'Sommerhit' - Seiten 001 - 075

  • Zitat

    Original von Suzann
    Wir wissen nicht, warum sich die Eltern von Falk und Sonja entschlossen haben zu fliehen. Aber es mussten ernste Gründe gewesen sein, sonst nimmt man ein solches Risiko doch nicht auf sich. Wenn ich dann an der Grenze stehe und plötzlich halten die Grenzer ein Familienmitglied zurück (Es hätte ja zum Beispiel auch die Mutter sein können, wäre das weniger schlimm für die anderen gewesen?) und daraufhin bleibt die restliche Familie auch in der DDR, dann hätten sie sich ja gleich auf die Stirn tätowieren lassen können: "Wir wollten flüchten."


    Damit, das Falki so ein olfaktorisches Wunderkind ist, habe ich so meine Probleme. Gibt es das wirklich? Die vielen Bemerkungen wie dies und jenes riecht, haben mich manchmal stutzig werden lassen, wenn es gar so gewollt daherkam.


    Suzann, DASS jemand zurückgelassen wurde, sehe ich als gar nicht so seltsam an. Das war sogar sehr üblich. Vor allem ganz kleine Kinder, mit denen die Flucht noch zu riskant war, wurden recht oft bei Verwandten zurückgelassen :-(
    Aber ein halbwüchsiges und als so hübsch beschriebenes Mädchen inmitten von diesen Furcht erregenden Grenzkontrolleuren?
    Sowas können Eltern - ELTERN! Die haben auf der ganzen Welt dieselben Gefühle, wenn sie richtig ticken - doch nicht bringen!
    Wie gesagt, wenn sie sie wenigstens zum Bahnhof gebracht hätten ...


    Aber mal sehen, was noch passiert und die Sache vielleicht aufklärt.

  • So, den ersten Abschnitt habe ich nun auch komplett gelesen und mir gefällt das Buch bis jetzt ausnehmend gut!!!


    Über den Prolog hatte ich ja schon kurz geschrieben.


    Was mir in dem ganzen ersten Abschnitt aufgefallen ist, ist diese gönnerhafte Überheblichkeit der "Westler" gegenüber den "Ostlern" zu dieser Zeit vor der Wende. Da hatte ich schon das Gefühl einen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Denn genauso war es doch, bzw. genauso sind wir "Westler" doch erzogen worden. Bei uns ist alles besser, moderner, schöner und wenn wir dann mal einem aus "dem Osten" begegnen, dann zeigen wir ihm erst einmal was Leben wirklich ist. Die wissen ja nix, die haben nix, die können nix.


    Das fängt im Buch mit der überheblichen Art der Rektorin an, die Falk noch nicht einmal eine Chance geben wollte sich zu beweisen und geht dann in den Balaton-Erzählungen weiter.


    Ich selbst war 16 Jahre alt, als die Mauer fiel, aber dieses von mir beschriebene Gefühl wurde uns sowohl in der Schule als auch im Umfeld wirklich vermittelt.


    Ich denke, daß die Familie gar keine andere Wahl hatte, als Sonja an der Grenze zurückzulassen. Wenn die Eltern die Fluchtpläne aufgegeben hätten, wären sie wahrscheinlich beide im Gefängnis gelandet und ihre Kinder in Heimen oder DDR-treuen Familien untergebracht worden.


    Sie haben ja ihren Plan gemeinsam zu fliehen, dann auch geändert. Der Vater ging zurück und nur Mutter und Sohn gehen in den Westen. Wie furchtbar muß das für die Eltern gewesen sein ihre Tochter zurückzulassen. Wie schrecklich für die beiden sich zu trennen und beide in eine ungewisse Zukunft zu reisen, mit der Gewissheit, daß sie sich lange nicht sehen können. Und wie sehr beide leiden, erahnt man ja, wenn Falk immer kurz erwähnt, wie seltsam sich seine Eltern während des "Urlaubs" verhalten.


