Totentöchter - Die dritte Generation - Lauren DeStefano [ab 13 Jahre]

  • Rhine wächst in einer Welt auf, in der die Suche nach einem Krebsheilmittel zwar zu einer Heilung dieser Krankheit geführt und eine Generation praktisch unverwüstlicher Menschen hervorgebracht hat – aber den Preis dafür zahlen die folgenden Generationen, denn dadurch wurde ein Gendefekt erschaffen, der junge Frauen mit 20 und Männer mit 25 Jahren sterben lässt. Verzweifelt suchen die „Erstgenerationer“ nach einem Heilmittel, doch bis dahin ist es unerlässlich, dass die jungen Menschen weitere Kinder auf die Welt bringen, bevor die Menschheit ausstirbt.


    Wer das entsprechende Geld hat, kann sich auch gleich mehrere Frauen leisten, da es aber an Freiwilligen mangelt, ist ein regelrechter Sklavenmarkt entstanden, auf dem Kinder und junge Frauen verkauft werden.


    Mit 16 wird Rhine entführt und vom Vater des 21jährigen Linden gekauft. Zusammen mit 2 anderen Mädchen wird sie in die luxuriöse Villa gebracht, in der sie künftig mit ihrem Mann und ihren „Schwesterfrauen“ leben und für den Fortbestand der Art sorgen soll. Die 3 Mädchen dienen als Ersatz für Rose, Lindens Erstfrau, die mit gerade 20 Jahren im Sterben liegt. Während die erst 13jährige Cecily voll in ihrer neuen Aufgabe aufgeht, sind die beiden anderen der neuen Situation gegenüber abweisend eingestellt. Jenna äußert diese Abneigung allerdings eher durch Resignation und kapselt sich ab.


    Doch Rhine gibt sich mit dem goldenen Käfig nicht zufrieden, sie vermisst ihren Bruder und vor allem ihre Freiheit und sinnt vom ersten Tag an auf Ausbruchsmöglichkeiten.


    Die Darstellung dieser düsteren Zukunft klingt erst einmal interessant und nachvollziehbar. Rhine als Charakter macht anfangs einen sehr guten Eindruck, dies lässt allerdings im Verlauf des Buches nach, sie wirkt einfach zu unentschlossen.
    Ihre beiden Schwesterfrauen werden mit der Zeit zu interessanten Figuren, ebenso wie Linden, der junge Ehemann. Gar nicht schlau geworden bin ich aus seinem Vater Vaughn, dessen Ziele und Handlungen bleiben unklar und der Typ ist einfach unheimlich. Auch der Diener Gabriel, zu dem Rhine bald eine enge Bindung verspürt, bleibt leider eher blass.


    Wie würde man selbst entscheiden?
    Die Sicherheit und den Luxus in Gefangenschaft? Oder Flucht in ein ungewisses Leben in dieser düsteren Welt?
    Hoffnung auf ein Heilmittel haben oder die Zeit bis zum frühen Tod einfach bestmöglich nutzen?


    Diese Fragen haben mich auf ein fesselndes Buch hoffen lassen, aber die Umsetzung war leider nicht so spannend. Über weite Strecken schleppt sich die Geschichte ohne große Ereignisse dahin. Das Ende kommt dann recht schnell und überzeute mich persönlich überhaupt nicht.


    Wie derzeit meistens üblich, ist auch hier eine Trilogie geplant, allerdings endet das Buch an einer Stelle, an der man es auch belassen kann. Für mich sind weitere Bände daher absolut kein Muss.

  • Für mich macht es keinen Sinn, das Buch jetzt zu lesen, die Rezi zu schreiben, und sie dann 2 Monate liegen zu lassen ;)
    Ohne die Genehmigung des Verlags hätte ich die Rezi allerdings auch noch nicht veröffentlicht, dafür stehen ja normalerweise die Sperrfristen vorne drin.
    Wenn mich eine Vorab-Rezi anspricht, kommt das Buch auf meine Merkliste, bis es erscheint, verstehe das Problem nicht...

