zarten Liebesgeschichte.
Empfehlenswert. 8 Punkte von mir.