'Die Mondspielerin' - Seiten 148 - 219

  • Ich hätte nie gedacht, dass das auf dem Akkordeon so schön klingt. Es gibt bei youtube ein Video dazu. Einfach mal nach Hijo de la luna und Akkordeon suchen.


    In dem Abschnitt zeigt sich die Frau, die sich in Marianne versteckt hat :-)


    Diese Szenen beim Frisör und im Modegeschäft haben mir so gut gefallen. Überhaupt diese kleinen Lebensweisheiten, die sich immer wieder zeigen. Kluge Sätze, die man am Liebsten in ein Büchlein notieren und immer wieder lesen möchte.


    Marianne kommt an, lernt zum ersten Mal im Leben die Liebe und die Lust kennen und staunt, dass sie anderen Menschen wichtig ist. Sie ist wie ein Kind, das sie Welt für sich entdeckt.


    Tja, und am Ende dieses Abschnittes kommt mit Wucht die Realität in Form von Lothar zurück, der seine Frau mittels Fernsehaufruf sucht. Anstatt sich zu erklären, ergreift sie die Flucht. Da zeigt sich wieder die alte Marianne.

  • Danke für den Link, das hört sich wirklich gut an :knuddel1


    Mir hat die Verwandlung von der grauen Maus Marianne in eine attraktive 60-Jährige auch gut gefallen und man spürt geradezu die erwachende Lebensfreude.
    Marianne lernt Yann kennen und so schön die Szene auch ist, in der sie sich körperlich näher kommen, machte sie mich doch ein wenig traurig. Marianne muss 60 Jahre werden, um solche Gefühle zu erleben. Aber man könnte auch sagen: Besser spät, als nie :-)


    Ja, Lothar ist wieder da und sofort spüre ich wieder meine Wut hochkommen.

  • Marianne beginnt endlich zu leben. Spät - aber nicht zu spät.
    Und man könnte fast neidisch auf die Lebensart der Menschen in dieser Stadt in der Bretagne werden. So ganz nebenbei bekommt man serviert, was wirklich wichtig ist im Leben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ja, Marianne lernt und lässt zu... und zeigt uns am Abschnittsende deutlich, dass das Ganze noch auf sehr wackeligen Beinen steht.
    Ansonsten muss ich das noch etwas "sacken" lassen. Lesen ist das Eine - Verarbeiten das Andere... :-) :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat


    [quote] Original von Bouquineur
    Ich hätte nie gedacht, dass das auf dem Akkordeon so schön klingt:


    http://goo.gl/aZikW


    Liebe Bouquineur,
    ich hatte während dessen oft das Trio Macchiato laufen, und quasi beschrieben, was ich da hörte
    www.triomacchiato.de
    (Leider ohne Hijo de la Luna als Audiobeispiel, hmpf; aber auf der CD Café Mediterraneo; auch ihr Libertango ist der HAMMER. Ich hab versucht, es auf meinem Akkordeon nach zu spielen. Schön gescheitert, aber ich hatte wenigstens eine Idee davon)
    Anzuhören auch hier, händisch getippt:
    http://www.amazon.de/Cafe-Medi…o-Macchiato/dp/B000UA34WG


    Herzlichst
    _Nina

  • Ich bin jetzt auf Seite 188. Das mit Marianne und Yann scheint ja eine schöne Sache zu werden. Allerdings wird Yann bisher leider fast ausschließlich nur aus Mariannes Perspekive gezeigt. Daher habe ich den Charakter als eigenständige Figur noch nicht so gut kennen gelernt, außer das er als talentierter Maler positioniert wird.
    Aber das kann ja noch kommen.


    Schön eigepflochten ist die Geschichte von Merlin und der Fee Viviane im Wald von Brocéliande (Kap.27) :-]

  • Hijo de la luna ist wirklich schön, und dann noch Astor Piazzollas Libertango! Großartig, jetzt hat der Roman endgültig seinen passenden Soundtrack gefunden.
    Seit ich Richard Galliano mal Live gesehen habe (zusammen mit Michel Portal) liebe ich es auch, das Akkordeon zu hören.

  • Es ist wunderbar, wie in diesen Teil die innere, wirkliche Marianne zum Vorschein kommt. Es sind einzigartige kleine Momente, die eine groß Wirkung haben.


    Sehr gefallen hat mir das Warten auf den ersten Kuss, so wie der schöne Augenblick den Yann dafür ausgesucht hat. Auch die Liebesszene an sich spiegelt den Charakter und die Ruhe der beiden wider.

