Fragen an Nina George

  • Zitat

    Original von Mondspielerin
    Und wirklich, was würdet IHR EULEN mal von einem Roman auf Mallorca halten? So viele scheint es noch nicht zu geben, seltsamerweise


    Obwohl Nichtleserundebeteiligte, würde ich mich sehr, sehr freuen, einmal einen Roman, welcher auf Mallorca spielt, zu lesen. Das ist nämlich eine wunderschöne Insel, die so viel mehr hergibt, als ihr Ruf

  • Liebe Nina,


    ich hatte im 1. Abschnitt eine Frage gestellt, weil es zu diesem Zeitpunkt diesen Thread noch nicht gab. Irgendwie ist sie untergegangen, interessiert mich aber doch so sehr, dass ich sie gern noch einmal stellen möchte.


    Du schriebst:
    - Marianne und ich haben oft gestritten, wenn sie sich anders verhalten hat als ich es getan hätte. Ich musste lernen, dass das so ist wenn man über Charaktere jenseits des eigenen Lebens schreibt (Figuren sind für mich, für eine Zeit, Menschen; näher als echte, manchmal). Sie hat mich jedoch auch überrascht. Vielleicht überrascht sie euch auch? Ich habe sie - in Varianten - oft gesehen in meinem Leben; Frauen, die aus ganz eigenen Gründen dort stehen bleiben, wo sie sind, auch im Unglück, im Käfig, im Warten, in Resignation. Aber sie alle waren mal Mädchen mit Träumen. An dieses Mädchen glaube ich.


    Meine Frage:
    Danke für deine Ausführungen, Nina. Es ist schön, dass du diese Leserunde begleitest.
    Ist es wirklich so, dass die Personen eine Eigendynamik entwickeln und es dir fast schwer fällt, einige Szenen zu schreiben, weil sie vielleicht wider deiner Natur sind? Oder dass du dich bei Reaktionen deiner Protagonisten ertappst, die du vorher nicht für möglich gehalten hättest?

  • Stimmt,
    liebe Roma,


    Deine Frage ich übersehen – aber eben noch mal gefunden: Thread 1, 26.7., morgens um 05:51 Uhr. Danke, dass Du sie noch einmal einbringst.


    Auch hier wieder: Eine eigentlich unkomplizierte Frage, die aber eine unglaublich komplexes Feld aufwirft. ich möchte nicht einfach die Standardantwort geben: Ja, die Figuren machen was sie wollen, oder Ja, die Figuren sind völlig anders als ich.


    Es gibt mehrere Wahrheiten, die sich beim Schreibprozess überschneiden, weswegen eine Antwort allein eine bequeme Lüge wäre:


    - die Figuren all meiner Geschichten tragen etwas von mir mit sich herum. Meine Hochgefühle, meine Liebe, meinen Kummer. Meine Sorgen, meine Scham, meine Sehnsucht, jemand zu sein der ich nicht bin - kurz: meine Erinnerung an alle Gefühle und Regungen, die ich in bald 38 Jahren durchlebt und durchlacht habe.
    Irgendetwas an ihnen ist aus mir, ganz gleich welchen "Wert" dieses Gefühl hat, ob etwas Kleinliches oder etwas Großartiges, Über-Menschliches. Ich glaube, das gehört dazu - aus sich zu schöpfen, aus ALLEN Regungen; und sich nie darüber zu schämen, welche "kleinen" Gefühle man hatte (Wie Neid und Abfälligkeit und Intoleranz oder Feigheit).
    Was deswegen dazu führt, dass die Selbstreflektion (bei vermutlich vielen Schriftstellern) sehr hoch ist. Während ich Liebeskummer hatte oder habe, speichert ein Teil von mir bereits das Gefühl ab unter: Vielleicht mal literarisch verwendbar. Dasselbe gilt für Trauer. Lust. Schmerz. Sehnsucht. Für alles.
    Vielleicht sind wir die größten Vampire unserer selbst.


    - Allerdings: Ich "borge" auch Gefühle und Erinnerungen und Leben bei anderen. Ich allein würde nicht genug erleben um daraus zu schöpfen, sondern würde mit meinem Repertoire bald Leser langweilen. (es gibt so Autoren, die ein und dieselbe Story imemr wieder erzählen, nur mit anderen Farben und Settings, aber immer mit denselben Archetypen und Gefühlen).
    Also klaue ich aus dem Leben der Anderen. Während des Schreibens ist mir aber nur selten bewusst, von welchem Individuum; es ist mehr so, dass ich ein inneres Sammelsurium anzapfe. Da lagern unendliche Reihen von Gesichtern, Gesprächen, Geständnissen. Dazu die Flut von Eindrücken aus Zeitungen, Kino, Plakatwänden, Tagesschau… ein riesenhafter Tief-Bunker. Ach, nein, ein Ultra-Pilz, dessen unterirdische Pilzfäden sich über halbe Kontinente entlang zieht.


