'Die Mondspielerin' - Seiten 080 - 147

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  • Langsam, ganz langsam kommt dann doch ein wenig Selbstvertrauen. Genau genommen muss man Marianne eigentlich bewundern. Wenn man Marianne genau betrachtet, ist sie mutiger, als es zunächst erscheint. Ich wage mal zu behaupten, dass zu dem Entschluss, sein Leben zu beenden, schon eine gehörige Menge Mut gehört, auch wenn es dem Umfeld feige erscheint, sein Leben wegzuwerfen. Mutig ist es auch, sich danach in einen Zug zu setzen in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht und einfach ins Blaue zu fahren mit kaum Geld in der Tasche. Und Mut gehört auch dazu, sich dann einem neuen Leben zu stellen, jeden Tag ein kleines bisschen mehr, zunächst vielleicht noch unbewusst. Marianne hat eine Stärke, die ihr selber noch nicht so richtig bewusst ist, die aber für die spürbar ist, mit denen sie in Berührung kommt.


    Besonders bewegt haben mich in diesem Abschnitt auch Emile und Pascale, die trotz ihrer schweren Erkrankungen ihren Lebensmut nicht verlieren. Die Alzheimer und Parkinson annehmen, das Beste daraus machen und darüber nicht verzweifeln. Wahrscheinlich auch, weil deren Umfeld ihnen die Würde lässt und auch diesen Teil des Alterns akzeptiert.


    Ich schreibe gerne hier noch mal rein, was ich eben auch bei Facebook geschrieben habe:


    Die Mondspielerin begeistert mich gerade restlos. Sowohl der Stil, das Spiel mit der Sprache, das Erzähltempo und die Tiefe der Geschichte und Figuren. Ich kann das noch gar nicht richtig in Worte fassen. Es berührt die Seele und bringt ganz tief ganz verschiedene Saiten zum klingen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte mal so geborgen in einem Buch, einer Geschichte gefühlt habe wie jetzt in der Mondspielerin.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Die Mondspielerin begeistert mich gerade restlos. Sowohl der Stil, das Spiel mit der Sprache, das Erzähltempo und die Tiefe der Geschichte und Figuren. Ich kann das noch gar nicht richtig in Worte fassen. Es berührt die Seele und bringt ganz tief ganz verschiedene Saiten zum klingen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte mal so geborgen in einem Buch, einer Geschichte gefühlt habe wie jetzt in der Mondspielerin.


    :write :write :write


    Du triffst es genau! :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ihr sprecht mir aus der Seele. Ich bin in das Buch eingetaucht und war komplett gefangen, bis ich (mit Bedauern, dass es zu Ende war) die letzte Seite gelesen habe.


    @ Voltaire,
    ich spreche gezielt dich an, weil du vorhin erwähntest, dass du Mariannes Generation angehörst. Vielleicht fühlt sich noch der ein oder andere angesprochen.
    Ich habe vorhin darüber nachgedacht, ob mich dieser Roman vor 30 oder mehr Jahren genauso fasziniert hätte. Vermutlich schon, aber ich bin sicher, aus anderen Gründen. Vielleicht wegen der schönen Beschreibungen, die Menschen und Orte vor meinem geistigen Auge entstehen lassen.
    Heute kann ich mich gut in Marianne hineinversetzen und ahne, was es bedeutet, in dem Alter alle Brücken hinter sich abzubrechen und neu anzufangen. Wie viel Mut das erfordert.
    Ich mag die Lebensweisheiten, die immer wieder auftauchen und Formulierungen wie "Marianne wollte sterben und dann km ihr das Leben dazwischen".

