'Die Mondspielerin' - Seiten 001 - 079

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Ich hätte aber noch eine andere Frage:
    Auf S. 49 sinniert Marianne über ihr Leben und da steht u.a. „All die Kinder, die ich nicht geboren habe, weil ich nicht an meinem Platz war. “


    Marianne ist also kinderlos geblieben. Aber wollte sie das so? Es klingt auf jeden Fall nach einer grossen Sehnsucht. Aber ich bin nicht sicher, ob ich es richtig verstanden habe.


    Ich habe diese Stelle eher auf ihre frühe Tätigkeit als Hebamme bezogen, nicht auf einen eigenen Kinderwunsch.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken


    Ich habe diese Stelle eher auf ihre frühe Tätigkeit als Hebamme bezogen, nicht auf einen eigenen Kinderwunsch.


    Der eine Satz könnte sich tatsächlich auf ihre Arbeit als Hebamme beziehen. Allerdings kommt direkt im Anschluss: "All die Liebe, die es nicht gab. All das Lachen, das fehlte.“ Und hier verstehe ich es schon so, dass sie sich nach dem Lachen und der Liebe ihrer ungeborenen Kinder sehnte. Mir war nur nicht klar, ob die Kinderlosigkeit beabsichtigt war.


    Ich finde es aber sehr interessant, wie unterschiedlich wir Leser/-innen die einzelnen Passagen verstehen - ich nehme an, jeder nach seinem eigenen Background. :-)

    Lesen ist ein grosses Wunder

    Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

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  • Liebe Büchereulen,


    auch heute, an Tag 3, ist es TOTAL interessant, Euch zu lesen
    (Ich erzähle auch meinem Mann, meiner Mutter und auch meiner Schwester davon, was die Büchereulen fragen, sagen, kritisieren, gut finden, erkennen und einander aufzeigen und Lebenszeit miteinander verbringen - und wie außergewöhnlich das ist, so nah bei Euch zu sein. Fast wie unsichtbar auf der Bettkante, auf dem Sofa, in der S-Bahn zu sitzen und ganz still zu halten um ein wenig den Gedanken zu lauschen. Leserunden haben ja eine ganz, ganz ehrwürdige, Jahrhunderte gereifte Tradition! - und dabei zu sein - seufz, das ist auch für mich einzigartig. Wie Brausepulver in den Adern.) –


    und ich würde gern einige Anmerkungen beantworten (Von Ayasha, Suzann, Nachtgedanken, Rosenstolz, und - habe ich jemanden vergessen?) bzw. Ergänzungen einflechten.


