'Der Untergeher' - Seiten 001 - 050

  • :wave


    So, steh auf Seite 15..
    Mein erster Eindruck: Schnell Schreibweise, redet ohne Kapitel- und Absatzeinteilung und daher schnell.
    Wenn ich nicht aufpasse, verpass ich die Hälfte.. :grin


    Aber Bernie schreibt frisch und schwungvoll!


    Mal ne Frage, wer spielt/e von euch Klavier oder ein anderes Musikinstrument und kann sich mit diesen Gedankengängen infizieren / bzw. identifizieren?


    Liebe Grüße,
    Kathrin

  • Ich hab gerade in ner halben Studne die ersten 50 Seiten heruntergelesen...Kathrin du hast recht, es liest sich verdammt schnell, allerdings finde ich es etwas unübersichtlich so ganz ohne Absätze.
    Seltsamerweise nerven mich auch die teilweise doch sehr verschachtelten Sätze überhaupt nicht, im Gegenteil ich empfinde sie irgendwie als schön.


    Wenn ich allerdings noch einmal "sagte er, dachte ich." Lesen muß, dann wird mir glaub ich schlecht. :lache


    Klavier/ Instrument spiele ich keins, allerdings kann ich mich zur Zeit irgendwie ganz gut mit der negativen Grundeinstellung und Zurückgezogenheit der drei Protagonisten identifizieren....das macht mir ein bißchen Angst.

  • So, starte nun auch. Habs ja schon mal gelesen, aber schon allein aus sprachlichen Aspekten lohnt es sich, das noch mal zu tun. Mit den fehlenden Absätzen hatte ich damals zunächst Probleme, die sich aber schnell eingestellt haben. Und ich hatte auch angenommen, ich würde oft zurückspringen müssen, weil dadurch Verständnisprobleme hätte. War aber nicht so und kann euch zustimmen: es liest sich unheimlich schön und schnell. Spricht für einen Künstler im Umgang mit dem Wort.

    Und auch gleich ne Frage: die Goldbergvariationen, kann mir da jemand was drüber sagen? Bin nämlich gar nicht vom Fach... Mir ist, als hätte ich mich beim ersten Lesen schon mal informiert, aber ist mir entfallen.


    Beeindruckt hat mich damals wie heute, wie sehr der Icherzähler und Wertheimer vom Talent des Gould in ihrem weiteren Leben geprägt werden. Von Beginn an, schon auf Seite zwei, wird das deutlich. Es bedeutet ja nicht, dass sie selbst nicht gut wären. Sie schätzen Gould einfach als besser ein. Und das bestimmt ihr Denken und Handeln. Und den Romanfortgang.
    Ist das eine Sache, die so ausgeprägt nur unter Männern passieren kann? Konkurrenzdenken unter Frauen wirkt sich dann doch anders aus. Oder passieren im Kopf da ähnliche Dinge...

  • Flöt:


    Goldbergvariationen.... ich glaube mich zu erinnern, daß es ein sehr schönes Klavierstück ist, leider nicht ganz einfach zu spielen....

  • aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


    Die Goldberg-Variationen sind ein Klavierwerk von Johann Sebastian Bach (BWV 988 ). Von Bach selbst wurde das Stück als Aria mit verschiedenen Veraenderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen bezeichnet. Das Werk wurde 1741 als "Klavierübung IV. Teil" gedruckt. Benannt wurde es nach dem Komponisten und Cembalisten Johann Gottlieb Goldberg (ein Schüler Bachs). Dieser sollte dem russischen Gesandten am Dresdner Hof, dem Grafen Keyserlingk, der an Schlaflosigkeit litt, aus dem Werk vorspielen.


    Auf die melodische Arie folgen 30 Variationen nach deren Bassthema. Als bekanntester Interpret der Neuzeit gilt vor allem der Kanadier Glenn Gould, obwohl es inzwischen auch andere gute Einspielungen gibt, z.B. von Murray Perahia.


