Das Licht in einem dunklen Haus
Jan Costin Wagner
ISBN: 978-3869710167
Galiani Berlin
309 Seiten, 19,99 Euro
Über den Autor: Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als freier Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main und in Finnland, seiner zweiten Heimat. Unlängst erschien seine erste Song-writer-CD „behind the lines“. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet (Deutscher Krimipreis, Nominierung zum Los Angeles Times Book Prize u.a.) und sind in alle wichtigen Weltsprachen übersetzt.
Klappentext: Der Mord an einer ohnehin todgeweihten Frau stellt die Polizei im finnischen Turku gleich vor mehrere Rätsel: Wer dringt in ein Krankenhaus ein, um eine Komapatientin zu töten? Und was ist das für ein Mörder, der auf dem Bettlaken des Opfers eine einzige Spur hinterlässt - eine Substanz, die die Kriminaltechnik nach kurzem Zweifel als Tränenflüssigkeit identifiziert. Eigentlich müsste Kimmo Joentaas ganze Aufmerksamkeit dem Versuch gelten, die ungewöhnliche Tat aufzuklären - aber der junge Ermittler hat gerade eine andere, für ihn viel existentiellere Sorge: Larissa, die Frau, die unvermutet wieder Licht in sein von Trauer verschattetes Leben brachte, ist spurlos verschwunden. Während der rätselhaft souveräne Täter in verschiedenen Städten weitere Opfer findet, führt Kimmo Joentaa die beharrliche Suche schließlich in ein kleines Dorf in der tiefsten finnischen Provinz - und mitten hinein in die Dunkelheit eines lange vergangenen Sommers.
Meine Meinung: Wagners nordisch spröder Ermittler Kimmo Joeentaas der schon „Im Winter der Löwen“ einen außergewöhnlichen Fall zu lösen hatte, bekommt es mit einer neuen rätselhaften Mordserie zu tun. Eine Frau, die ohnehin bald sterben wird, wird ermordet und nur kurz danach gibt es noch andere Opfer – und niemand kann sich einen Reim darauf machen.
Schnee fällt und es geht auf Weihnachten zu, als Kimmo und seine Kollegen sich mit den Geschehnissen eines Sommers beschäftigen müssen, die lange zurück liegen und die doch jemandem so sehr in Erinnerung geblieben sind, dass er einen unheimlichen Rachefeldzug beginnt.
Joeentaas bleibt auch in diesem Buch dem Leser auf eine sympathische Art immer ein wenig fremd, seine Gedankengänge und sein Handeln oft nicht nachvollziehbar, aber zum Plot und zum etwas düsteren finnischen Winter passt dies sehr gut. Ähnlich wie Kimmo wird auch dessen neue Freundin Larissa nur mit einer gewissen Distanz geschildert – ihr Verschwinden und die wenigen Fragen, die Kimmo stellt, obwohl er sie vermisst, ihr ganzes Verhalten ihm gegenüber waren mir dann zwar doch ein wenig zu nordisch kühl und nicht verständlich, das hat aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan, denn wieder hat mich die dichte Erzählung eingefangen, war es die Stimmung, die mich sofort in den Bann gezogen hat und der gut konstruierte Fall, der die Spannung nicht abreißen ließ.
Mein Fazit: Der Beweis, dass man auf der Suche nach guten skandinavischen Kriminalfällen auch bei deutschen Autoren fündig werden kann. Unbedingt lesenswert.