Ein Kuss ist ein ferner Stern
Autor: Alexander Rösler
Verlag: Arena
Hardcover mit Lesebändchen
ab 14-16 Jahren
216 Seiten
12,99€
Über den Autor
Alexander Rösler wuchs in den Siebzigern in der hessischen Provinz auf. Heute lebt er mit Frau und Kindern in Hamburg und arbeitet als Geriater und Neurologe im Krankenhaus. Seit 1999 schreibt er nebenbei erfolgreich Bücher für Jugendliche.
Kurzbeschreibung
Manche Gedanken lassen sich gut schneiden, wie Papier. Andere sind hart wie Alabaster. Der Gedanke an das Mädchen vom Strand ist ein unendlicher Alabastergedanke - für August, der nicht lügen kann, nichts in Gesichtern liest und für den Berührung eine Kröte auf der Haut ist. Ein Zufall wirft sein geregeltes Leben aus der Bahn. Und konfrontiert August mit einem Gefühl, das völlig neu für ihn ist.
Witzig, wunderschön und mit großer Wärme erzählt: die Geschichte einer außergewöhnlichen Begegnung.
Meine Meinung
Ich muss gestehen, dass es sich bei diesem Buch mal wieder um einen Coverkauf handelt. Der Schattenriss der Szene auf dem Baum (die sich so übrigens auch im Buch findet) hat mich sofort verzaubert.
Etwas erschreckt war ich, als ich las, dass es sich bei dem Autor um einen Neurologen handelt. Oje, dachte ich. Der hat den Authismus der Hauptfigur vermutlich so richtig medizinisch verpackt. - Nö. hat er nicht. Keineswegs. Eigentlich wird Augusts Behinderung nicht ein einziges mal beim Namen genannt. Warum auch? August ist August.
Und so erzählt Rösler sehr warmherzig aus dem Leben seiner Figuren. Es erzählen Freya, August (der das Schreiben von Gedanken erst mühsam erlernen muss und durch seine faszinierende Sicht der Dinge zu verzaubern weiß) sowie dessen bester Freund Rudi (der das Ganze humorvoll, ehrlich und warmherzig rotzfrech auflockert).
Die größte Stärke des Romans sind eindeutig die Sprachbilder. Vergleiche wie die Papier- und Alabastergedanken finden sich an vielen Stellen im Buch, teils rührend, teils erstaunend, teils zum Schreien komisch.
Die Figuren hat der Autor sehr liebevoll gezeichnet, manchmal etwas klischeehaft, aber nie im unangenehmen Bereich.
Die Geschichte an sich habe ich kaum als solche gesehen. Der Roman folgt nicht wirklich dem klassischen Aufbau mit Höhepunkt und Ende, tatsächlich hätte man den Roman vermutlich auch 30 Seiten früher oder später beginnen oder enden können. Bis auf einen Sache, die zuvor etwas kurz kam, sind wir nach dem Buch nicht schlauer als vorher, was Augusts und Freyas Leben betrifft. Einige Punkte versprachen viel Spannung, verliefen aber im Sand, z.B. der Konflikt mit Freyas schnöseligem Vater. Das fand ich etwas bedauerlich, ich hatte das Gefühl, der Autor würde seinen Figuren keinen großen Konflikt zumuten wollen.
Dennoch würde ich jederzeit mehr von August, Freya und Rudi lesen wollen. Denn auch wenn das Buch "nur" einen Lebensabschnitt, ein paar Tage aus dem Leben der Figuren, begleitet, ist es trotzdem sehr lesenswert, auf unkitschige Weise sehr romantisch, berührend, positiv und einfach schön.
8 Punkte von mir.