    - alle Figuren sind dennoch eigene Chrakatere, die nichts mit mir, Nina, und meinem Leben, zu tun haben, und rein gar nichts mit dem Leben eines Anderen, den ich mal getroffen oder belauscht habe - denn auch wenn wir gewisse Gefühlsregungen teilen, so haben die Roman-Menschen eine andere Gewichtung in ihrer Persönlichkeit. Während z.B. meine Schwäche, mich in einen Lebenskäfig zu setzen und mich für einen anderen Menschen aufzugeben in der Hoffnung, dann mehr geliebt zu werden, NICHT sehr stark ausgeprägt ist - ABER VORHANDEN - so ist es in Marianne stärker ausgeprägt.
    Oder meine Naivität und Schüchternheit: So habe ich mich als Kind gefühlt, so fühle ich mich manchmal noch heute; ich aknn das anzapfen, wie es war, als ich klein und die Welt groß war. Aber Simon weiß noch besser, wie das ist. Und er handelt anders als ich, genau wie Marianne - ihr Cocktail aus Eigenschaften hat andere Zutatenmangen, obgleich sich manche Zutaten mit den meinen in der Persönlichkeit gleichen.


    Ich habe mich mich Marianne deswegen gestritten, weil ich mich immer gefürchtet habe, in Lebenskäfigen hocken zu bleiben; ich schrammte oft nur knapp daran vorbei. Ich war so SAUER, dass sie das auch machte - aber ich wusste, es MUSS sein, um ihre weitere Entwicklung zu tragen. Da haben Emotion und Schriftstellerhandwerk gegeneinander gewütet. Das Handwerk hat gewonnen.


    - Ich bin ein discovery writer. Ich entdecke die Geschichte oft erst während des Schreibens. Vieles, was ich mir dann vorher vorgenommen habe - wer was tut oder lässt oder welche Schwächen und Bedürfnisse hat - geht einen chemischen Prozess mit dem Workflow ein. Neue Ideen kommen hinzu, neue Wege, um etwas auszuprobieren, was irgendwie mehr schäumt und zwitschert und brodelt als der geplante Weg. So kann es also sein, dass die Summe aus Plan und Prozess und Gedankentango zu einem völlig ungeahntem Weg führen; und jemand handelt, spricht oder sich entwickelt, wie ich es am Anfang oder auf den ersten 40, 50 Seiten nie gedacht hätte.


    DAS ist das, was ich am Schreiben liebe. Diese Magie, diese Intensität, dieses Vordringen in Welten, die vielleicht, vielleicht, ganz diffus irgendwo in mir herum wabern. Und dann den Weg in sie gefunden zu haben - wow! Den ich aber nur fand, weil ich ihn ging! Es gibt Autoren, die planen und wissen alles; ich beneide sie manchmal, denn sie kennen die Sackgassen und Umwege und verzweifelten Labyrinthe nicht, in denen man sich verfängt und Blut und Schweiß heult, um sich aus den aberwitzig bunten Welten wieder zu lösen, um eine flüssige, lesensfähige Geschichte daraus zu machen. Echt, wie oft ich mich verfange in tausend Erzählschleifen und Abseiten und Nebenwegen… aber ich liebe es. Es geht nur so, sonst könnte ich nicht mehr schreiben.
    Habe ich das jetzt einigermaßen un-verständlich dargelegt :-) ?


    Schreiben ist wie Lieben. Je mehr man es erklärt, desto unerklärbarer wird es.
    Und Schreiben kommt vom Schreiben. Wer es schon längst mal tun wollte, soltle es verdammt noch mal tun. Er wird sich wundern, dass er sehr wohl über eine Seite hinaus kommt, wenns erstmal fließt.


    - letzte Wahrheit über Figuren und Schreiben und die Natur des Autoren:
    Oh, ja, manchmal ist es herrlich, wider seiner eigenen Natur zu schreiben. Es ist ein Fest. Böse zu sein. Oder heldenhafter. Oder aufregender. Mal ein Mann sein. Ein Tier. Oder mal der Tod sein oder ein Todfänger. Ich kenne keine Grenzen, oder, vielmehr: Ich sehe sie, und breche sie. Es gibt nichts, was so oder so sein MUSS - alles kann anders sein, immer wieder.
    Wozu sonst schreiben - wozu sonst leben?



    herzliche Grüße


    _Nina
    Mondspielerin

  • Liebe Nina,


    danke, das hast du sehr gut und verständlich erklärt :knuddel1
    Es ist faszinierend zu lesen, welche komplexen Gedanken dahinter stecken und dass eine Figur in einem Roman nicht mal "einfach so" entsteht.


