'Die Mondspielerin' - Seiten 001 - 079

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    Original von Bouquineur
    Es ist ein Foto. Die Fotografin heißt Susan Fox und hier kann man ihre Fotos kaufen.


    http://www.trevillion.com/bin/trevillion.dll/go?ih=disp&t=us\tp-loader.html&tpl=home.html&mi=1&si=


    Ich bin beeindruckt! :wow Wie hast du das herausgefunden, Bouquineur? Oder steht das sogar in dem Buch und ich habe es nicht gesehen? :gruebel

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Ich habe so meine Probleme mit der Beschreibung von Mariannes Zustand vor dem Selbstmordversuch. Sie handelt in einem traurigen Zustand, aber auch wütend. Der Selbstmord soll letztlich Rache an ihrem Mann sein, aber eine echte Todesehnsucht spüre ich bei ihr nicht.


    Ich glaube dass man das nicht so einfach von der Hand weisen kann. Eine sehr interessanter Aspekt den Herr Palomar hier ins Spiel bringt. Ist es nicht so, dass viele Selbstmörder mit ihrer Tat Rache an Freunden, Partnern oder auch Angehörigen nehmen wollen? Vielleicht ist hier ja ein Psychologe in der Nähe der dazu mal was sagen könnte. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Sprachlich ist das Buch eine wahre Freude.


    Sprachlich bin ich noch ein wenig hin- und her gerissen.


    Einerseits gibt es dick aufgetragene Sätze:

    Zitat

    Simon erkannte die Sehnsucht in Mariannes Blick, glühend, voller Weh nach Ferne.


    Ohje!


    Andererseits dann wieder herrlich ironische Sätze:

    Zitat

    Sie trugen kurze Kleidchen und hofften alle ein bisschen, sich einen bretonischen Fischer zu angeln, um den Roman Salz auf unserer Haut nachzuspielen.


    Salz auf unserer Haut, der Roman von Benoite Groult, verfilmt mit Greta Scacchi und Vincent D'Onofrio.
    Das bringt mich auch gleich dazu, in den Lesepausen Stücke von Klaus Doldingers (u.a.) tollen Soundtrack zu diesem Film zu hören. Die passen auch gut zum Feeling der Mondspielerin.

  • Marianne ist wütend und will es ihrem Mann zeigen. Sie will einmal etwas machen, dessen wie, wann und wo nicht ER bestimmt. Sie kann sich ansonsten nicht gegen ihren häuslichen Feldwebel durchsetzen und nutzt einen außergewöhnlichen Moment des Mutes, um von einer Brücke in die Seine zu springen. Was hat das Fass zum Überlaufen gebracht? Der Anblick der weinenden Frau, die auf dem Bürgersteig sitzt? Das erregt Mariannes Mitleid. Sie will helfen, aber Lothar verhindert das. Vielleicht identifiziert sich Marianne mit dieser Frau?


    Überhaupt hat es den Anschein, als wäre Marianne eine sehr gefühlvolle, emphatisch begabte Person. Sie arbeitet in einem Hospiz. Ich denke, dass Marianne ein sehr großes Herz hat. Die beiden passen überhaupt nicht zusammen. Selbst wenn Lothar kein so Knauser, Ehebrecher, Egoist und Kontrollfreak wäre, wäre diese Ehe unglücklich. Ich glaube nicht, dass Lothar Marianne aus Liebe geheiratet hat. Er wollte eine unbedarftes Ding, dass er in jeder Hinsicht beherrschen kann.


    Warum befreit sie sich nicht aus dieser Situation? Warum verbringt sie ihr Leben mit diesem Mann und warum ist sie erst mit über 60 so weit, dass sie etwas ändert? Marianne ist nicht von der aktiven Sorte. Ihr passieren Dinge und sie geht damit um. Sie ist sehr passiv, was man auch im weiteren Verlauf der Geschichte sieht. Wieviel Leid und Schmerz hat sich da angestaut, dass sie Selbstmord begehen will? Weiß man, ob sie mit Lothar Kinder hat?


    Früher, als junges Mädel, hätte ich auch gesagt, warum verlässt diese dumme Kuh den Kerl nicht einfach und fängt neu an. Jetzt, zwanzig Jahre und ein gemeinsames Leben mit einem Mann später, kann ich Marianne ein bisschen verstehen. Es gehört Mut dazu, etwas so drastisches zu machen, wie den Mann, die gewohnte Umgebung, das vertraute Umfeld zu verlassen, sich eine Arbeit zu suchen, auf eigenen Beinen zu stehen, auf Konfrontation mit der Person zu gehen, von der man gewöhnt ist, sich alles sagen zu lassen. Und Mut gehört leider nicht zu Mariannes hervorstechenden Eigenschaften. Sie ist gewöhnt, sich zu fügen und still zu hoffen.