  • Ein sehr emotionaler und bewegender Abschnitt, der mit einem Paukenschlag endet!


    Die Realität in Gestalt von Lothar holt Marianne ein, sie packt ohne große Erklärungen ihren Koffer und flieht, vor sich selbst, nur wohin? Yann bleibt recht sprachlos zurück.


    Die Reaktion der "Dorf-Clique" auf den Fernsehbericht hat mir gut gefallen, eine richtig eingeschworene Gemeinschaft.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Allerdings wird Yann bisher leider fast ausschließlich nur aus Mariannes Perspekive gezeigt. Daher habe ich den Charakter als eigenständige Figur noch nicht so gut kennen gelernt, außer das er als talentierter Maler positioniert wird.
    Aber das kann ja noch kommen.


    Lieber Herr Palomar,


    ja, da habe ich auch lang gezögert, ob ich ein bestimmtes Kapitel wegkürze oder nicht, das nur aus der Perspektive von Yann beschreibt, vor allem sein Leben zwischen 20 und 50.
    (Es gab auch einmal so ein Lotharkapitel, in dem er durch den Bungalow tigert, rastlos, immer wieder zu dem Küschentisch schaut wo Marianne saß, und sich nicht mehr an ihre Schrift erinnern kann; und in dem er und Nachbarin Grete sich auch einen Dialog liefern, der es in sich hatte und er den kürzeren zieht. Habe ich weggelassen, letztlich, denn Marianne musste für sich kämpfen, nicht jemand anderer, wie die wunderbare Grete, für sie).


    Auch das Yannkapitel fiel dem Lektorat zum Opfer, vielleicht hätte ich mehr darum ringen sollen? Es macht einen Ausflug zu seiner ersten heftigen Liebe, einer Frau Namens Rene, einer Künstlerin, die es mit der Liebe ernst nahm, mit der Treue nicht. Das verstörte den jungen Yann zutiefst, aber weniger die Polygamie, sondern dass sie seine Liebe, die er geben wollte, ablehnte als Fessel, als egoistische Regung.
    Es war eine große Kurve, "sudden fiction", in der 30 Jahre eines Lebens schnell - auf fünf oder sieben Seiten - erzählt wurden.


    Doch manchmal werden Dinge weggekürzt, um einen Roman stringenter zu machen, Schwerpunkte zu setzen, eine andere Figur nicht zu laut werden zu lassen, oder um mit einer Strömung - die Dame Rene und die Flucht vor Liebe - den Grundton eines Romans nicht zu stören.
    Ich habe versucht, dann auf andere Weise Yanns selbstgewählten Rückzug ein wenig durchschimmern zu lassen.


    Herzlichst!
    _Nina

  • Zitat

    Original von Mondspielerin
    Auch das Yannkapitel fiel dem Lektorat zum Opfer, vielleicht hätte ich mehr darum ringen sollen?


    Hallo Nina :wave


    Ich finde das interessant, dass du ursprünglich so ein Kapitel eingebaut hattest... Die Frage, ob du mehr darum hättest ringen sollen, kann natürlich keiner wirklich beantworten, aber es wäre vielleicht schön gewesen, Yann noch besser kennenzulernen, bevor er Mariannes "Rettungsanker" wird und sie in die Liebe einführt, die ihr in ihren 60 Jahren noch nie zuvor begegnet ist... Aber auch so "verliebt " man sich als Leser in Yann, alleine durch die wunderbaren Szenen bei der Beerdigung, beim ersten leisen Kuss und bei ihrer ersten Nacht. Hast du solche Fliesen, wie Yann sie malt, eigentlich wirklich mal gesehen oder in der Hand gehabt??? Oder entspringen sie allein deiner Phantasie?


    Auf jeden Fall wünscht man sich von ganzem Herzen, dass Mariannes Glück von Dauer ist.


    Doch dann kommt die Realität in Form von Lothar zurück und Marianne wird panisch. Und ich als Leser habe auch Panik - wird sie etwa schwach und wieder zu Lothar zurückkehren :yikes
    Mal schauen, wie es sich weiterentwickelt...


    Übrigens, wie auch in den Kapiteln zuvor, fallen mir immer wieder wunderbare Sätze auf. Dieses Mal war es auf Seite 169:

    Zitat

    Es war das schönste Schweigen, das Marianne je gehört hatte.