  • „Totentöchter – Die dritte Generation“ von Lauren DeStefano spielt in Nordamerika irgendwann in der Zukunft. 70 Jahre vorher wurden durch ein Genexperiment Krebs und andere schwere Krankheiten ausgerottet. Es entstand eine kerngesunde starke erste Generation. Die meisten dieser perfekten Menschen leben immer noch und werden in Würde alt. Doch ihren Kindern und Enkeln droht ein schlimmes Schicksal: Offensichtlich ist ihr Erbgut so verändert, dass sie anfällig für ein tödliches Virus sind. Ab der zweiten Generation sterben Frauen mit 20 und Männer mit 25 Jahren daran. Dies hat zur Folge, dass es einerseits wenige Kinder gibt, andererseits diese oft Waisen sind. Reiche Männer kaufen sich daher junge, gebärfähige Mädchen, die von sogenannten Sammlern entführt wurden.


    Rhine gehört zur dritten Generation. Vor vier Jahren sind ihre Eltern bei einem Attentat ums Leben gekommen. Seitdem schlägt sie sich mit ihrem Zwillingsbruder alleine durch. Sie ist 16, als sie gekidnappt und zusammen mit zwei anderen Mädchen, der 18jährigen Jenna und der 13jährigen Cecily, mit dem 21jährigen Linden zwangsverheiratet wird. Die drei Mädchen werden quasi auf dem luxuriösen Anwesen von Linden gefangen gehalten. Sie leben wie in einem goldenen Käfig. Dabei geht jedes der Mädchen ganz anders mit der Situation um. Während Cecily glücklich über den ganzen Luxus ist, da sie zuvor in einem elenden Waisenhaus leben musste, ergibt sich Jenna deprimiert in ihr Schicksal. Ihr bleiben ja sowieso nur noch zwei Jahre zu leben. Rhine allerdings leistet sanften Widerstand und denkt an Flucht. Doch bis es so weit ist, vergeht viel Zeit, in der sie manches Mal ins Wanken kommt. Einerseits möchte sie in Freiheit leben und bei ihrem Bruder sein, andererseits entstehen auch freundschaftliche Beziehungen zwischen den „Schwesterfrauen“ und es geht ihr bei Linden materiell gesehen äußerst gut. Auch Linden selbst ist ein angenehmer, sehr gefühlvoller Mensch, der Rhine zu nichts zwingt. Doch schnell erkennt man, dass eigentlich auch Linden ein Gefangener ist, der nichts selbst entscheiden darf. Denn im Prinzip hält sein Vater Vaughn die Fäden in der Hand, und der verfolgt nur sein eigenes Ziel. Dabei ist ihm jedes Mittel recht…


    Lauren DeStefano hat hier ein erschreckendes Szenario entwickelt. Abgesehen davon, dass das Virus genau 20- bzw. 25-Jährige befällt (hier wäre eine gewisse Altersspanne evtl. wahrscheinlicher), halte ich es auch durchaus für möglich, dass so etwas in Zukunft passieren könnte. Und genau wegen diesem erschreckenden Szenario hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.


    Rhine war mir von Anfang an sehr sympathisch, und ich wollte sie nicht allein ihrem Schicksal überlassen. Sie fungiert als Ich-Erzählerin. Dadurch bekommt man sehr viel Einblick in ihre Gedanken und Gefühle, was ich sehr schön fand. Durch die Lebensumstände ist sie in vielerlei Hinsicht viel reifer als heutige 16-Jährige, in anderer Hinsicht aber auch noch Kind.


    Rhine finde ich als Charakter sehr gut dargestellt. Auch die beiden anderen Mädchen, Cecily und Jenna, sowie ihr Ehemann Linden gewinnen im Laufe der Geschichte sehr schön an Kontur. Der Diener Gabriel, der eine große Rolle spielt, und auch Lindens Vater Vaughn bleiben dagegen merkwürdig blass.


    Das erste Viertel des Buches ist unheimlich spannend und mitreißend. Leider fällt die Spannungskurve dann etwas ab. Es wird zu viel über Alltagskram erzählt anstatt die Handlung voranzutreiben. Auch das Ende war etwas zu glatt, ohne Höhepunkt. Die Sprache und der Erzählstil sind den jungen Lesern angepasst. Das Buch lässt sich flott lesen.


    Trotz kleiner Schwächen hat mir das Buch gut gefallen, da es auch dazu anregt, sich selbst Gedanken über sein eigenes Leben und den Umgang mit anderen Menschen zu machen und auch darüber, wie weit die Wissenschaftler gehen sollten.