    Der langjährige Lebensgefährte meiner Mutter kam aus dem Dresdner Raum. Er wurde bei einem Fluchtversuch verhaftet (ich glaube er wollte auch über Ungarn fliehen) und ich kann mich noch gut an einige Erzählungen auch aus seiner Haftzeit erinnern. Am meisten erschüttert hat mich damals, daß er in den Westen "verkauft" wurde. Daran mußte ich beim Lesen sofort denken.


    Dieses beklemmende Gefühl hat mir Tom sehr, sehr gut vermitteln können. Auch Falks Unwissenheit oder Naivität. Im Prolog zeigt sich ja, daß er als Erwachsener alles andere als naiv ist. Ich bin sehr gespannt, welche Entwicklungen seine Persönlichkeit noch durchlebt.


    Ganz toll fand ich die Erzählung über diese zarte erste Liebe zwischen Falk und Karen. Und ich finde, daß Tom genau den richtigen "Ton" bei der Beschreibung getroffen hat: nicht zu viel, nicht zu wenig, ganz aus der Sicht eines Jugendlichen. Toll!
    Das gilt aber auch für alle anderen Vorkommnisse im Buch. Mich berührt es sehr und dieses Berührtsein geht auch im zweiten Abschnitt weiter, den ich fast durchgelesen habe.


    Falks Geruchssinn finde ich herrlich! Ich finde das Buch gewinnt dadurch sehr! Ich hatte sofort wieder diesen "Schauma-Apfel-Shampoo-Geruch" aus meiner Kindheit in der Nase, fand einige Beschreibung ziemlich eklig, aber auch lustig. Dies alles aus Sicht einer ziemlich guten Nase zu lesen, läßt es mir leichter fallen das Gefühl zu haben, direkt mit vor Ort zu sein. :-)

  • Saiya :
    Was du so über das Verhalten der Westler den Ostlern gegenüber schreibst, kann ich so nicht bestätigen. Wie gesagt, zu DDR-Zeiten war ich noch zu klein, um mich daran erinnern zu können. Allerdings habe ich (98 oder 99 war das, glaub ich) ein paar Ostler kennengelernt. Die haben mich dann auch mal hier besucht. Zu dem Zeitpunkt waren die so Anfang 20 und ich irgendwo zwischen 15 und 17 (genau weiß ich es leider nicht mehr). Ich erinnere mich gut daran, dass sie mir und ner Freundin bei fast allem ein schlechtes Gewissen gemacht haben, weil wir im Westen aufgewachsen sind. Das ging so weit, dass wir uns nachher schon überhaupt nicht mehr getraut haben, irgendwelche Geschichten zu erzählen, weil wir danach immer das Gefühl hatten, dass wir uns für irgendwas entschuldigen müssten, das wir nicht zu verantworten hatten. Ich habe das als wirklich sehr unangenehmes Wochenende in Erinnerung.


    Natürlich gibt es sicherlich auch den anderen Fall, das kann ich nicht so richtig beurteilen, aber ich habe das eben etwas anders erlebt.

  • Bisher hatte ich nur Zeit für den Prolog; ob ich heute Abend Lesezeit habe, überblicke ich noch nicht (meist nur am Wochenende), drum erst mal dazu.


    Das waren die beiden Sätze, die mich letztlich dazu brachten, das Buch jetzt doch zu lesen und hier noch einzusteigen:

    Zitat

    Original von Tom
    Die Technik selbst mag begeisternd sein oder wirken, aber es geht darum, was sie aus den Menschen macht.
    (...)
    Es geht um ein/das Motiv des Romans, das hier angedeutet wird, nämlich darum, - häufig sogar völlig gedankenlos - vereinnahmt zu werden. Etwas mitzumachen, nur, weil es alle tun.



    Es ist mein erstes Buch von Tom, und ich habe lange überlegt, ob ich es lesen soll. Zum einen gibt es eine Art von Geschichten, die ich nicht so gerne lese, auch wenn sie gut geschrieben sind, zum anderen bin ich nicht sicher, ob dabei nicht eigene unangenehme Erinnerungen hochkommen.. Letzteres sollte sich bald bewahrheiten.


