Martina Wildner: SIX
Beltz: 2010. 272 Seiten
ISBN 978-3407742032. 8,95€
Illustriert von der Autorin
Die beleidigt Körperhaltung auf dem Buchcover ist Programm. Luzies Leben als Tochter eines Schulhausmeisters ist sowieso die Pest. Außerden hat sie schrecklich öde Sommerferien hinter sich. Luzie würde liebend gern mit jemand tauschen, der wenigstens auf dem Schulweg seine Ruhe vor den Eltern hat und in dieser Zeit eigene Gedanken denken kann. Mit 16 sollte Luzie die schlimmsten Wogen der Pubertät hinter sich haben; dennoch gibt es bei den Lindlachs täglich Zoff. Luzie und ihre ältere Schwester Almut konnten sich noch nie leiden. Nun ist Almut nach einer sehr kurzen Karriere als Indie-Musikerin aus Berlin zurückgekehrt. Almut ist schon schwer zu ertragen - aber muss sie die ganze Wohunung mit ihrem Kram vollstellen?
Beim Rasenmähen entdeckt Luzie einen Handschuh mit sechs Fingern und bald darauf den passenden zweiten Handschuh. Äußerst makaber, dass gerade Luzie die Handschuhe findet; denn sie hat in diesem Sommer bei einem Unfall einen Finger verloren. Wenn klar ist, dass Aliens sechs Finger haben und die Handschuhe auf unserem Planeten aufgetaucht sind, müssten dann nicht in der Nähe von Luzies Schule Aliens gelandet sein? Ihren Mitschüler Konrad, Spezialist für die Anhäufung nutzlosen Wissens, kann Luzie mit der dubiosen Geschichte nicht beunruhigen; er sieht sich und Luzie sowieso als Aliens. Aus einer von Almuts Umzugskisten zieht Luzie einen Manga, in dem die Figuren sechs Finger haben. Die Mission der Außerirdischen Nana/Naoko und Ryo sind als zweite Ebene mit Luzies Erlebnissen verknüpft und in einem eigenen Schrifttyp herausgehoben. Manga und Realität durchdringen sich immer stärker; Luzie vermutet eine geheime Botschaft in der handgezeichneten Bildgeschichte. Am ersten Schultag begegnet Luzie ihrer neuen Klassenkameradin Nelli. Die Neue trägt ein Faltenröckchen wie eine Cosplayerin, ist vorher in Yokohama zur Schule gegangen und benimmt sich recht sonderbar. Da Nelli auch schon in Berlin gelebt hat und Almut in Berlin von einer Japanerin belästigt wurde, die in sie verliebt war, müsste doch Nelli diese Yukiko sein, schließt Luzie messerscharf. Spätestens als in Almuts neuer Wohnung merkwürdige Dinge geschehen, ist der Fall für Luzie allein zu kompliziert geworden.
SIX lässt seine Leser an seinem überraschenden Ende ratlos zurück, nachdem Luzies Außenseiterrolle, Pubertätskonflikte, Geschwister-Rivalität und Stalking als Themen angerissen wurden. Eine schräge Geschichte, die die Grenze zwischen Manga und Realität verschwimmen lässt.