    Es handelt sich bei „Totentöchter – Die dritte Generation“ um den ersten Teil einer Trilogie. Auf den zweiten Teil bin ich schon gespannt. Man könnte die Geschichte zwar auch mit dem ersten Band abschließen, aber es sind durchaus noch Fragen offen bzw. Handlungsfäden lose.


    Die Empfehlung für Leser ab 13 Jahren kann ich nicht unbedingt befürworten. So junge Leser könnten z.T. mit dem Inhalt überfordert sein. Ich würde das Buch eher ab 15 oder 16 Jahren empfehlen.

  • Meine Meinung: Als ich neben dem Titel „Totentöchter“ den Zusatz „Die dritte Generation“ las, dachte ich, dass es sich um den dritten Teil einer Serie handeln würde, doch handelt es sich hier um den ersten Teil einer Trilogie.


    Dystopien sind zurzeit sehr angesagt und mich interessierte dieser Anti-Utopie-Entwurf von Lauren Destefano, der in einer fernen Zukunft spielt. In dieser Zeit hat es die Wissenschaft endlich geschafft, die großen tödlichen Krankheiten wie AIDS und Krebs zu besiegen, doch der Preis, der dafür gezahlt werden muss, ist hoch, denn die Lebenserwartung von Mädchen liegt bei 20 Jahren, junge Männer sterben mit 25.
    Rhine ist 16 und wird zusammen mit zwei anderen jungen Frauen entführt, um ihre letzten Jahre als Ehefrau dem reichen Linden Kinder zu schenken. Eingesperrt im Luxus eines großen abgeschiedenen Hauses auf dem Land sind sie ihrem Schwiegervater Vaughn und Linden ausgeliefert. Linden ist zwar sehr nett und rücksichtsvoll , doch bleibt das Haus ein Gefängnis.Besonders Rhine, die ihren Zwillingsbruder vermisst, kann an nichts anderes als an Flucht denken.


    Ich war etwas enttäuscht von diesem Buch, denn der Stil ist sehr einfach gehalten und man merkt bei jedem Satz, dass man es hier mit einer sehr jungen Autorin zu tun hat, die mehr Wert auf ihre Handlung, als auf die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere legt. Allerdings gehöre ich nicht zur jugendlichen Zielgruppe und so mag es sein, dass die fehlende Tiefe und die leicht zu lesenden Sätze, dort besser ankommen.
    Von Welt in der Rhine und ihr Zwillingsbruder vor ihrer Entführung lebten, hätte ich gern mehr erfahren. Es bleiben einfach zu viele Fragen offen. Die Charaktere bleiben blass und die Handlung hätte wesentlich mehr Potential zu bieten gehabt. Ich konnte leider nicht in die Geschichte eintauchen und hatte die meiste Zeit das Gefühl, dass mir hier jemand eine Geschichte erzählt. So fand ich die Idee dieses Romans zwar nicht schlecht, doch wirklich mitreißen konnte sie mich nicht.


    Mein Fazit: Eine interessante Grundidee, die besser hätte ausgebaut werden können. Ich gehöre wahrscheinlich einfach nur zur falschen Zielgruppe um begeistert zu sein…

  • Meine Meinung


    „Totentöchter“ ist der 1. Teil einer Trilogie, bei der Rhine in der Ich-Form die Geschichte erzählt.
    Nachdem Menschen künstlich verbessert wurden, um länger und gesünder leben zu können, sterben ihre Kindeskinder schon früh. Rhine wird mit zwanzig sterben, in vier Jahren. Bis zu ihrer Entführung hat sie mit ihrem Zwillingsbruder zusammengelebt und hat mehr schlecht als recht überlebt. Jetzt, nach der Entführung in ein reiches Herrenhaus, hat sie alles, was sie sich wünschen kann, aber dafür lebt sie in einem goldenen Käfig. Als sie sich in einen jungen Mann verliebt, obwohl sie zwangsverheiratet ist, muss sie sich entscheiden, wie sie weiterleben möchte.


