Abmahnungen wegen Zitate von Heinz Erhardt

  • Zitat

    Original von Bookmark6
    Auf Fanseiten zu Harry Potter, Twilight und vielen anderen beliebten Büchern werden auch Inhalte zitiert. J K Rowling, Stephenie Meyer oder "neuere" Autoren verklagen die Seiten aber nicht, weil ihnen solch ein Hype nutzt - auch wenn die Betreiber der Fansites durch Werbung Geld verdienen.


    ...oder weil die Seitenbetreiber sich vorher vom Verlag das OK geholt haben?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von Tom Dieses Recht haben sie, denn sie sind die Rechteinhaber. Das lässt aber keineswegs den Umkehrschluss zu.


    Ja, das stimmt wohl.
    Das größte Problem ist wohl die "Entmündigung" des Künstlers, wenn er selbst nicht entscheiden kann, was er mit seiner Kunst machen will oder auch nicht. Ich stimme zu, dass es so sein sollte, dass die Entscheidung allein beim Künstler liegt und verstehe den Punkt. Ich denke das würde mich (aus Prinzip) auch wurmen... vielleicht.
    Das große Monster der Umsatzeinbuße wird aber dennoch in meinen Augen, auf die Masse bezogen zu stark aufgebauscht und vernachlässigt zudem die Vorteile auch für den, der sein Produkt anbietet. Ein Gedicht oder Lied ist nunmal kein Schokoriegel.. je länger ich darüber nachdenke, desto mehr missfällt mir der Vergleich. Ein konsumierter Schokoriegel ist hinterher verbraucht und nicht erneut, auch nicht durch einen willigen Käufer, konsumierbar, es gehen Produktionsmittel verloren... das ist bei einem Lied schlicht anders.

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    ...oder weil die Seitenbetreiber sich vorher vom Verlag das OK geholt haben?


    Bei vielen Fanseiten gerade zu neuen Serien sind Autoren und deren Verlage glücklich, wenn diese entstehen. Kostenlose PR, Bespaßung des Fandoms - so etwas ist nicht unbezahlbar. Vielleicht nehmen die Verlage dann Kontakt zu den Seiten auf, vielleicht aber auch nicht, und lassen alles einfach seinen Gang. Deshalb gibt es auch Hinweise auf manchen Websites wie: "Die ist eine inoffizielle Seite"


    Bei dem umgenehmigten Zitieren von Heinz Erhardts Gedichten ist es aber anders als mit Fansites. Es sind Websites mit Sammlungen für Gedichte. Solche Seiten konkurrieren mit Gedichtbände und Nachschlagewerken. Internetnutzer benutzen diese Seite für private und sicherlich auch berufliche Zwecke, um z B Grußkarten, Artikel etc. zu schreiben. Ich denke, dass der Verlag wenig Potenzial dafür sieht, dass durch Besuche solcher Websites viele Nutzer das gesamte Buch von Heinz Erhardt kaufen werden. Lieber schützt er Heinz Erhardts Werke, da diese eben nicht wie Konfuzius' Zitate rechtefrei ist.

  • Zitat

    Original von Bookmark6


    Bei vielen Fanseiten gerade zu neuen Serien sind Autoren und deren Verlage glücklich, wenn diese entstehen. Kostenlose PR, Bespaßung des Fandoms - so etwas ist nicht unbezahlbar.


    Ich hatte bereits in einem vorigen Post geschrieben, daß diejenigen, die Klagen/Mahnen etc. in aller Regel nicht zu denjenigen gehören, die noch unter "unbekannt" oder "Geheimtipp" laufen.


    In obigem Beispiel wurden namentlich Rowling und Meyer genannt - nicht gerade diejenigen, die diese Seiten nötig hätten.