    Bedeutung: Das Werk fordert einen ungewöhnlich hohen Grad an Virtuosität vom Spieler und gilt als schwierigste Klavierkomposition Bachs, unter anderem deshalb, da das Werk für ein zweimanualiges Instrument komponiert wurde und die Ausführung auf einem gewöhnlichen Klavier oder Flügel sich als schwierig erweist. Es kann zusammen mit der Kunst der Fuge als Höhepunkt in Bachs Musikschaffen für Tasteninstrumente angesehen werden.

  • Zitat

    Original von Tanzmaus
    aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


    Auf die melodische Arie folgen 30 Variationen nach deren Bassthema. Als bekanntester Interpret der Neuzeit gilt vor allem der Kanadier Glenn Gould, obwohl es inzwischen auch andere gute Einspielungen gibt, z.B. von Murray Perahia.


    .


    Ach den gabs wirklich *fällt aus allen Wolken*

  • Offensichtlich .. hier hab ich noch was ...



    Johann Sebastian Bach


    Goldberg-Variationen BWV 988
    Komponiert: 1742, Uraufführung: Datum unbekannt
    Wie der Bach-Biograf Forkel auf die Mär verfiel, diese "Aria mit verschiedenen Veränderungen" sei zur Entspannung des schlaflosen Grafen Keyserlingk komponiert worden, wird mir ewig ein Rätsel bleiben: Ich werde immer wacher von den "Goldberg-Variationen". Und selbst wenn der Graf tatsächlich gut geruht haben sollte, ist der Cembalist und Namenspatron Johann Gottlieb Goldberg bestimmt noch lange aufgeblieben - im Zweifel, um zu üben, denn dieser Zyklus gehört zum Schwersten, was Bach komponiert hat.
    Die bekannteste Einspielung der "Goldberg-Variationen" renommiert gerne damit: Glenn Goulds Kühlschrank-Version aus dem Jahr 1981. Ich ziehe die jugendfrische erste Interpretation Goulds von 1955 vor: Hier erhält der Hörer nicht eisige Botschaften aus einer autistischen Wahnwelt, sondern erlebt einen feurigen Tastenkünstler, der fest auf dem Boden romantischen Klangsinnes steht, um von dort aus seine metaphysischen Höhenflüge zu starten.
    Mein Problem bei Gould: Ich komme nicht immer hinterher, wenn er abhebt. Das heißt nicht, daß man dieses Werk so harmlos glätten muß wie András Schiff oder es gar so lieblos herunternudeln darf wie der Jazzer Keith Jarrett bei seinem verunglückten Cembalo-Ausflug. Der junge Claudio Arrau fand 1942 eine ganz andere Lösung - er glaubte den Noten. Seine Version wurde erst nach mehr als einem halben Jahrhundert veröffentlicht, weil der formvollendete Gentleman der polnischen Cembalistin Wanda Landowska bei RCA den Vortritt gelassen hatte (sie war gerade emigriert und brauchte Geld). Daraufhin wurde der Schatz vergessen und erst vor zehn Jahren gehoben (RCA GD 87841) - und jüngst schon wieder aus dem Katalog gestrichen, in dem der Aufnahme ein Ehrenplatz gebührte.
    Innige Vertrautheit mit der geistigen Welt der Bachschen Musik paart sich bei Arrau mit einer Souveränität der musikalischen Formung, die alles ganz selbstverständlich auseinander wachsen läßt. Tänzerische Grazie verbindet sich zwanglos mit einer polyphonen Klarheit, der auch das altertümliche Klangbild der Aufnahme überhaupt nichts anhaben kann. Jede Phrase kennt ihr Ziel, weiß um ihren Sinn. Man muß nur mal hören, mit welch überirdischer Leichtigkeit Arrau beide Stimmen des Terz-Kanons (Variation 9) singen läßt.
    Einer der wenigen, die ähnlich tief in die Geheimnisse dieses tönenden Kosmos eingedrungen sind, ist der Cembalist Gustav Leonhardt. Seine jüngst wiederveröffentlichte Fassung der "Goldberg-Variationen" aus dem Jahre 1965 zählt zu den Sternstunden historischer Musizierpraxis. Es ist erstaunlich, wie sehr sich die musikalischen Resultate dieser beiden Expeditionen ähneln: Arraus Flügel hat natürlich - im Gegensatz zum Cembalo - dynamische Spannbreite, dafür kann Leonhardt flexibler mit minimalsten Tempo- und Artikulationsschwankungen spielen. Aber das, worauf es immer ankommt, die Musik selbst, tritt in beiden "Sprachen" gleich deutlich zu Tage. Und noch eines kann man bei diesen großen Männern lernen: Ihre Kunst wächst aus Gelassenheit. Dieses Werk verfehlt, wer es um jeden Preis zu erreichen trachtet.
    Quelle