    Allerdings mußte ich auf Seite 1 gleich erst mal grinsen, berichtet da doch ein Erzähler, der, etwa in Bezug auf Henndies mit mir auf absolut gleicher Wellenlänge liegt. :grin (...) kleinen Computern, mit denen man auch telefonieren konnte, wenn man sich viel Mühe gab (...) Genau so würde ich mein Handy beschreiben, und das ist gar nicht mal sehr modern.


    Noch besser ist: Teures, schwer zu verstehendes Spielzeug mit vielen Funktionen, die Sie lebenslang niemals benötigen werden. Jep, genau so ist es. :anbet


    Seite 9: So, so, der Erzähler guckt also den Theaterkanal (heute „ZDF Kultur“). Ich auch bisweilen.


    Und auf Seite 10 der erste „Aha-Effekt“: das Herausbekommen der Adresse durch Klassenkameraden über die Mutter. Kommt mir sehr bekannt vor, genau so wars bei mir auch, und ich war damals ebenfalls stinkig, daß meine Mutter die einfach weitergegeben hat.



    Edit ergänzt, nachdem ich bis Seite 47 gelesen habe:


    Die vielen Geruchsbeschreibungen überfliege ich nur. Gerüche sind nichts für mich; am liebsten würde ich in einer geruchsfreien Welt leben. Denn von akuter Atemnot bis hin zu (erfolgreichem :rolleyes) Brechreiz ist bei mir bei „passenden“ Gerüchen alles drin.


    Daß an der Grenze etwas passiert, war zu erwarten, da die Familie anscheinend unter Beobachtung stand (der Nachbar!). Ich habe mich über die lange Abschiedsszene gewundert, das muß doch Argwohn erregen.


    Was mir aufgefallen ist: der Ich-Erzähler nennt seine Eltern beim Vornamen. Das finde ich etwas seltsam.


    Von solchen, hm, „Behandlungen“ von Ostdeutschen durch Westdeutsche, wie hier im Buch beschrieben, habe ich nur gehört und gelesen, es aber nie direkt erlebt. Auch mangels Gelegenheit, sowas wie Urlaubsreisen gab es bei uns nicht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von SiCollier


    Was mir aufgefallen ist: der Ich-Erzähler nennt seine Eltern beim Vornamen. Das finde ich etwas seltsam.


    Als Kind habe ich das Nennen der Eltern beim Vornamen immer als "berlinerisch" bezeichnet, weil ich es aus Berlin und aus der DDR kannte (ne Weile war das für mich alles Berlin und Berlin war "nicht Deutschland", schließlich musste man über die Grenze fahren ... ich merke gerade, dass ich auch ein extrem ahnungsloses Kind war, was meine Cousins & Cousinen immer sehr geärgert hat).
    Was ich sagen wollte: Das war/ist eine regionale Sache und da sehr üblich.

  • Ui hier wurde aber schon sehr viel diskutiert....


    Also ich bin auch "erst" 1984 geboren und wohne weit ab von der DDR, aber Toms Beschreibungen decken sich sehr mit dem, was mir Bekannte von ihrer "Flucht" und ihrem Leben in der DDR erzählt haben.


    Dies ist mein erstes Buch von Tom und ich muss sagen, ich bin begeistert. Gerade die Sätze gefallen mir total gut, sprechen mich sehr an. Ich bin überrascht welchen Sog das Buch auf mich ausübt, obwohl keine wirklich überraschenden Handlungen auftauchen.


    Das meiste wurde ja hier schon gesagt, ich geh also erst mal weiter lesen.

  • Danke, Mulle, für die Erläuterung! :wave Nachvollziehbar (regionale Besonderheit), aber in meinen Ohren klingt das dennoch mehr als seltsam.



