Wie wichtig ist euch das Aussehen der Charaktere in einem Roman?

  • Hallo liebe Eulen,


    habe über die Suchfunktion nichts gefunden, wenn jemand von einem ähnlichen Thread weiß, bitte bescheid sagen :-)


    Ich wollte mal rumfragen, wie wichtig euch die Beschreibung des Aussehens von Romanfiguren ist. Lest ihr diese Beschreibungen sehr genau und stellt euch die Person bildlich vor, oder überfliegt ihr sowas eher und bildet euch eure eigene Vorstellung?


    Die Frage kam bei mir auf, da ich letztens in einem Thread über eine Buchverfilmung gelesen habe, dass jemand meinte, die Hauptrolle (Katherine Heigl) passe nicht, da die Prota eigentlich dunkelhaarig ist.


    Bei mir ist es so, dass ich diese Stellen zwar lese, aber eher flüchtig. Ich bilde mir meist ein ganzes eigenes Bild, wie die Person aussieht, je nach Charakterzügen. Bei Water for Elephants zum Beispiel ging es mir so, dass Marlena einfach für mich klein und zierlich ist und langes, dunkles Haar hat. Auf den Filmplakaten sieht sie natürlich ganz anders aus: Kurze, blonde Haare, altmodische Frisur (okay, es spielt auch vor ca. 70 Jahren, und ch weiß, dass sie im Buch anders beschrieben ist, als ich sie mir vorstelle..). Eigentlich kommt der Film Marlenas Aussehen im Buch viel näher, als der Vorstellung, die ich von ihr habe.
    Aber irgendwie passt es für mich einfach nicht mit ihrer Art zusammen.


    Wie ist das bei euch?

  • Ich war total schockiert, als in den Harry Potter Filmen Fred und George Weasley (folgerichtig) rote Haare hatten, denn bei mir sahen sie eher aus wie Cody aus Baywatch.


    Ich glaube, das erklärt alles :grin

  • Hallöchen!


    Nun, in der Regel fängt ein Roman ja nicht mit dem Satz an "XY war ein stämmiger Junge mit roten Haaren und Sommersprossen und einer kleinen Narbe über den Augenbrauen"...
    Daher beobachte ich bei mir häufig ein Phänomen. Generell sind meine Buchfiguren meist gesichtslos... ich kann mir alles genau vorstellen wenn es beschrieben wird: Kleidung, Statur, Frisur, Narben, Augenfarbe, selbst Mimik... aber das alles fügt sich nicht zu einem Gesicht zusammen. Ich habe selten wirklich ein Gesicht vor Augen. (das geht mir im übrigen auch mit real existierenden Personen so, die nicht vor mir stehen... ich muss mich sehr konzentrieren, um mich an ein Gesicht erinnern, ohne es zu sehen)
    Zu Beginn eines Buches formt sich eine nicht genau definierte Gestalt, die sich im Zuge der folgenden Ereignisse beginnt zu kongretisieren. Interessant ist, wenn man sich einen muskulösen dunkelhaarigen mit Kurzhaarfrisur vorstellt und plötzlich fällt dem Helden eine blonde Locke ins hagere Gesicht... manchmal kann ich in solchen Situationen bei der Metamorphose regelrecht zuschauen :lache
    Aber manchmal erscheint mir meine erste visuelle Eingebung so passend, hat sich schon so gefestigt, dass ich da sehr hartnäckig sein kann. Besonders ärgerlich, wenn der Autor ebenso hartnäckig behauptet, dass der Held tolle blauen Augen hat, wärend mir ebenjener aus grünen Augen zublinzelt.
    Insgesamt versuche ich besonders bei fantastischen Wesen schon die gegebenen Informationen in meinem Kopfkino zu berücksichtigen. Es ist mir schon ein paar mal vorgekommen, dass ich mir ein Fanatsiewesen irgendwie vorgestellt habe, und dann fehlt mir in einer entscheidenden Schlüsselszene eine Arm (oder so.. dieses Beispiel ist so noch nicht vorgekommen, aber im übertragenen Sinne hatte ich sowas schon)


    liebe Grüße
    Aj

  • Die ersten paar Beschreibungen einer Figur nehme ich meist her, um mir ein Bild von ihr im Kopf zu machen, welches idR dann bestehen bleibt, was immer auch da steht. Ich tendiere z.B. dazu, mir Männer mit Hakennase grundsätzlich schwarzhaarig vorzustellen; wird dann ein paar Seiten später das blonde Haar erwähnt, ändert das nichts daran, dass die Figur bei mir schwarze Haare hat.


