'Die Mondspielerin' - Seiten 080 - 147

  • Wobei sowas wirklich im Auge des Betrachters liegt. In den Augen meiner Seminarteilnehmer war mein Bruder, der als Aushilfe in den Betrieb gearbeitet hat, aus dem sie kommen, "der ältere Mann". Mein Bruder war damals 48. Meine Seminarteilnehmer um die 20.
    In einem Polizeibericht der Polizei Köln wurde ein 56-Jähriger als Senior bezeichnet. Ich bin 41. Für mich wäre jemand mit 60 auch kein älterer Mann oder keine ältere Frau. Bei mir liegt diese Grenze mittlerweile gefühlt bei 70.

  • Für mich spielt in diesem Abschnitt das Alter von Marianne gar keine so große Rolle. Jeder kann in eine Sinn-, Lebenskrise oder wie auch immer man die Situation bezeichnen mag, geraten, egal, wie alt er ist. Und für Veränderungen und Handlungen ist es nie zu spät.


    Schön zu lesen ist hier, wie Marianne sich langsam verwandelt, Freude am Leben findet, endlich merkt, daß sie lebt, und vermeintlich unwichtige Gründe bewirken, dass sie immer wieder aus dem Meer zurückkehrt.


    Ein paar interessante Figuren tauchen auf, die anscheinend alle ihre Päckchen zu tragen haben. Bei der "Spinnweben-" und später der "Besen-Szene" musste ich sehr schmunzeln.


    Ich frage mich, ob Lothar in die Bretagne reisen wird, und bin neugierig auf Marianne und Yann. :-]

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Ich sehe Marinanne weder als alte noch als ältere Frau. Für mich ist sie eine Frau in einem reifen Alter. Gerade hier lege ich sehr viel Wert auf eine für mich korrekte Ausdrucksweise.


    Sie ist nicht alt, nein, aber sie ist auch kein Fabelwesen :grin
    Eine "ältere" Frau ist sie für mich in jedem Fall. Älter als ich, älter als meine Mutter, älter als die durchschnittlichen Protagonistinnen in Liebesromanen.


    Für mich trägt die Bezeichnung "alt" aber auch keine Wertung, zumindest keine negative, und hat schon gar nichts mit verbraucht zu tun.
    Meine ersten Gedanken zu alt sind: alte Legenden, alte Häuser, alte Bäume ... alles Dinge, die erst richtig schön sind, wenn sie alt werden.


    Ich finde eher die Bezeichnung "reif" seltsam. Reif? Reif für was?
    Also nee, reif ist etwas, wenn ich es essen kann, und reif in Verbindung mit Frauen (oder werden inzwischen auch Männer als reif bezeichnet?) ist "reif" für mich mit Oil of Olaz und Co behaftet: Sagt den alternden Menschen bloß nicht, dass sie alt werden, denn das wollen sie nicht hören.
    (Also wird eine 20Jährige auf 30 geschminkt und bewirbt dann Produkte für Frauen ab 50 - aber das führt jetzt zu weit.)

  • So definiert halt jeder Begriffe für sich individuell verschieden. Solltest du mich aber, liebe Mulle, als älteren Menschen titulieren, dann...... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Du bist ein reifer Herr :schnellweg


    :knuddel1

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Bouquineur, du hast in deinem ersten post wieder wunderbare Worte gefunden, vielen Dank dafür - dass man einfach schreiben darf: Ja, genau so empfinde ich auch :anbet!


    Mein Büchergeschmack hat sich im Laufe der Jahre natürlich gewandelt. Hier hat mich das Thema sofort angesprochen, vor 20 Jahren wäre das wohl nicht der Fall gewesen. Dafür kann ich heute mit chicklit nicht mehr viel anfangen, Kerstin Gier wäre damals sicher eine meiner Lieblingsautorinnen gewesen, heute ist es einfach nicht mehr meine Welt.