    Edit:

    Zitat

    Deshalb gibt es auch Hinweise auf manchen Websites wie: "Die ist eine inoffizielle Seite"


    Diese Hinweise bedeuten nur, daß die Seite unabhängig von Verlag oder Autorin agiert. Es läßt sich aber durch diesen Hinweis nicht erschließen, ob man nicht trotzdem vorher gefragt hat, ob man auf seiner "inoffiziellen Fanpage" aus den Bücher zitieren darf.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • redator


    Du möchtest viele Leute glücklich machen, weil Du sie an einem immerwährenden Schokoriegel abbeißen lassen willst?
    Das ändert nichts daran, daß sie an einem Riegel knabbern, der nicht bezahlt wurde.


    Ich verstehe immer noch nicht, worin das Problem besteht, wenn man aufgefordert ist, für eine gegebene Leistung zu zahlen. Liegt es daran, daß die Tatsache, daß es das Copyright gibt, nur zum passiven Wissen gehört? Oder daß man kreative Arbeit nicht als 'Arbeit' begreift?


    KünstlerInnen leben nicht von Luft und Liebe. Es geht nicht nur um ihre Existenz als Menschen, sondern auch als KünstlerInnen, wenn sie nicht bezahlt werden. Jede Minute, die sie mit etwas anderem zubringen müssen, damit Brot ins Haus kommt, verlieren sie bei ihrer eigentlichen Aufgabe. Die Großen, die Superverdiener, sind eine verschwindend kleine Gruppe unter den KünstlerInnen. Auch die Gruppe derer, die sich allein mit den Früchten ihrer Begabung durchbringen, ist nicht so groß. Der größte Teil besteht aus Menschen, die für künstlerische Betätigung eine knapp bemessene Zeit zur Verfügung haben, weil sie zusehen müssen, woher sie Geld zum täglichen Leben bekommen.
    Dutzende, Hunderte hören irgendwann einfach auf Lieder zu schreiben, zu komponieren, zu musizieren, zu tanzen, malen, bildhauern, fotografieren, zu singen, schauspielern, zu schreiben.


    Was sagt der Laie? Genie setzt sich durch, behauptet er vollmundig. Wenn sie wirklich begabt gewesen wären, hätten sie's geschafft.


    Das ist Unsinn. Sie haben es deswegen nicht geschafft, weil die finanzielle Unterstützung fehlte.
    Und dann kommen Leute daher und wollen an dem, was andere schaffen, teilhaben, sich freuen, davon unterhalten werden, ohne Gegenleistung. Künstlerinnen haben ja ihre Kunst, mehr brauchen sie nicht?


    Für mich liegt das Probem unverändert darin, daß man sich zu wenig Gedanken darüber macht, daß KünstlerInnen Arbeit leisten und dafür auch bezahlt werden müssen.






    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich sehe nicht wo das Problem liegt: Wer die Rechte an einer Sache hat, der bestimmt darüber. Wer sich also dann widerrechtlich einer Sache bedient, der hat dafür Schadenersatz zu leisten und muss ggf. auch mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen.


    Zudem staune ich immer wieder darüber, dass eine gar nicht so kleine Zahl von Menschen meint, dass das was im Internet so zu finden sei, zur freien Verfügung da ist. Man sollte sich auch einmal von der irrigen Meinung verabschieden, das Internet sei ein rechtsfreier Raum. Das Internet mag alles sein - rechtsfrei ist es jedenfalls nicht. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Ich hatte bereits in einem vorigen Post geschrieben, daß diejenigen, die Klagen/Mahnen etc. in aller Regel nicht zu denjenigen gehören, die noch unter "unbekannt" oder "Geheimtipp" laufen.


    In obigem Beispiel wurden namentlich Rowling und Meyer genannt - nicht gerade diejenigen, die diese Seiten nötig hätten.


    :gruebel Ich verstehe nicht, was du hier sagen willst. Aber gut.


    Auch J K Rowling oder Stephenie Meyer haben Fanengagement für ihre Werke ob alte oder neue sehr wohl nötig.

  • Hallo zusammen.


