Solange du schläfst - Antje Szillat - ab 12 Jahren

  • Solange du schläfst
    Autorin: Antje Szillat
    ISNB: 3649602911
    Verlag: Coppenrath
    Hardcover, 256 Seiten
    14,90€


    Kurzbeschreibung
    So idyllisch das kleine Dorf Malhausen ist, die sechzehnjährige Anna fühlt sich dort alles andere als wohl. Doch dann trifft sie auf Jérome, der ebenso wie sie ein Außenseiter im Dorf ist, und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Trotz zahlreicher Widerstände entwickelt sich zwischen den beiden eine zarte, bedingungslose Liebe. Eines Abends jedoch, nach einem Dorffest, verschwindet Jérome spurlos und wird am nächsten Tag mehr tot als lebendig auf einem nahe gelegenen Feld gefunden. Schnell verbreitet sich im Dorf das Gerücht, dass Jérome mit Drogen gedealt haben soll. Anna ist verzweifelt und will die Anschuldigungen gegen Jérome einfach nicht glauben. Doch dann hört sie mit einem Mal eine vertraute Stimme in ihrem Kopf und sieht Bilder, die nicht ihrer Erinnerung entstammen ?


    Über den Autor
    Antje Szillat, geboren 1966, verheiratet und Mutter zweier Söhne und zweier Töchter, ist ausgebildete Lerntherapeutin und Lernberaterin. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Hannover.
    Sie ist freiberuflich als Autorin von Kinder- und Jugendbüchern sowie Sachbüchern tätig. Außerdem arbeitet sie als freie Redakteurin für namhafte Printmagazine.
    Die Lese- und Jugendförderung liegen ihr besonders am Herzen.



    Meine Meinung
    Auch wenn es nur indirekt mit dem Buch zu tun hat – zunächst ein paar Worte zum Cover. Die Front des Romans ist komplett durchgestanzt, das Rote, was man durchleuchten sieht, ist quasi schon die erste Buchseite. Das Cover ist damit so etwas wie ein Fenster ins Buch, was ich beim Auspacken schon unheimlich schön fand.
    Leider hat das Ganze einen entscheidenden Nachteil: Zum einen färbt es ab, was nicht nur zu dreckigen Fingern geführt hat, sondern auch zu Flecken im Buch, zum anderen stinkt es. Und zwar schrecklich. Offenbar ist das nicht bei jedem Buch der Fall, aber meines roch so penetrant nach verschmortem Kunststoff, dass ich zunächst mal nicht mit dem Buch im gleichen Raum sein konnte. Selbst nach einer Nacht auf dem Balkon verursachte mir das Buch durch den Gestank nach einer Stunde Lesen noch Kopfschmerzen. Tipp: Lasst die Schutzfolie, mit der das Buch angeliefert wird, vielleicht einfach drüber.


    Nun aber zum Inhalt:
    Ich muss leider sagen, dass ich mit dem Buch nicht ganz warm wurde. Es ist sehr flüssig geschrieben in einem eher schmucklosen, lässigen, aber stimmigen Stil ohne Geschnörkel. Abwechselnd erzählen Anna (Ich-Perspektive) und Jerome (personaler Erzähler). Es liest sich wirklich weg „wie nix“, was auch daran liegt, dass die Autorin sich ganz auf die Gefühle ihrer Figuren konzentriert und äußerliche Beschreibungen fast vollkommen wegfallen. Dies tut der Geschichte einerseits gut, denn es ist eine ruhige, gefühlslastige Geschichte, die durch viele Beschreibungen womöglich langweilig geworden wäre. Andererseits hätte ich mir das ein oder andere mal doch ein wenig mehr Verweilzeit in den Szenen gewünscht, damit Emotionen aufkommen können.
    Kitschallergiker seien gewarnt: Stellenweise ist die Liebesgeschichte doch sehr, sehr zuckersüß. Das sollte man mögen.