    Hältst du es für denkbar, dass -um bei der Mondspielerin zu bleiben- eine Marianne, die du beim Schreiben des Romanes so "geschaffen" hast, wie wir sie kennen gelernt haben, ganz anders hätte aussehen können, wenn du den Roman Jahre früher oder später geschrieben hättest?


    Interessant finde ich, dass du so eine Art "Gefühls- und Situationsarchiv" anlegst und bei Bedarf darauf zurückkommst. So jedenfalls habe ich das verstanden :-)

  • Zitat

    Original von Roma
    Hältst du es für denkbar, dass -um bei der Mondspielerin zu bleiben- eine Marianne, die du beim Schreiben des Romanes so "geschaffen" hast, wie wir sie kennen gelernt haben, ganz anders hätte aussehen können, wenn du den Roman Jahre früher oder später geschrieben hättest?


    Liebe Roma,


    oh, ja! Schlimmer noch: Schon ein paar Monate mehr oder weniger hätte sie verändert.


    Oder, anders: Es gibt den Satz "Was ein Schriftsteller Mittwochs kann, hat er Donnerstags verlernt".


    Das stimmt und stimmt nicht - das Handwerk, die Instrumente um etwas atmosphärisch dicht, spannend zu gestalten; Dialoge zu schleifen, beliebige Sprach-Bausteine und Wortmumien auszumerken – das bleibt.
    Aber die innere Festigkeit. Das Fließen. Die Überwindung des inneren Zensors, der sagt: Wer will das denn lesen? Was soll das denn ja jetzt, das macht man aber nicht, fluchen und vögeln und zu viel Glück! - das ist von Tag zu Tag anders. Alles beeinflusst - die eigene Stimmung. Hunger. Diät. Das letzte Buch, was man selbst gelesen hat, vor allem wenn es großartig war und einen dermaßen demotiviert. Die Liebe. Der Sex. Der Terror der Welt. Alles wirkt auf das Schreiben, hemmt es, verändert die Figuren, verädnert ihre Lebensthemen
    (Mitlesende Autoren mögen wir verzeihen, wenn ich im Wir-Modus schreibe. ich meine natürlich meist nur mich oder jene Autoren die ich kenne und mit denen ich über das Wesen Muse und Handwerk unterhalten habe)


    Plus: Ich bin überzeugt, dass ich, je älter ich werde, anders oder besser schreibe. Das hängt weniger mit dem Alter zusammen als mit der Gelegenheiten, sich zu wehren - gegen Gefallsucht (man will ja so gern ALLEN gefallen. Allen Lesern. Allen Kritikern. Allen Lektoren. Bullshit). Gegen Minderwertigkeitskomplexe (wieso ist MIR dieser Harry nicht eingefallen?). Gegen Bequemlichkeit (Och, wenn jetzt so Vampirromane Erfolg haben, schreib ich das halt auch mal so irgendwie runter…).Gegen den Konsens. Gegen die Erwartungen Fremder und Freunde.
    Und: gegen masochistischen Ehrgeiz. Ich wollte früher in jedem Buch alles sagen, was ich weiß. Und das mit den unverbrauchtesten Wörtern der Welt.
    Oioioioiii!


    Sehr herzlich
    _Nina

  • Zitat

    Original von Mondspielerin


    (Mitlesende Autoren mögen wir verzeihen, wenn ich im Wir-Modus schreibe. ich meine natürlich meist nur mich oder jene Autoren die ich kenne und mit denen ich über das Wesen Muse und Handwerk unterhalten habe)


    Ich nicke hier trotzdem grinsend vor mich hin - ja, genau so, wo darf ich das unterschreiben? -, und finde, dass du das wunderbar in Worte fasst.