    Ich hatte mal ein ähnlich gelagertes Problem, wobei ich aber der "Geschädigte" war. Eine uralte KG von mir wurde eingelesen und kann im Netz wie ein Hörbuch gedownloadet / gehört werden. Weder die Vorleserin, noch die Seitenbetreiber machen einen Gewinn, wie sie mir entsprechend vorlegen konnten. Mein Name wurde zudem als Urheber / Rechteinhaber genannt.
    Für mich war und ist der Fall damit gegessen.
    Leider finde ich jetzt den Link nicht mehr.


    Seitdem weiß ich aber aus sicherer Quelle (ein befreundeter Anwalt, den ich unverbindlich um Rat fragte, wie ich vorgehen soll) folgendes:


    Solange eine "Fanpage" keinen wirtschaftlichen Umsatz macht, und sei er noch so klein, halten viele Verlage dies für Mundpropaganda, die einfach zum Marketing dazugehört. Es wird in allen Fällen noch Geld hineingesteckt, um die Seite am Laufen zu halten. Viele fragen vorher sogar im Verlag nach und weisen vor, das sie keinen Gewinn / Umsatz mit der Seite machen.
    Und es sind alles Zitate, also kurze Auszüge (!) deren rechtliche Grundlagen hinreichend bekannt sind: AutorIn, Verlag, Rechteinhaber etc.pp., was als Quellenangabe dient.
    Solche Seiten gelten als Hobby, und werden i.d.R. auch nicht "verfolgt".


    Eine Seite allerdings, die sich mit Werbung finanziert und vielleicht sogar noch wirtschaftlichen Umsatz macht, und komplette (!) Gedichte abdruckt, ist keine Fanseite mehr. Es ist kein Hobby, wenn ein Seitenbetreiber ein komplettes Werk ins Netz stellt. Das ist dann auch mit Kennzeichnung kein Zitat mehr.
    In so einem Fall obliegt es dem Rechteinhaber dies zu verfolgen, oder sich mit dem Betreiber zu einigen.
    Viele solcher Betreiber "vergessen" auch mal ganz gerne, auf den Urheber / Rechteinhaber hinzuweisen.
    Das kommt dem Schmücken mit fremden Federn gleich, und ist ein Verstoß gegen geltendes Recht.


    Soweit mein marginales Wissen um das Urheberrecht, speziell im Internet.
    Wie es in dem vorliegenden Fall aussieht weiß ich nicht. Dennoch ist es nur einen Anruf / eine Mail entfernt, sich da abzusichern.


    Selbst schuld, kann ich da nur sagen :unverstanden


    LG
    Dirk67

  • Zitat

    Original von magali
    Ich verstehe immer noch nicht, worin das Problem besteht, wenn man aufgefordert ist, für eine gegebene Leistung zu zahlen


    Ich habe wie schon gesagt kein Problem damit auf die Dinge zu verzichten, die für mich nicht frei verfügbar im Netz sind. Ich stelle mich nicht hin und käme auf die Idee mich darüber zu beschweren, dass ich dieses oder jenes nicht finde oder gezielt einen Weg zu suchen, Gebühren zu umgehen. Ist dann halt so. Und ist ok. Und wenn es irgendwann dazu kommt, dass man zum Beispiel keinerlei Musik mehr frei im Netz findet, dann ist das schade, nehme ich aber ohne zu murren hin und verzichte dann eben und gehe vielleicht wieder dazu über, mir CDs irgendwo auszuleihen.


    Zudem ist es ja im allgemeinen nicht so, dass man das Internet für Lau nutzt. Ich zahle meine monatlichen Beiträge um das Netz nutzen zu können. Wenn ich in einen dieser Vergnügungsparks gehe, zahle ich ja auch meinen Eintrittpreis und darf dann alle Fahrgeschäfte nutzen.
    Der Vergleich hinkt freilich ebenso, wie dein Vergleich mit dem Schokoriegel. Aber ich vermute, dass hier ein Ursprung für angesprochenes fehlendes Unrechtsbewusstsein ist?