  • Zitat

    Original von Roma
    @ Voltaire,
    ich spreche gezielt dich an, weil du vorhin erwähntest, dass du Mariannes Generation angehörst. Vielleicht fühlt sich noch der ein oder andere angesprochen.
    Ich habe vorhin darüber nachgedacht, ob mich dieser Roman vor 30 oder mehr Jahren genauso fasziniert hätte. Vermutlich schon, aber ich bin sicher, aus anderen Gründen. Vielleicht wegen der schönen Beschreibungen, die Menschen und Orte vor meinem geistigen Auge entstehen lassen.
    Heute kann ich mich gut in Marianne hineinversetzen und ahne, was es bedeutet, in dem Alter alle Brücken hinter sich abzubrechen und neu anzufangen. Wie viel Mut das erfordert.
    Ich mag die Lebensweisheiten, die immer wieder auftauchen und Formulierungen wie "Marianne wollte sterben und dann km ihr das Leben dazwischen".


    Ob der Roman mich auch vor 30 Jahren angesprochen hätte, weiß ich nicht. Ich vermute aber, dass er mich wohl nicht gleichgültig gelassen hatte. Die wichtigste Botschaft für mich in diesem Buch ist: Auch mit 60 Jahren bietet das Leben noch eine Menge Perspektiven. Ich befinde mich gerade auf der Zielgeraden des sechsten Lebensjahrzehnts. Das Buch macht mir Mut durchaus auch vielleicht noch mal mit etwas Neuem zu beginnen, wobei das Neue nicht unbedingt etwas Grundlegendes sein muss.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Ob der Roman mich auch vor 30 Jahren angesprochen hätte, weiß ich nicht. Ich vermute aber, dass er mich wohl nicht gleichgültig gelassen hatte. Die wichtigste Botschaft für mich in diesem Buch ist: Auch mit 60 Jahren bietet das Leben noch eine Menge Perspektiven. Ich befinde mich gerade auf der Zielgeraden des sechsten Lebensjahrzehnts. Das Buch macht mir Mut durchaus auch vielleicht noch mal mit etwas Neuem zu beginnen, wobei das Neue nicht unbedingt etwas Grundlegendes sein muss.


    Danke für die Antwort. Genau so etwas meinte ich, nämlich dass die Botschaft eines Buches -je nach Alter- durchaus verschieden ausfallen kann. Da hier sicher Leser aller Altersstufen sind, finde ich es interessant, ob und was sonst noch zu dem Thema gesagt wird.
    Gerade hatte ich noch den Gedanken, dass ich vielleicht vor Jahrzehnten gar nicht zu diesem Buch gegriffen hätte, weil mich das Thema nicht angesprochen hätte. :gruebel

  • Aber zurück zur Geschichte: Marianne lebt sich in Kerdruc ein, knüpft erste Bekanntschaften und wird immer entspannter. Sie verliert ihre Lebensunlust, genießt die Sonne und ihre körperlichen Beschwerden gehen zurück.
    Sie durchläuft eine Metamorphose und wird zu einer zufriedenen, selbstbewussten Frau. Ihr Leben mit Lothar scheint sie komplett zu verdrängen oder zu vergessen :-)

  • Ich bin gespannt, wann Lothar in Kerdruc auftaucht. Kann ja nur eine Frage der Zeit sein. Die Postkarte, die Marianne an ihre Nachbarin geschickt hat, wird sicher den Weg zu Lothar finden. Anhand des Poststempels kann sich ja dann vorstellen, wo seine Frau steckt.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich bin gespannt, wann Lothar in Kerdruc auftaucht. Kann ja nur eine Frage der Zeit sein. Die Postkarte, die Marianne an ihre Nachbarin geschickt hat, wird sicher den Weg zu Lothar finden. Anhand des Poststempels kann sich ja dann vorstellen, wo seine Frau steckt.