    Ich mag Schweigen manchmal genauso wie eine rege Unterhaltung und fand diesen Satz einfach schön :-]


    Ein Optimist steht nicht im Regen,
    er duscht unter einer Wolke.
    (Thomas Romanus)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Brummi ()

  • Zitat

    Original von Brumm
    Hast du solche Fliesen, wie Yann sie malt, eigentlich wirklich mal gesehen oder in der Hand gehabt??? Oder entspringen sie allein deiner Phantasie?


    Liebe Brummi,


    ich musste jetzt eine ganze Weile nachdenken, wie das war - denn einerseits ist Fliesenmalerei eine durchaus noch gängige Handwerkskunst (es gibt eine handbemalte Vorlage, nachdem dann maschinell gefertigt wird; ja, auch mit dem van-Gogh-Gelb, wie es mal ein Hersteller aus Arles treuherzig und stolz vermeldete; jener Ort, an dem sich Vincent das Ohr abschnitt, um damit eine Hure mit Herz zu beeindrucken)
    –andererseits: wie kam ich überhaupt dazu, das Bild zu verwenden?
    Ich bin gerade mal ein paar Jahre rückwärts gegangen und erinnere mich:


    Ich arbeite auch für TV Movie, "10 Dinge die Sie wissen wollten über…", diese Seite schreibe ich seit 12 Jahren, es bleibt irre viel Halbwissen hängen.
    Und da habe ich einmal bei Quer-Recherchen über U-Bahnen (äh, ja) über die Künstlerin Maria Keil gelesen, die in Portugal eine berühmte Fliesenmalerin war - und deren Werke noch heute in der Metro von Lissabon zu sehen sind. Hochinteressante Frau.
    Später, so um 2007, las ich viel über die Bretagne bevor ich hinfuhr, auch sehr viel Sekundär-Literatur - Biografien über Paul Gauguin etwa, wie er Maler beeinflusste, wo welche Werke von welchen bretonischen Künstlern hängen usw. Von dort aus wiederum surfte ich durchs Web und wollte mir mal ein paar Künstler und ihre Werke angucken, um ein Gefühl zu bekommen, wie Künstler dieses Land sehen.
    Ich war u.a. auch hier, bei
    www.couliou.com
    (verrät jedenfalls mein Lesezeichenordner, den ich mir da angelegt hatte auf dem Laptop, auf dem ich jetzt auch gerade tippe; es ist das alte Macbook, da ist noch alles, alles gespeichert…).
    Irgendwo war auch eine Zeichung eines Hafens dabei, zwar nicht auf einer Fliese und außerdem noch in Schwarzweiß; ein Mix zwischen Tuschezeichnung und Radierung (Im Web sah ich das als Laienicht so gut).
    Und dann machte irgendwas Klickkling im Kopf; Fliesen plus Vorlage plus Hafen = was könnte Marianne dazu bewegen, aufzubrechen?
    Dass Yann Fliesenvorlagenmaler ist - das habe ich erst dann entschieden als ich michf ragte, ob es noch etwas "Schicksalhaftes" geben könnte für die beiden. ich hatte mir vorne quasi eine Lösung gebaut, ohne zu wissen, dass ich sie hinten brauche. DAS sind Augenblicke während des Schreibens, die unerklärbar sind, magisch, und weswegen ich es so so liebe.


    Zitat

    Es war das schönste Schweigen, das Marianne je gehört hatte.


    Zitat

    Ich mag Schweigen manchmal genauso wie eine rege Unterhaltung und fand diesen Satz einfach schön


    Oh, danke Dir! Wirklich, ich finde, Schweigen lügt nie. Man fühlt es, welche Beschaffenheit jede Wortlosigkeit hat, welche Stille wie auf der Seele wiegt.


    Liebe Grüße –


    Nina

  • Danke für die vielen Informationen, liebe Nina!


    Es wäre sicher interessant gewesen, etwas mehr über Yanns Hintergrund zu erfahren, und auch die Auseinandersetzung zwischen Lothar und Grete birgt Potential :grin. Aber wenn ich so darüber nachdenke, gefällt es mir gut so wie es ist. Die Personen, die Marianne auf ihrem Weg zur Selbstfindung begleiten sind ausgesprochen gut charakterisiert und müssen nicht unbedingt tiefer ausgeleuchtet werden.


    Gaben die blauen Hortensien aus Pascales Garten die Inspiration zum Cover des Buches? :-)


    @ Nachtgedanken
    Stimmt! Über den Titel habe ich ebenfalls nachgedacht und glaube auch, in diesem Abschnitt die Erklärung gefunden zu haben :-]. Sie nimmt das geliebte und lang entbehrte Akkordeon mit ans Meer und spielt zum ersten Mal wieder im Licht des Mondes - und dann noch Hijo de la Luna!