    Zitat

    Du möchtest viele Leute glücklich machen, weil Du sie an einem immerwährenden Schokoriegel abbeißen lassen willst? Das ändert nichts daran, daß sie an einem Riegel knabbern, der nicht bezahlt wurde.


    Ich möchte sie an einem Riegel knabbern lassen, an dem sie sonst vielleicht ungeachtet vorbeigelaufen wären und so bei dem ein oder anderen den Appetit darauf wecken.


    Aber wie schon gesagt, ich sehe es ein, dass das jeder für sich und sein Produkt selbst entscheiden können sollte. Ist nur vermutlich schlicht nicht umsetzbar.
    Mir fehlt zugegebenermaßen nach wie vor das Unrechtsbewusstsein wenn ich im Netz auch Dinge nutze, die ohne Zugangsbeschränkung (zB durch Downloads von illegalen Programmen usw... sowas mache ich nicht, ich nutze nur Sachen die im Browser zu nutzen sind) angeboten werden, die ich im materiellen Leben aber eh nicht erworben hätte. Ich sehe hier keinerlei Einbuße für den Rechteinhaber. Er kann keine Einahmen verlieren, die er auch ohne die Möglichkeiten für mich im Internet nicht gehabt hätte. Bisher konnten mich eure Argumente nicht davon überzeugen, dass ich damit irgendwem schade.


    Aber nochmal, ich kann es durchaus verstehen, dass man da als Künstler selbst den Finger drauf haben möchte, und es wäre mir genauso recht, wenn man das durchsetzen würde (verstehen muss ich es ja nicht zwangsläufig)

  • Zitat

    Original von redator
    Zudem ist es ja im allgemeinen nicht so, dass man das Internet für Lau nutzt. Ich zahle meine monatlichen Beiträge um das Netz nutzen zu können. Wenn ich in einen dieser Vergnügungsparks gehe, zahle ich ja auch meinen Eintrittpreis und darf dann alle Fahrgeschäfte nutzen.


    Prima Beispiel, um das Problem zu verdeutlichen:


    Im Heinz-Erhardt-Freizeitpark verdient der Betreiber durch den Eintritt (bzw. Deine monatlich oder jährlich an ihn zu entrichtende Gebühr) und an der Werbung, die er in seinem Park aushängt (bzw. auf seiner Seite schaltet) - die Fahrgeschäfte wurden aber bei der Firma Lappan geklaut...


    Vielleicht ist dieses Beispiel für Dich anschaulicher als das Schokoriegel-Beispiel.


    Edit:
    Natürlich kannst Du jetzt wieder einwerfen, daß die Firma Lappan das ja eigentlich gut finden muß, weil Du so auf den Geschmack kommst und dann demnächst auch mal ein Bezahlkarussell auf dem Freimarkt benutzt, aber die Schädigung der Firma Lappan, bei der die Karussells ja sowieso nur auf dem Hof rumstanden und derzeit nicht verwendet wurden, kommst Du auch dabei nicht herum.

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    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Zitat

    Original von redator
    Zudem ist es ja im allgemeinen nicht so, dass man das Internet für Lau nutzt. Ich zahle meine monatlichen Beiträge um das Netz nutzen zu können.


    Davon haben aber die Rechteinhaber von Software, Bildern, Texten und Musik überhaupt nix. Du zahlst an deinen Anbieter, der aber wiederum nichts an eben jene Rechteinhaber.
    Wie denn auch?
    Weißt du wieviele es gibt?
    Wer will das mit welch immensem Verwaltungsaufwand kontrollieren? Wie teuer soll die Nutzung des Internets werden?


    Zitat

    Original von redator
    Wenn ich in einen dieser Vergnügungsparks gehe, zahle ich ja auch meinen Eintrittpreis und darf dann alle Fahrgeschäfte nutzen.
    Der Vergleich hinkt freilich ebenso, wie dein Vergleich mit dem Schokoriegel. Aber ich vermute, dass hier ein Ursprung für angesprochenes fehlendes Unrechtsbewusstsein ist?


