Love you, hate you, miss you - Elizabeth Scott (14 - 16 Jahre)

  • Inhalt:


    Julia ist tot. Als sie und Amy nach einer Party gemeinsam mit dem Auto nach Hause fahren sind, haben die beiden einen Unfall: Julia stirbt, Amy überlebt. Doch wie soll Amy ohne ihre beste Freundin noch das Leben genießen? Und war sie es nicht, die eigentlich Schuld an dem Unfall hatte? Und war Julia wirklich immer die Freundin, die sie sein sollte?


    Meine Meinung:


    Im Moment gibt es sehr viele Jugendbücher, die sich mit dem Themen Tod und Abschiednehmen beschäftigen. Und doch muss ich sagen: Bisher war keins wie das andere. Ich konnte nie sagen: Das Buch ist eindeutig besser als dies. Alle haben irgendwie einen bestimmten Aspekt in den Vordergrund gestellt. Während es sich bei „Ich werde immer da sein, wo du auch bist“ um einen Selbstmord handelt, geht es in diesem Buch um einen Unfall. Im Gegensatz zu „Die Sterne leuchten immer noch“ ist hier nicht der feste Freund, sondern die beste Freundin betroffen. Doch in allen Büchern geht es – auf ganz verschiedene Weise – darum, wie man mit dem Verlust klarkommt.


    „Love you, hate you, miss you“ ist nochmal ein bisschen anders: Die Ich-Erzählerin Amy war schon vor dem Tod ihrer besten Freundin nicht glücklich. Schon damals hatte sie Probleme mit ihrem Aussehen, mit ihren Eltern. Schon damals hat sie zu viel getrunken. Doch an der Seite von Julia konnte sie ihre Probleme meist vergessen. Nun muss sie sich ihrem Leben stellen und ohne die quirlige, immer gut gelaunte Julia zurechtkommen.
    Und genau dieser Aspekt macht für mich das Buch zu einem großartigen Buch, was einen tiefgründigen Einblick in Amys Leben und damit vielleicht auch in das Leben vieler Jugendlicher ermöglicht.


    „’Amy’, sagte Dad. Er hielt meine Hand. Ich hatte nicht gemerkt, wie er sie genommen hatte. Ich zog sie schnell weg, weil ich nicht erleben wollte, wie er sie fallen ließ.“ (S. 147)


    Amy erzählt ihre Geschichte durchgehend selbst. Eingestreut werden immer wieder Briefe, die sie an ihre tote beste Freundin schreibt. Insbesondere durch den Wechsel von der normalen Ich-Erzählung hin zu den Briefen wird nach und nach Amys Zerrissenheit gegenüber ihrer besten Freundin und ihrem eigenen Leben deutlich. Insgesamt macht die äußerst sympathische Hauptperson eine tolle und glaubhafte Entwicklung durch, versucht sich selbst besser kennen zu lernen und spiegelt so meiner Meinung nach gut die Identitätsfindung vieler Jugendlicher wider.
    Es mag an dieser Stelle vielleicht so wirken, als würde das Buch versuchen, zu belehren oder Moralvorstellungen zu übermitteln, doch das ist absolut nicht der Fall. Die Geschichte und auch die Hintergründe haben mich zwar berührt, doch sich mir nie aufgedrängt. Im Vordergrund steht immer noch eine schön zu lesende Geschichte über ein junges Mädchen, das versucht wieder ein normales Leben zu führen, Freundschaften zu knüpfen und sich vielleicht auch zu verlieben. Volle Punktzahl und damit 5 von 5 möglichen Sternen.

  • KLAPPENTEXT:


    Julia ist nicht mehr da. Julia der umschwärmte Mittelpunkt jeder Party, die alle Schwierigkeiten einfach weglachte. Julia, die aus einem Unterrock ein tolles Kleid zaubern konnte und sich immer in die falschen Typen verliebte. Julia, die Amys beste Freundin war.
    Warum hat Amy den Unfall überlebt und Julia nicht? In ihrer Verzweiflung beginnt Amy, ihre Gefühle zu Papier zu bringen. Und plötzlich steht die Frage im Raum, was in der Unglücksnacht wirklich geschah ...