    An dieser Stelle habe ich mich auch gefragt, ob das geschickt war von Marianne :-)

  • Das mit der Postkarte... ich glaube, unbewusst wollte Marianne sogar, dass Lothar eine Möglichkeit bekommt, sie zu finden. Als Grund dafür sehe ich mehrere Möglichkeiten - vielleicht eine Kombination von allem:
    Sie hat immer noch etwas Angst vor ihrem neuen Leben
    Sie will ihm zeigen, wie gut es ihr ohne ihn geht und wie sie geschätzt wird
    Sie sucht die Konfrontation, weil sie weiß, dass "es" noch nicht zu Ende ist, dass es wenigstens einen sauberen Schlussstrich geben muss. Weil sie sonst immer damit rechnen müsste, dass er irgendewann auftaucht und "stört". Oder ZERstört.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Liebe Nacht- und Büchereulen,


    soo… jetzt finde ich mich auch etwas mehr zurecht in der Aufteilung und den Abschnitten und den verschiedenen Threads.


    Eine Anmerkung: Als Krimiautorin greife ich hin und wieder zu Taschenspielerkniffen. Manchmal eine Postkarte, manchmal etwas, was zu sehen ist, ganz deutlich, aber so alltäglich ist, dass es seine Bedeutung bereits verloren hat. Und das führt zu einer Wendung, aber nicht das Offensichtliche, das meist nur ein "red herring" (Roter Hering) ist, ein Ablenker.
    Mit der Postkarte wünscht sich Marianne etwas. Und ich habe mir einen Joker für die Erzählung offen gelassen – um genau zu sein wusste ich DA noch nicht, wozu ich sie genau brauche, und ob sie nur ein Red Herring sein sollte oder eine neue Aktionsspur aufmachen. Es ist keineswegs so, dass dem Schreibendem seine eigenen Absichten oder die der Menschen, die er erzählt, klar sind…


    Und, natürlich, und da muss ich lächeln - natürlich wisst und spürt Ihr als erfahrene Vielleser (Wie ich auch - unter zwei, drei Bücher die Woche ist es keine erfüllte Woche) - dass es Zeit für eine erwartbare Wendung ist, ein Drama, eine neue Entscheidung.
    Ich finde es immer wieder faszinierend, wie jeder, der häufig liest, spürt, wie eine Geschichte rhythmisch funktioniert, um zu schwingen. Der Seite 150-Effekt.


    PS: ich weiß auch nicht, ob ich darüber vor zehn, oder nur fünf Jahren, hätte schreiben können - oder ob ich heute Bücher lesen würde, deren Erzählzentren 60, 70 sind? Heute: Ja, vor einigen Jahren noch: Nein, sicher nicht; ich wusste nicht wie es ist, nicht mehr selbstblind zu sein, oder wie es ist, die Zeit als Gewicht in sich zu spüren. Das musste ich erst noch leben, um darüber zu schreiben.


    herzlichst –
    Nina

  • Zitat

    Original von Mondspielerin
    ...
    soo… jetzt finde ich mich auch etwas mehr zurecht in der Aufteilung und den Abschnitten und den verschiedenen Threads.


    Eine Rubrik fehlt hier noch und zwar "Fragen an Nina George, die nichts mit dem aktuellen Buch zu tun haben" (Da wird meist gefragt, ob es eine Fortsetzung gibt ((bitte nicht, ich denke mir lieber selbst aus, wie es weitergeht und lerne lieber etwas Neues kennen*g*)) oder woran gerade gearbeitet wird).
    Liegt wahrscheinlich daran, dass du dich erst "während des laufenden Verfahrens" netterweise bereiterklärt hast, hier mitzumachen. Ich habe JaneDoe deshalb eben eine pn geschrieben, sie vertritt Wolke wohl während deren Urlaubs und kann vielleicht diese Rubrik noch einrichten.
    Gute Nacht! :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von Mondspielerin
    PS: ich weiß auch nicht, ob ich darüber vor zehn, oder nur fünf Jahren, hätte schreiben können - oder ob ich heute Bücher lesen würde, deren Erzählzentren 60, 70 sind? Heute: Ja, vor einigen Jahren noch: Nein, sicher nicht; ich wusste nicht wie es ist, nicht mehr selbstblind zu sein, oder wie es ist, die Zeit als Gewicht in sich zu spüren. Das musste ich erst noch leben, um darüber zu schreiben.


    herzlichst –
    Nina


    Spannend finde ich aber schon, dass die Altersklassen, die hier in der Leserunde vertreten sind, alle kein Problem damit haben, dass die Protagonisten um die 60 sind. Am Anfang vielleicht, weil man sich Mariannes passive Rolle vielleicht nicht richtig vorstellen konnte, wenn man man diese Generation nicht erlebt hat, aber spätestens seit der Ankunft in der Bretagne wage ich mal zu behaupten, dass alle die Protagonisten als zeitlos, alterslos empfinden.