    Zwar wird man schnell in diese neue Welt eingeführt und es wird bald auch die (verbotene) Liebesgeschichte deutlich, aber ansonsten plätschert alles recht lange vor sich hin. Die Grundidee ist sehr gut und hat viel Potenzial, auch werden die Veränderungen in Gesellschaft und der Politik gut vermittelt. Aber die Figuren blieben mit mit ihren Gefühlen und ihrem Verhalten oft unverständlich und viele Fragen bleiben offen.
    Den Nachfolger „Fever “, der im Original schon erschienen ist, werde ich nicht zwingend lesen, aber vielleicht ist er besser als dieser Auftakt.

  • Sie sind jung und schön, doch dem Tod geweiht
    Rhine ist sechzehn Jahre alt – und wird in vier Jahren sterben. Ein missratenes Genexperiment hat katastrophale Folgen für die Menschheit: Frauen leben nur bis zum zwanzigsten, Männer bis zum fünfundzwanzigsten Lebensjahr. In dieser Welt ist nicht ungewöhnlich, was Rhine passiert: Sie wird entführt und mit dem reichen »Hauswalter« Linden in eine polygame Ehe gezwungen, um möglichst schnell Nachkommen zu zeugen. Rhine präsentiert sich eine glitzernde Welt voller Luxus und Reichtum – eine Welt ohne Freiheit. Gemeinsam mit dem Diener Gabriel plant Rhine ihre Flucht, bevor es zu spät ist…


    Eine düstere und ziemlich grausame Zukunftsvision legt uns Lauren DeStefano mit ihrem Erstlingswerk vor. Sie schafft es jedoch, diese erschreckende Vision in eine spannende und romantische Handlung zu kleiden, um zwar zu zeigen, was mit diesen Menschen passiert und wie diese Welt aussieht, aber um mit diesen Themen ihr ein wenig von der Hoffnungslosigkeit zu nehmen; es gibt immer Hoffnung, selbst in den düstersten Zeiten. Lauren DeStefano schafft es, dem Leser die gesamte Bandbreite an Emotionen zu vermitteln, ohne etwas zu beschönigen. Dies macht das Buch zu etwas ganz Besonderem. Die Geschichte um Rhine hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und mich in ihren Bann gezogen, denn vielleicht könnte die Welt tatsächlich früher oder später so aussehen. Kurz, dieses Buch hat mich derart gefesselt, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe. Ein wirkliches Schmankerl unter den Buch Neuerscheinungen dieses Jahres, das man unbedingt lesen muss. Ich bin schon ganz begierig darauf zu erfahren, wie es mit Rhine und Gabriel weitergeht.


    Durch vielschichtige Charaktere, die nach und nach ihre Geschichte offenbaren und eine Ich-Erzählerin die weiß was sie will, wird eine authentische und realistische Handlung geschaffen. Die Liebe zwischen Gabriel und Rhine ist im Moment noch sehr zart, aber die Unterschwellige Romantik ist mit allen Fasern spürbar. Dass Rhine auch Gefühle für Linden hegt macht das Ganze noch dramatischer und spektakulärer.


    Die Sprache ist für ein Jugendbuch mehr als angemessen, denn sie ist flüssig zu lesen und bewegt sich auf allen Sphären der Erzählkunst; sie trägt einen großen Teil zu der atmosphärisch dichten Handlung bei.


    Schön finde ich das Cover (Vorder-und Rückseite), denn es stellt einen starken Bezug zur Handlung her ohne dem Leser vorher zuviel zu verraten. Auch die Farbwahl ist sehr geschmackvoll, um es zu einen Prachtstück in jedem Regal zu machen.

  • Seit dem Tod ihrer Eltern sind die 16-jährige Rhine und ihr Zwillingsbruder Rowan auf sich allein gestellt und versuchen gemeinsam die letzten paar Jahre ihres Lebens zu überstehen. Denn eines wissen sie mit Sicherheit: wann sie sterben werden. Rhine und Rowan gehören nämlich zu den neuen Generationen. Vor siebzig Jahren gelang es Wissenschaftlern sämtliche Krankheiten zu beseitigen und die Kinder zu perfektionieren. Die meisten dieser völlig gesunden Kinder sind heute noch am Leben, sie sind die erste Generation. Doch von ihren Kindern und Kindeskindern kann man das nicht behaupten. Sie werden zwar genauso gesund geboren, aber sterben bevor ihr Leben überhaupt richtig begonnen hat. Die Mädchen erreichen gerade mal ein Alter von zwanzig Jahren, die Jungen sterben mit fünfundzwanzig.


