Ich bin jetzt auch dabei.
Was soll ich sagen. Michael ist ein richtiger Unsympath. Schon alleine dieser alberne Anmachspruch ("Fahren wir zu mir. Ich glaube, es ist Zeit, daß ich mit dir schlafe.")... Ich denke, ich hätte ihn ausgelacht - oder ihm eine geklebt.
Franny tut mir Leid, das arme naive Mädel. Ihr Vaterkomplex wird ein wenig zu oft angedeutet (andauernd wird geschrieben, wie sehr sie Michael an ihren Vater erinnert usw...)
Und natürlich springt sie voll auf Michael an. Sie bemerkt nicht mal seine äußerst plumpe Art, sie abhängig zu machen. Erst versucht er, sie sozial (noch mehr als eh schon) zu isolieren, geht nicht mit ihr aus, schüchtert sie ein, lässt eine Bindung entstehen, indem er sie über private Dinge erzählen lässt, die Emotionen bei ihr hervorrufen - gibt aber selbst nichts von sich preis... Da würden bei mir alle Alarmglocken läuten, nur Fanny merkt nichts oder will es nicht merken.
ZitatOriginal von bleeding
Sie hat eben keine Erfahrungen, kann sich allerdings auch mit niemanden darüber austauschen und weiß gar nicht, was "normal" ist
Und genau das ist der springende Punkt. Sie will ihre Schwester fragen, was normal ist. Sie legt Wert darauf und hat keine eigene Meinung, kein Selbstbewusstsein. Gerade in sexueller Hinsicht, was ist schon normal? Das, was angeblich "Alle" machen? Auf so etwas sollte man doch überhaupt nicht achten. Wenn es allen Freude bereitet, macht man es eben, und vor allem, wie hier: wenn einem etwas unangenehm ist und es einen abstößt, dann sagt man eben, dass man das nicht will. Ich würde mir doch nie etwas gefallen lassen, was mich abstößt, nur weil es "normal" ist.
Die Einzige, der sie sich anvertrauen kann (und selbst da nicht komplett) ist Mrs. Deever. Ich habe das ungute Gefühl, dass die Dame nicht mehr lange mitmacht und Franny sich dann komplett isoliert und auf Michael stürzt.
Es ist ja nicht so, dass ich Fehler suche, aber eines hat mich extrem gestört: Michael wird als jemand beschrieben, der sofort die Initiative ergreift, gleich als sie sich das erste Mal sehen, greift er ihre Hand, und das sagt ja einiges über ihn aus, bedenkt man den weiteren Verlauf der Geschichte. Etwas später wird dann auf einmal von der angeblich ersten Berührung geschrieben, als er über ihre Wange streicht - ja, was denn nun?
ZitatOriginal von Suzann
Bösartigkeit eine Frage der Biologie? Das ist heftiger Tobak. Wie denkt ihr darüber? Ich bin nicht dieser Meinung. Wo bleibt dabei unsere Erhabenheit über das instinkt- und triebgesteuerten Tier, wenn die Gene für unser Verhalten so ausschlaggebend sind? Wenn unser "freier Wille" anscheinend gar nicht so frei ist?
Oh weh, schon wieder diese Willensfreiheit-Debatte. Wahrscheinlich ist es so, dass das Erbgut das Verhalten in gewisser Weise bestimmt. Ich will es nicht abstreiten. Aber den größten Einfluss hat sicher die Erziehung. Da könnte man sich jetzt ein wenig mit der Zwillingsforschung beschäftigen, warum gibt es Zwillingspaare, bei denen nur Einer kriminell wird usw. Meiner Meinung nach macht man es sich zu einfach, wenn man dem Menschen den freien Willen abspricht.