Dieses Buch war ein Spontankauf auf Grund des Covers und des Klappentextes. Und nachdem ich es kurz angelesen hatte, konnte ich es nicht im Laden stehen lassen.
Klappentext:
Dies ist das gefährlichste Buch, das Sie je in den Händen halten werden.
Seine Sprache ist so exakt wie einzigartig.
Und so bedrohlich wie keine Waffe dieser Welt...
Seit Jahrzehnten arbeitet Viktor Vau an seinem Wörterbuch - einer einzigartigen Sammlung von Begriffen, die die Welt so exakt beschreiben wie nie zuvor. Doch er ahnt nicht, dass sein Werk auch ein furchterregendes Geheimnis birgt. Als im Meer eine Raumkapsel unbekannter Herkunft entdeckt wird, stößt man darin auf eine Botschaft, die nur Viktor Vau entschlüsseln kann. Ihr Inhalt wird die Welt verändern - und ausgerechnet Viktor Vau steht im Mittelpunkt einer drohenden Katastrophe...
Über den Autor:
Gerd Ruebenstrunks Lebensweg ist so außergewöhnlich wie sein Name: Er war Sprachlehrer und Kneipenwirt, Lektor und Discjockey, außerdem Texter und Kreativdirektor für Agenturen und für das Fernsehen. Nicht zu vergessen: Tellerwäscher, Flaschenabfüller und Schaufensterpuppenverpacker. Sein Debüt "Arthur und die vergessenen Bücher" wurde zum Bestseller. Gerd Ruebenstrunk lebt und arbeitet in Duisburg.
Weiteres zum Autor: www.ruebenstrunk.de
Inhalt und persönliche Meinung:
Die Ereignisse um Viktor Vau und sein geheimnisvolles Wörterbuch spielen in der Zukunft. Die Gesellschaft ist unserer noch weitgehend ähnlich, aber einige Tendenzen, die jetzt nur ansatzweise spürbar sind, haben sich in dieser Zukunft deutlich verstärkt. So werden die Menschen auf Schritt und Tritt beobachtet, abgehört und gefilmt, alles natürlich nur zu Sicherheitszwecken...
Die Staaten haben sich verändert. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben sich die Europäischen Staaten zu einem riesigen Staat namens Die Union zusammengefunden. Dort und im afrikanischen Dagombé spielt die Geschichte hauptsächlich, Amerika und China werden anscheinend ausgeklammert, zumindest ist mir nicht aufgefallen, ob darüber etwas gesagt wird. So im Nachhinein wundert mich das doch ein bisschen, aber für die Geschichte ist es nicht wichtig.
Viktor Vau ist Sprachwissenschaftler und er beschäftigt sich damit, eine Sprache zu entwickeln, die die Wirklichkeit ganz exakt und unmissverständlich abbildet, in der es keinen Platz für Mehrdeutigkeit und Ungenauigkeit gibt. In seinem Bestreben wird er von seinen Kollegen nicht ernst genommen, bis eine Raumkapsel vor der Küste Dagombés landet, deren Herkunftsort sich allem Anschein nach nicht auf der Erde befindet. Die Kapsel enthält nichts weiter als eine Botschaft in einer unbekannten Sprache... der Sprache, die Viktor Vau entwickelt hat. Tatsächlich gelingt es ihm auch, die Botschaft zu verstehen und hinter das Geheimnis der Raumkapsel zu kommen. Doch was er da entschlüsselt, entpuppt sich als sein persönlicher Alptraum.
Bald befindet er sich auf der Flucht vor den Sicherheitsdiensten des Staates, die hinter seinem Wörterbuch her sind. Denn dieses enthält mehr, als Viktor selbst ahnt.
Viktor erhält Hilfe von seiner Assistentin Astarte und deren Freunde Enrique, Marek und Thura.
Außerdem treibt noch ein Serienmörder sein Unwesen, der als Der Florist bekannt ist. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Viktor und seinen Helfern, den Geheimdiensten, die ihn verfolgen, einem geheimnisvollen Ich-Erzähler, der Polizei und dem Serienmörder.
Die sprachwissenschaftlichen Theorien haben mich sehr interessiert und ich fand sie sehr gut und verständlich erklärt. Allerdings habe ich diesbezüglich schon etwas Vorbildung und kann daher nicht einschätzen, wie verständlich das Ganze für jemanden ist, der sich vorher nie damit beschäftigt hat, aber ich gehe davon aus, dass jeder das Wichtigste verstehen kann.
Dass unsere Sprache unvollkommen und ungenau ist, hat mich auch schon gestört. Manchmal möchte man etwas beschreiben und findet einfach nicht die richtigen Worte, weil viele Wörter mit teilweise indiviuellen Konnotationen versehen sind.
Durch Das Wörterbuch des Viktor Vau ist mir aber bewusst geworden, dass diese Unvollkommenheit auch Vorteile hat. Gerade dadurch, dass Worte ungenau und mehrdeutig sind, können sie Gefühle transportieren. Gefühle sind nicht eindeutig, sondern individuell, daher gibt es bei einer Sprache wie Viktor Vaus dafür keinen Platz mehr.
Und da wir die Welt durch unsere Sprache begreifen, beeinflusst sie auch unser Denken erheblich, was wiederum auf unser Handeln Auswirkungen hat.
Und jetzt muss ich langsam aufpassen, dass ich mich in dieser Rezension nicht in sprachwissenschaftlichen Theorien verlaufe, sondern wieder zum Kern, nämlich dem Buch zurück komme...
Daher nun das...
Fazit:
Wie bereits geschrieben war das Buch ein Spontankauf, mit dem ich einen persönlichen Volltreffer gelandet habe.
Das Cover ist gestaltet wie Viktor Vaus Wörterbuch selbst, eine schwarze, abgegriffene Kladde mit Gummiband und Nieten. Und diese Kladde, die Viktors Lebenswerk, seine neue Sprache enthält, steht im Mittelpunkt.
Es wird eine spannende Geschichte in einer dystopischen Zukunft erzählt, die außerdem diverse Denkanstöße bezüglich dem Wesen der Sprache und dem Zusammenhang zwischen Sprache und Denken liefert.
Obwohl es kleine Schwächen im Lektorat gab (Dinge, die erst rot und dann plötzlich blau sind oder doppelte Abschnitte mit exakt demselben Wortlaut), störte mich das nicht weiter, weil die Geschichte sehr mitreißend und spannend ist.
Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, eine davon ist eine Ich-Perspektive und es hat mir Spaß gemacht, zu rätseln, wer sich hinter diesem Ich-Erzähler verbirgt.
Ich hatte einige Schwierigkeiten, dieses Buch in eine Kategorie einzuordnen. Ich habe mich für Fantasy entschieden, weil der Verlag Piper das Buch auch unter Fantasy listet. Es sind aber auch viele Charakteristika von Science Fiction, Krimi und Thriller vorhanden.
Ich kann dieses Buch jedem Leser empfehlen, der sich grundsätzlich für spannende Geschichten aus der Zukunft und für Sprache interessiert.
Für mich war dieses Buch ein Volltreffer und ich gebe 10 von 10 Punkten.