'Die Mondspielerin' - Seiten 001 - 079

  • Voltaire, ich finde das interessant, für mich sind diese Dienstgrade ein Buch mit sieben Siegeln.
    Von daher, danke für die Info (auch wenn es an der Stelle sicher egal sein mag, ob er nun Stabsfeldwebel oder nicht gewesen war.)


    Ich muss zugeben, dass ich an einer Stelle auch mal dachte, Marianne sei ein wenig larmoyant, aber mir fiel es dann nach kurzen Überdenken ihrer Situation auch nicht schwer, mich in sie hineinzuversetzen. Sie ist halt schon etwas älter und wer kennt es nicht von der eigenen Oma, dass diese von der Möglichkeit, auch mal Nein zu sagen, noch gehört zu haben scheinen?


    Ich werde nun auch gleich weiterlesen gehen, habe den Abschnitt noch nicht beendet.
    Sprachlich ist das Buch eine wahre Freude.


    Zitat

    Der Tod saugte an ihr, lutschte, war hungrig.


    :anbet :anbet :anbet


  • Die Regelungen sind mir natürlich bekannt und ich stimme dir zu. Du meintest generell die Anwendung des Genitivs und nicht konkret die Wörter "dessentwegen" und "deretwegen". Dann ist mir das klar. Aber wir wollen uns nicht an diesen Kleinigkeiten hochziehen ;-)


    Voltaire hat einen sehr guten Einwand gebracht. Ich weiß nicht, wie alt du bist, maikaefer und auch nicht, ob und wie lange du in einer Beziehung lebst. Ich bin 53 Jahre alt und seit 35 Jahren in einer Beziehung. Ich rede jetzt nicht aus Erfahrung, kann mir aber durchaus vorstellen, dass man sich in unserer Generation (und ich würde mich mit der 60-jährigen Marianne in einer Generation sehen) in seine Situation "fügt". Man fühlt sich nicht wohl, nimmt die Tatsachen aber als gegeben hin und hat vielleicht im Laufe der Jahrzehnte gelernt, wann es sich lohnt, Beziehungsdiskussionen zu führen und wann man sich die Energie sparen kann.


    Im übrigen bin ich der Meinung, dass wir als Leser Mariannes Duldsamkeit und Resignation gar nicht in Frage stellen können und sollen. Die Autorin hat ihre Figur so geschaffen und das lässt sich nicht diskutieren. Der weitere Verlauf des Romans wäre auch ein anderer, wenn Marianne nicht so, sondern resoluter wäre.

  • Ich hab mich auf der Stelle, heute morgen um halb sechs, in dieses Buch verliebt! Eine wirklich wunderbare Sprache mit superschönen Bildern und dann natürlich die Schauplätze: Paris und Bretagne, letzteres steht ganz oben auf meiner Urlaubsliste.
    Ich finde die Geschichte von Marianne sehr stringent und nachvollziehbar erzählt. Wenn ich mich nicht irre, betrügt Lothar sie sogar. Auf Seite 45 denkt sie über ihre Nachbarin Grete, dass sie eine der wenigen Frauen ist, die Lothars Charme nicht erlegen ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er seine Frau knapp hält und das Geld woanders ausgibt. Schließlich schränkt er ja auch ihren Aktionsradius ziemlich ein.
    Als Marianne aufs Meer trifft konnte ich die salzige Luft fast schmecken. ich kann mir die Anziehungskraft des Meeres gut vorstellen. Ich bin gespannt, wie es mit Marianne weitergeht, ich hoffe jedenfalls das Beste für sie.

    :lesendCharlotte Roth - Die Liebe der Mascha Kaléko | Susanne Goga - Es geschah in Schöneberg


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Roma


    Die Regelungen sind mir natürlich bekannt und ich stimme dir zu. Du meintest generell die Anwendung des Genitivs und nicht konkret die Wörter "dessentwegen" und "deretwegen". Dann ist mir das klar. Aber wir wollen uns nicht an diesen Kleinigkeiten hochziehen ;-)


    Meine Meinung: Ein "dessentwegen" mag zwar korrekt sein, ist im Sprachgebrauch aber so selten anzutreffen, dass es den Lesefluss beeinträchtigen kann.
    Aus Mariannes Perspektive fände ich es unangebracht und nicht zur Figur passend.

  • Zitat

    Original von Mulle


    Meine Meinung: Ein "dessentwegen" mag zwar korrekt sein, ist im Sprachgebrauch aber so selten anzutreffen, dass es den Lesefluss beeinträchtigen kann.
    Aus Mariannes Perspektive fände ich es unangebracht und nicht zur Figur passend.


