Der Ich-Erzähler Kuhn (dessen Vornamen der Leser nicht erfährt) ist ein mittelmäßiger Geiger und Opernkomponist. Durch einen Unfall in der Jugend ist er zudem leicht gehbehindert und findet durch sein zurückhaltendes und schüchternes Wesen auch nur wenig Anklang beim weiblichen Geschlecht. Seine tiefe Zuneigung zur schönen Gertrud Imthor bleibt ebenfalls unerwidert, da sie, wie so viele Frauen vor ihr, dem Charme von Kuhns Freund, dem Opernsänger Heinrich Muoth, erliegt.
Dass dies alles kein gutes Ende nimmt, ist vorhersehbar, doch ist auch weniger das in der Literatur wohl schon unzählige Male abgehandelte Thema das Besondere an diesem kurzen Roman, sondern die Art und Weise wie Hesse die Geschichte erzählt.
Bei mir hat er als Meister der detailgetreuen Darstellung verschiedener Szenen gepunktet, die man nicht nur bildhaft vor sich sieht, sondern denen man auch ein spezielles Gefühl zuzuordnen vermag, als hätte man sie selbst erlebt; so etwa das Gefühl von Freude und Wärme bei der Heimkehr nach langer Abwesenheit oder die sich einstellende Entspannung beim unbeschwerten Festmahl unter Freunden, aber auch die Mutlosigkeit über ausbleibende Erfolge oder die gedrückte Stimmung in einem Sterbezimmer.
Dieser Facettenreichtum ist es, der für mich das Genie Hesses ausmacht, und das der Leser auch in diesem kleinen, aber feinsinnigen Werk intensiv genießen darf.