Raimund Drommel: Der Code des Bösen.
Die spektakulären Fälle des Sprachprofilers
Heyne Verlag 2011. 304 Seiten
ISBN 978-3453176911. 19,99€
Verlagstext:
Die Sprache des Verbrechens entschlüsselt
Auch wenn der Täter Handschuhe trägt – sein sprachlicher Fingerabdruck verrät ihn: Eine junge Frau hat vermeintlich Selbstmord begangen, doch ihr Abschiedsbrief entlarvt den Mörder. Ein Industrieller wird verschleppt, das Erpresserschreiben wird den Entführern zum Verhängnis. Raimund H. Drommel ist Deutschlands renommiertester Sprachprofiler. Erstmals erzählt er seine spektakulärsten Fälle aus 25 Jahren, gewährt Einblicke in seine Methoden und entschlüsselt den Code des Bösen.
Raimund H. Drommel ist kein normaler Profiler, er ist der weltweit führende Sprachprofiler. Er klärt Verbrechen auf, indem er Schriftstücke und Sprachnachrichten auf sprachliche Besonderheiten untersucht und so den Urheber bestimmt. Denn unsere Sprache ist beinahe ebenso verräterisch wie ein Fingerabdruck: Jeder Mensch bedient sich einer Sprache, die ihm so auf den Leib geschrieben ist, dass er daran fast genauso sicher zu ermitteln ist wie an den Rillen seiner Finger. Nahezu täglich analysiert der Sprachkriminalist Erpresserschreiben, Drohbriefe, Tagebücher, Abschiedsbriefe und anonyme Anrufe für Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichte, aber auch im Auftrag von Unternehmen oder Privatleuten. Von Mobbing und anonymen Verleumdungen über Erpressungen und Entführungen bis hin zu spektakulären Politaffären und Morden: Mit Raimund H. Drommel legt erstmals ein Sprachprofiler seine Methoden offen und zeigt, was ihre Sprache über die Täter verrät. Atemberaubend, abgründig – und wahr!
Über den Autor:
Raimund H. Drommel, geboren 1946, ist Deutschlands bester Sprachprofiler. Er begründete die Sprachwissenschaftliche Kriminalistik und machte sie zu einer unverzichtbaren kriminalwissenschaftlichen Disziplin. Drommel studierte und lehrte Sprachwissenschaft, Romanistik Germanistik, Phonetik und Kriminologie. Seit 25 Jahren arbeitet er als Sprachsachverständiger und Sicherheitsberater für Unternehmen, Regierungen, Landeskriminalämter und Gerichte.
Zum Inhalt:
Als Raimund Drommel 1986 seinen ersten Fall mit den Mitteln der vergleichenden Sprachwissenschaft untersuchte, war sein einziges Vorbild die Analyse der Erpresser-Schreiben im Fall Oetker. Drommel war ein echter Pionier in seinem Metier, da laut seiner Aussage selbst das BKA die Bedeutung von Sprachanalysen zu dem Zeitpunkt noch nicht erkannt hatte. Drommel entwickelte damals selbst ein Konkordanzprogramm für den PC, das ihm Vergleiche typischer Sprachmuster erleichtern konnte. Die Sprache als Tatwaffe kann in Erpresserschreiben Hinweise auf Alter, Geschlecht, regionale Herkunft, ursprüngliche Muttersprache oder das Bildungsniveau des Täters geben. Eine vergleichende Analyse von Texten kann herausfinden, ob ein Text einen oder mehrere Verfasser hat oder welchem von mehreren Verdächtigen ein Text zuzuordnen ist. Textanalysen können zeigen, ob ein Schreiber einen Text freiwillig oder unter Zwang geschrieben hat und den Ermittlern Hinweise auf als Selbstmord getarnte Tötungsdelikte geben. Ein großer Teil der dargestellten Fälle stammt aus den 80ern des vorigen Jahrhunderts, breiten Raum nimmt die Darstellung der Fälle Barschel, Möllemann, der Spielbankaffäre in Niedersachsen und der Hessen-Lotto-Skandal des Jahres 1988 ein. Den Hessen-Lotto-Fall bezeichnet Drommel als ersten in Deutschland bekannt gewordenen Fall von "Bossing", Mobbing durch den Vorgesetzten oder mit dessen Billigung. Diese bekannten Fälle fand ich nicht so interessant, habe aber die ausführliche Darstellung vor allem die Abbildung von Originalschriftstücken mit Interesse verfolgt. Weitaus fesselnder fand ich einen Erpressungsfall in der Schweiz, in dem Drommel den Satzbau der Erpresserschreiben darauf untersuchte, aus welcher Muttersprache der Verdächtige seinen Text übersetzt hatte. Die Bezeichnung Profiling für die Tätigkeit in diesem glasklaren Fall für den vergleichenden Linguisten wirkt eher filmreif als treffend. In einem weiteren Fall von 2003 wurden Tagebucheintragungen darauf untersucht, ob sie durch eine Co-Autorin für ihre Zwecke manipuliert worden sein könnten. Im aktuellsten Fall des Amokläufers von Winnenden konnte Drommel zügig beweisen, dass die angebliche Ankündigung der Tat in einem Diskussionsforum nicht von einem jugendlichen Täter stammen konnte sondern vorhandene Einträge nachträglich manipuliert wurden. Raimund Drommel zeigt in seinem Buch Sinn für Humor und Selbstironie, so dass er sich sicher auch darüber amüsieren kann, dass gerade im Text eines Experten für Sprachliche Kriminalistik eine Flugreise mit der Lusthansa unternommen wird.
Fazit:
Die Auswahl mehrerer bekannter Fälle aus den 80ern konnte mich weniger begeistern; die Darstellung der Arbeitsweise eines Sprachprofilers habe ich trotzdem mit großem Interesse verfolgt.
8 von 10 Punkten