    Den Abschnitt habe ich inzwischen durch. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind nur Mutter und Sohn geflohen, der Vater ist zurück in die DDR. An dieser Stelle finde ich dieses Verhalten einfach nur seltsam und für mich nicht nachvollziehbar, da aus der bisherigen Erzählung überhaupt nichts auf die Fluchtmotive (z. B. akute Verfolgung durch die Stasi) hervorging. Außerdem dürfte es ziemlich naiv sein anzunehmen, man könne so einfach zurück und sein Leben weiter leben, wenn Frau und Sohn geflohen sind. - Das jetzt nur als „Gedankenstütze“. Richtig eine Meinung dazu bilden kann ich mir erst, wenn mehr aus dem Leben bzw. Vorgeschichte der Protagonisten bekannt ist.


    Ich selbst bin Jahrgang 1958 und war 1973 in der DDR bei meiner Oma zu Besuch. Allerdings habe ich nur sehr wenige bis keine Erinnerungen mehr an die Reise. Nur die Rückfahrt, als der Interzonenzug wieder westdeutsche Gleise erreicht habe, diesen Moment der Befreiung und des Abgangs einer ganzen Lawine von Bedrückung, den erinnere ich noch recht genau. (Da die Schienen hier verschweißt waren, im Osten nicht, war der Moment des Grenzübertritts sehr deutlich zu bemerken.)


    Eines der Themen des Buches, wenngleich vielleicht nur unterschwellig, ist mE auch, wie viel Macht/Einfluß darf ein Staat haben. Bzw. wieviel Macht dürfen sich die Machthaber (und das bezieht sich auch auf, ähm, demokratisch gewählte Regierungen und Systeme) herausnehmen bzw. selbst zugestehen (indem sie diese Macht in Gesetze schreiben). Mal sehen, ob die Thematik auch weiter auftaucht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hallo, SiCollier.


    Zitat

    Eines der Themen des Buches, wenngleich vielleicht nur unterschwellig, ist mE auch, wie viel Macht/Einfluß darf ein Staat haben.


    Das stimmt - es geht eigentlich nicht nur unterschwellig, sondern generell um das Phänomen "Macht", um Vereinnahmung und die Potenz von Gruppen, ganz unabhängig von deren Größe. Ganz am Ende sagt der "tumbe Heiko" einen, wie ich finde, sehr schönen, umfassenden Satz zu diesem Thema. ;)


    Ich freue mich darüber, dass Du noch in die Leserunde eingestiegen bist, und bin gespannt auf Deine Meinung zum Buch.

  • Zitat

    Das stimmt - es geht eigentlich nicht nur unterschwellig, sondern generell um das Phänomen "Macht", um Vereinnahmung und die Potenz von Gruppen, ganz unabhängig von deren Größe.


    wird ja im nächsten Teil der Leserunde so richtig deutlich.


    Ich finde ja, dass alles so echt wirkt, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wie viel davon aus deinem Leben ist, Tom. Also bist du auch so gegen Handys etc. und warst du in deiner Jugend auch eher so ein Typ wie Falk? (falls das nicht zu persönlich ist)

  • Zitat

    Original von pepperann
    Ich finde ja, dass alles so echt wirkt, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wie viel davon aus deinem Leben ist, Tom. Also bist du auch so gegen Handys etc. und warst du in deiner Jugend auch eher so ein Typ wie Falk? (falls das nicht zu persönlich ist)


    *breitgrins und gespannt auf die Antwort warte*

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Hallo, pepperann.


    Nein, ich bin nicht so (sehr) gegen Mobilcomputerei, wie Falk/Martin das ist (tatsächlich betreibe ich im Hauptgeschäft eine Softwarefirma), aber ich betrachte die Entwicklung durchaus kritisch und finde nicht alles gut, was da passiert. Ich denke durchaus, dass wir etwas Wichtiges verschenken dadurch, dass wir uns selbst auf Kommunikationsknoten reduzieren, permanent erreichbar sind und jederzeit alle möglichen (und häufig falschen) Informationen abrufen können. Ein wirklich spannendes Element ist aus unseren Leben verschwunden, die zugleich schneller geworden sind, außerdem ist die Grenze zwischen relevanten und unwichtigen Informationen längst völlig verwischt - wir lassen es zu, dass wir rund um die Uhr mit sinnfreiem Scheiß bombardiert werden. Aber so ausschließlich, wie Falk/Martin das sieht, sehe ich es nicht. Allerdings ist das auch ein Zeichen von Freiheit, das er da setzt: Er kann es sich leisten, so zu denken. Das kann nicht jeder.