    - ja, Marianne hätte gern Kinder gehabt, das gesteht sie sich jetzt deutlich ein. Für mich war es immer klar, dass Lothar aber keine Kinder zeugen konnte, oder, anders gesagt: Es gibt Männer, die wollen nicht, wenn Frauen (noch) können. Und wenn sie dann wollen – können die Frauen nicht mehr. Eine unglückliche Konstellation.
    - Marianne hat bei ihrer Großmutter, die Hebamme war, als Mädchen "hospitiert"; sie selbst arbeitete später u.a. im Hospiz und im Kindergarten der zu der Einrichtung gehörte. Sie mag Kinder. Sie mag Menschen. Sie mag nur sich nicht sehr, befürchte ich…
    - die Leichtigkeit, mit der in Krankenhäusern jemand einfach so gehen kann - nun. Ich hatte einige Male in Krankenhäusern zu tun, entweder war ich der Notfall oder andere, auch habe ich mal ein 3-Monats-Praktikum in einem Hospital gemacht (Um heraus zu finden, ob ich Medizinerin werden will. Wollte ich dann nicht mehr).
    Es ist erstaunlich, wie leicht man dort ein und aus gehen kann. Wie, zumindest in vielen (Nicht allen!) Stationen, auf denen ich war, der Einzelne in der Menge unterging. Und: Marianne war nicht "krank", sie konnte aus eigenem Ermessen gehen, niemand hätte das gesetztliche Recht gehabt, sie festzuhalten. Wenn jemand gehen will, dann wird sich selten jemand dagegen stellen. Aber: Ich finde es SEHR spannend, dass diese Details auch manche auf eine Art im Lesefluss stören, und wenn sich etwas zu "unüblich" anhört. Auf der anderen Seite denke ich mir: Wozu schreibe ich denn ein Buch, wenn darin nicht all das darin passiert, was passieren könnte? Es soll ja kein Bericht sein, sondern eine Verzauberung.
    - die Reiseleiterin. Als ich in Auray war, fiel mir auf, wie diese sakrale, feierliche Gegend, richtiggehend durchorganisiert war als Touri-Ziel. Riesenbusparkplätze, ein enorm eiliges Hindurchschieben der Gäste in Time-Slots, sehr zackig, und, von außen betrachtet, auch leicht Loriotmäßig. Hopphopp, lassen Sie mal das Kind nach vorn! In dieser stramm getakteten Atmo war es zu leicht, und verführerisch, Marianne in einen der dutzend Busse zu setzen. "Meine" Rache an den "Schleusern", die die Tagestouristen dort im Eiltempo durch die Gegend karrten und gar nicht allzu genau hin schauten, wen genau sie da transportierten.
    (Mal unter uns: Man glaubt gar nicht, wie sehr leider viele Menschen, andere Menschen übersehen. So viele huschen dann im Hintergrund entlang, jenseits der Aufmerksamkeit, und sind nahezu unsichtbar. Weil viele mehr damit beschäftigt sind, zu wirken – anstatt andere auf sich wirken zu lassen. Kennt Ihr das auch, dass es Tage gibt, an dem man wie eine Seifenblase durch die Gegend schwebt, unsichtbar, verwundert, wie aus der Zeit heraus gefallen, aus der Welt, als ob man nicht mehr hinein passt in das Puzzle? Als ob man den anderen egaler nicht sein könnte?).
    - bin froh, dass Euch das violette Cover auch anspricht. Trotz "junger" Hand - oder, wie ein Verlagsmitarbeiter mal knurrte, als ich die Jugend der Hand monierte (Schließlich ist Marianne nicht mehr 16): "Was wollen Sie, Frau G., Altersflecken?" Ich sagte ja, genau!, er sagte Nein! das ist ein Symbolbild!, wir beließen es in aller Freundschaft dabei.
    Cover sind echt eine eigene (Marketing)Wissenschaft, die ich nicht beherrsche – es hat etwas mit Aufmerksamkeit, Stimmung, Blick-Lenkung des Lesers (Aber ja) zu tun; auch die Schrift hat eine eigene Ausstrahlung und "Sprache", die je nach Absicht eingesetzt wird, um Lesende zu umwerben.
    Plus: Diese elende Subjektivität! Da kann man sich ja auf nix mehr verlassen, wenn jetzt gleich jeder seinen eigenen Geschmack hat :-) *Ironie off.


    Sehr herzlich, Eure
    _Nina
    (Mondspielerin)

  • Altersflecken?
    Es muss ja nicht Mariannes Arm/Hand sein! Für mich sind die Blumen ganz einfach ein Geschenk von dieser jungen Mutter, der Marianne bei der Entbindung geholfen hat! :lache