    Beim Mitfühlen hakte es bei mir leider. Ich konnte beim besten Willen nicht mit den Figuren mitfühlen. Sie blieben mir egal, bzw. gingen mir sogar auf die Nerven, vor allem Protagonistin Anna. Eigentlich mag ich schwierige Figuren, die auch mal rotzfrech werden, gerade pubertierende Mädchen dürfen auch gerne mal zickig überreagierten. Anna allerdings ist *nur* zickig (wenn sie nicht gerade mit Jerome zusammen ist), unangemessen trotzig, arrogant und verbohrt. Sie verhält sich unmöglich, sowohl ihren Eltern als auch freundlich auf sie zukommenden Klassenkameraden gegenüber und lügt notlos jeden an. Dass sie – offenbar – keine Freunde hat (es wird nie jemand erwähnt), wundert mich gar nicht. Ich fände das okay, wenn es zu einem Umdenken käme, aber dem ist nicht so, es kommt zwar mal zu Erkenntnissen, dass sie „wohl zu abweisend war“, aber sie lernt nichts daraus und entwickelt sich kein Stück weiter.


    Auch die anderen Figuren reagieren teilweise sehr seltsam. Die Eltern glauben Gerüchten, die haltlos verbreitet werden (allerdings verschweigt Anna ihnen auch grundlos Informationen und lügt ständig). Die Polizei weigert sich, Aussagen aufzunehmen und ermittelt äußert einseitig. Der Bösewicht könnte seine Pläne mit Leichtigkeit umsetzen und entscheidet dann – mehrmals - doch lieber zu fliehen.
    Ich hatte das Gefühl, die Figuren handeln so, wie es eben am besten in den Spannungsbogen passt; leider ging das oft auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
    Einzig Jerome konnte mich überzeugen, der Junge war charmant und glaubwürdig ausgearbeitet, dass Anna sich vom Fleck weg in ihn verliebt hat, wunderte mich kein bisschen.


    Der Fantasy-Einschub, den das Buch irgendwann bekommt (und durch den „der Fall“ gelöst wird), hat mir persönlich leider nicht gefallen. Was mich selbst wundert, denn ich hatte viel mehr Fantasy in dem Buch erwartet (ich dachte nach dem Klappentext an etwas ähnliches wie „Splitterherz“). Dieser Einschub erschien mir allerdings nicht mehr als eine Notwendigkeit, um den Fall aufzuklären; ein Deux es machina.
    Vielleicht muss man aber auch nur an eine starke Seelenverbindung glauben, und sieht das ganz anders.


    Was mir auch negativ auffiel, waren angeschnittene Themen ...


    Einen Pluspunkt bekommt der Roman für sein Ende, den Epilog. Warum der mit gefiel, werde ich natürlich nicht verraten :-)


    Fazit
    Ein Jugendroman (ab 11/12 Jahren) über die große Liebe, der es sich und dem Leser recht einfach macht. Von einer zickigen Heldin abgesehen eine süße und leichte Unterhaltung für einen Regennachmittag.
    Von mir gibt es 6-7 Punkte


    Empfehlung
    Wer „Du oder das ganze Leben“ mochte, wird hier sicher auch auf seine Kosten kommen. Wer wg dem Klappentext an etwas wie „Splitterherz“ denkt, wird vermutlich enttäuscht werden.

  • In ihrem neusten Jugendroman verbindet Antje Szillat eine spannenden Kriminalgeschichte mit einer bittersüßen Teenager- Lovestory und schafft damit ein Werk, dass jugendliche wie erwachsene Leser gleichermaßen begeistert. Schon die Aufmachung des Buches ist außergewöhnlich, aus dem Buchdeckel sind Elemente herausgeschnitten und lesen ein von Rosen umranktes Herz frei. Es erinnert ein wenig an „Dornröschen“ und weist somit auf einen wichtigen Teil der Geschichte hin, wie auch der Titel des Buches.