    Marianne erscheint irgendwie "mädchenhaft" und trotzdem gleichzeititig auch voller Weisheit und Mitgefühl, wie es i. d. R. nur Menschen mit Lebenserfahrung sind. Ich denke vielleicht weil sie zwar schon 60 Jahre gelebt hat, diese jedoch in einem Kokon aus Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit. Freundlichkeit, Zuneigung, Dankbarkeit und wirkliche Freude am Leben lernt sie erst hier in der Bretagne kennen - sie blüht darin auf und weckt überall Sympathien. Sogar den brummigen, Deutsche hassenden Emile nimmt sie für sich ein.


    Lothar ist bei mir völlig raus, als die Karte geschrieben wurde hatte ich zwar auch kurz die Befürchtung, dass er sie aufspüren könnte, aber warum eigentlich? Er scheint ja bei Frauen gut anzukommen und findet sicher Ersatz, vielleicht nicht ganz so gefügigen Ersatz ;-).


    Den Dialogen im 12. Kapitel konnte ich so gar nichts abgewinnen. Für meinen Geschmack war das Gespräch mit der flapsig-krassen Ausdrucksweise (wie z. B. Ente im Ofen, Kneifarsch...) wie ein Fremdkörper in der bisherigen Geschichte und passte so überhaupt nicht. Glücklicherweise hat sich dieses Clübchen nicht wieder getroffen :grin.

  • Was für eine wunderbare Lektüre... :-] Ich bin ganz gefangen von der Geschichte und der Atmosphäre in diesem Buch... Man fühlt richtig, wie die Entscheidung, sich doch wieder ins Meer zu stürzen immer wieder umgeschmissen wird und Marianne ins Leben eintaucht, was ihr in den bisherigen 60 Jahren nie wirklich gelungen ist.


    Die Liebe von Pascale und Emile hat mich berührt. Nina George gelingt es, Tragisches wie die schweren Erkrankungen von den beiden trotz allem mit Leichtigkeit zu erzählen, so dass es nie melodramatisch klingt, den Leser jedoch mitten ins Herz trifft...
    Besonders die Szene, in der Pascale mit einem Strohhut die Fenster putzen will, Emile sie sanft davon abhält und dann mit ihr durch die Küche tanzt, konnte ich sofort vor meinen Augen sehen und hab mich traurig und gleichzeitig heiter gefühlt. Einfach wunderbar.


    Jetzt warte ich gespannt auf das erste Treffen des (Fliesen-)Malers mit Marianne :lesend

  • Zitat

    Original von Roma
    Aber zurück zur Geschichte: Marianne lebt sich in Kerdruc ein, knüpft erste Bekanntschaften und wird immer entspannter. Sie verliert ihre Lebensunlust, genießt die Sonne und ihre körperlichen Beschwerden gehen zurück.
    Sie durchläuft eine Metamorphose und wird zu einer zufriedenen, selbstbewussten Frau. Ihr Leben mit Lothar scheint sie komplett zu verdrängen oder zu vergessen :-)


    Sie wird zu einer zufriedenen, selbstbewußten Frau? Ich denke nicht, noch nicht. Sie hat sich für mich zwar räumlich, aber innerlich noch nicht von Lothar gelöst. Sie verdrängt Lothar. Da wird noch eine Konfrontation kommen und dann wird sich zeigen, wieviel Rückgrat Marianne gewachsen ist. Diese vermaledeite Postkarte an ihre Nachbarin wird Folgen haben, denke ich.


    Was sie geniest, ist ihre Selbstbestimmung. Sie arbeitet und ist fleißig. Die gute Fee der Auberge und des Ar Mor. Eine Freundin für die alzheimerkranke Pascale. Darin zeigt sich wieder Mariannes großes Herz. Sie hat für alle Platz, aber wer hat Platz für sie in seinem Herzen? Jeden Tag geht sie ins Wasser und entscheidet, dass heute nicht Zeit zu sterben ist. Das Leben kommt ihr ständig dazwischen. Schön.


    Auch ich fühle mich mit diesem Buch sehr wohl, obwohl es ernste, unbeliebte Themen behandelt (eine vernachlässigte Frau über 60, Alter, Krankheit). Die Grundstimmung des Buches ist trotzdem positiv. Es kommt keine Resignation auf, sondern Hoffnung. Bouquineur hat die Wirkung des Buches sehr schön in Worte gefasst.


