Auferstehung
von Brain Keene
Verlag: Heyne Verlag (11. April 2011), Taschenbuch: 400 Seiten
ISBN-10: 9783453528123
ISBN-13: 978-3453528123
Über den Autor
Brian Keene, geboren 1967, hat bereits zahlreiche Horrorromane veröffentlicht und dafür zweimal den begehrten Bram Stoker Award gewonnen. Zurzeit sind zwei Verfilmungen seiner Romane in Arbeit. Er lebt in Pennsylvania.
(Quelle: amazon.de)
Inhalt
Das Ende der Welt ist erst der Anfang…
Was würdest du tun, wenn du in einem Bunker tief unter der Erde eingesperrt wärst? Wenn draußen das Grauen regiert, die Toten auferstehen und Jagd auf die Menschen machen? Was würdest Du tun, wenn plötzlich dein Sohn um Hilfe ruft? Jim Thurmond hat sich diese Fragen hundertmal gestellt, und er kennt auch schon die Antwort: Er muss nach draußen. Allein …
(Quelle: amazon.de)
Mein Leseerlebnis …
… war eines der grauenhaftesten, die ich jemals hatte.
Seit Romeros Zombies in seliger Urzeit durch einen Konsumtempel schlurften, bin ich ein Fan dieses Subgenres. Sehr gerne dürfen die Zombies selber dabei eine Entwicklung durchmachen und zum Beispiel schneller oder intelligenter werden. Auch gegen mythisch angehauchte Zombies habe ich nichts einzuwenden.
Im Gegenteil, ein wenig frischer Wind ist gut gegen den Körpergeruch dieser untoten Gesellen.
Aber was Brain Keene da präsentiert, ist unter aller Kanone.
Betreffend den Erzählstil …
… sofern der wirklich vorhanden ist, müssen die Jurymitglieder des altehrwürdigen Bram Stoker Awards Tomaten auf den Augen haben.
Der Roman beginnt mittendrin (gut gemacht) bei einem der Helden des Romans, der sich in seinem Bunker eingeschlossen hat. Der Bunker wird recht ordentlich beschrieben, ohne das der Autor meine eigenen Bilder überblendet.
Der Held ist fix und fertig.
Und dann geht (im negativen Sinne), die Post ab.
Es folgt eine gedankenschwere Rückblende (Nr.1), die uns zeigt, dass er schon vor der Seuche am Boden war, und dass seine Frau ihn aber gerettet hat, und mit ihren Ersparnissen der Bunker gebaut wurde. Dann folgt mitten in dieser Rückblende aber eine weitere (Nr.2) die uns noch tiefer in die Vergangenheit des Helden führt? Er war also schonmal verheiratet, hat Job, Kohle, Sohn und Haus verloren? Woher kommt denn das aktuelle Haus, wenn doch alle Ersparnisse seiner neuen Frau für den Bunker draufgegangen sind? Hat er sein Haus doch nicht verloren?
Und mit diesem Verwirrspiel ist noch nicht Schluss, denn Keene wechselt innerhalb der Rückblende der Rückblende in weitere Rückblenden, von denen wieder nach vorne (aber immer noch irgendwo in der Vergangenheit) gesprungen wird, und mixt das Ganze mit Eindrücken aus dem Hier und jetzt.
Dann sind wir plötzlich wieder da, wo der Roman angefangen hat, und ein Periskop taucht aus dem Nichts auf, an dem plötzlich gerappelt wird.
UFF!
Was für ein Einstieg!
Nachdem ich das hinter mich gebracht hatte, wechselt Keene zu Held Nummer zwei. Hier geht es nicht ganz so konfus zu, aber ohne eine ordentliche Rückblende will er mich natürlich nicht weiterlesen lassen.
Dann kommt Held Nummer drei auf den Plan, und ich bin verwirrt.
Wo bin ich?
Dann geht es wieder zu Held Nummer 1, von da aus wieder zu Held Nummer zwei und einer abstrusen (Rückblenden)Exkursion in die philosophischen Tiefen der Quantenphysik, wo uns Keene seltsame Quarks (die heißen wirklich so), Strangelets (nein, keine Buletten von Iglo und auch keine neuen Sommersandalen von Deichmann) und vieles andere um die Ohren haut …
Tapfer halte ich aus, und kämpfe mich weiter durch endlose Rückblenden.