    Die Handlung hat mich zu Beginn sehr an Bettina Belitz „Splitterherz“ erinnert: junges Mädchen zieht mit den Eltern aus der Stadt aufs Land, tut sich schwer mit der Eingewöhnung, bis sie schließlich einen tollen Jungen kennenlernt… Das war´s dann aber auch schon mit den Parallelen, denn „Solange du schläfst“ entwickelt sich in eine völlig andere Richtung. Fremdenfeindlichkeit, dörfliche Spießigkeit und gemeine Intrigen nehmen großen Raum in dieser Geschichte ein, gegen die Anna und Jérome ankämpfen müssen. Und hier liegt in meinen Augen der Knackpunkt dieses Buches. Mehr als ein Mal stellte ich mir während des Lesens die Frage, ob die Autorin mit ihren Beschreibungen der Malhausener und ihrer Machenschaften voll ins Schwarze trifft oder gnadenlos übertreibt. Der Grat zwischen passender Beschreibung und Schubladendenken ist hier sehr schmal, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie die Dorfbewohner nicht doch in eine Schublade gepackt hat mit ihrer Spießigkeit und den festgefahrenen Strukturen, in die kein Außenstehender eindringen kann.


    Ansonsten hat mir „Solange du schläfst“ aber gut gefallen. Es hat alles, was ein gutes Jugendbuch braucht – Spannung, eine nette Liebesgeschichte, die sehr authentisch ist und ein toller Schreibstil, der die Seiten nur so vorbeifliegen lässt. Dieses Buch bietet sehr kurzweilige Unterhaltung und gefällt zu Recht nicht nur jungen Lesern.

  • Die Autorin
    Antje Szillat, geboren 1966, verheiratet und Mutter zweier Söhne und zweier Töchter, ist ausgebildete Lerntherapeutin und Lernberaterin. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Hannover. Sie ist freiberuflich als Autorin von Kinder- und Jugendbüchern sowie Sachbüchern tätig. Außerdem arbeitet sie als freie Redakteurin für namhafte Printmagazine. Die Lese- und Jugendförderung liegen ihr besonders am Herzen.


    Produktinformation lt Amazon
    Gebundene Ausgabe: 252 Seiten
    Verlag: Coppenrath, Münster; Auflage: 1., Aufl. (Juli 2011)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3649602911
    ISBN-13: 978-3649602910
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 17 Jahre
    Größe und/oder Gewicht: 21,2 x 15 x 2,6 cm


    Inhalt
    Als "Zugezogene" hat man es in einem kleinen Dorf meist schwer: So geht es auch der 16-jährigen Anna, als sie mit ihren Eltern von Bremen in das Kaff Maulhausen zieht. Auch der 17-jährige Jérôme, der nur übergangsweise bei seiner Tante wohnt, ist ein Neuling und Außenseiter. Die beiden Teenager lernen sich in der Schule kennen und sind bald unzertrennlich. Alles könnte so schön sein, gäbe es da nicht Konstantin, den eingebildeten Sohn des Bürgermeisters, der ein Auge auf die hübsche Anna geworfen hat und Jérôme das Leben –mit Mobbing und Drohungen- schwer macht. Allerdings möchte Anna Konstantin nicht näher kennen lernen und weist ihn ab. Kurz danach verschwindet Jérôme auf dem Dorffest spurlos, wird Stunden später schwer verletzt aufgefunden und fällt ins Koma. Während Jérôme um sein Leben kämpft, kommen Geheimnisse und schwerwiegende Beschuldigungen ans Tageslicht. Ist Jérôme nicht der, für den ihn Anna gehalten hat?


    Meine Meinung
    Den passenden Titel "Solange du schläfst" trägt mein erster Roman von der Autorin Antje Szillat. Als Handlungsschauplatz dient Maulhausen, ein kleines Dorf in Deutschland, dessen Bewohner sehr engstirnig und voller Vorurteile sind. Die Handlungsdauer umfasst einen Zeitraum von ca. 3 Monaten.