    Und, nein, ich war nicht so wie Falk in meiner Jugend. Aber auch ich war in gewisser Weise ein Außenseiter, bis ich entdeckt habe, wie man seine Talente nutzen kann, um sich unangreifbar zu machen. Aber das jetzt im Detail auszuführen, würde zu weit gehen und wäre mir tatsächlich zu privat. Aber es gab in meiner Schulzeit wie in allen Schulzeiten die einen und die anderen. Es gehört nicht viel dazu, das zu beobachten und seine Schlüsse daraus zu ziehen.

  • Ergänzung zur "privaten" Frage von pepperann: Ich habe tatsächlich nie einer Clique angehört und empfand es auch als ... nun, vielleicht nicht blöd, aber irgendwie seltsam, sich dem Gruppenzwang unterzuordnen und beispielsweise dem Musikgeschmack anderer hinterherzuhecheln.

  • Zitat

    Original von Tom


    Ich habe mich allerdings geirrt, Heiko gibt nur die Steilvorlage - Henning sagt ihn.


    Tom : Okay verstehe, "mein" Satz ist in der Szene bevor Henning auftaucht, der dann von Martin kommentiert wird. :-)


    Der Satz, den du ansprichst, ist ebenfalls merkenswert und so wahr!

  • Hallo Tom,


    ich habe ja zunächst die ersten beiden Abschnitte der LR hier still mitgelesen, bevor ich noch eingestiegen bin. Es waren ein paar Hinweise von Dir, eben auf „Macht“ und „Gruppendynamik“, die mich letztlich zum Lesen animiert haben. Denn, wie erwähnt, ich fürchte so manches eigene Aha-Erlebnis und Hochkommen von längst begrabenen Erinnerungen.


    Interessant finde ich Deine Äußerungen zu moderner Technik und Kommunikation, vor allem vor dem Hintergrund, daß Du selbst Softwareproduzent bist.


    Wenn wir jetzt schon dabei sind, verschiebe ich es doch vom „nicht gepostet“ hierher:


    Zitat

    Original von Groupie
    Für mich ist das ein Stück weit einfach Normalität und da ich das (langsamere) Leben vorher kaum kannte, vermisse ich es auch nicht.


    Ich schon. Das Leben hat sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren dermaßen beschleunigt, daß ich ständig das Gefühl habe, „aus der Kurve zu fliegen“. - Vor einigen Jahren stand in der WELT ein Artikel über eine Studie zum modernen Leben, die irgendeine UN-Unterorganisation durchgeführt hatte. Dort ging man von rund 30% der Menschen aus, die mit der modernen Zeit nicht zurecht kommen und „durchs Raster fallen“. Dummerweise habe ich die Printausgabe damals weggeworfen und konnte den Artikel online auch nicht mehr finden.



    Ganz unheimlich wird es dann hier:


    Zitat

    Original von Tom
    Ich habe tatsächlich nie einer Clique angehört und empfand es auch als ... nun, vielleicht nicht blöd, aber irgendwie seltsam, sich dem Gruppenzwang unterzuordnen und beispielsweise dem Musikgeschmack anderer hinterherzuhecheln.


    Das könnte eine Beschreibung meiner eigenen Jugend sein. Und ich besitze seit vielen (über dreißig) Jahren keine blaue Jeans mehr. So gerne ich Western und amerikanische Filme sehe - aber blaue Jeans trägt heute (fast) jeder. Da brauche ich es nicht auch noch zu tun und mich dermaßen zu uniformieren.


    Wenn man mal von unseren hinlänglich bekannten Diskrepanzen absieht, scheint es eine Menge Bereiche zu geben, in denen Tom und ich auf einer Wellenlänge liegen. Ob das jetzt erschreckend oder erfreulich ist - darüber muß ich erst mal nachdenken. ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")