    EDIT: (Vergessen:)
    "Sehr positiv sind auch die französischen Sprachausflüge. So kann ich wenigstens sehen was von meinem Französisch noch hängen blieb."
    :write, mit der Einschränkung, dass das Bretonische, dessen ich leider nicht mächtig bin, nicht viel häufiger hätte vorkommen dürfen, ohne mich dann doch etwas zu stören. Wie gesagt: Noch hat es mich nicht gestört. Es wurde ja auch stets anschließend übersetzt. Ich kenne aber Bücher, in denen wird das noch öfter gemacht, soll wohl Lokalkolorit verspritzen, hat mich aber dann doch gelegentlich etwas in meinem Lesefluss gestört und sogar schon bis hin zu der Frage gebracht, ob der dortige Autor vielleicht "Zeilen schinden" wollte.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Mich. :wave
    Meinen Lesefluss hat das jetzt nicht gestört. Es ist mir nur aufgefallen, weil, als ich selbst im Krankenhaus war, konnte ich kaum einen Fuß vor die Tür setzen ohne, dass man Blicke oder misstrauische Fragen erntete. Und bei mir war es nichts ernstes. Marianne hat immerhin versucht sich das Leben zu nehmen, deswegen dachte ich, dass sie auf jeden Fall Probleme bekommen könnte. :gruebel
    Aber danke für die Aufklärung. Anscheinend ist es wirklich individuell gehalten. :wave

  • Ich bin mit dem ersten Teil des Buches durch und schreibe einfach mal meine Gedanken, ohne das ich schon was gelesen habe. Also falls was doppelt ist oder Fragen schon beantwortet sind, nicht böse sein.


    Marianne ist mir von Anfang an sehr sympathisch, auch wenn sie mir gleich zu Beginn leid tut. Sie tut mir aus dem Grund leid, weil ich gleich am Ánfang des Buches das Gefühl habe, sie wird von ihrem Mann untergebuttert. Wenn man sich mal überlegt, Marianne ist 60 und trifft das erste Mal eine Entscheidung ganz allein, irgendwie kann ich mir das gar nicht vorstellen. Für mich wäre das nichts. :-]
    Und die erste Entscheidung ist gleich zu sterben. Na super, aber auf der anderen Seite auch verständlich.


    Wenn man so einen Mann wie Lothar hat, dann ist man schon arg gebeutelt. Sie darf nur Sonderangebote kaufen, Mängelexemplare und sonstiges, er hält sie wirklich seelisch und auch materiell an der kurzen Leine. Und als er vom versuchten Selbstmord erfährt, interessieren ihn nur die Umstände die sie ihm dadurch macht.


    Marianne ist wirklich zauberhaft beschrieben, man kann sie sich so richtig bildlich vorstellen, wie sie ihren Mantel vor dem Sprung in die Seine ordentlich zusammenlegt, wie sie selbst im Angesicht des Todes noch mit der Hinterlassenschaft des Ringes und des Mantels an bedürftige Leute denkt. Und was ich ja absolut niedlich finde, wie sie krampfhaft versucht den Rocksaum runterzuziehen, nur damit keiner ihre nackten Beine sieht. Könnte ihr ja egal sein, tot ist tot, aber es ist ihr nicht egal. Und zum Glück wird sie ja auch gerettet.


    Es ist schön zu lesen, wie sich Marianne immer mehr befreit. Zwar zuerst mit dem Gedanken ans Meer zu fahren um sich da umzubringen, aber ist ja egal. Sie nimmt ihr Leben in die eigenen Hände und wenn man das noch nie gemacht hat, gehört da schon eine ganze Menge Mut dazu. Zumal sie in einem fremden Land ist und die Sprache nicht beherrscht.


    Und da komme ich auch schon zum kleinen Kritikpunkt, der meinen Lesefluss etwas gestört hat. Ich kann auch kein französisch. :cry
    Mir geht es also wie Marianne, wenn zu mir jemand was auf französisch sagt, verstehe ich nur Bahnhof. Ich hätte es schön gefunden, wenn im Anhang des Buches wie auch zur Bretagne ein Anhang wäre, in dem die französchen Fragen, Redewendungen und Begriffe auf deutsch erklärt wären. So hab ich eben z.B. gegoogelt was ein chaumieres und tavla eigentlich ist.