    Ja, er Vergleich hinkt gewaltig, wenn er nicht sogar mit einer Gehhilfe daherkommt.
    In einem Vergnügungspark ...
    ... gehören die Geschäfte (Rechte) entweder dem Betreiber
    ... zahlt der Betreiber den (Rechte)Inhabern entsprechend Geld dafür, dass sie ihre Geräte dort aufstellen.


    Zitat

    Original von redator
    Ich möchte sie an einem Riegel knabbern lassen, an dem sie sonst vielleicht ungeachtet vorbeigelaufen wären und so bei dem ein oder anderen den Appetit darauf wecken.


    Dafür gibt es Leseproben, Hörproben, kostenlose und zeitlich begrenzte Downloads ...


    Zitat

    Original von redator
    Aber wie schon gesagt, ich sehe es ein, dass das jeder für sich und sein Produkt selbst entscheiden können sollte. Ist nur vermutlich schlicht nicht umsetzbar.


    Ein sehr böse und sarkastische Antwort meinerseits, die bitte nicht auf die Goldwaage gelegt werden sollte:
    Rechtlich und technisch ist die Umsetzung vielleicht schwer oder sogar unmöglich. Aber vielleicht wäre es mal eine Maßnahme, einen entsprechenden Downloader / Anbieter so drei bis vier Monate für lau arbeiten zu lassen?
    Er soll doch froh sein, wenn er bei den derzeitgen Arbeitslosenzahlen morgens aufstehen darf um zu arbeiten, anstatt wie viele andere einfach so in den Tag hinein zu leben
    Sein Arbeitgeber freut sich doch, wenn er jeden Tag zur Arbeit erscheint.
    Das sollte ihm Lohn genug sein :grin


    So, oder so ähnlich, lauten nämlich die "Erklärungen" der Gegenseite auch:
    Der Autor soll froh überhaupt gelesen zu werden, der Musiker, dass man seine Mucke überhaupt hört ...


    Zitat

    Original von redator
    Mir fehlt zugegebenermaßen nach wie vor das Unrechtsbewusstsein wenn ich im Netz auch Dinge nutze, die ohne Zugangsbeschränkung ... (Nebensatz ausgeschnitten) ... angeboten werden, die ich im materiellen Leben aber eh nicht erworben hätte.


    Dann stellt sich mir die Frage, was du denn überhaupt damit willst???
    Haben wollen, nur weil es umsonst ist?
    Ein sehr triftiger Grund :gruebel


    Hier der ausgeschnittene Nebensatz:

    Zitat

    Original von redator
    ... zB durch Downloads von illegalen Programmen usw... sowas mache ich nicht, ich nutze nur Sachen die im Browser zu nutzen sind


    Downloaden, das Lesen von Texten und das Hören von Musik, sind stinknormale Funktionen eines jeden Browsers. Dazu benötigt man keine illegale Software.
    Das man lesen und Musik hören kann, ist ebenso eine (meistens) von Haus aus mitgegebene Fähigkeit eines jeden Menschen.
    Gehe ich deswegen in den nächsten Saturn, kralle mir eine CD, lege die in einen tragbaren Player ein, um sie genüßlich zu hören? Gehe ich in den nächsten Buchladen, verkrümele mich in die Ecke und lese in aller Seelenruhe ein Buch komplett durch? Ich habe Zähne, kann also kauen. Gehe ich deswegen in den Supermarkt, schnappe mir einen Schokoriegel und esse den?
    Alles ohne zu zahlen?
    Einfach deswegen, weil ich es ja von Hause aus kann?
    Sorry, aber ab hier fehlt mir jegliches Verständnis, für deine Äußerungen.


    Zitat

    Original von redator
    Ich sehe hier keinerlei Einbuße für den Rechteinhaber. Er kann keine Einahmen verlieren, die er auch ohne die Möglichkeiten für mich im Internet nicht gehabt hätte.