    Ein enormes Problem bekomme ich, wenn das Cover Personen zeigt, die mit den Hauptfiguren im Buch nichts zu tun haben. Bei blonder Frau auf dem Cover kann der Autor tun was er will, mir seine dunkelhäutige, schwarzhaarige Heldin vorzustelllen. Die ist dann blond und bleibt es; basta.
    Das nervt mich selbst.

  • Also für mich ist die Beschreibung der Personen schon sehr wichtig. Ich brauche immer ein Bild vor Augen und je besser die Beschreibung umso mehr kann ich mir etwar vorstellen und mich reinversetzen, was allerdings bei evtl. Romanverfilmungen auch total nach hinten losgehen kann. Aber es ist wichtig für mich, weil ich ja das ganze Buch lang mit dieser Person lebe, liebe und leide ... gesichtslos geht da gar nicht ... für mich.


    Das mit dem Cover ist echt Mist. Das habe ich schon von mehreren gehört, dass man da ja keinen Einfluss drauf hat. Ist aber schade, weil so ein Buch teilweise für mich auch mit dem Cover steht und fällt.

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

    --------------------

    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • Ich lese die Personen-Beschreibung genau, denn irgend etwas hat sich der Autor - hoffentlich - bei dem Aussehen gedacht, als er die Person erfand.
    Und in meinem Kopf entsteht dann ein Bild, das ich beim Lesen vor Augen habe.


    Was möcht stört, ist, wenn die Personen äußerlich als zu perfekt und zu schön beschrieben sind. Meistens taugt dann auch das Buch nichts, es sei denn sie haben noch ein paar charakterliche Macken. :lache


    Ich bin auch jemand, der sich bei Buch-Verfilmungen daran stört, wenn die Hauptperson plötzlich vollkommen anders aussieht, eine andere Haarfarbe z. B. geht gar nicht und läßt mich dem Film schon von Anfang an noch skeptischer gegenüber stehen.


    Personen auf dem Cover schaue ich mir übrigens nie so genau an vor dem Lesen. Ich finde es nämlich auch doof, wenn man vorne einen blonden Helden sieht, der in der Erzählung dann als dunkelhaarig dargestellt wird. :nono

  • Meistens bildet sich bei mir ein Bild schon bevor die Person beschrieben wird. Wenn natürlich die Person im Buch noch praktisch vor dem ersten Auftritt beschrieben wird, sieht sie schon aus wie beschrieben, aber kaum ein Roman beginnt mit dem Aussehen der Hauptperson - da habe ich dann schon ein Bild vor Augen und bekomme das auch nicht mehr raus.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von Saiya



    Ich bin auch jemand, der sich bei Buch-Verfilmungen daran stört, wenn die Hauptperson plötzlich vollkommen anders aussieht, eine andere Haarfarbe z. B. geht gar nicht und läßt mich dem Film schon von Anfang an noch skeptischer gegenüber stehen.



    So ging es mir mit den Verfilmungen der Elizabeth George-Romane. Linley kann für mich nur blond sein, in den Filmen ist er dunkelhaarig. Havers dagegen ist im Film viel zu schön und schlank dargestellt. Das geht für mich gar nicht.
    Das Cover ist auch so eine Sache. Da lasse ich mich leider auch zu sehr davon beeinflussen. Wenn hier eine schwarzhaarige Frau dargestellt ist, bleibt sie es für mich auch.

  • hm mal so und so.


    Nehmen wir als Beispiel Harry Potter.


    Also die Weasley Zwillinge werden als klein und dick im Buch beschrieben. Ich kann sie mir gar nicht mehr so vorstellen. Wenn ich die Bücher lese stelle ich mir immer die Filmzwillinge vor.


    Dann nehmen wir Lupin: er wird als grauhaarig beschrieben und keine Ahnung wie noch. Aber den Lupin aus dem Film mag nicht wirklich. Ich find den Schauspieler nicht gut und er passt auch nicht zu dem Lupin aus dem Buch find ich.


    Hermine sieht im Film eigentlich zu hübsch aus, aber ich mag Emma Watson so sehr dass ich mir im Buch auch nur noch sie als Hermine vorstellen kann.


    Und so ist das halt eher vom Geschmack des Schauspielers abhängig. Manchmal mag ich die Veränderungen, manchmal nicht.