    Für mich eh erstaunlich, wie der brummige Emile die geheimen Wünsche und Bedürfnisse von Marianne erspürt - sogar noch ehe sie ihr selbst bewusst werden. Auch zum Autofahren hat er sie genötigt, was sie bei Lothar nie durfte. Oder war es die reine Notwendigkeit der Einkaufstour, die ihn dazu gebracht hat :gruebel? Empfunden habe ich es so eigentlich nicht.


    Das Kapitel 27, die beiden Liebenden im "Zauberwald Brocéliande", sehe ich ein bisschen zwiegespalten. Interessant gestaltet und "zauberhaft" mit den Bezügen zwischen Merlin und Viviane aus der alten Sage und den beiden Verliebten der Gegenwart, aber für meinen persönlichen Geschmack stellenweise ein bisschen viel Pathos. Es gibt immer wieder mal Passagen, in denen ich denke, dass Blumigkeit und Poesie "too much" werden, aber regelmäßig kommen dann Sätze, die mich völlig hinreißen und jeden Anflug von Kritik vergessen lassen. Unter ganz vielen anderen auch der Satz am Ende von Kapitel 27:" Aus zwei Schatten am Uferboden wurde einer." Fast schon kitschig - aber sooo schön :anbet!


    Das Ende dieses Abschnitts gleicht einer kalten Dusche, die einen aus der Verzauberung holt :-(. Aber es macht auch neugierig!

  • :wave Hallo Nina,


    vielen lieben Dank für deine Erklärung wegen der Fliesen! (Hi - jetzt hatte ich mich erst vertippt und Fliegen statt Fliesen geschrieben :lache)!
    Ich finde es ja sehr spannend, zu erfahren, wie eine Idee entstanden ist und wie ich mir so ein "Klickkling im Kopf" vorstellen kann!
    Übrigens, diese Seite der TV Movie kenne ich gut, da wir die Zeitschrift oft gekauft haben - sehr unterhaltsam diese "10 Dinge".


    Um nochmal auf das Schweigen zurückzukommen - ich hab mal ein Zitat gefunden, das sich ebenfalls darauf bezieht und das ich auch sehr mag:

    Zitat

    Ein Freund ist jemand, mit dem man über dieselben Dinge schweigen kann.


    Leider weiß ich nicht, von wem das ist...


    Lieben Gruß
    Sandra

  • Liebe Literaturbrummi-Sandra,


    das Zitat ist von George Bernhard Shaw. Irisch-englischer Schreiber mit enormem Spitzbart, produzierte zig Aphorismen. Frage mich bis heute, wer ihm die Hemden gebügelt hat.



    Liebe Lumos,
    was ich echt richtig prima finde, ist: Dass Du, dass Ihr, diese Figuren ernst nehmt und auch an Eigenschaften reibt - wie an Emile, diesen undurchschaubaren Brummelkopp. Vielleicht hat er sich ja selbst überrascht mit seinen Handlungen? Ich erlaube mir, meine Figuren nicht stets zu verstehen - genauso, wie ich Menschen auch nicht immer verstehe. Aber mag. Meistens. :-)


    Lieben Nachtgruß
    _Nina

  • Natürlich bin ich mit diesem Abschnitt auch noch nicht fertig, aber ich möchte einen Satz hervorheben der mir besonders gut gefällt.


    Wer leidet und nichts ändert, braucht es. Dieser Satz steht in fast jedem Ratgeber ;-) und es ist sicher etwas dran sonst würde man es ändern.


    Wobei es manchmal auch schwierig ist etwas zu ändern. Ich kann Marianne sehr gut verstehen, ich bewunder sie sehr. Aber sie hat eben auch keine Kinder. Nunja ich vergesse das sie 60 ist mit 60 sind die Kinder dann auch schon wieder selbstständig.


    Ich habe eine Patientin deren Mann ist gestorben, sie kam auf Station und sagte ich fange jetzt an zu leben. Ich war nie unglücklich in meiner Ehe, aber ich war immer für alle anderen da. Und jetzt bin ich für mich da sie kaufte sich ein Einzelbett, sie ging auf Wellnessreisen. Irgendwie erinnert mich Marianne an sie.


    Yann mag ich sehr das vorsichtieg annähern, soetwas kennt Marianne gar nicht.
    Der Klamotteneinkauf war genial, so eine Freundin hätte ich auch gern ;-)
    Der Friseur termin war schon der Knaller, ich war echt Mäuschen.


    Das erstmal soweit meine Gedanken.