'Die Mondspielerin' - Seiten 283 - Ende

  • Lieber Herr Palomar,
    liebe Nacht- und Büchereulen –


    ich habe zu danken. Es war in jeder Hinsicht, und ist es noch, aufschlussreich. Es ist erstaunlich, wie tief ich hier in Hirne, Herzen und Leben schauen kann; denn ist es nicht so: Es ist ein Dialog zwischen Buch und Leser, und obgleich jeder dasselbe Buch liest, so ist es für jeden ein anderes, und jeder liest dort etwas nur für sich heraus - je nach dem, wer er selber ist.


    Auf bald, und habt es gut; und froh mögen die Bücher sein, die Euch begegnen. Es ist gut, mit wie viel Achtung ihr urteilt.


    Herzlichst für die erste Runde, die bereits ausgelesen hat –


    Nina

  • Was für ein Ende.


    Zuerst der Tod von Sidonie. Marianne wäscht Colette den Kopf, das man nicht unbedingt jeden Wunsch eines Sterbenden erfüllen sollte, schon gar nicht den nach dem Alleinsein beim Sterben. Und praktisch veranlagt wie sie ist, fährt sie gleich mit Colette zu Sidonie.
    Hätte nicht kurz vorher ein neuer Abschnitt der Leserunde begonnen und wäre ich schon wieder ganz im Buch angekommen, hätte ich bei der Szene geheult wie ein Schlosshund. Sicherlich gehört der Tod zum Leben, aber es war so ergreifend geschrieben, da geht einem das so richtig nahe.


    Etwas too much fand ich dann allerdings, dass der Kater Max Marianne zu Claudine führt, deren Wehen zu früh eingesetzt haben und die es nicht mehr bis ins Krankenhaus schafft. Marianne verfrachtet sie in die Küche und hilft ihr bei der Entbindung. Die Kleine schreit nicht und erst nachdem Marianne ihr den Stein von Sidonie in die Hand gelegt hat, gibt das Kind Lebenszeichen von sich. Selbst wenn man an Seelenwanderung glaubt, fand ich das doch irgendwie etwas abstrakt.


    Am Ende finden alle Liebespaare zueinander und es gibt ein Happy End. Marianne nimmt natürlich wieder einen Umweg. Von Selbstzweifeln geplagt folgt sie Lothar, weil sie sich nicht vorstellen kann, dass sie den anderen soviel bedeutet und weil man ja 41 Jahre Ehe nicht einfach wegschmeißt. Sie erkennt aber dann doch, dass Lothar einfach nicht der Mann ist, der zu ihr passt und bei dem sie glücklich ist. Gut finde ich, dass sie dann nicht gleich zurück nach Kerduc geht, sondern erst einmal für sich allein in Paris bleibt. Damit macht sie für mich einen sauberen Cut mit ihrem alten Leben, bevor sie ein neues Leben beginnt. Und das Wiedersehen mit Yann bei der Ausstellung war einfach nur schön.


    Vielen Dank für die schöne Leserunde. Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis mit anderen Leuten gleichzeitig das Buch zu lesen und sich darüber auszutauschen.


    Ganz besonderen Dank aber an Dich liebe Nina Mondspielerin. Zum einen für das zauberhafte Buch, welches mich ganz in den Bann gezogen hat. Hätte ich mir das Buch aus der Bibliothek geholt und nicht bei den Eulen gewonnen, hätte ich mir das im Nachhinein noch gekauft, obwohl ich es schon gelesen hätte. Das Buch ist es einfach wert, das man es mehrmals liest. Es kann einem Hoffnung geben, wenn es einem schlecht geht, es hilft einem, wenn man sein eigenes Leben hinterfragt und es macht einem Mut, das man nicht einfach resignieren soll und das es nie zu spät ist, noch einmal ganz von vorn anzufangen.
    Und danke für die Begleitung der Leserunde. Es wurde keine Frage so einfach im Raum stehengelassen. Jede Frage wurde sehr ausführlich, zum Teil sogar mit Anekdoten und Bildern unterstützt, beantwortet. Man merkt, Du bist mit ganzem Herzen dabei.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von schnatterinchen
    Nun hab ich übrigens auch gegoogelt wer als Hauptdarstellerin in Frage kommt und DAS kann ich mir gar nicht vorstellen :gruebel


    Ich mir auch nicht!!
    Und ich weiß jetzt schon, sollte es bei der Besetzung bleiben, daß ich den Film ganz bestimmt nicht schauen werde.


    Auch von mir ein Dankeschön an alle für die rege und aufschlussreiche Leserunde und an Nina für die ausführlichen und interessanten Erläuterungen, es hat Spaß gemacht!