    Richtig.
    Wofür Lohn gegen Arbeit, denn ohne die Möglichkeit zu arbeiten hättest du ja auch keine Möglichkeit zur Einnahme? Wenn dir dein Arbeitgeber nämlich keinen Job anbieten würde, hättest du ja auch keine Einnahme, also wäre es eigentlich für dich ja auch kein Verlust ohne Bezahlung zu arbeiten,oder?


    Kopfschüttelnde Grüße


    Dirk67
    :bonk

  • redator


    ich bin Dir dankbar, daß Du insistierst, weil die Frage wirklich wichtig und ihre Antworten sehr weitgehend sind.
    Ich verstehe gut, was Du mit den Kostproben meinst und Du hast recht damit, wenn Du sagst, das Internet wäre ein geeignetes Medium dafür, möglichst viele Kostproben unterschiedlichester Art an möglichst viele Menschen zu bringen.


    Dennoch ist die Lage so, daß Du, wenn Du auf etwas aufmerksam gemacht wirst, das unrechtmäßig veröffentlicht wurde, eben ein Rechtsbruch vorliegt. De facto befindest Du Dich nicht in einem Supermarkt, sondern im Laden eines Hehlers.


    Setzen wir mal folgenden Fall:


    eine Autorin stellt ihre Site ins Internet. Sie hat eben angefangen, Geschichten zu schreiben. Ein paar davon stellt sie auf ihre Site. Natürlich will sie, daß die Geschichten gelesen werden. Vor allem will sie aber veröffentlicht werden, mit ihrem Schreiben etwas verdienen. Schließlich hat sie eine Leistung erbracht.
    Es gibt ein paar Klicks, ein paar erste freundliche Worte ins Gästebuch. Die Autorin ist ein bißchen enttäuscht, aber hoffnungsfroh.


    Dann liest jemand eine ihrer Geschichten. Sie gefällt ihm so gut, daß er sie kopiert und ungefragt auf seiner eigenen Website einstellt. Dort lesen sie wieder andere Leute. Einige gehen dann tatsächlich zur Site der Autorin und gucken, ob es da noch mehr zu lesen gibt.
    Andere tun das nicht.
    Dritte finden die Geschichte so schön, daß sie sie von der Website des ersten Diebs nehmen und bei sich veröffentlichen.
    Noch mal andere nehmen Geschichte Nummer zwei von der Site der Autorin und stellen sie bei sich ein. Das kann sich endlos fortsetzen.


    Die Autorin schreibt an ihrem ersten Roman. Sie hat noch einen Brotberuf und kommt nicht so häufig an ihr Manuskript, wie sie gerne möchte. Die Arbeit geht nur langsam voran. Ihre 'Kostproben' werden gelesen, aber sie hat von dieser erbrachten Leistung nichts.
    Wenn sie Pech hat, liest sie eines Tages im Internet ihre Geschichte unter dem Namen einer anderen. Sie hat nämlich auch keinen Schutz, wenn es kein Urheberrecht gäbe.


    Und das alles, damit sich andere ein paar Minuten an etwas erfreuen können, ohne eine Gegenleistung. Das ist der Alltag. Ist das gut?



    :wave



    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @ magali:


    ICH bin DIR dankbar, dass du das so genau erklärst - und vor allem für deinen ersten Satz, denn ehrlich gesagt, ich hatte mich nicht weiter nachzufragen getraut, weil ich dachte, da kämen dann Bemerkungen wie "wenn alle etwas machen, ist es noch lange nicht richtig"
    was zwar zutrifft, mir aber nicht weitergeholfen hätte.
    Dein Beispiel mit der jungen Autorin leuchtet mir ein, obwohl mir das auch vorher schon klar war. Aber ich sehe da trotzdem noch einen Unterschied zu den Gedichten von Heinz Erhardt, da ich sie ja, um bei meinem Beispiel eines aufmunterungsbedürftigen Eulchens von weiter vorn zu bleiben, nicht zu kommerziellen Zwecken UND unter Angabe der Quelle hier gepostet hätte. Sie stehen im www. Also wäre ich davon ausgegangen (ohne zur Fungeneration oder zur Alles-umsonst-Geiz-ist geil -Gesellschaft gehören zu wollen), dass ich sie unter den oben von mir geschilderten Bedingungen kopieren hätte dürfen. Ohne, dass ich dadurch - wie hier jemand schrieb - das www für einen rechtsfreien Raum halte.
    Insofern finde ich diese Diskussion sehr interessant und bedanke mich bei der threaderöffnerin für das Thema (obwohl mir, sorry fürs OT!, die ganze Zeit im Hinterkopf spukt, es müsse entweder "wegen der Zitate" oder "wegen Zitaten" heißen - vielleicht liest ja hier ein Grammatikkenner mit und kann meinen Spuk verscheuchen :grin).