    Ein anderes Beispiel ist Wasser für die Elefanten (auch wenn ich den Film noch nicht gesehen hab weiß ich doch wer die Hauptrollen spielen werden)


    Jacob wird als rothaarig beschrieben. Da stell ich mir ungefähr ein rot vor wie bei den Weasleys und Marlena wird als braunhaarig beschrieben.


    beide Schauspieler passen nicht zu der Beschreibung, aber ich hatte mir trotzdem schon im Buch immer die Schauspieler vorgestellt.


    Also es ist eigentlich vom Geschmack abhängig wie wichtig mir das ist. Allerdings frage ich mich schon öfter warum sie einfache Sachen wie Haarfarbe oder Augen nicht in der heutigen Zeit verändert werden können in den Filmen und dem Buch angepasst sein können. Mehr erwarte ich ja gar nicht.


    Ein ganz krasses Beispiel ist Tagebuch eines Vampirs


    im Buch wird Elena als blond beschrieben und Caroline als dunkelhaarig. In der Serie ist es genau anders rum. Warum?
    Mal abgesehen davon, dass Elena und ein paar andere völlig anders charaktermäßig dargestellt sind als im Buch.


    Na ja bei den Charakterveränderungen ist es auch geschmacksabhänig.


    Zum Beispiel wieder Harry Potter


    im Buch mag ich Ginny richtig gern

    Im Film find ich das voll kindisch und blöd. Weil es erstens nicht richtig rüberkommt und auch noch Ginnys Charakter teilweise etwas verändert wurde.


    Dann nehmen wir Luna. Im Buch find ich sie ok, aber etwas nervig. Im Film find ich sie so super, dass sie einer meiner Lieblingscharakteren ist. Evanna Lynch bringt sie einfach total toll rüber.


    Aber die veränderten Charakteren fallen mir oft weniger auf als das Aussehen.

  • Also ich stelle mir die Personen so vor, wie ich es will. Und zwar so: Die weibliche Hauptfigur bin grundsätzlich ich, die männliche grundsätzlich mein Freund., variiert auch manchmal mit Gerard Butler. :lache


    Edit: Ich weiß nichtmal, warum ich das so mache. Das geht schon so, seit ich denken kann. :rolleyes

  • Meistens haben die Figuren bei mir gar kein Aussehen und wenn dann doch mal dann sehen sie sowasvon anders als die Beschreibung aus. Das Aussehen der Figuren wandelt immer.
    Abgedreht ist aber auch das das bei den von mir selbsdt geschriebenen Geschichten auch passiert. Da hat die eine Figur am Anfasng kastanienbraune Haare und am Ende kohlrabenschwarzes Haar. :wow

  • Mir gehts da so wie redator - die Personen aus Büchern haben in meinem Kopf nie ein Gesicht.


    Die restliche Beschreibung stimmt meistens sehr genau damit überein, was im Buch steht.


    Obwohl ich aber auch Veränderungen am Aussehen bei Verfilmungen akzeptiere, wenn der Charakter bzw. die Ausstrahlung des Schauspielers passt. Zum Beispiel würde ich mir Gerard Butler wunderbar als Jamie aus Diana Gabaldons Highlandsaga (sollte sie denn mal verfilmt werden) vorstellen.

    Sorry, I can't hear you over the sound of my awesomeness. :putzen

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  • Also soweit ich mich erinnere wird Marlenas Haarfarbe als dunkelblond beschrieben.. Ich hatte mir beim Lesen ein ganz anderes Bild gemacht von beiden, als Robert Pattinson und Reese Witherspoon (die ich beide nicht mag). Am Anfang hatte ich die beiden natürlich im Kopf, aber nach ein paar Seiten sahen Jacob und vor allem natürlich Marlena ganz anders aus für mich. Gerade bei Jacobs rotem Haar, da wird so oft drauf angespielt, dass man es nicht überlesen kann..


    Dass Fred und George als dick beschrieben werden hatte ich so auch nicht in Erinnerung.. :gruebel

  • Mir ist beim Lesen am liebsten, eine ungefähre Personenbeschreibung zu haben, damit ich mir die Charaktere selbst zusammenfantasieren kann - natürlich nur da, wo das Aussehen im Prinzip egal ist.


    Extra erwähnte Merkmale wie etwa Narben oder eine große Nase erscheinen mir dann immer völlig überdimensioniert - aber das ist okay.