    Um die Menschheit vor der Ausrottung zu Bewahren und einen Ausweg zu finden, sind die wohlhabenderen Haushalte darum bemüht neue Kinder zu züchten. So genannte Sammler verdienen sich ihr Geld damit unzählige Mädchen auf der Straße weg zu fangen und die geeigneten unter ihnen als Bräute an eben jene Haushalte zu verkaufen. Die restlichen Mädchen zwingen sie zur Prostitution oder töten sie. Auch Rhine tappt trotz aller Vorsicht schließlich in die Falle eines solchen Sammlers. Doch sie hat Glück, mehr oder weniger jedenfalls, denn sie wird als Braut auserwählt. Von nun an soll sie ihre verbleibenden Jahre als eine der Ehefrauen des Hauswalters Linden fristen und seine Kinder gebären. Zunächst fügt sie sich in ihr Schicksal um sein Vertrauen zu gewinnen, aber sie ist fest entschlossen früher oder später zu fliehen und zu ihrem Bruder zurückzukehren …



    Mit Totentöchter ist Lauren DeStefano ein unheimlich fesselndes Debut geglückt, das sich sowohl durch die Handlung als auch durch das gesamte Setting von der Masse abhebt.


    Die Autorin hat eine faszinierende wie auch erschreckende Zukunft geschaffen, in die man gespannt hineintaucht und jede Information interessiert aufsaugt. Mit Ausnahme von Nordamerika wurden alle Länder und Kontinente durch den Dritten Weltkrieg zerstört und das stetige Sterben der neuen Generationen hat die Menschheit in Panik versetzt. Der Tod ist allgegenwärtig und man kann sich nur schwer vorstellen, wie es sein muss zu wissen, wann man stirbt und dass einem nur so wenig Zeit auf der Welt bleibt. Verschlimmert wird die Situation, vor allem für junge Frauen, dann noch einmal dadurch, dass nur sie die Menschheit vor der Existenzvernichtung bewahren können indem sie möglichst viele neue Kinder gebären bis die Wissenschafter vielleicht irgendwann einmal ein Gegenmittel gegen das Virus finden, das die neuen Generationen nach nur wenigen Jahren immer dahinrafft. Aus diesem Grund laufen diese Frauen ständig Gefahr entführt und verschleppt zu werden, insbesondere wenn sie hübsch genug sind um als Bräute verkauft zu werden.


    Spätestens bei dem Gedanken an das Schicksal einer Braut dürfte es jeder halbwegs emanzipierten Frau kalt den Rücken hinunter laufen. Von der persönlichen Aufwärterin zu Recht gemacht wie ein Püppchen wird man mit einem fremden Mann verheiratet und soll dann darauf warten, dass dieser die Ehe vollzieht um als Gebärmaschine herzuhalten. Doch es kommt noch schlimmer, denn es bleibt in der Regel nicht bei einer Braut. Polygamie ist ein zentraler Bestandteil der Welt, die Lauren DeStefano kreiert hat. Allein die Vorstellung in einer polygamen Ehe gefangen zu sein löst eine Gänsehaut aus, genauso wie das Wort „unser“ in Verbindung mit „Ehemann“. Die Szenen, in denen alle drei Ehefrauen gemeinsam mit ihrem Mann turteln oder wenn er erst das Bett mit der einen teilt und dann gleich im Anschluss eine andere küsst, lösen, zumindest beim weiblichen Geschlecht, unangenehme Gefühle aus.


    Besonders gelungen sind der Autorin außerdem die verschiedenen Charaktere. Sie sind alle sehr unterschiedlich und facettenreich. Das gilt sowohl für die Protagonisten, als auch für manche Nebencharaktere, wie zum Beispiel die Aufwärter.