    Trotz Mariannes beklemmender Situation und der traurigen Rückblenden in das triste Eheleben lässt sich die Mondspielerin flüssig weglesen. Kleine Intermezzos (z.B. Marianne, als Frau aus dem Meer) und Anmerkungen (z.B. Mariannes Sehnsucht nach roten Kleidungsstücken) schaffen eine angenehme Leseatmosphäre und ich lese weiter und weiter, freue mich auf mehr dieser kleinen Intermezzos und hoffe, dass Marianne es am Ende des Buches schafft, sich von ihrer Vergangenheit zu lösen.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Oh, als Marianne könnte ich mir sowohl Senta Berger als auch Christiane Hörbiger gut vorstellen - erstere sah ich kürzlich als graue Maus in einem Film "Frau (Sowieso) sagt nein" und Letztere als Alkoholikerin. Beide sind sehr wandlungsfähig und könnten mE durchaus eine späterblühende Spätsommerfrau verkörpern. Die jeweils andere könnte dann die demente Stewardess übernehmen, wobei ich da eigentlich die zerbrechliche Judy Winter vor Augen habe. Die könnte aber auch die Galeristin spielen. Die Restaurantbesitzerin ist Hannelore Elsner. Rozenn Iris Berben. Oder umgekehrt.
    Mit den Männern tue ich mich noch ein wenig schwerer. Nur Lothar - das ist Gerd Baltus. Als Maler vielleicht Pierre Brice? :lache

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Halmer ist mir zu nett*g* und Jutta Speidel (sorry) zu unsympathisch, seit ich sie mal mit ihrem "Isch abe gar kein Auto"-Mann in einer Quizshow sah und sie den ständig zu dominieren versuchte - ganz das Gegenteil von Marianne.
    Und Hörbiger und Berger stecken "zurecht gemacht" manch Frau, die eine Generation jünger ist, in die Tasche.
    EDIT: Susanne Uhlen als Sidonie.
    Mit Elsner als Marianne könnte ich mich anfreunden (obwohl das meine Besetzungsliste durcheinanderwirbelt*g*), aber mit Sky Dumont als Lothar überhaupt nicht. Dazu ist er zu dünn. :lache

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich mag die kleinen Sätze gerne, die die Autorin vereinzelt einstreut und originelle Bilder damit erzeugt.


    Zm Beispiel am Ende von Kap. 7:


    :wave Diesen Satz hatte ich mir auch rausgeschrieben, weil ich ihn so bezaubernd fand!


    Bin mit dem ersten Abschnitt durch und bin restlos begeistert. Die Sprache von Nina George hat es mir angetan und ich habe mir Sätze, die ich irgendwie besonders fand, herausgeschrieben, was sonst gar nicht meine Art ist...
    Einen tollen hab ich z.B. auf Seite S. 21 gefunden:


    Zitat

    Er war der Verrückte. Verrückt genug, um anzunehmen, dass man nur zu überleben bräuchte, um zu leben.


    Über diesen Satz hab ich noch länger nachgedacht und fand ihn einfach sehr gelungen...


    Der Einstieg in den Roman hat mir auch gut gefallen und ich stand sozusagen mit Marianne zusammen auf der Brücke und wollte runterspringen. Einzig, um ihren Mann nicht mehr wiedersehen zu müssen und wenigstens einmal im Leben etwas zu machen, dass sie allein möchte und nicht er!
    Seine Reaktion später im Krankenhaus ist krass - schaut auf seine Rolex(!) und beschwert sich im gleichen Augenblick, dass ihn ihr Selbstmordversuch etliches an Geld gekostet hat, weil er schließlich ihr nicht verspeistes Essen und ein Taxi zum Krankenhaus bezahlen musste. Er scheint sie ja die letzten 40 Jahre nicht nur finanziell sondern auch gefühlsmäßig absolut kurz gehalten zu haben. Grrrr - kein Wunder, dass sie nicht mehr will!!!


    Die Szene auf dem Boot, bei der sich Simon plötzlich der nackten Marianne gegenübersieht, fand ich gelungen und habe mich köstlich amüsiert.


    Bin sehr gespannt, wie es nun weitergeht :-]