  • Ich glaube, dass ich die Mondspielerin vor 20 Jahren nicht gelesen hätte. Sie fällt einfach nicht in mein übliches Beuteschema, wobei das sich, seitdem ich eine Eule bin, eh schon sehr erweitert hat. Aber heute passt es, ich kann mich in Marianne hineinversetzen und mit ihr fühlen. Als junger Mensch hätte ich es vielleicht auch genießen können, aber mit ganz anderen Empfindungen als jetzt.
    Und eine davon ist: ich will sofort alles stehen und liegen lassen und in die Bretagne fahren!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ich muss auch zugeben, mein alltägliches Beuteschema ist es nicht. Auch muss ich sagen, dass ich nicht zu dem Buch gegriffen hätte, weil ich erst 25 bin. Da liegen noch Welten zwischen 60 und 25. Aber es ist interessant Mariannes Weg zu begleiten, zu mal ich jetzt auch einige Dinge in meiner Umgebung besser verstehen kann.



    Viele Dinge erinnern mich zum Teil an Verwandtschaft oder ähnliches, deswegen finde ich die Figuren und ihre Gefühle sehr gelungen.



    Es ist schön, dass Marianne immer wieder aus dem Meer zurücktritt und das wegen Kleinigkeiten. Mal ein Marktbesuch, mal ein Brot. Da geht dem Leser langsam das Herz auf, man soll halt doch die kleinen Dinge lieben lernen.

  • Ich hab ungefähr die Hälfte von Mariannes Jahren und hab mir die Altersfrage nie gestellt.
    Ich liebe es, beim Lesen in Köpfe zu schauen, dir mir fremd sind; ob das nun alte Menschen sind, sehr junge, Zyniker, Gutmenschen, Mörder, Helden oder Fabelwesen.
    Als ich gelesen habe, dass es sich bei der Mondspielerin um einen Liebes- und Lebensroman mit einer älteren Frau handelt, fand ich das mal was anderes, ein solches Buch hatte ich bisher noch nicht gelesen (abgesehen von älteren Frauen, die in Rückblenden von ihrem Leben erzählen) und der Klappentext hat mich dann sofort geangelt.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich liebe es, beim Lesen in Köpfe zu schauen, dir mir fremd sind; ob das nun alte Menschen sind, sehr junge, Zyniker, Gutmenschen, Mörder, Helden oder Fabelwesen.
    Als ich gelesen habe, dass es sich bei der Mondspielerin um einen Liebes- und Lebensroman mit einer älteren Frau handelt, fand ich das mal was anderes, ein solches Buch hatte ich bisher noch nicht gelesen (abgesehen von älteren Frauen, die in Rückblenden von ihrem Leben erzählen) und der Klappentext hat mich dann sofort geangelt.


    Ich sehe Marinanne weder als alte noch als ältere Frau. Für mich ist sie eine Frau in einem reifen Alter. Gerade hier lege ich sehr viel Wert auf eine für mich korrekte Ausdrucksweise.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich sehe Marinanne weder als alte noch als ältere Frau. Für mich ist sie eine Frau in einem reifen Alter. Gerade hier lege ich sehr viel Wert auf eine für mich korrekte Ausdrucksweise.


    :write :anbet


    Genau! ALT setze ich nämlich mit "verwelkt", "verbraucht" oder so gleich.
    Und das ist Marianne bestimmt nicht.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)