Dann kommen die ersten Zombies, die aber keine sind.
"Aha!", denke ich mir. "Jetzt gibt’s Butter bei die Fische, und ich erfahre vielleicht endlich mal, was hier gespielt wird?
Ja, das tue ich.
Und die Idee ist gar nicht mal so übel!
Dann geht es aber wieder bergab, denn die Zombies sind übertrieben redselig. Okay, ich mag Neuerungen wirklich, kann mich mit Zombies anfreunden, die schnell sind, Werkzeuge benutzen und notfalls auch Auto und / oder Motorrad fahren. Auch vor Zombietieren habe ich keine Scheu, selbst wenn es Fische, Kaninchen oder Eichhörnchen sind. Das sorgt für manch komischen Moment, etwa dann, wenn einer der Wiedergekehrten an das klingelnde Handy seines jüngsten Opfers geht, lauscht, und dann ein hungriges "Schickt mehr Leute" brummt.
Aber es wird ätzend, weil zu viel des Guten, wenn die Zombies erstmal ellenlange, und total hohle Monologe halten, die selbst einem Politiker aus der hintersten Bank die Schamesröte ins Gesicht treiben würden, oder wenn ein Rudel Zombieeichhörnchen den Helden jagt.
Schließlich kommen noch Held Nummer vier und Fünf ins Spiel, natürlich wieder nicht ohne eine zünftige Rückblende, die mir die jeweilige Person nahe bringen soll, aber einfach nur nervt.
Die Zombies werden immer redseliger und palavern immer erstmal eine Runde um ihr großes Endziel, was mich irgendwie an die Bösewichte aus schlechten C-Movies der 50er erinnert, wo der Böse den Guten nicht einfach ein paar Gramm Blei in die Brust nagelt, sondern erstmal in epischen Versen über seinen Weg an die Weltherrschaft schwadroniert, bevor er den Helden auf besonders perfide Art und Weise umbringen will.
Das war schon out, als James Bond Dr. No jagte.
Bis zum bitteren Ende
Ich kämpfe mich tapfer bis zur letzten Seite, immerhin habe ich harte Währung für dieses Buch hingelegt.
Als ich fertig bin (im wahrsten Sinne des Wortes) ist es beinahe eine Erlösung.
Mein Fazit:
Normalerweise gehe ich ein Buch (und eine Rezi) immer respektvoll an, denn einen Roman schreiben, ist keine Sache, die man mal ebenso nebenbei macht. Wenn mir aber dieser Respekt von Seiten des Autoren versagt bleibt, dann werde ich grantig.
Dieses Pamphlet, dass ich nicht als Buch zu bezeichnen wage, ist eine Respektlosigkeit ohne Gleichen, gegenüber dem Leser. Eigentlich wollte ich es via ebay wieder verkaufen, zögere aber, weil ich Briefbomben und Anzeigen wegen Betrugs und vorsätzlicher Körperverletzung vermeiden will.
Der Erzählstil reicht nicht über das Niveau eines Schulaufsatzes mit dem Thema "Meine letzten Sommerferien" hinaus, die Dialoge sind hölzern, wie auch die restliche Sprache des Erzählers, die Figuren platt. Dagegen sind selbst die ältesten Heftromane noch literarische Feinkost. Ideen, die dem Autor während des Schreibens gekommen sind, werden einfach ohne Sinn und Verstand eingefügt, die Actionszenen wirken wie aus einem Comic, bei denen der Zeichner das eine oder andere wichtige Ereignis schlichtweg vergessen hat, und auch sonst ist dieser Roman wahrlich schwere Kost, wenn man einen gewissen Anspruch hat, den selbst die einfachsten "Survival-nach-der-Apoklaypse"-Romane vorweisen können.
Der Leser wird es schon schlucken, denn es geht ja mit weiteren Bänden weiter, wo es nur besser werden kann.
Und das ist respektlos hoch zehn.
Mit diesem Buch hat mich Brain Keene für alle Zeiten von seiner Fanpage geworfen.
Und daraus folgt, dass ich ab sofort jedes Buch von einem Autoren, der den Bram-Stoker Award gewonnen hat, mit gesundem Misstrauen beäuge.
Und sehr wahrscheinlich sogar liegen lasse.