  • Vielen Dank, Tanzmaus, für die Infos zu den GoldbergVariationen! Vielleicht sollte man mal reinhören. Und auch noch von Bach Wusste es echt nicht mehr.
    Dass Gould tatsächlich existiert, auch nicht. Hab eine Seite über ihn gefunden, schaut mal HIER

  • Hab auch nichts gefunden. Aber zu Horowitz, bei dem die drei gelernt haben, hab ich bisschen gestöbert. So aus der Erinnerung. Müsste dann DER sein???


    Hab heut auch noch ein bisschen Zeit weil fast freier Tag, komme also nachher wieder zum Lesen.


    Was meint ihr denn zu dieser Konkurrenz? Man stellt für sich fest, dass der andere besser ist. Und es erwächst weniger Neid, als vielmehr die Entscheidung, das Ganze für sich dann auf Eis zu legen. Es macht scheinbar keinen Sinn mehr, das Klavierspielen weiter zu betreiben, nachdem man mit Goulds Genialität konfrontiert wurde. Muss da ständig drüber nachdenken...

  • Hallo Zusammen,


    Also bisher finde ich das Buch so mittelprächtig.
    Die geschichte ansich finde ich ganz nett. Nachvollziehen kann ich die Gefühle der personen zwar nicht, da ich kein Instrument spielen kann, aber der Schreibstil ist gut. Die Langen Sätze stören mich nicht, aber das keine Absätze sind, das finde ich ziemlich doof. Und noch viel schlimmer finde ich , dass das Buch überhaupt nicht unterteilt ist, keine Kapitel, nix. Das ist sehr ungünstig, denn da hab ich überhaupt keinen Anhaltepunkt, wenn ich müde bin oder so. :grin


    Das es die Personen wirklich gab, dass wusste ich auch noch nicht, ist ja interessant.

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Hallo Zusammen,


    So diesen Anschnitt habe ich fertig.
    Aber mal ehrlich, dass Buch wird immer doofer !



    Auf Seite 29: Der auf dem Land Lebende verdummt mit der Zeit, ohne dass er es merkt, eine Zeit lang glaubt er, es sei originell und seiner Gesundheit förderlich, aber das Landleben ist überhaupt nicht originell sondern eine Abgeschmacktheit für jeden, der nicht auf dem Land und für das Land geboren ist, und es ist seiner Gesundheit nur schädlich.


    Wie bitte kommt man auf so einen Müll ? Was hat der denn für Ansichten ??



    Weiter hinten dann:
    Unser Freund hat unseren Tod bedeutet.


    Was soll das ? Geben die beiden ernsthaft Glenn die Schuld an ihren gescheiterten Existenzen ? Kann ja wohl nicht angehen.



    Später gibt Wertheimer die Schuld an seinem Scheitern seinen Eltern und seiner Schwester.
    -> So wie Wertheimer dauernd rumjammert wundert es mich, dass er überhaupt so alt geworden ist.
    -> Warscheinlich hat er erst nach Gleens Tod den Mut zum Sterben gefunden. Oder er war eifersüchtig weil Glenn das war was ers ein wollte, Tod nämlich. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen, dass er etwas wollte was Glenn hatte.

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Zitat

    Original von melanie
    Auf Seite 29: Der auf dem Land Lebende verdummt mit der Zeit, ohne dass er es merkt, eine Zeit lang glaubt er, es sei originell und seiner Gesundheit förderlich, aber das Landleben ist überhaupt nicht originell sondern eine Abgeschmacktheit für jeden, der nicht auf dem Land und für das Land geboren ist, und es ist seiner Gesundheit nur schädlich.
    Wie bitte kommt man auf so einen Müll ? Was hat der denn für Ansichten ??