    Ja, ich glaube, darüber wäre ich mehr gestolpert, als über die (grammatikalisch falsche) Formulierung im Buch :gruebel

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    ...
    Mittellos eher nicht. Voltaire möge mich berichtigen, wenn ich falsch liege, aber die dürften sich durch Lothars Karrigkeit ein gutes Polster angespart haben. Auch wenn die Ehefrau nicht gearbeitet hat, müsste sie einen ordentlichen Teil abbekommen.


    http://dejure.org/gesetze/BGB/1378.html


    Natürlich würde Marianne in einer Zugewinngemeinschaft Anspruch auf einen finanziellen Ausgleich haben. Aber nun stell dir bitte mal vor, wie das ungefähr ablaufen würde. Marianne geht, Lothar sieht sich in seiner männlichen Ehre gekränkt (in sener Welt haut ihm keine Frau ab) und vermutlich ist er der Herr aller Konten. Wie lange würde Marianne wohl ohne Geld dastehen? Natürlich kann sie sich auch sofort einen Scheidungsanwalt nehmen, der dann ihre Rechte vertritt. Da sie aber bis zu diesem Zeitpunkt noch einen langen Weg vor sich hat, vermute ich mal, dass sie mindestens ein Jahr von irgendwelchen Ersparnissen leben müsste, bevor sie sich ihr eigenes Leben einrichten könnte. Das meinte ich mit "mittellos".

  • Zitat

    Original von Roma
    ...
    Die Regelungen sind mir natürlich bekannt und ich stimme dir zu. Du meintest generell die Anwendung des Genitivs und nicht konkret die Wörter "dessentwegen" und "deretwegen". Dann ist mir das klar. Aber wir wollen uns nicht an diesen Kleinigkeiten hochziehen ;-)
    ...
    Im übrigen bin ich der Meinung, dass wir als Leser Mariannes Duldsamkeit und Resignation gar nicht in Frage stellen können und sollen. Die Autorin hat ihre Figur so geschaffen und das lässt sich nicht diskutieren. Der weitere Verlauf des Romans wäre auch ein anderer, wenn Marianne nicht so, sondern resoluter wäre.


    Die Antwort bezieht sich nicht allein auf dich, Roma, aber in deinem posting war es gerade so schön zusammen zu zitieren.


    Liebe MitleserInnen,
    jetzt bin ich doch fast ein wenig erschrocken/erstaunt.
    Weder wollte ich mich an etwas hochziehen noch die von der Autorin so geschaffene Figur runtermachen. Ich habe lediglich das getan, was mE Sinn einer Leserunde ist, nämlich meine Leseeindrücke und meine Gedanken dazu hier "zu Papier" zu bringen versucht. Dabei habe ich mich weder abfällig geäußert noch mir die Haare gerauft, was beides ja an anderer Stelle kürzlich zu Irritationen führte. Wenn euch andere Dinge mehr auffielen, dann ist das doch vollkommen okay, aber mir sind eben die hier geschriebenen Dinge durch den Kopf gegangen.
    Dass ich mich so an Mariannes langer Untätigkeit "stoße", das hat vielleicht ganz allein mit MIR etwas zu tun (ist doch bei realen Menschen auch oft so, wenn ihr versteht, was ich meine). Können wir das jetzt nicht bitte einfach mal "so stehen lassen"?
    Achja, weil das bei diesem Medium manchmal nicht so recht klar wird:
    Ich schreibe dies mit einem freundlichen Gesicht und fühle mich bisher auch noch nicht angegriffen, wollte mich ob des "Gegenwindes" noch einmal melden.


    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Ich habe lediglich das getan, was mE Sinn einer Leserunde ist, nämlich meine Leseeindrücke und meine Gedanken dazu hier "zu Papier" zu bringen versucht.


    Und genau das hast du auch in sehr ansprechender Form gemacht. Kein Grund dir irgendwelche Vorwürfe zu machen. Sinn einer Leserunde ist es ja auch, unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen auszutauschen. Wäre doch schlimm wenn wir immer alle einer Meinung wären..... :-( :grin


    Also liebe Maikaeferin, bitte weiter so wie angefangen..... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.


  • Ups, liebe maikaeferin, da hast du mich aber vollkommen missverstanden. Vielleicht habe ich mich ungeschickt ausgedrückt, dann tut es mir leid. Ich habe in unserem Austausch nichts anderes als eine Diskussion gesehen, bei der wir unsere verschiedenen Sichtweisen dargestellt haben. Ich fühlte mich weder angegriffen, noch wollte ich dich angreifen. Von meiner Seite aus ist alles in bester Ordnung. Also lass uns alle fröhlich weiter diskutieren :-)

  • ich habe den Einstieg auch schon geschafft, allerdings noch nicht komplett den ersten Abschnitt.


    Marianne erinnert mich so ein kleines bisschen an meine eigene Mutter - die es auch nie geschafft hat, sich ihrem dominanten Ehemann zu wiedersetzen, auszubrechen ...


    Was uns "Jungen" heute als unverständlich erscheint, nämlch bei so einem Menschen zu bleiben



    war damals eigentlich Gang und Gebe. Die Frauen waren eben nicht emanzipiert genug, sich aufzulehnen, meistens auch finanziell in der Abhängigkeit, da selten berufstätig.


    Ich mag das Buch bisher sehr, der äussere Eindruck, die Umschlagklappen, der Schreibstil und Marianne, der ich eigentlich nur das Beste wünsche und sehr gespannt bin, wie es ihr weiterhin ergeht.