  • Es war eine sehr interessante Leserunde, die - wenigstens bei mir - Denkanstösse in Richtungen gegeben hat, die ich vorher eigentlich so gar nicht auf dem Zettel hatte. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Teilnehmer waren für mich ein wirklicher Gewinn. Sehr angetan war ich von der Begleitung dieser Leserunde durch die Autorin. Danke Nina. Aus dieser Leserunde heraus gehe ich mit dem Gefühl, bei einer sehr schönen Sache dabeigewesen zu sein. Ein wunderbares Gefühl mit einem Nachhall, der mich schon erstaunt. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Aus dieser Leserunde heraus gehe ich mit dem Gefühl, bei einer sehr schönen Sache dabeigewesen zu sein. Ein wunderbares Gefühl mit einem Nachhall, der mich schon erstaunt. :wave


    Das hast du so schön ausgedrückt, da kann ich mich nur anschließen :write

  • Zitat

    Original von evelynmartina


    Ich mir auch nicht!!
    Und ich weiß jetzt schon, sollte es bei der Besetzung bleiben, daß ich den Film ganz bestimmt nicht schauen werde.


    Auch von mir ein Dankeschön an alle für die rege und aufschlussreiche Leserunde und an Nina für die ausführlichen und interessanten Erläuterungen, es hat Spaß gemacht!


    So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Ich finde, sie passt gut. Sie ist wandlungsfähig genug, um Mariannes Entwicklung gut zu vermitteln.


    Dem Dank an Nina schließe ich mich an, REZI folgt demnächst, Monatshighlightprädikat wurde in der Juli-Statistik bereits verliehen.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ja, die geplante Hauptdarstellerin - ich weiss auch nicht. :gruebel Aber vielleicht kann sie uns ja überzeugen. Das Äussere und das schauspielerische Können dazu hat sie sicher.
    Ich lasse mich überraschen, die Verfilmung werde ich mir wohl schon anschauen.
    Auch, weil ich das Buch nicht ( wie fast alle anderen ) nur mit dem Gefühl/dem Herzen gelesen habe, bei mir lies sich der Verstand einfach nicht ausschalten. ;-) Schade, von daher kann ich jetzt nicht in ebenso euphorische Begeisterungsstürme ausbrechen. :-(
    Mir war das alles, besonders am Schluss, "a touch too much". Zuviele Happy Ends und zuviele aussergewöhnliche, tolle Menschen. :keks
    Meine Meinung zu Lothar habe ich nicht geändert, ich fand ihn im letzten Abschnitt nicht gänzlich unsympathisch, zumindest wurde er mMn nicht so beschrieben. Vielleicht interpretiert man im Laufe des Buches auch einfach zu viel Negatives in ihn hinein........... :gruebel Keine Ahnung.
    Natürlich ist es gut, dass sich Marianne von ihm trennt und ihr neues Leben mit Yann beginnt. Alles andere wäre für alle Beteiligten nicht gut gewesen.


    Für mich alles in allem ein sehr gefühlvolles Buch, mit märchenhaften Tendenzen. Schön zu lesen und wunderbar in der Leserunde begleitet von der Autorin. Danke für die vielen zusätzlichen Informationen und Erklärungen. :blume

  • Zitat

    Original von Lumos
    Senta Berger könnte ich mir in dieser Rolle sehr viel besser vorstellen :-)!


    Ja, sie könnte ich mir auch vorstellen ( obwohl sie auch schon 70 ist :grin ).


    Vielleicht wäre auch Thekal Carola Wied eine gute Besetzung?
    http://www.google.de/search?q=thekla+carola+wied&hl=de&rlz=1T4ADRA_deDE393DE394&prmd=ivnslo&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=J3U2TuTkDIGDOues0e8L&ved=0CC8QsAQ&biw=1024&bih=559

  • Ich hatte ja ganz zu Anfang besagte Dame oder Senta Berger vorgeschlagen. Klar, beide sind älter als Marianne, aber beide sind sehr attraktiv (nicht nur) für ihr Alter und haben ein wandlungsfähiges Gesicht. Senta Berger war vor einiger Zeit in "Frau Böhm sagt nein" zu sehen und verwandelte sich genau in die graue Maus, als die ich Marianne zu Beginn der Geschichte sehe. Und die andere Dame sah ich kürzlich als Alkoholikerin und dann wieder "normal" - erstaunlich, wirklich.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Die letzte Seite ist umgeblättert und ich bin einfach überwältigt von all den Gefühlen, die diese Geschichte und auch dieser letzte Abschnitt in mir ausgelöst haben:
    - Erleichterung über Mariannes und Yanns Zueinanderfinden
    - Stolz darüber, dass Marianne sich traut, ein rotes Kleid zu tragen
    - Ergriffenheit über Sidonies Tod
    - Rührung über Anne-Maries Geburt
    - Freude über Genevièves und Alains neues Glück zu zweit
    - Sorge um Pascale und Emiles gesundheitlicher Zustand
    - Unverständnis für Lothars Verhalten


    ... und auch die Unsicherheit, die richtigen Worte und Beschreibungen zu finden, die diesem "Bijou" unter den Liebesromanen gerecht werden!