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • maikaefer


    das Ausgangsthema hat sich inzwischen in die durchaus dazugehörigen Unterthemen aufgeteilt. Es geht um Urheberrecht, die Frage von Vermarktung, darum, daß man sich so schwer vorstellen kann, daß Kunst Arbeit ist, daß jede Arbeit bezahlt werden sollte, wie sie bezahlt werden soll. Um Rechte und um die Frage, wie frei das Internet ist.
    Allein darüber können wir jetzt bis ins Jahr 2025 reden, ohne diesen Thread auch nur einmal zu verlassen. :grin


    Bei Deiner Frage geht es ums Urheberrecht. Die Rechte für Heinz-Erhardt-Texte scheinen bei Lappan zu liegen, also muß man dort nachfragen, ob man Texte veröffentlichen darf und ob das etwas kostet.


    Und zwar deswegen, weil das Internet ein Medium ist, in dem das, was es da zu sehen gibt, als 'öffentlich' gilt. Auch wenn Du eine private Website betreibst, veröffentlichst Du. Es ist ein öffentlicher Ort.
    Ich verweise mal darauf., daß man, auch wenn man bei einer Veranstaltung in einem Gasthaus, bei einer Hochzeit z.B., Musik spielen läßt, Gebühren an die GEMA abführen muß.
    Unweit von mir gibt es ein Café, in dem abends Musikveranstaltungen stattfinden. Die MusikerInnen bekommen nichts für ihre Auftritte, der Eintritt ist i.d. R. frei. Niemand verdient etwas daran, in Geldwert gemessen. Trotdzem werden bei jeder Veranstaltung GEMA-Gebühren fällig, weil es eine öffentliche Veranstaltung ist. Nicht im eigenen Wohnzimmer stattfindet.


    Du darfst Deiner Freundin, die mit Gipsbein im Krankenhaus liegt, ein Heinz-Erhardt-Gedicht auf die Grußkarte schreiben, aber z.B. eine Gute-Besserung-Anzeige für die Freundin im Wochenblättchen nicht mit einem solchen Gedicht schmücken - es sei denn, Du hast die Rechteinhaber gefragt und die Erlaubnis erhalten. Das gilt auch für Fotos, noch so eine Falle. Bilder sind nicht Rechtefrei, bloß weil man sie überall sehen kann.


    Und bei Fotos kann dann auch das Argument mit der Kostprobe nicht mehr so recht greifen. Oder kauft man sich wirklich einen Bildband, wenn man ein schönes Foto im Internet gesehen hat? Ich denke nur an die Avas hier im Forum, auch so ein Problem. :gruebel