    Mit den vielen neuen Personen, die auftauchen und den ungewohnten französischen Namen habe ich mich zu Anfang etwas verheddert. Emile war für mich eine Frau (ich habe eine Nichte names Emilia) und Pascale ein Mann. Doch mit der Zeit hat sich die Lage geklärt und jetzt blicke ich durch. Da ist Yann (wie spricht man das eigentlich aus?) dem Pascale Liebe "verordnet". Paul mit seiner Stieftochter Nolwenn und deren Zwillingsmädchen Oceane (wunderschöner Name) und Lysette, etc..


    Ich finde es sehr bewunderswert, wie Emile mit seiner und der Krankheit seiner Frau umgeht. Die lieben Hausdamen haben da weniger Einfühlungs- und Stehvermögen. Die Liebe der beiden ist gewachsen und jetzt so stark wie der Stamm einer alten Eiche. Der Sturm, der jetzt in Form von Alzheimer und Parkinson auftaucht (da war die Autorin ganz schön gnadenlos, eine Krankheit hätte auch gereicht) sorgt nur für Blätterrascheln, kann dem Baum aber nicht gefährlich werden. Welche innere Stärke dieser Bretone Emile hat. Wenn er nur ein bisschen freundlicher wäre und nicht so ein Brummbär ;-)

  • Zitat

    Original von Suzann


    Sie wird zu einer zufriedenen, selbstbewußten Frau? Ich denke nicht, noch nicht. Sie hat sich für mich zwar räumlich, aber innerlich noch nicht von Lothar gelöst. Sie verdrängt Lothar. Da wird noch eine Konfrontation kommen und dann wird sich zeigen, wieviel Rückgrat Marianne gewachsen ist. Diese vermaledeite Postkarte an ihre Nachbarin wird Folgen haben, denke ich.


    Suzann, ich habe mir zu dem Abschnitt notiert, dass Mariannes abgelegte Lebensunlust und ihre Freude an den Menschen, der Landschaft und der Sonne, ihr zurückgehenden gesundheitlichen Beschwerden erwähnt wurde. Ich habe das so interpretiert, wobei ich jetzt zugeben muss, dass das wachsende Selbstbewusstsein erst später spürbar wird und ich meine Eindrücke aus dem späteren Abschnitten einfließen lassen habe.

  • Zitat

    Original von Mondspielerin


    Liebe Suzann,


    "Yann" spricht sich wie das uns bekannte "Jan".


    Supername! :grin :grin :grin :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich muss gerade grinsen, weil wir in einem anderen Thread zuletzt die unterschiedliche regionale Aussprache von Jan diskutiert haben. Von Jaaan bis Jannn war wohl alles dabei :lache


    Liebe Bouquineur,


    wenn man sich das französische Yvette lautmalerisch vorstellte (Üi-wett), kann man mit einem kleinen Zungenschlenker auch "Yann" noch einen bretonischen Sound reinmogeln:
    (Üij)ann


    Muss man aber nicht.


    Lieben Gruß
    _Nina

  • Ich poste jetzt mal meine Gedanken, obwohl ich noch nicht fertig bin mit dem Abschnitt.


    Colette hat mein Kopfkino angeschmissen, ich sehe sie vor mir. Hat das Herz auf dem rechten Fleck und Simon mag ich auch.
    Den Satz mit den Spinnenweben fand ich gut. Da unten war eine unerforschte Zone, genauso wie ihr Herz. Wow.
    Kugeldisteln zu verschenken, welch originelle Idee.
    Oha wie mag Lothar wohl aussehen, wenn jede Frau auf ihn fliegt? Oder reizt das Geld? Marianne erlöst ihn auch nicht, könnte doch sagen geh. Aber das macht sie nicht vielleicht aus Angst vor der Einsamkeit?


    Die Geschichte mit der Mondin ist toll und auch die Gedanken die sich Marianne macht.Ich finde sie macht sich eine Menge Gedanken und sie macht es sich bestimmt nicht leicht. Ob Lothar sich auch soviele Gedanken macht?


    So mehr morgen :wave