"Der Mann danach" von Jo Kramer

  • "Mir mal eine Aura-Leserin erzählt, dass ich in meinem früheren Leben eine Frau gewesen bin" erzählt der Hamburger im persönlichem Gespräch. Man ist es nach der Lektüre soweit, dass man Kramer glaubt. Denn "Der Mann danach" ist ganz eindeutig ein Buch, wo sich beide Geschlechter wiedererkennen werden. Mal ist es aus Sicht des Mannes geschrieben, mit all den (machohaften und damit typischen) männlichen Eigenschaften als Beobachter der Frauen, mal mit den typischen traumhaften Frauenansichten, wenn es um das Thema Liebe geht.

    In gewisser Maßen ist der Hauptdarsteller ein Tatortreiniger, allerdings keiner, der nach Straftaten den kriminellen Tatort säubert. Jonas ist ein Handwerker und kommt dann zum Einsatz, wenn eine Frau ihren Mann offiziell aus der Beziehung entlassen hat. Er renoviert die Wohnungen und ab und an auch schon einmal die Herzen der Frauen, die nun alleine sind. Bei all der Arbeit bleibt nur eine Reparatur auf der Strecke. Die seines eigenen Herzens. Doch für diese wichtige Reparatur ist Jonas noch nicht soweit, stattdessen zieht er sich in seiner Freizeit auf einen Dachboden zurück und malt. Exzessiv. Mal mit, mal ohne Whiskey, und immer mit einem Blick auf den Mond. Oder besser gesagt der"Mondin". Denn natürlich ist der Mond in der Welt von Jonas eine Frau. Wer außer einer Frau macht schon so komische Sachen wie ab - und zunehmen und wer bringt uns um den Schlaf? Die "männliche" Sonne etwa? Nein, das da oben ist eindeutig ein weiblicher Klops.

    Doch sein Alleinsein und somit auch seine Gedanken werden immer wieder durch einen seiner Freude und durch Mitglieder seiner Familie gestört. Diese würden wollen ihn allzu gerne mit der bereits ausgesuchten " Mrs Right" verbandeln. Doch bis eben diese Herz bei "richtigen" Frau landet, passiert eine ganze Menge im Leben des Handwerkers. So hilft er unter anderem einem pubertierenden Mädchen, auf einer Party richtig als junge Frau wahrgenommen zu werden. Schwer zum Leidwesen des Vaters des Mädchens, der etwas dagegen hat, wenn sich seine Tochter zu sexy anzieht. Das richtige Verhalten junge Frau/ Mann wird schließlich an einer Tankstelle geprobt. So stehen sie also da, Jonas in eine Art "möchte gern" James Dean Outfit und ihn um den Hals fallend, Laura, die fast 14- jährige, im sexy Klamotten. Blöd nur, das ausgerechnet in diesem Augenblick eine weitere Frau in Jonas Leben auftaucht und ihn für jemanden hält, der auf junge Mädchen steht. Dies ist nur eine verzwickte Situation aus der sich Jonas irgendwie retten muss um am Ende sein Glück vollends genießen zu dürfen. Vor allem bedarf es aber reichlich Intrigen seiner Freunde und das ist, was das Buch so lesenswert macht.

    Leider wirkt der letzte Abschnitt etwas zu komprimiert, wodurch die sehr flüssig geschriebene Geschichte allerdings keinen Schiffbruch erleidet. Dafür sind die Charakteren einfach zu toll beschrieben. Das nun ein Buch herausgekommen ist, der nur sehr schwer in Männer oder Frauen Roman einzuordnen ist, stört den Autor nicht."Ich wollte nämlich nicht nur ein Frauenbuch schreiben.Wenn beide, Männer und Frauen, sich in darin wiederfinden, ist mir doch etwas sehr schönes gelungen" . Dem, werter Herr Kramer, ist nichts hinzuzufügen.

  • Wenn das Cover nicht gar so pink wäre, könnte man(n) tatsächlich zu dem Schluß kommen, dass dies ein Buch für beide Geschlechter geschrieben ist. Ins Grübeln muß man aber kommen, wenn man erkennt, das bisher das Buch eulenseitig offensichtlich noch gar nicht von der Zielgruppe der Chicklit erfasst worden ist. Dabei kam es auf meine Wunschliste, da es die Shortlist des DeLiA Preises erreicht hat.


    Ich mag bei solcher humorvoller Literatur nicht so gerne viel vom Inhalt verraten nur soviel: Jonas ist kein Handwerker, sondern studierter Maler, der wegen einer Lebenstragödie zum Handwerker wird und Laura ist nicht fast 14 Jahre alt, sondern fast 15- noch zehen Monate- ja eben.


    Ich mag den Schreibstil und das Stilmittel der Selbstreflexion sehr- Johnny der Handwerker, der eigentlich Jonas der Künstler sein will und es nicht kann. Nachdem ihm eine Frau das Herz herausgerissen hat fehlt ihm auch die Möglichkeit mit dem Herzen zu sehen und damit die Grundlage für seine Malerei. Jetzt ist er der Mann danach, der nach dem Auszug des Ex die Wohnung und auch mal die Verlassene repariert und saniert, immer den Mann danach, ein Übergang, keine Lösung, er vertreibt die alten Geister als Voodomester, er wird kein Teil des Neuen. Das ist keine sehr befriedigende Situation, auch wenn sie dem gutaussehenden Typ diverse Frauen an den Hals werfen und auch die Dienste eine Etage tiefer in Anspruch nehmen. Er fühlt sich alleine ganz wohl, solange bis er bei einem Auftrag auf ein Kind stößt, ein kleines Mädchen das in ihm eine Saite wieder zum schwingen bringt und als er erst die Mutter kennenlernt, fängt er an an ein neues Leben zu glauben.


    Nun weiß man bei dieser Art Bücher- ja, am Ende kriegen sie sich, aber wie es dazu kommt, welche Höhen und Tiefen die Protagonisten durchleben müssen- ich kann nur jedem raten sich an diesem Büchlein zu erfreuen und die Protagonisten bei ihrem Reifungsprozeßen zu begleiten, es macht wirklich Lesespass.