    Einigen erschien ja dieser letzte Teil etwas zu überladen zu. Aber ich persönlich finde es sehr schön, dass jede Figur nochmals ihren eigenen Raum bekommen hat. Für mich selber war in dem Abschluss der Geschichte nichts zuviel und nichts zu wenig - einfach genau richtig. :fingerhoch


    Die Symbolik, dass Sterben und Leben so nahe beieinander sind, steht meiner Meinung nach für Mariannes eigene Situation: sie wollte sterben, hat aber das Leben gefunden. Sidonies Stein hat diese Metapher noch verstärkt. Ein Stein - scheinbar leb- und beweglos - trägt in sich die Kraft unzähliger Jahre voller Berührungen mit der Natur und somit dem Leben. Was schlussendlich das Baby zum Atmen animiert hat, ist aber eigentlich nicht wirklich wichtig... Das Leben selber ist doch das, was zählt. Und das hat Marianne nach all den Jahren endlich in der Bretagne gefunden. :-)


    Für die Rezi möchte ich die Geschichte noch ein bisschen auf mich wirken lassen. Aber sie folgt auf alle Fälle noch.


    Ich möchte aber nicht vergessen, dir, Nina, herzlich zu danken für diese wunderbaren Lesemomente und vor allem auch für deine tolle Leserundenbegleitung! Mersi bras! :knuddel1

    Lesen ist ein grosses Wunder

    Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ayasha ()

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Ich hatte ja ganz zu Anfang besagte Dame oder Senta Berger vorgeschlagen. Klar, beide sind älter als Marianne, aber beide sind sehr attraktiv (nicht nur) für ihr Alter und haben ein wandlungsfähiges Gesicht. Senta Berger war vor einiger Zeit in "Frau Böhm sagt nein" zu sehen und verwandelte sich genau in die graue Maus, als die ich Marianne zu Beginn der Geschichte sehe. Und die andere Dame sah ich kürzlich als Alkoholikerin und dann wieder "normal" - erstaunlich, wirklich.


    Jetzt ist bei mir, dank dir, maikaefer, der Groschen gefallen... ;-)


    Hm, aber ich kann mir diese Dame auch nicht so richtig als Marianne vorstellen. Sie ist eine wunderbare Schauspielerin. Trotzdem ist sie meiner Meinung nach zu sehr "grande dame", um "unsere" Marianne darzustellen. Ich würde mir da ein unbekannteres, unverbrauchtes Gesicht wünschen.


    Auch wenn ich allgemein sehr skeptisch gegenüber Literaturverfilmungen bin, wird dann wohl meine Neugier siegen und mich dazu bringen, mir den Film anzuschauen. ;-)

  • Also, ich glaub, sie kann es. Wie gesagt, ich hab sie neulich als Alkoholikerin gesehen - phantastisch.
    Aber Hauptsache, es wird NICHT mit
    Mutter Beimer
    Uschi Glas
    oder der hier schon erwähnten Christine Neubauer (oder gar Veronica Ferres) besetzt.
    Und was Thekla Carola Wied angeht - die ist mir zu "patent", "kumpelhaft" und vor allem zu dünn/kantig.
    Ja, so hat halt jeder sein Bild von Marianne. Ich bin gespannt, wer es denn nun wirklich wird (kennt ihr die Geschichte, wie es zur Besetzung der Rolle von Scarlett O Hara in "Vom Winde verweht" mit Vivien Leigh kam?). Evtl. sollte Nina sich in der Eulengalerie umsehen und die Eulinnen casten (ich bin da nicht bei!) Hach, vielleicht zieht das noch Kreise wie
    "Deutschland sucht die Super-Marianne"
    oder
    "Germanies next Mondspielerin"
    Da eröffnen sich doch ungeahnte Möglichkeiten..,
    (Ich glaub, ich sollte schlafen gehen! :lache) :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer


    (Ich glaub, ich sollte schlafen gehen! :lache) :wave


    Besser is....... :wave :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.


  • Das ist es ja gerade, dass jeder sein eigenes Bild von Marianne macht. Da kommt wohl kaum jemand ran... ;-)


    Leider kenne ich die Besetzungsgeschichte von Scarlett O Hara nicht. Aber du hast mich neugierig gemacht und ich werde gleich mal googeln.


    Schade, dass du ins Bett gehen willst. Ich würde noch gerne weitere deiner Ideen hören/lesen... :grin


    Zitat

    Original von Bouqineur
    Vielleicht doch Marianne Sägebrecht :-D


    Die find ich toll.


    Du wirst lachen, aber an sie habe ich auch schon gedacht... ;-)

  • "Schade, dass du ins Bett gehen willst. Ich würde noch gerne weitere deiner Ideen hören/lesen... "


    Aber verrat mich nicht bei Voltaire! :grin
    Apropos... mit seinem Avatar GEHÖRT der einfach nach Kerdruc. So könnte Emile aussehen. Oder der eine Fischer... Wenn man wüsste, ob unter der Mütze noch Haare sind... :grin


    Aber um auf die Hauptrolle zurückzukommen: Ne, Marianne Sägebrecht wäre optimal, aber ich fürchte, die hat solche Rollen schon öfter gespielt und würde das Ganze zu vorhersehbar machen, oder? Ich meine, sie ist doch der "alles in Ordnung-bring-Typ" (auch, wenn das in "Rosenkrieg" nicht geklappt hat...).
    Und ja, die Entstehungsgeschichte des Vom-Winde-verweht-Filmes ist echt interessant.
    Jetzt fallen mir aber wirklich die Augen zu! :knuddel1 :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)