Gelesen von Gert Westphal
1960
Der Audio Verlag, 1 CD, 78 min
Kurzbeschreibung:
Als 1664 die Pest in London ausbrach, war Daniel Defoe (ca. 1660-1731), der spätere Autor von »Robinson Crusoe« und Kritiker seiner Zeit, ein Kind von höchstens fünf Jahren. Bis in die grausigen Details läßt er, viele Jahre später, einen Ich-Erzähler den Verlauf der Epidemie rekonstruieren. Genau protokolliert er die Totenzahlen, Angst und Hoffnung unter den Menschen. Der Augenzeuge berichtet das ganze Ausmaß des Leidens, läuft, den Zuhörer bei der Hand nehmend, durch die Straßen: »Man kann wohl sagen, daß ganz London in Tränen schwamm... später stumpften sich die Herzen ab.«
Der »Schwarze Tod«, dessen Grauen heute unvorstellbar und doch durch das aktuelle Weltgeschehen erschreckend real ist, nimmt in Gert Westphals Interpretation aus dem Jahr 1960 Gestalt an.
Über den Autor:
Daniel Defoe wurde 1660 (oder 1661) in England als Sohn eines Fleischers und Kerzenmachers geboren. Als Erzähler, Journalist und Publizist hinterließ er ein sehr umfangreiches Werk und gilt als Begründer des modernen englischen Romans. Berühmt wurde er 1719 mit "Robinson Crusoe", der sofort auch über die Landesgrenzen hinaus ein großer Erfolg wurde und bis heute eines der meistgelesenen Werke der Weltliteratur ist. Weitere wichtige Werke Defoes sind "Moll Flanders" (1722) und "Roxana" (1724), in denen er am Beispiel von abenteuerlichen Frauenschicksalen die sozialen Missstände und moralischen Mängel seiner Zeit kritisierte. Daniel Defoe starb in relativ bescheidenen Verhältnissen 1731 in London.
Über den Sprecher:
Gert Westphal (geb. 1920 in Dresden): 1948 - 53 Oberspielleiter bei Radio Bremen, 1953 - 59 Hörspielleiter u. Fernseh-Chefregisseur beim Südwestfunk, 1959- 80 Mitglied des Züricher Schauspielhauses, als Rezitator von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert
Am 10. November 2002 starb er in Zürich.
Mein Eindruck:
Zu beachten ist, dass hier ist kein Hörspiel, wie fälschlicherweise angegeben, sondern eine Lesung des Berichts von Daniel Defoe aus dem Jahr 1664 über die Pest in London. Gelesen von Gert Westphal im Jahr 1965. Es ist eine beeindruckende Lesung von 74 Minuten und beweist, warum Gert Westphal der Königs der Vorleser war.
Ich habe dieses Hörbuch auch hauptsächlich wegen dem Sprecher ausgewählt und war dann überrascht, dass mich der text auch gepackt hat.
Danie Defoes Bericht ist fiktiv, jedoch absolut glaubhaft. So kann man sich die Zeit während der Pest in einer Großstadt wie London vorstellen. Der Ausbruch einer solch schlimmen Seuche hat auch Verschiebungen im Verhalten innerhalb der Gesellschaft zur Folge.
Der Ton des Berichterstatters ist sachlich, wie es sich für ein Protokoll gehört, doch dabei immer wider auch mitfühlend und von Empörung gepackt, wenn er vom egoistischen Verhalten einiger Menschen erzählt, die die Notlage ausnützen oder die Anordnungen treffen, die in eine falsche Richtung gehen.
Eigentlich höre ich lieber Hörbücher mit einer ausführlichen Handlung als einem Protokoll, aber dann wurde das Hörbuch doch interessant und trägt die geringe Laufzeit. Bei einem mehrstündigen gelesenen Protokoll hätte ich vermutlich nicht durchgehalten, aber es ist selbst bei so einem harten Stoff wie die Beschreibungen der Pest lohnenswert Gert Westphals beeindruckende Stimme zu hören.