  • Zitat

    Original von Roma
    Im übrigen bin ich der Meinung, dass wir als Leser Mariannes Duldsamkeit und Resignation gar nicht in Frage stellen können und sollen. Die Autorin hat ihre Figur so geschaffen und das lässt sich nicht diskutieren. Der weitere Verlauf des Romans wäre auch ein anderer, wenn Marianne nicht so, sondern resoluter wäre.


    Diese Aussage kann ich so :write. Trotzdem ist es vollkommen verständlich, wenn man diese Eigenschaften von Marianne nicht nachvollziehen kann. Gerade jüngere LeserInnen werden kaum Verständnis dafür aufbringen können, wie man sich ein Leben lang dermaßen erniedrigen lassen konnte. Früher war das gar nicht so selten und ich hatte nicht den Eindruck, dass Marianne jemals eine Chance hatte, eine andere Art Leben kennen zu lernen. In ihrer Resignation schimmerte lediglich so eine vage Ahnung, dass es vielleicht noch etwas anderes geben könnte, nur eben nicht für sie. Als einziger Weg, einmal etwas selbstbestimmtes zu tun, fällt ihr nur der Tod ein. Was für ein furchtbares Leben sie hatte.


    Es ist eine sehr gefühlsbetonte, beschreibungsintensive Geschichte, sprachlich wunderbar und sehr einfühlsam umgesetzt. Mir kommt Marianne ein wenig wie ein kleines Kind vor, das sich losreisst, seinen eigenen Weg sucht und mit großen neugierigen Augen die Welt entdeckt. Und wir dürfen sie auf ihrem Weg ins Leben begleiten :-]!

  • Bin vorhin abgetaucht in den ersten Abschnitt.


    Ich finde es wunderbar, dass das Buch in Frankreich spielt :anbet Da geht mein Herz auf.


    Das Marianne ihre Ehe als leer empfindet und etwas für sich entscheiden will, kann man gut nachvollziehen. Die ganze Sprache, in der die Szenen beschrieben sind, drücken dieses traurige, bedrückende Gefühl gut aus.


    Ich werde Marianne gerne auf ihrem Weg weiter begleiten. Ich bin gespannt, welche schönen Passagen es auch noch über den Tod geben wird. Wie widersprüchlich!

  • In Ansätzen erinnert mich der Roman stilistisch an Bertina Henrichs (Die Schachspielerin, Ein Garten am Meer). Das ist aber nur ein Lesegefühl, kein direkter Vergleich.


    Der Roman lässt sich bisher leicht lesen.


    Ich habe so meine Probleme mit der Beschreibung von Mariannes Zustand vor dem Selbstmordversuch. Sie handelt in einem traurigen Zustand, aber auch wütend. Der Selbstmord soll letztlich Rache an ihrem Mann sein, aber eine echte Todesehnsucht spüre ich bei ihr nicht.


    Der Versuch selbst ist sehr gelungen beschrieben, insbesondere das Gefühl der Peinlichkeit dabei. Nach hrer Rettung fühlt sie sich betrogen, ist wieder wütend. Dennoch vermisse ich irgendwie, das Gefühl der Erleichterung, dass sie sich vielleicht noch nicht eingestehen mag. Aber abgesehen von dem spontanen Versuch empfinde ich sie nicht suizidgefährdet. Ein Widerspruch für mich!
    Das Gespräch mit dem Psychologen in Kapitel 5 bringt etwas Klarheit, aber immer noch für mich nicht nachvollziehbar.


    Lothar halte ich für eine eindimensionale Figur, ich kann in kommenden Szenen gut auf ihn verzichten.


    So richtig bin ich noch nicht in der Geschichte angekommen.
    Mal sehen, wie es weitergeht.

  • Hast Du das wirklich als Rache empfunden? Auf den Gedanken bin ich kein einziges Mal gekommen. Jemand, dessen Selbstwertgefühl so weit am Boden ist, dass er seinem Mann keine weiteren Umstände machen will, das war meine Einschätzung von Marianne nach dem ersten Abschnitt.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Rache ist tatsächlich zu viel gesagt. Ich dachte dabei nur an ihre Genugtuung beim Sprung, dass Lothar die Lebensversicherung bei Selbstmord nicht ausgezahlt bekommt. (Seite 13)


    Ich empfand diese Stelle als kleinen, kurz hochgekommenen Rest an Wut, die ihr die Jahre zum größten Teil genommen haben. Sie erscheint ja selbst ganz erschrocken über diese "garstigen" Gedanken. Mir zeigt das eher, wie sehr sie ehrliche, kritische Gedanken zu Lothar die ganzen Jahre lang unterdrückt hat.
    Tief drin, in dieser Frau, die sich an allem die Schuld gibt und ihr Leben für verschwendet hält, ist offenbar noch eine Frau mit Krallen. Sehr tief drin.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Was sind das denn für Blumen auf dem Cover? Snd die fotografiert oder gezeichnet? :gruebel


    Das sind Hortensien und ich halte es für eine Zeichnung. Obwohl die Hand ja eher nach einem Foto aussieht. Fotomontage?