Titel: Snack Daddys abenteuerliche Reise
OT: Absurdistan
Autor: Gary Shteyngart
Übersetzt aus dem Amerikanischen von: Robin Detje
Verlag: Berliner Taschenbuch Verlag
Erschienen: Mai 2008
Seitenzahl: 384
ISBN-10: 3833305436
ISBN-13: 978-3833305436
Preis: 10.90 EUR
Das sagt der Klappentext:
Snack Daddy (Mischa) Vaingart, 31 Jahre alt, gebürtiger Russe, Jude, Faulpelz und zudem noch reich. In New York von emigrierten russischen Eltern geboren, verschlägt in das Schicksal nach St. Petersburg, wo er mit seinen Freunden in den Tag hinein lebt. Er ähnelt Dostojewskis Idiot und ist zugleich ein moderner Oblomow nach der von Gontscharow geschaffenen Figur des ewig antriebsarmen Müßiggängers. Gnadenlos hetzt der Autor seinen „Helden“, Sohn des 1238streichsten Mannes in Russland durch die Weltgeschichte – von Manhattan über St. Petersburg ins krisengeschüttelte Absurdistan. Und überall Leid, überall Verzweiflung, überall Wahnsinn.
Der Autor und sein Übersetzer:
Gary Shteyngart wurde 1972 in Leningrad (St. Petersburg) geboren und emigrierte mit seinen jüdisch-russischen Eltern im Alter von sieben Jahren nach Queens, New York. Er studierte Politikwissenschaften am Oberlin College und arbeitete danach für verschiedene Non-Profit-Organisationen. Als Reise- und Kulturjournalist schreibt Shteyngart unter anderem für den New Yorker, Granta und die New York Times. Er lebt in New York.Robin Detje, 1964 in Lübeck geb., Theaterkritiker und Literaturredakteur bei "Die Zeit", Übersetzer von Theaterstücken und freier Autor, ist jetzt Kulturredakteur der "Berliner Zeitung", lebt in Berlin und New York.
Stimmen zum Buch:
DER SPIEGEL
„So politisch unkorrekt ist schon lange kein Romanheld mehr durchs Zeitgeschehen gerast.“
DIE ZEIT
„Gary Shteyngart ist so böse wie Borat und lustiger als Nabokov.“
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
„Dostojewskis Idiot in Puma-Jogginghosen.“
Meine Meinung:
So ein echter Überschwang will sich bei mir nicht einstellen. Irgendwie hat mich dieses Buch ein klein wenig enttäusch zurückgelassen. Dabei ist es traurig, witzig, zynisch, manchmal böse, sarkastisch – eigentlich fehlt nichts…eigentlich. Denn all diese Attribute bewegen sich nur an der Oberfläche, sind nicht bereit auch einmal ein wenig in die Tiefe abzutauchen. Und so bleibt unter dem Strich zwar ein lesenswertes Buch – ein Buch aber das dem wirklich Besonderen mehr oder weniger eine Absage erteilt hat. Schade. Dabei hat es der Autor wirklich drauf, seine Einfälle sind schon imponierend – aber Einfälle haben und sie dann wirklich mit Leben füllen, das sind dann wohl doch zwei Paar verschiedene Schuhe. Unabhängig davon schafft es Shteyngart aber immer wieder, die Gesellschaft, die Menschen gnadenlos zu karikieren. Man merkt so richtig seine Freude darüber, seinen spitzen Finger genüßlich in die bereits entzündete Wunde zu bohren – und dabei macht er keine Unterschiede. Jeder muss bei ihm durch das erzählerische Fegefeuer und „Political Correctness“ scheint etwas zu sein, von dem er noch nie etwas gehört hat – und das ist auch gut so. Denn dadurch wird dieses Buch, bei aller Kritik, doch zu einem sehr interessanten Leseerlebnis. Wenn Gary Shteyngart ein wenig mehr Konzentration und Engagement auf seine Arbeit verwenden würde, dann könnte er ganz schnell zu solchen Größen wie beispielsweise Dave Eggers oder dem frühen John Updike aufsteigen. Nur das geht eben nicht ohne harte Arbeit.
Dieses Buch hätte mehr Tiefe verdient, ist aber trotzdem ein positives Licht in der Tristesse der zeitgenössischen US-amerikanischen Literatur. Ideenvielfalt, erzählerisches Können sind dort leider nicht mehr selbstverständlich. Gary Shteyngart ist jedenfalls ein Autor den man sich merken sollte und der hoffentlich bald sein ganzes Können den Lesern präsentiert.
Warum hier allerdings den Originaltitel gegen einen dümmlichen deutschen Titel ausgetauscht hat, das hat sich mir nicht erschlossen. "Absurdistan" trifft es nämlich punktgenau.