  • Zitat

    Original von Mondspielerin
    Plus: Ich bin überzeugt, dass ich, je älter ich werde, anders oder besser schreibe. Das hängt weniger mit dem Alter zusammen als mit der Gelegenheiten, sich zu wehren - gegen Gefallsucht (man will ja so gern ALLEN gefallen. Allen Lesern. Allen Kritikern. Allen Lektoren. Bullshit). Gegen Minderwertigkeitskomplexe (wieso ist MIR dieser Harry nicht eingefallen?). Gegen Bequemlichkeit (Och, wenn jetzt so Vampirromane Erfolg haben, schreib ich das halt auch mal so irgendwie runter…).Gegen den Konsens. Gegen die Erwartungen Fremder und Freunde.
    Und: gegen masochistischen Ehrgeiz. Ich wollte früher in jedem Buch alles sagen, was ich weiß. Und das mit den unverbrauchtesten Wörtern der Welt.
    Oioioioiii!


    Sehr herzlich
    _Nina


    Liebe Nina,


    du hast das wirklich schön erklärt, da bekommt man ja fast auch Lust, sich mit dem Schreiben zu versuchen ;-)
    Ich kenne ja nur die andere Seite und kann noch ergänzen, dass ich auch anders lese, je älter ich werde. Ich werde anspruchsvoller, bin schneller bereit, ein Buch in die Ecke zu pfeffern, wenn es mich nicht überzeugt und interessiere mich für andere Themen als vor Jahren. Die Diskussion hatten wir in dem Thread zu dem Buch ja bereits. Aber ich kann Bücher so richtig genießen. Deins zum Beispiel :knuddel1


    Liebe Grüße,


    Roma :wave



    ~~Versäume nicht das kleine Glück, um auf das Große zu warten.~~

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  • @ Nina:
    Das hast du toll beschrieben, vielen Dank.
    Trotzdem hab ich noch eine Frage. Ich weiß nicht mehr, wo und wer es war, aber irgendwo las ich mal sinngemäß, dass eine Autorin sich freute, dass ihr Roman als hemingwaymäßig sachlich angekommen wäre, denn sie habe die "mit Herzblut geschrieben"-Litanei satt.
    Ich kenne auch den Spruch, dass es 5% Talent und der Rest Disziplin und Schweiß sind, die zu einem Buch gehören.
    Und gewiss ist es bei jedem Autor wieder anders.
    Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es, wenn man so mit den Figuren "streitet", mehr Handwerk als Herzblut ist.
    Wie siehst du das?


    EDIT: Mallorca wäre für mich okay. Vielleicht sogar historisch angehaucht? Chopin und Georges Sand? Fänd ich prima! (Über die Filmbesetzung denke ich dann noch nach :grin)

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Liebe Maikäferin,


    "Herzblut" ist sicher eine Wortmumie, ein oft benutztes Bild - und stimmt auch so nicht ganz, meine ich; es ist ein zu diffuser Begriff um das Schreiben als solches zu eh, be-schreiben.


    ich sinniere mal vor mich hin:
    Schreiben hat - auch - mit der Persönlichkeit zu tun. Ein, hm, zynischer Charakter wird mit Schlagfertigkeit, Witz, Coolness schreiben. Hat ja auch was, aber vieleicht nicht die Hitze von "Herzblut". Und manchmal hört sich Herzblut auch nach Über-Gefühligkeit an, nach ein wenig eitler Dramatik, nach: Oh! Ich quetsche mein Herz aus und tunke die Feder hinein, seht nur, oh seht wie sehr ich mich aufzehre.… Schön und gut, go for it - aber überarbeite das Herausgezehrte und -gezerrte hinterher mit kühlem Kopf.
    Oder, noch anders: ich kann Szenen schreiben, die Lesenden zu Herzen gehen, und bei denen sie weinen. Ich weine dann selbst nicht. Aber ich wende alle Kniffe an, um den Lesenden dazu zu bringen. Das ist dann kein nettes Herzblut. Das ist Kalkül, Berechnung und Manipulation.
    Boah, wie gemein diese fiesen, fiesen Autoren sind!
    (Und manchmal legen sie sich selbst rein. Und heulen dann beim Korrekturlesen selbst obgleich sie genau wissen, was gleich kommt und wie das passieren konnte).


    Wenn ich das Wort "Herzblut" mal benutzt habe (Das passiert, na klar, Phrasendrescher-Alarm), dann meinte ich stets damit: Wahrhaftigkeit. Vollste Wahrhaftigkeit und kein: "Ich schreib jetzt mal so logger was dahin was irgendwie gut ankommen soll".


    Ich sehe aber beside dieser Herzblut/Wahrhaftigkeit-Geschichte so:
    Schreiben ist 10 Prozent Talent. 90 Prozent Handwerk (Kann auch 20:80 oder 40:60 sein, das ist völlig latte und an jedem Tag und in jedem Autoren anders).
    "Talent" könnte man ergänzen oder teil-übersetzen mit: Leidenschaft. Verrücktheit. Gabe. Fantasie. Grenzennlosigkeit. Verspieltheit, Emotion, Genius.
    Was auch immer: es ist ein Inneres Brennen.