    Finde das so abwegig nicht! Er meint ja nicht, dass das Leben auf dem Land generell unoriginell wäre. Nur für diejenigen, die nicht für das Leben auf dem Land geboren sind! Und ich habe das schon oft erlebt. Bin so ein "Mittelding", geboren und aufgewachsen aufm Land, während des Studiums in Dresden, später in Berlin gelebt, und jetzt wieder auf dem Land. Kann beides. Habe aber viele Leute erlebt, die mit dem Landleben nicht klarkamen und regelrecht krank wurden... Kein Scherz!

  • Zitat

    Original von melanie
    Weiter hinten dann:
    Unser Freund hat unseren Tod bedeutet.
    Was soll das ? Geben die beiden ernsthaft Glenn die Schuld an ihren gescheiterten Existenzen ? Kann ja wohl nicht angehen.


    Das ist es, was mich von Beginn an gefesselt, aber zugleich auch irritiert hat. "Wenn wir dem Ersten begegnen, müssen wir aufgeben". Schon extrem, wie das eigene Versagen versucht wird, auf einen anderen abzuwälzen. Habe mich ständig während des Lesens gefragt, ob so etwas tatsächlich möglich ist. Paradox: Das Lernen mit Horowitz und Gould hat dem Icherzähler überhaupt erst den Zugang zur Musik möglich gemacht, durch diese beiden hat er sich wie er schreibt einen Begriff von Musik überhaupt erst machen können. Und dann ist es Gould, der ihm das Ganze schließlich unmöglich macht. Diese Vorgänge beschäftigen und faszinieren mich.

  • Zitat

    Original von melanie
    Später gibt Wertheimer die Schuld an seinem Scheitern seinen Eltern und seiner Schwester.
    -> So wie Wertheimer dauernd rumjammert wundert es mich, dass er überhaupt so alt geworden ist.
    -> Warscheinlich hat er erst nach Gleens Tod den Mut zum Sterben gefunden. Oder er war eifersüchtig weil Glenn das war was ers ein wollte, Tod nämlich. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen, dass er etwas wollte was Glenn hatte.


    Ja, Wertheimer wird einem nicht sympathischer, je weiter man vorwärtskommt. Die Vorstellung, dass er seine Schwester eingesperrt, an sich gekettet hat. Furchtbar. Und sich dann in der Nähe ihres Hauses aufzuknüpfen, um ihr Schuldgefühle zu machen... Ständig badend im Selbstmitleid. Ein Untergeher eben. Handelt der Roman dann also hauptsächlich von Wertheimer?...

  • Flöt, stimme dir zu.


    Ich glaube was T. B. sagen will ist nicht, daß das Landleben an sich nicht lebenswert ist, sondern daß es die Depression des sowieso schon Depressiven verstärkt hat.
    Auf dem Land herrscht nicht so viel Bewegung wie in der Stadt, man wird weniger daran gehindert sich zurück zu ziehen und zu grübeln.
    Außerdem ist man auch von größtenteils sehr einfältigen Menschen umgeben (nicht böse sein, aber ich denke hier greift er bewußt auf Klisches zurück)...der Ottonormalbauer, duskutiert nun mal vermutlich nicht über Philosphie oder ähnliches.

  • Flöt:


    hm....ich glaube nicht, daß hier das eigene Versagen abgewälzt werden soll. Schließlich sind auch die beiden anderen Meister ihres Fachs (verstehe ich zumindest so) allerdings streben alle Drei nach Perfektion und nur einer erlangt sie, woraufhin die beiden anderen im Angesicht dieser Perfektion die Segel streichen, aber versagt haben sie wohl nicht.....

  • Flöt:
    Ich bin ja nun schon ein bißchen weiter als ihr und es dreht sich immer noch um Wertheimer, ich denke aber das keiner der Drei hier besonders hervor sticht, (Es wird zwar viel über WErtheimers Suizid geschrieben, Gould massig gelobt und schön geredet und der Ich-Erzähler ist ja allein durch seine Erzählerfunktion sehr wichtig) vielleicht ist das gerade die Aussage des Buches, egal was man im Leben leistet und erreicht, im Grunde sind wir doch alle gleich. .....