Rotpunktverlag, 2011
Gebundene Ausgabe
156 Seiten
Originaltitel: La sombra de lo que fuimos
Kurzbeschreibung:
Der letzte Coup
35 Jahre nach Pinochets Putsch treffen sich die einstigen Freunde Cacho, Lolo und Lucho, aus dem Exil zurückkehrend, in ihrer Heimat Chile – ein »Schatten dessen, was wir einmal waren«, wie sie selbstironisch anmerken. Dickbäuchig sind sie geworden, kahl und graubärtig. Sie schwelgen in gemeinsamen Erinnerungen, während sie auf den Vierten im Bunde warten. Denn die Männer haben einen Plan: Sie sind hinter der verschollenen Beute eines Banküberfalls her, den eine Gruppe von Anarchisten 1925 durchgeführt hat und der in die Geschichte eingegangen ist.
Doch dann gibt es Komplikationen: Der vierte Mann kommt nicht. Ein Ehekrach mit aus dem Fenster fliegenden Erinnerungsstücken, ein Toter am Straßenrand, die Ermittlungen von Inspektor Crespo und ein Fremder, der plötzlich bei den drei Freunden auftaucht – jetzt muss gehandelt werden.
Sepúlveda erzählt von Verlierern, doch man könnte sie – mit dem Autor – auch anders charakterisieren: »Ich will denen eine Stimme geben, die versucht haben, die Welt zu verändern.« Darum ging es, um nicht mehr und nicht weniger. Dass die Figuren des Romans trotz des Scheiterns nie ihren Glauben an Humor und Liebe verloren haben, macht sie am Ende doch zu Gewinnern.
Über den Autor:
Luis Sepulveda, geb. 1949 in Chile, musste wegen seines politischen Engagements seine Heimat verlassen und lebte u.a. über zehn Jahre in Deutschland im Exil. Er arbeitete als Journalist und für die UNESCO. Heute lebt Sepulveda in Spanien. Sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und erhielt wichtige Auszeichnungen.
Mein Eindruck:
Vordergründig als Kriminalroman getarnt, erzählt dieser relativ kurze Roman in erster Linie über das heutige Chile, in dem die Vergangenheit nicht ruht und nicht vergessen ist.
Luis Sepulveda nutzt neben seinem süffisant-ironischen Stil eine kompakte Schreibweise, daher ist der Roman trotz der geringen Länge einigermaßen komplex.
Die Geschichte Chiles wird über Dialoge erzählt. Zum Beispiel von alten Exilanten, die im Widerstand zu Pinochet standen. Nicht selten ist es auch der Ermittler Inspektor Crespo, der als Zeitzeuge nach Allendes Tod vom Leben in Chile in dieser Zeit berichtet. Er war damals noch ein junger Polizist, die Ereignisse beeindrucken ihn noch heute, wo er als abgeklärter Inspektor kurz vor der Pensionierung steht.
Der Rotpunktverlag hat das Buch in guter Aufmachung und sogar mit einem Lesebändchen herausgebracht.
Passagenweise wirkt der Roman etwas fragmentarisch, aber insgesamt halte ich ihn für gelungen und lesenswert!