    Ansonsten bin ich schon ganz gespannt, was Marianne noch alles so erlebt. :-]

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • So, nun habe ich auch den ersten Teil durch.
    Das Buch hat mir von Anfang an gefallen. Auch das Cover ist sehr schön gestaltet.
    Im ersten Teil lernt man Marianne und Lothar kennen.
    Marianne wirkt am Anfang entschlossen sich umzubringen, voller Selbstbewusstsein geht sie in den Tod.
    Doch zwischendurch scheint ihr Selbstbewusstsein zu schwanken und sie klammert sich verängstigt an ihr Leben und ist kurz davor, Lothar anzurufen und ihn anzubetteln sie mit nach Hause zu nehmen.
    Dann tritt sie aber doch ihre Reise nach Kerdruc an.
    Lothar erscheint mir kaltherzig, egoistisch, humorlos, gefühllos und immer auf sein Imgage bedacht. Er liebt seine Frau nicht und meiner Meinung nach hat er eine völlig falsche Sicht auf Frauen, vorallem auf seine Ehefrau.
    Mal sehen, wie es weiter geht...


    bis dann
    fantasy

    wer nicht liest, ist nicht besser dran,
    als jemand, der nicht lesen kann

    Herrmann Simon, dt. Wirtschaftswissenschaftler, 1947

  • Zitat

    Original von Mondspielerin
    - Marianne hat bei ihrer Großmutter, die Hebamme war, als Mädchen "hospitiert"; sie selbst arbeitete später u.a. im Hospiz und im Kindergarten der zu der Einrichtung gehörte. Sie mag Kinder. Sie mag Menschen. Sie mag nur sich nicht sehr, befürchte ich…


    Auf der anderen Seite denke ich mir: Wozu schreibe ich denn ein Buch, wenn darin nicht all das darin passiert, was passieren könnte? Es soll ja kein Bericht sein, sondern eine Verzauberung.
    - die Reiseleiterin.


    Mariannes Hospiztätigkeit findet ja auch später noch mal Erwähnung und ich bewundere Menschen, denen diese schwere Aufgabe auf sich nehmen, andere Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Ich hab mich oft gefragt, ob ich das könnte. Ich glauben nicht. Ich fühle zu sehr mit. Jeder einzelne, den ich begleiten würde, würde mir vermutlich ein Loch in die Seele reißen. Es muss unglaublich schwer sein, den richtigen Weg zwischen Mitgefühl und nötiger Distanz zu finden, um sich selber dabei nicht zu verlieren. Vielleicht hilft die Dankbarkeit, desjenigen, der die Welt verlässt, aber auch dabei Trost und Stärke für diese schwere Aufgabe zu finden.


    Und die Verzauberung, liebe Nina, die ist Dir mit der Mondspielerin vollends gelungen. Es sind Bücher wie Deines, Nina, die alle Last und Bürde, die man trägt, für einen kleinen Moment vergessen machen, die die Seele streicheln und die Zeit für eine kleine Weile zum Stillstand bringen.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Und die Verzauberung, liebe Nina, die ist Dir mit der Mondspielerin vollends gelungen. Es sind Bücher wie Deines, Nina, die alle Last und Bürde, die man trägt, für einen kleinen Moment vergessen machen, die die Seele streicheln und die Zeit für eine kleine Weile zum Stillstand bringen.


    Das kann ich nur bestätigen. Das Buch übt auf mich und wenn ich die Beiträge richtig deute, auch auf viele der anderen einen greifbaren Zauber aus. Ähnlich hab ich mich bei der Lektüre "Zusammen ist man weniger allein" gefühlt oder bei dem Film "Me too". Die Szenen am Meer, in der Küche des Ar Mor, die vielen amüsanten Kleinigkeiten, auch die französischen/bretonischen Worte und Sätze, die skurrilen Charaktere und nicht zuletzt die Erzählweise sorgen für eine einzigartige Atmosphäre.