    Der Rest ist: Handwerk. Fleiß, Disziplin, Selbstkritik, dramaturgisches Feilen, Dialogfestigkeit, Figurenzeichnung, die Kunst des Weglassens, Adverbienkillen, keine abgelatschten Metaphern benutzen, usw.
    Sogar einer mit nur einem Prozent des gewissen Brennstoffes, kann durch Erlernen des Handwerks solide, gute, saubere, erfolgreiche, überzeugende Romane schreiben. Manchmal sogar fast besser als ein "Brenner", der ja oft genug noch ein Bedürfnis hat, etwas zu sagen, etwas Wichtiges; oder dessen Brennen ihm manchmal im Weg steht, ein Buch verdaulicher zu stricken!


    Hier in Deutschland wird der Beruf Schriftsteller mystifiziert.
    Und, ja, es gibt einen Teil darin, der mystisch und unerklärbar ist (Siehe: Brennen. Gabe. Talent. Emapthie, Persönlichkeit etc.). Aber: Der große Rest ist lernbar. In den USA oder England etwa gibt es reichlich Kurse, Schulen, Bücher, eine ganze Kultur zum Thema: Erzählerisches Schreiben lernen. Es IST wie ein Ausbildungsberuf (nur dauert die Ausbildung quasi das halbe Leben :-)), aber es ist keine vom Himmel gefallene Gabe, die nur manche begnadet.


    Ähm, ich schweife ab, ich schweife ab.


    Jeder Autor braucht aber - neben meiner Arie auf das gloriose Handwerk - zumindest etwas, was ihn antreibt und die innere Gasflamme öfter mal höher ausschlagen lässt. Das kann auch Selbsthass, Eitelkeit, auch Narzissmus kann ein prima Feueranzünder sein – ganz gleich: Hauptsache, es brennt!


    War jetzt etwas elliptisch geantwortet.
    Herzlichst –


    Nina

  • Nina, falls du vor mir wieder online bist: Ich hab das gelesen. Und du hast das auch wieder toll formuliert. Aber ich bin heute nicht mehr in der Lage, angemessen zu antworten. Angeregt durch meine Gedanken im anderen thread geb ich daher die Scarlett und sage: Morgen ist auch noch ein Tag!


    Aber vorab schon mal ganz lieben Dank!!


    :wave


    Guten Morgen, liebe Nina!


    Ich bin immer noch am Denken und Worte feilen. Zwar denke ich, dass ich all das, was du geschrieben hast, richtig verstanden habe - und auch nachvollziehen kann, aber ich glaube, meine Irritation lag und liegt in dem Zwiespalt zugrunde, dass ein Autor zwar einerseits schreibt, weil es ihm Freude bereitet, etwas aus sich rauszulassen und dem Leser Unterhaltung zu bieten, andererseits aber auch sein Handwerk verrichtet, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist vermutlich das, was du mit "mystifizieren" meinst. Einerseits muss das Konto stimmen, von dem die monatliche Miete abgebucht und die nächste Buchinspirationsreise bezahlt werden müssen, andererseits denkt der Leser doch, dass Ihr Autoren über den "schnöden Mammon" hinaus eben auch euer Produkt ähnlich wie eine Mutter ihr Kind (Charlotte Lyne spricht in ihrer Signatur von GLENCOE als "mein Jüngster" oder so ähnlich) in die große, weite Welt der Leser entlasst. Vermutlich ist "Herzblut" neben dem von dir genannten Autentizitätsaspekt (Gottogott, was für ein Wort!*g*) mit sehr großem Engagement das jeweilige Thema betreffend gleichzusetzen.
    Keine Ahnung, ob ich das jetzt richtig rüberbringen konnte.
    Jedenfalls hat mir diese Leserunde ne Menge gebracht - über das Buch hinaus.
    Vielen Dank!
    Liebe Grüße
    maikäfer
    :knuddel1 :anbet :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Lieber Maikäfer,



    Ich merke Büchern an wenn sie ihren Autoren nicht am Herzen gelegen haben. Und sowas lese ich sehr ungern. Und so etwas will ich auch nicht schreiben.


    Ich kann mich nur ganz reinlegen, oder gar nicht; wenn ich nicht alles, was ich bin und was ich kann und ich fürchte und was ich will, hinein lege – wozu dann überhaupt schreiben?



    Sehr liebe Grüße, und Danke, dass Du noch ein Mal nach haktest. Haktetest? Eh.


    Nina