    Anna und Jérôme werden dem Leser schnell näher gebracht. Anna Gaudin ist 16, selbstbewusst und anfangs vom Landleben überhaupt nicht begeistert, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Ihre Mutter Claudia arbeitet als Autorin von zuhause aus, während ihr Vater Carsten oft unterwegs ist. Der 17-jährige Jérôme Sanon wohnt, während seine Mutter als Ärztin in Kenia arbeitet, bei seiner Tante und seinem Onkel in Maulhausen, um die Schule zu beenden. Der Bücherwurm hat im Ort den Status des Außenseiters inne und wird von Konstantin und seiner Clique immer wieder bedroht und gemobbt, obwohl er Anna gegenüber den Starken spielt. Nachdem sich Anna und Jérôme besser kennen lernen, fühlen sie, dass sie verwandte Seelen sind und man hat den Eindruck, dass sie sich nun vom Rest der Welt abkapseln… Durch Anna schöpft Jérôme neuen Lebensmut und es entspinnt sich eine zarte Romanze.


    Die reizvollen Protagonisten wurden durchwegs gut ausgearbeitet und wirken authentisch. Auch die ansprechend gestalteten Nebencharaktere fügen sich harmonisch in das Geschehen ein. Was mir eher weniger gefällt, ist, dass sich Anne und Jérôme sehr schnell ineinander verlieben und sich nur auf ihre Zweisamkeit konzentrieren, so dass man denken könnte, sie wären bereits jahrelang zusammen. Außerdem mag ich es nicht, wenn Jugendliche ihre Eltern mit Vornamen ansprechen – diese Unsitte macht sich in einigen Jugendbüchern breit.


    Erzählt werden die turbulenten Begebenheiten abwechselnd aus der Sicht der Ich-Erzählerin Anna und von Jérôme im personalen Erzählstil. Beide Hauptpersonen schildern ihre Gedanken und Gefühle sehr eindrucksvoll und schaffen es, dass man sich mit ihnen identifiziert, mitfiebert, mitleidet & mitfühlt. Doch neben der ersten Liebe müssen sich die Protagonisten leider auch mit Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und diversen Machenschaften herumschlagen. Die Dorfbewohner wurden mir allerdings etwas zu klischeehaft dargestellt.


    Anfangs denkt man sich, dass der Schwerpunkt auf der Liebesgeschichte liegt, doch mit zunehmendem Handlungsverlauf entwickelt sich die Geschichte, mit einer kleinen übersinnlichen Nuance, in Richtung Dorfkrimi. Denn Jérôme wird schwer beschuldigt, was Anna allerdings nicht glauben will und so versucht sie, auf eigene Faust zu ermitteln und gerät dadurch in Gefahr... Obwohl der Roman nur 251 Seiten lang ist, dauert es eine Weile, bis die Story richtig in die Gänge kommt und vor allem in der 1. Hälfte des Romans wimmelt es von ausführlichen Beschreibungen, die den Lesefluss ein wenig bremsen. Danach wird es viel besser und der spannende Handlungsverlauf nimmt einige überraschende Wendungen, obwohl sich das Ende erahnen lässt.


    Aufgrund des entzückenden Covers in Scherenschnittoptik hätte ich mir den Schreibstil blumiger und romantischer vorgestellt, als er tatsächlich ist. Dennoch schreibt Antje Szillat so mitreißend, dass ich das wundervoll gestaltete Buch nur schwer aus der Hand legen konnte, wobei auch die angenehm kurzen Kapitel sowie die der Zielgruppe angepasste Sprache dazu beitragen, dass sich der Roman rasch lesen lässt.



    Fazit
    Mit "Solange du schläfst" hat Antje Szillat ein wunderbares Jugendbuch erschaffen, das mit interessanten Charakteren und einer reizvollen Idee samt gelungener Umsetzung in einer ländlichen Umgebung aufwartet. "Solange du schläfst" garantiert sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen schöne Lesestunden. Dafür vergebe ich unterhaltsame 8 Punkte.