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann


    Das kann ich nur bestätigen. Das Buch übt auf mich und wenn ich die Beiträge richtig deute, auch auf viele der anderen einen greifbaren Zauber aus. Ähnlich hab ich mich bei der Lektüre "Zusammen ist man weniger allein" gefühlt oder bei dem Film "Me too". Die Szenen am Meer, in der Küche des Ar Mor, die vielen amüsanten Kleinigkeiten, auch die französischen/bretonischen Worte und Sätze, die skurrilen Charaktere und nicht zuletzt die Erzählweise sorgen für eine einzigartige Atmosphäre.


    :write Das kann ich nur unterschreiben
    Wenn ich in diesem Buch lese, kann ich alles andere um mich herum vergessen.
    Mein ganzer Ärger ist dann wie weggeblasen.
    Durch das Buch entsteht wirklich eine ganz besondere Atmosphäre.


    bis dann :wave
    fantasy

    wer nicht liest, ist nicht besser dran,
    als jemand, der nicht lesen kann

    Herrmann Simon, dt. Wirtschaftswissenschaftler, 1947

  • Zitat

    Original von noani*
    Bin ich die einzige, der die letzten Seiten das Abschnitts ein bisschen zu surreal vorkamen? Die Szene in der Küche? Wo Marianne auf einmal einfach vom Sud probiert und dann einfach anfängt Kartoffeln zu schneiden?


    Mir ist es eigentlich nicht so aufgefallen. Es gibt Dinge, bei denen reagieren Leute halt so und handeln gleich. Und wenn Marianne gern kocht, warum nicht.


    Kleines Beispiel aus meiner Erfahrung. Neulich war eine Bekannte im Alter von Marianne zum ersten Mal bei uns im Garten. Nun hatte sich eine lange Brombeerranke aus der Klammer gelöst und hing etwas herunter. Fand ich nicht so problematisch, die Bekannte anscheinend schon. Sie gleich zur Brombeerranke und hat diese wieder ordentlich an die Rankhilfe festgeklammert.


    Und so ähnlich hab ich das bei Marianne empfunden.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ja. Das Gibt es durchaus. Kann ein sehr sympathischer Charakterzug sein, dieses "spontane Ärmelhochkrempeln und die Welt reparieren", kann aber genauso ein übertriebenes Helfersyndrom sein und den Zwangsbeglückten mächtig auf den Keks gehen. Kommt immer auf das Ausmaß an. Hier ists (für mich) okay (und für die Leute in Kerdruc offenbar auch).

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • inzwischen habe ich Abschnitt eins durch, leider hat es wieder viel länger gedauert als ich es gerne wollte. Die Arbeit lässt mich momentan nicht sehr oft los, leider.


    Die Entwicklung gefällt mir, die Charaktere sind super.
    Solche Passagen wie das Gespräch im Ar mor der älteren Damen die Geburtstag feiern finde ich total erheiternd und so schön schrullig. Irgendwie hat man das Gefühl mitten in diesem Lokal zu sitzen.

  • Zitat

    Original von Sandrah
    ....Solche Passagen wie das Gespräch im Ar mor der älteren Damen die Geburtstag feiern finde ich total erheiternd und so schön schrullig. Irgendwie hat man das Gefühl mitten in diesem Lokal zu sitzen.


    Oder einen überkommt die Reiselust und man will unbedingt in die Gegend, sofort... ;-)

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • So, ich habe heute endlich mit dem Buch beginnen können.
    Ich hinke durch meinen Umzug so hinterher... :( Und irgendwie komme ich zur Zeit nach der Arbeit auch nicht so wirklich zum lesen und am Wochenende haben wir meistens was vor...
    Aber naja, ich werde hier jetzt noch was kurzes schreiben, obwohl die meisten hier wohl nicht mehr reinschauen ;-)


    Mir gefällt das Buch bis jetzt sehr gut.
    Das Cover spricht mich auch an und ich finde es sehr gelungen. Das andere Cover hätte mir auch gefallen, aber wohl eher für eine andere Geschichte.. Irgendwas fröhliches.


