* Land der Geister
* Laura Restrepo
* Roman Sammlung Luchterhand
* TB mit 383 Seiten
* ISBN 9783630621739
Über die Autorin:
Laura Restrepo, 1950 in Kolumbien geboren, begann ihre berufliche Laufbahn als Literaturdozentin an der Universität von Bogotá. Sie arbeitete für verschiedene Menschenrechtsorganisationen und musste aufgrund ihres politischen Engagements für mehrere Jahre das Land verlassen. Später arbeitete sie als Journalistin und schrieb Sachbücher und Romane, für die sie zahlreiche Preise erhielt. Mit Land der Geister gewann sie den renommierten Alfaguara-Preis. Laura Restrepo lebt in Mexiko City.
Meine Rezension:
Zu Beginn möchte ich noch kurz erwähnen, dass ich das Cover mit den verschiedenen Lilien großartig finde. Der Umschlag ist leicht gerillt und fässt sich damit auch noch gut an. Das Cover also und der Schauplatz Kolumbien (passt hervorragend in meine Lese-Weltreise!) haben mich das Buch kaufen lassen. Bereut habe ich es nicht!
Erzählt wird die Geschichte einer reichen kolumbianischen Landbesitzer-Familie über drei Generationen hinweg. Aguilar, Ehemann der jüngsten Tochter der Familie, kommt eines Tages nach Hause und findet nur eine Nachtricht auf dem Anrufbeantworter, dass er seine Frau in einem Hotel abholen solle. Dort findet er sie total verwirrt, sie erkennt ihn nicht wirklich und wird regelrecht agressiv. In den nächsten Wochen versucht er mit Hilfe ihrer Tante Sofi die Ursache ihres Zustandes herauszufinden und deckt dabei einige bisher totgeschwiegene Familiengeheimnisse auf. Andere Personen der Familie, zB Agustinas deutscher Großvater, kommen dabei ebenso zu Wort, wie Agustinas verflossener Liebhaber Midas. Erst nach und nach werden die Verbindung zwischen all den Personen aufgedeckt und wirklich erst ganz zum Schluss erkennt man alle Zusammenhänge, die Gewalt und die Verwicklung der Familie in die Drogengeschäfte Pablo Escobars.
Der Erzählstil ist dabei mehr als außergewöhnlich: unterschiedliche Personen der Familie erzählen aus ihrer Sicht die Ereignisse. Dabei wechselt die Erzählperspektive ständig zwischen Ich-Erzähler und auktorialem Erzähler, teilweise sogar mehrfach in einem Satz. Dies und die wirklich langen Sätze ließen mich das Buch sehr langsam und aufmerksam lesen, was aber auch dazu führte, dass ich regelrecht drin versank.
Fazit: ein ungewöhnliches Buch, das aber enorme Sogwirkung entwickelt, wenn man den Stil erst einmal verstanden hat
Ein besonders schönes Satzbeispiel habe ich für Interessierte rausgesucht:
"Agustinas Mutter beugt den Kopf über das Waschbecken und wäscht sich die schwarze Haarpracht, ihre einzige Tochter, nämlich ich, Agustina, helfe ihr beim Ausspülen, indem ich ihr mit einer Kasserolle Wasser über den den Hinterkopf gieße und beobachte, wie es die Schaumreste über ihren Nacken und dann zum Abfluss transportiert, meine Mutter ist groß und schlank und trägt nur Unterwäsche, eine Nylonkombination, weinrot mit Sptizen, daran kann ich mich genau erinnern, sagt Agustina, denn es war eine der wenigen Gelegenheiten in meinem Leben, bei denen sich meine Mutter mit mir unterhalten hat." (Seite 123)