    Deswegen zitiere ich auch so gern den Spruch 'Umsonst ist der Tod ...', weil er bei genauerem Hinschauen den Blick darauf lenkt, daß Dinge zusammengehören, einen Kontext haben, sich nicht voneinander trennen lassen. Und daß nichts so schön und glatt ist, wie es auf den ersten Blcik aussieht. :-)
    Natürlich stammt all das, was ich hier sage, keineswegs allein aus meinem Kopf, sondern man kann es nachlesen, bei Wikipedia z.B. unter Urheberrrecht, auf den Seiten der GEMA und bei VG Wort, es gibt jede Menge Kluges und weniger Kluges zur Frage von 'Kunst und Arbeit', Kunstförderung auch in Zeitungen, Büchern, im Radio und Fernsehen.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Um mal die Relationen darzustellen und auch dem Verlag den Mantel des Abzockers wieder abzunehmen:
    wie man hier nachlesen kann, sollen offenbar nur etwa 400 gewerbliche Seiten abgemahnt werden, etwa 6600 Seiten haben nichts zu befürchten. Dem Artikel nach wäre also Maikäfers Vorschlag vom Verlag auch nicht abgemahnt worden.


    ! -> Das heißt nicht, daß diese 6600 Seiten sich alle gesetzlich richtig verhalten haben, sondern lediglich, daß Lappan diejenigen dieser Fälle, die nicht korrekt zitiert wurden, als nichtig oder vielleicht auch als Werbung für Heinz Erhardt einschätzt und deswegen aus Kulanz auf Schadensersatzforderungen verzichtet.


    Danke an diejenige, die mir netterweise den Link zukommen ließ. :knuddel1

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von LeSeebär ()

  • Hallo, Magali.


    Du sagst viel Richtiges, aber das hier ist falsch:


    Zitat

    Ich verweise mal darauf., daß man, auch wenn man bei einer Veranstaltung in einem Gasthaus, bei einer Hochzeit z.B., Musik spielen läßt, Gebühren an die GEMA abführen muß.


    Es kommt nicht darauf an, wo die Party stattfindet, sondern ob sie privat ist oder öffentlich - bezogen auf den Veranstalter. Eine Geburtstagsparty oder beispielsweise eine Hochzeitsfeier sind definitiv privat, also geschlossene Veranstaltungen, die nicht für die Öffentlichkeit im weitesten Sinne zugänglich sind. Hier fällt keine Gebühr an. Eine Vereinsfeier oder ein Betriebsfest demgegenüber gelten als öffentlich, sind also gebührenpflichtig. Wer "privat" ein Party organisiert und jeden hereinlässt, u.U. sogar gegen Geld, veranstaltet ebenfalls ein - gebührenpflichtiges - öffentliches Fest.

  • Tom


    danke für die Richtigstellung.
    War auch Zeit, daß ich etwas Falsches sage nach all dem klugen Kram. Ich fing schon an, mir unheimlich zu werden. :grin




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @ magali:
    Die Botschaft las ich wohl,
    der Glaube fehlt mir auch nicht,
    aber das Bedanken hab ich irgendwie versäumt, vermutlich war da wieder mal so ein data-dingens-Absturz...
    Vielen Dank! :anbet :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Hallo Magali,


    ich danke dir für deine Gedult. Ich denke, ich sehe jetzt ein bisschen klarer.


    Ich muss aber nochmal nachfragen wie das jetzt mit Flohmärkten, Tauschtickets, Ebayverkäufen von Büchern usw ist. Ich kaufe selten ladenneue Bücher. Meist sind es Mängelwaren oder Flohmarktbücher.. früher habe ich auch gerne bei Ebay bestellt (macht aber keinen Spaß mehr).
    Dass bei Mängelwaren aus dem Laden auch was an den Autoren abgeführt wird ist nachvollziehbar. Auch bei professionellen Bücherflohmärkten usw kann ich mir das vorstellen. Aber auch bei so privaten Flohmarktständen? Kann ich gar nicht glaube.. Und Ebay und ähnliches? Ich bin selber nur Käufer, aber es wäre mir neu, dass Buchverkäufer einen Betrag an die Autoren weiterleiten. Ab und an finden sich auch Bücher über schwarze Bretter, die führen mit Sicherheit nichts irgendwo hin ab.
    Müssen Wanderbücher und Co einen Autor dann nicht auch wurmen eigentlich?
    Weiterhin reine Interessensfragen, die hoffentlich auch so verstanden werden.


    liebe Grüße
    Aj