    Doof finde ich, wenn Kleidung zu genau beschrieben wird - denn das nimmt mir meine Fantasie. Ich finde es besser, charakterisierende Kleidungsstücke einzusetzen wie etwa "Turnschuhe", "rotes Kleid" oder "geblümte Bluse" - damit ist zu den Typen oft schon viel gesagt und es stört, Schnitt oder Marke der Bluse erklärt zu bekommen. Der interessiert mich nicht.

  • Ich bin für Personenbeschreibungen dankbar, weil es hilft, sich ein Bild von den Figuren zu machen, wie der Autor sie sich vorstellt. Zumindest die Hauptpersonen sollten was Statur, Gesichtstyp oder Haarfarbe angeht mit ein paar Merkmalen ausgestattet sein. Interessant kann auch die Kleidung sein, zumindest wenn es um historische Romane geht.


    Das völlige Fehlen von Aussehensbeschreibungen finde ich nur dann passend, wenn es sich entweder nur auf eine einzige Figur bezieht und dieses Defizit dabei ganz bewusst eingesetzt wird, um etwa die Figur als Allerweltsmenschen oder Jedermann darzustellen bzw. alles der Phantasie des Lesers zu überlassen (das ist z.B. Daphne du Maurier in "Rebecca" sehr gut gelungen) oder der Ezählstil einfach keinen Raum dafür lässt.


    Wenn ich gleich am Anfang eines Buches Personenbeschreibungen im Stil von Polizeifahndungsausschreibungen lese, sprich Angabe von Haar- & Augenfarbe, Größe und unverwechselbaren Kennzeichen - alles in einem Aufwasch, finde ich das etwas einfallslos.
    Andererseits sollte auch nicht erst auf Seite 578 erwähnt werden, dass der Protagonist einen Vollbart trägt und schiefe Zähne hat.


    Um die Eingangsfrage zu beantworten: Letztlich prägt sich vermutlich am meisten ein, wie die Figur agiert, also ihr Wesen. Das Aussehen schneidert sich jeder Leser wohl im Detail selbst zusammen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Nicht unwichtig, aber es kommt darauf an, wie es serviert wird.
    Ich mag lieber Beschreibungen, die durch das Handeln der Personen oder ihr Auftreten gegeben werden.
    'Seine Worte waren ebenso steif wie seine Bewegungen'.
    'Sie bewegte sich sehr schnell, owbohl sie ungeheuer dick war.'


    Was mich langweilt, sind Steckbriefe, kaum daß eine Figur auftaucht.
    'Er war 1,87m groß, hatte lange schlanke Beine und eine schmale Taille. Sein Haar war nußbraun, die Augen schmal und graugrün und strahlten aus seinem gutgeschnittenen sonnengebräunten Gesicht. Seine Lippen waren voll und rot über seinen kräftigen weißen Zähnen und am Kinn trug er einen kleinen Ziegenbart. Sein hellgrau gestreiftes Seidenhemd war ein wenig geöffnet, die Perlmuttknöpfe glänzen in der Sonne wie die helle Haut seiner Brust. Er trug dunkelgraue enganliegende Hosen mit einem breiten Gürtel aus Büffelleder und schwarze Leder-Mokassins mit Steppnähten.'
    Am besten gefolgt von der Beschreibung seiner Lieblingsspeisen und seiner bevorzugten Musik.
    :lache


    Grausam.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von LilianFiona
    Ein ganz krasses Beispiel ist Tagebuch eines Vampirs


    im Buch wird Elena als blond beschrieben und Caroline als dunkelhaarig. In der Serie ist es genau anders rum. Warum?
    Mal abgesehen davon, dass Elena und ein paar andere völlig anders charaktermäßig dargestellt sind als im Buch.


    Ich hatte damals nur die erste Folge der Serie geguckt und die Bücher nicht gelesen, aber von einer Freundin eben das gehört.


    Elena ist die "Gute" und Caroline die "Böse", richtig?
    Elena ist in den Büchern aus den 90ern blond, in der aktuellen Verfilmung von 2009 dunkelhaarig, Caroline war dunkelhaarig, ist jetzt blond.



    Damals ist mir das nämlich zum ersten Mal aufgefallen. Meine Hypothese:
    Noch vor einigen Jahren gab es das fest verankerte Bild des blonden Engels, der herzensgut war - gute Figuren waren also blond.
    Inzwischen hat sich das Bild aber gewandelt, blonde Frauen sind in Filmen z.B. häufig zickig und hinterhältig, die blonde Schönheit mit dem miesen Charakter.
    Während die freundliche, verträumt-melancholische Hauptdarstellerin romantische haselnussbraune Locken hat... naja, so in der Art ;)


    Inzwischen ist das für das Publikum so zu erkennen, die Zuordnungen sind häufig so einfach - gerade bei einer Teenie-Romanze.
    Deswegen der Tausch der Haarfarbe.