    Im Vordergrund steht natürlich die Hauptfigur Rhine, aus deren Sicht die Handlung auch geschildert wird. Sie denkt und handelt sehr reif und überlegt für ihr Alter. Das ist allerdings auch verständlich nach allem, was sie schon durchgemacht hat und wenn man bedenkt, dass ihre eigentliche Kindheit spätestens mit dem Tod ihrer Eltern vorüber war. Sie vermisst ihren Bruder Rowan sehr und plant nicht zuletzt auch wegen ihm ihre Flucht. Trotz aller Annehmlichkeiten, die das Leben als Braut mit sich bringen mag, ist sie eine Gefangene und möchte lieber in Freiheit sterben, was man als Leser sehr gut verstehen kann.
    Durch die Ich-Perspektive gelingt es der Autorin gut und vor allem sehr nachvollziehbar Rhines widersprüchliche Gefühle gegenüber Linden darzustellen. Einerseits hasst sie ihn, weil er ihr alles genommen hat und sie gefangen hält, andererseits hat sie auch Mitgefühl für ihn wegen seiner eigenen Verluste.


    In dem Dienstboten Gabriel findet Rhine eine Art Freund und Gleichgesinnten, denn er hat Ähnliches durchgemacht und kann ihre Gefühle nachempfinden. Mit ihm kann sie über ihre wahren Gefühle sprechen und mit der Zeit kommen sich die Beiden etwas näher, was für ein paar romantische Momente sorgt.


    Als die Bräute auf das Anwesen gebraucht werden ist auch die 20-jährige Rose, Lindens erste Frau, noch am Leben und Rhine freundet sich ein wenig mit ihr an. Zu diesem Zeitpunkt kann man Rose noch nicht so richtig einschätzen, später erlangt aber auch ihre Figur noch mehr Tiefe durch die Informationen, die man nach ihrem Tod erhält.


    Zu ihren Schwesterfrauen baut Rhine mit der Zeit ebenfalls eine enge Bindung auf, zu Jenna sogar noch mehr als zu Cecily. Beide sind sehr verschieden und während man Jenna schnell lieb gewinnt, weiß man bei Cecily nicht so recht, ob man sie für ihre Naivität verabscheuen oder bemitleiden soll.
    So ähnlich ergeht es einem auch mit Linden. Mögen wird ihn wohl niemand, aber richtig hassen kann man ihn auch nicht, da er genauso naiv ist wie Cecily, völlig unter der Kontrolle seines Vaters steht und keine Ahnung von der Realität hat.
    Es gibt jedoch eine Figur, die man auf jeden Fall hassen kann: Hausprinzipal Vaughn, Lindens Vater. Er ist nicht nur Angst einflößend, sondern auch ohne Herz oder Mitgefühl. Die einzige Ausnahme dabei bildet vielleicht sein Sohn, wobei das auch etwas fraglich ist bei all den Lügen, die er ihm auftischt.


    Die Handlung selbst ist zwar fesselnd, gerät aber in der Mitte der ersten Hälfte etwas ins Stocken, da nicht wirklich viel passiert. Im Gegenzug erhält man dafür aber viele interessante Hintergrundinformationen, z.B. über die Vergangenheit von Gabriel oder Jenna, die das wieder gut machen und die Neugier des Lesers aufrechterhalten. Die Gedanken und Gefühle der Figuren, insbesondere die von Rhine, sowie ihre Beziehungen untereinander stehen bei diesem Buch einfach mehr im Vordergrund. Trotzdem fiebert man mit Rhine mit und möchte weiter lesen. Erst zum Schluss kommt noch richtig Spannung auf.


    Da Totentöchter der erste Teil einer Trilogie ist, bleiben natürlich einige Fragen offen, beispielsweise ob die Wissenschaftler je ein Heilmittel gegen das Virus finden werden oder ob Rhine ihren Bruder jemals wieder sehen wird. Das Buch ist aber wenigstens soweit in sich abgeschlossen, dass es einen nicht mit einem Nerven aufreibenden Cliffhanger quält. Das hat es auch gar nicht nötig, da man die Fortsetzung zu diesem Roman so oder so lesen wird.



    FAZIT
    Totentöchter ist ein sehr gelungenes Debut, das vor allem durch die vielseitigen Charaktere und die schreckliche sowie faszinierende Zukunftsvision überzeugen kann. Obwohl es eine Dystopie ist, von denen der Markt zur Zeit geradezu überschwemmt wird, hebt es sich somit von der Masse ab. Die Fortsetzung wird man sich nach diesem Trilogieauftakt auf keinen Fall entgehen lassen!