Servus Opa, sagte ich leise - Elfie Donnelly (ab ca. 10 J.)

  • Michael ist zehn Jahre als und erlebt das Streben seines geliebten Opas. Von allen Familienmitgliedern ist für ihn der bervorstehende Verlust am schwersten. Aber am Tag der Beerdigung wird ihm klar, daß der Großvater nicht richtig tot ist, solange jemand an ihn denkt. Und das hilft ihm.


    Es ist wirklich eine schön erzählte Geschichte, die von Michi Nidetzky und seinem krebskranken Opa. Die sehr enge Beziehung zwischen den beiden wird Schritt für Schritte entfaltet, der immense Altersunterschied zwischen dem Mitsiebziger und einem Zehnjährigen wunderbar genutzt für Blicke zurück in vergangene Zeit wie für den Blick in die Gegenwart bzw. Michis Zukunft. Ebenso behutsam wird die Tatsache des bevorstehenden Sterbens eingeführt. Verzögerungen, Rückschläge, Familienverwicklungen, lustige wie traurige, spiegeln sowohl den Krankheitsverlauf als auch das allmähliche Begreifen des Jungen. All das geschieht ganz unaufdringlich, es liest sich 'normal'. Nirgends falsches Pathos, nirgends falscher Trost.
    Das Büchlein, in meiner Ausgabe 135 Seiten Text, stammt von 1977. Es stammt von einer Österreicherin. Das merkt man der Sprache an und das ist gut so. So liest es sich hierzulande gleich in zweifacher Hinsicht nicht 'glatt'. Manche Umstände, wie z.B. die Art eines Krankenhausaufenthalts, haben sich heute gründlich geändert. Das läßt sich aber alles erklären.
    Einen grundsätzlichen Einwand allerdings gibt es und auch der geht auf die Entstehungszeit zurück: die Frauenfiguren sind alle negativ gezeichnet. Mütter sind hysterisch, Putzfrauen klatschsüchtig, Schwestern gemein und lästig. So einfach ist die Welt nicht.
    Also: durchaus empfehlenswert, aber ein Hinweis darauf, daß die geäußerten Meinungen über weibliche Menschen von gestern sind, kann keinesfalls schaden.
    Ab 10
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Einen grundsätzlichen Einwand allerdings gibt es und auch der geht auf die Entstehungszeit zurück: die Frauenfiguren sind alle negativ gezeichnet. Mütter sind hysterisch, Putzfrauen klatschsüchtig, Schwestern gemein und lästig. So einfach ist die Welt nicht.


    Auch wenn es dir nicht gefällt, aber Elfie Donelly schildert die Zeitumstände, wie sie sich Mitte der 1970er Jahre in einer "ganz normalen" Familie zeigten -- und wie ich aus vielfacher Erfahrung feststellte, entspricht dieses Bild durchaus der Realität. Diese Meinung ist aus heutiger Perspektive nun einmal "von gestern".

  • Zitat

    Original von magali
    Also: durchaus empfehlenswert, aber ein Hinweis darauf, daß die geäußerten Meinungen über weibliche Menschen von gestern sind, kann keinesfalls schaden.


    Iris , genau das hat magali ja gesagt, siehe dieses Zitat.


    Ein Kind, das dieses Buch vielleicht liest, um den Tod eines Angehörigen zu bewältigen, wird es vermutlich nicht als zeitgeschichtliches Dokument lesen und die entsprechende rationale Distanz zum Gelesenen wahren. Daher hätte ein ansonsten "vorbildliches" Buch heute möglicherweise in gewisser Hinsicht einen unerwünschten Lerneffekt - und darum die "Gebrauchsanweisung".

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich habe das Buch gerade beim Sohn in den Schlaf schuckeln wieder im Regal erwischt und durchgelesen und mir kam der gleiche Gedanke: würde ich es meinen Söhnen zum lesen geben, wenn sie 10 sind, obwohl mir das darin gezeigte Weltbild fremd ist und total veraltet vorkommt?


    Ich würde gerne eine Geschichte finden mit gleichem Inhalt, aber in unserer heutigen Welt. Kann da wer was empfehlen? Oder möchte wer sowas schreiben??? :wave

  • Die Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren werden zum Thema 'Umgang von Kindern mit Tod und Sterben' immer noch empfohlen - da kommt mir das gezeigte Weltbild übrigens altmodisch vor - und dann gibt es noch von Torun Lian, Es sind die Wolken, die die Sterne bewegen, 2000 in Deutschland erschienen (norwegisches Original 1998 )
    Darin geht es um den Tod des kleinen Bruders.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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