  • Nicht unwichtig, aber ich gewichte auch nicht über. Charakterzüge und seelische Verfassung der Akteure sind letztlich entscheidend.
    Wobei ich mich allerdings in letzter Zeit ertappe, ist die Vorstellung, in männlichen Protagonisten das Alter ego des geistigen Vaters zu finden.
    Ganz furchtbar vor allem dann, wenn ich die Schriftsteller vorher bei einer Lesung erlebt, Interviews mit ihnen gelesen oder im Buch ein Foto gesehen habe.

  • Hallo zusammen :wave


    Ich bin als Leser eher der Verfechter der rudimentären Beschreibung, weil sie mein Bild nicht mit dem des Autoren übermalt. Dazu kommt, dass ich die Beschreibungen auch als Leser eher in homöphatischen Dosen liebe:grin.


    Diese Lesevorliebe spiegelt sich aber auch in meinem eigenen Schreiben wider.
    Mein Augenmerk liegt hier eher auf Dialogen, Verhalten und Gedanken der Protas, um sie (hoffentlich!) im Kopf der Leser zum Leben zu erwecken. Genauso verfahre ich auch mit den Nebenfiguren.
    Aber wo mir die eine Hälfte meiner Testleser zustimmt, sind die restlichen 50% anderer Meinung ?(


    Dem Einen gefällt es zum Beispiel wenn ich meinen Helden und zwei Nebenfiguren so beschreibe:


    Zitat

    Im Schott standen zwei Amazonen, die ihn um mindestens zwei Köpfe überragten. Phelan, dessen Wachstumshormone nach exakt einhundertfünfundsiebzig Zentimetern getaner Arbeit in den Vorruhestand gegangen waren, musste den Kopf leicht in den Nacken legen, um in die steinernen Mienen der beiden Kriegerinnen zu blicken. Harte Muskelstränge spielten unter ihren hautengen Anzügen aus tiefrotem Latex. Das Leder ihrer Waffengürtel knarzte leise und ihre Blicke hätten jeden aktiven Vulkan unmittelbar einfrieren lassen. Phelan taufte die beiden in Gedanken Feuer und Eis, wobei er die Rothaarige unbewusst für gefährlicher hielt, als ihre wasserstoffblonde Kollegin.


    Der Andere hätte in diesem Fall die Größe meines Helden Phelan lieber vier Seiten vorher an dieser Stelle gehabt (und am liebsten irgendwie noch ein besonderes Merkmal, wie eine Narbe oder eine Delle an der Stirn dazu)


    Zitat

    In der Kommandozentrale, die direkt unterhalb der Kapitänskajüte im Bugkastell der Kogge lag, wartete die versammelte Mannschaft der Mutters Stolz auf ihren neuen Lordkapitän. Phelan zupfte so dezent wie möglich an der ungewohnten Hose. Sie kniff ihn mächtig im Schritt. Auch die dunkelblaue Uniformjacke eines Lordkapitäns, mit ihren goldgeränderten Schwalbenschwänzen und noch mehr goldenen Litzen auf der Brust, saß etwas eng um seine Schultern. Einzig seine hohen, schwarzen Stiefel, passten wie angegossen. Rolwf stand wie ein Gebirge aus Muskeln hinter seinem Freund und Phelan musterte die Mannschaft mit einem kritischen Blick aus seinen grauen Augen. Nachdenklich nickte er vor sich hin, strich sich eine Strähne seines dunklen Haars aus dem Gesicht, und atmete tief durch. Er hasste es vor großen Versammlungen zu reden.


    Ich glaube, da hat jeder Leser seine eigenen Vorlieben, und für einen Autor ist die Personenbeschreibung immer ein Drahtseilakt zwischen dem Ertränken und dem Verhungern lassen des Lesers.


    In dem Sinne freue ich mich aber sehr über jeden Beitrag und jede Meinung zu diesem Thema, da er mir hilft, die (hoffentlich!) richtige Balance bei meinen eigenen Sachen zu finden.


    Vielen lieben Dank an noani* für das Starten dieses Threads :knuddel1


    LG


    Dirk67 :wave