Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); Auflage: 1 (22. Juli 2011)
Preis: Euro 19.99
Autor(en)
Nach vielen Jahren treffen sich eine Lehrerin und ihr ehemaliger Schüler zufällig wieder und schreiben unter dem Pseudonym Chris Marten einen Roman. Afrika, Orient, Kriminalität, Himmel und Hölle, die Themen ihrer bisherigen Bücher, haben sich in „Hydra“ spannend vereint. Wenn nicht gerade neue Reisen zu afrikanischen Völkern, zu Orten dunkler Verbrechen oder in immer andere Wüsten anstehen, leben die beiden Autoren im Ruhrgebiet und am Niederrhein. Chris Marten sind: die ehemalige Studiendirektorin und Afrikakennerin Birgit Biehl und Herbert Knorr, u.a. Festivalleiter von „Mord am Hellweg“, Europas grösstem Krimifestival.
Kurzbeschreibung
Der Tod eines schwarzen Mädchens im Ruhrgebiet. Die grauenvoll inszenierte Leiche eines afrikanischen Flüchtlings auf Gran Canaria. Morde an jungen Afrikanern ziehen sich wie eine blutige Spur quer durch Europa. Auf einer Reise wird die deutsche Journalistin Beate auf die rätselhaften Todesfälle aufmerksam. Bei allen Leichen werden Masken und Kauri-Amulette mit arabischen Schriftzeichen gefunden. Welche Bedeutung haben die Kultgegenstände? Fasziniert von den rituellen Symbolen stellt Beate Nachforschungen an. Dabei kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, das um jeden Preis gewahrt werden muss. Noch bevor sie ahnt, auf welch gefährliches Spiel sie sich eingelassen hat, gerät ihre eigene Familie in den Fokus des Bösen...
Meine Meinung
Ich bin ja nicht der grosse Thriller Leser und das ich zu diesem Buch gegriffen habe ist reiner Zufall. Ich hatte einfach den Wunsch wieder einmal einen hochspannenden Krimi zu lesen. Gefunden habe ich einen überaus intelligenten und anspruchsvollen Thriller mit vielen kulturellen Einflüssen des Afrikanischen Kontinents aber auch mit etlichen Mängeln.
Der Klappentext fasst den Beginn und somit die Ausgangslage ziemlich treffend zusammen und mehr möchte ich nicht unbedingt verraten. Es beginnt mit einem Mord an einem schwarzen Mädchen in Essen und bald darauf werden junge Afrikaner in Gran Canaria getötet. Es stellt sich bald heraus das diese Verbrechen rituelle Motive haben und schon bald geschehen weitere Morde. In sich laufend abwechselnden Handlungssträngen folgen wir Leser nun dem Geschehen und lernen nach und nach die Hauptprotagonisten kennen. Hier gibt es meinerseits den ersten grossen Kritikpunkt. Die Journalistin Beate Rehbein und der Polizist Ludger Bethke (zwei sehr wichtige Personen) spielen bereits im ersten Roman „Hydra“ von Chris Marten eine zentrale Rolle. Ich habe aber diesen Roman NICHT gelesen und ich bekundete sehr grosse Mühe mich in diese beiden wichtigen Personen zu versetzen und eine Bindung herzustellen. Erst gegen Mitte des Romans hatten die beiden ein Profil, waren für mich greifbar und so konnte ich die emotionale Distanz schliessen und mit den beiden mitfühlen. Dies ist aber eindeutig zu spät, ich hätte mir eine schnellere und bessere Einführung der Figuren gewünscht.
Der Roman und das Handlungsgerüst ist zu meiner Freude komplexer als ich erwartet habe. Das Leben, die Gepflogenheiten sowie Riten, Aberglauben und Zeremonien von Afrika, und hier insbesondere des Landes Mali, nehmen einen zentralen Platz ein. Hier kommen die umfangreichen Kenntnisse und die Recherchearbeiten des Autoren voll zur Geltung. Gemeinnützige Organisationen oder solche die nur vorgeben eine zu sein spielen ebenso eine Rolle wie deren reiche aber mysteriöse Gönner. Und was ist mit den hochrangigen Europol Ermittlern, kann man ihnen (ver-)trauen? Ein Verwirrspiel bei dem meine Vermutungen und Verdächtigungen des öfteren sie Seiten gewechselt haben. Erwähnenswert das die Morde in ihrer Ausführung zwar schrecklich sind aber es wird erfreulicherweise auf billige Schockmomente und sinnloses Gemetzel verzichtet.
Für mich ein weiterer grosser Kritikpunkt ist die Vielzahl an afrikanischen Personen die im Roman vorkommen. Ich hatte gedanklich dermassen viel zu tun mit dem einsortieren der ungewohnten Namen das es mich deutlich von der Handlung abgelenkt hat. Ich musste immer wieder zurückblättern und Stellen nachlesen wer nun wer ist und wie mit dem anderen im Zusammenhang steht. Der Lesefluss stockte und es bereitete mir doch grosse Mühe. Bei einem Krimi / Thriller will ich über den Täter und das Motiv rätseln und nicht dauernd darüber nachdenken war das jetzt ist von dem gerade die Rede ist.
Fazit
Der Autor hat in guter Absicht viel gewollt und (zu) vieles in diesen Thriller reingepackt, dies macht ihn zu einer recht schwierigen Lektüre. Durch die beiden erwähnten Kritikpunkte empfand ich besonders den ersten Teil als recht mühsam und er erforderte ein hohes Mass an Konzentration. Der bessere und flüssiger zu lesende zweite Teil konnte aber den zwiespältigen Gesamteindruck nicht verhindern. Ein anspruchsvoller Thriller mit Sozialkritik der sich nicht so nebenbei lesen lässt. Mehr als 7 Punkte kann ich leider nicht vergeben.