    Lothar ist mir so unsympathisch. Wie kann man seine Frau im Krankenhaus allein lassen und ihr die ganze Zeit nur Vorwürfe wegen dem Geld machen (während man auf seine Rolex-Uhr schaut)??? Sowas geht mal gar nicht.


    Ich werde jetzt mal weiterlesen, denn alles andere wurde hier ja schon gesagt, ihr wart ja schon fleißig ;-)


    :wave

  • Ist das ein schönes Buch. :-] Gott sei Dank habe ich mich damals zur LR abgemeldet, ich hatte Ende Juli viel zu wenig Zeit, um ungestört in das Buch einzutauchen, was nun aber absolut gelungen ist.


    Ich mag Marianne und obwohl sie doppelt so alt ist wie ich, kann ich sie doch einigermaßen verstehen. Einzelne Facetten von Marianne trifft man tagtäglich an in Menschen jeden Alters und ich finde es nicht unrealistisch, dass sich bei Marianne so viel davon vereint. Ich finde Britt hat das etwas weiter vorne sehr schön gesagt:

    Zitat

    Original von Britt
    Aber ich wollte eigentlich sagen, dass ich die Figur der Marianne absolut glaubhaft und nachvollziehbar finde. Und sie bringt Saiten zum klingen in allen Frauen, die sich die Fragen stellen (oder sich schon mal gestellt haben) "Bin ich eigentlich glücklich in meiner Beziehung oder harre ich nur aus? Was ist mit meinen Träumen passiert, die ich hatte, als ich jung war? Gibt es ein Leben außerhalb der eingefahrenen Gleise?"



    Innerlich ist Marianne schon eine starke Frau, wie könnte sie sonst so viel Trost im Hospiz spenden? Ich finde es auch schön, dass sie so hilfsbereit ist wie bei der Nonne auf dem Bahnhofsvorplatz, die meisten Menschen wären doch einfach weitergegangen, vor allem, wenn sie nicht mal die Sprache sprechen würden. Oder auch die schon diskutierte Szene mit der versalzenen Brühe, sie hat das problem nonverbal erkannt, aber da sie die Sprache nicht spricht, kann sie ihm nicht einfach sagen, dass er ein paar Kartoffeln in die Brühe zum entsalzen geben muss; helfen möchte sie trotzdem unbedingt, es entspricht ihrem Wesen, also tut sie es einfach und das hat für mich auch etwas mit innerlicher Stärke zu tun.
    Ich würde mich jederzeit bei Sorgen aller Art an Mariannes Seite setzen und bin mir sicher, sie könnte mich trösten.


    Aber es ist so schade, dass sie die Menschen um sich herum so gut wahrnimmt, nur sich selbst nicht, kein Vertrauen hat und keinen anderen Ausweg als den Freitod gesehen hat, um von Lothar wegzukommen (der einfach nur zum fürchten ist!).
    Ich glaube, dass sie gerne selbst Kinder gehabt hätte, sie hat so viel Liebe zu geben, an Lothar natürlich völlig verschwendet (was sie ja auch weiß), aber vielleicht hat sie sich auch ein bisschen davor gefürchtet, was für ein Vater Lothar wohl wäre, wenn er schon so ein Fiesling als Ehemann ist.
    Traurig zu lesen fand ich auch ihre Erinnerungen an die Nächte mit Lothar, dass sie nie nackt war und er sie wegen ihres Feuermals nicht ansehen wollte... ich frage mich sowieso, aus welchem Grund er sie geheiratet hat, Liebe auf gar keinen Fall, Geld kommt auch nicht in Frage... Vielleicht einfach, weil er gesehen hat, wie gut er sie hinter seinen Herd stecken kann und sie diese Abhängigkeit wohl nie durchbrechen wird. :-(


    Ich hoffe, Lothar kommt nicht mehr allzu häufig vor, lieber würde ich von Simon, dem Kater, Paul, dem kleinen Laden, dem verliebten Koch usw. lesen.