    ZUR AUTORIN:


    Elizabeth Scott , geboren 1972 in Süd-Virginia, arbeitete schon in der IT-Branche, als Verkäuferin und als Sekretärin. Sie hat bereits mehrere Bücher geschrieben, von denen bisher zwei ins deutsche übersetzt wurden.



    EIGENE MEINUNG:


    Es gibt eine lange Liste an Dingen, die ich an diesem Buch mochte. Ganz oben steht darauf: die Geschichte ist nicht abgedroschen, könnte aber dennoch genau so im realen Leben passiert sein. Sie ist unglaublich traurig und trotzdem mochte ich sie sehr sehr gern. Die Autorin entfernt sich von jeglichem schwarz-weiß Gefüge, sondern lässt den Leser selbst denken. Dies sind nur einmal die wichtigsten positiven Aspekte an einem Buch, das mich unglaublich nachdenklich gestimmt hat.


    Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Wort „Schuld“. Wer ist Schuld an wessen Handeln und welches Ereignis zieht unvermeidlich negative Konsequenzen nach sich? Auch hier lässt die Autorin wieder das Ergebnis offen. Jeder kann sich seine eigene Meinung darüber bilden, wer woran Schuld ist und wem man die Schuld geben will. Elisabeth Scott gelingt es, den Leser vom Schienendenken abzubringen. Immer wieder beleuchtet sie Julias Unfall, Julias und Amys gemeinsame Zeit, Amys Zeit ohne Julia und die familiären Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das gelingt ihr so heimlich und leise und ohne dabei von Amys Erzählperpektive abzulenken, dass ihre Leser kaum merken, wie sie dazu gebracht werden ihre Perspektive zu verändern und ein komplexes Gefüge wahrzunehmen, und nicht nur die beiden Mädchen, die auf Partys zu viel getrunken haben. Sie erinnert uns daran, dass wir die Möglichkeit haben unter die Oberfläche zu schauen und dadurch Vorurteile im Keim zu ersticken.


    Sehr real an der Geschichte ist: es gibt viel zu viele Jugendliche, deren Leben aus dem Ruder läuft. Und auch die Situation in Amys Schule ist sicher auch sehr Lebensecht. Gerade was die Machtstrukturen einiger Cliquen und den damit verbundenen Gesellschaftsdruck angeht. Hört sich gerade ein bisschen so an wie das, was in allen Jugendbüchern thematisiert wird, aber ich kann euch versprechen: das ist nicht der Fall!! Es ist anders. Es ist toll!!


    Amy geht es nach Julias Tod richtig schlecht. Sie führt ein Notizbuch in dem sie Briefe an Julia schreibt. Alle beginnen mit der Aufzählung der Tage, die Amy nun schon ohne Julia verbringt. Es ist unheimlich traurig, ich welchem Tief sich Amy befindet. Als Leser wird man sehr stark mitgerissen. Ich hatte mehr als einmal Tränen in den Augen, konnte das Buch aber nicht aus der Hand legen, weil es so fesselnd ist. Dabei bindet uns nicht die Sensationslust und Gier nach traurigen Geschichten an die Story, sondern die Schreibe und die Art, mit der die Autorin eine wirklich bewegende Geschichte erzählt.


    FAZIT:


    „Love you, hate you, miss you“ - ein Titel, der kaum treffender sein könnte für ein Buch, das über Freundschaften, Liebe und Hass spricht und die Dinge, die fehlen im Leben.
    Ein traurig-schönes und sehr bewegendes Buch, das zum Nachdenken anregt und von jedem, egal welchen Alters, gelesen werden sollte.